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Zedler: Schreiben HIS-Data
5028-35-1142-7
Titel: Schreiben
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 35 Sp. 1142
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 35 S. 585
Vorheriger Artikel: Schreibemeister
Folgender Artikel: Schreiben oder ein Brief
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel

  Text  Quellenangaben
  Schreiben, Lat. Scribere, heist eigentlich nichts anders, als mit Feder und Dinte gewisse Züge auf das Papier machen, oder durch verständliche Worte und Ausdrückungen seine Gedancken darauf entwerffen.  
  Oder: Schreiben heisset dasjenige in diß und das Zeug ritzen und graben, oder mit allerhand Farben oder Säfften verständlich mahlen, was man Buchstaben zu nennen pfleget, und durch welcherley Zeichen Menschen sich unter einander, verglichener oder hergebrachter massen, ihre Gedancken auch in Abwesenheit zu verstehen geben können, auch zu geben pflegen.  
  Was aber sonst in denen Rechten und bey denen Lateinischen Schrifftstellern durch das Wort scribere angedeutet worden, davon soll weiter unten am gehörigen Orte ein mehrers beygebracht werden.  
  Siehe übrigens den Artickel: Schreibekunst.  
  Sonst finden wir noch eine verblümte Redensart von GOtt, dem HErrn, da er saget: Ich will mein Gesetz in ihren Sinn schreiben, Jer. XXI, 35.
  Das Gesetz ist vornehmlich die zehen Gebote, so auch von Natur den Menschen ins Hertz geschrieben gewesen, Röm. II, 15, aber doch durch den kläglichen Sünden-Fall wieder verdunckelt worden: alsdenn es der allwissende GOtt selbst auf zwey steinerne Tafeln geschrieben; hier aber wolle er es in den Sinn der Israeliten schreiben, das ist, ihnen das Hertz und den Verstand eröffnen, daß sie die Schrifft verstehen sollten, Luc. XXIV, 25.
  Noch eine Redensart stehet Jer. XVII, 1, da von der Sünde Juda stehet, sie sey mit eisern Griffeln geschrieben, das ist, gleichwie solche Sachen, die mit eisern Griffeln oder Instrumenten in Kupffer gestochen, (immassen man vor Zeiten die Gesetze auf solche Tafeln zu stechen pflegte) oder mit einem spitzigen Demant in andere Edelsteine geschnitten werden, nicht können abgewischet oder ausgelöschet werden: also kan man die Abgötterey diesem halsstarrigen Volcke nicht aus dem Hertzen bringen, weil sie in ihrem Hertzen gleichsam gestochen oder gegraben ist, und in ihrem Marck und Beinen kleben.  
  Endlich stehet auch Offenb. Joh. III, 13: Schreiben will  
  {Sp. 1143|S. 586}  
  ich auf ihn den Nahmen meines GOttes. Es hatten nehmlich die alten Römer in Gebrauch, daß sie auf die Ehren-Säulen der Siegs-Fürsten eingraben liessen, theils die Nahmen desjenigen, den sie zu Ehren aufgerichtet worden, wie auch dessen Eltern, sein Amt und ritterliche Thaten, theils den Nahmen dessen, der solchen Triumphs-Pfeiler aufrichten ließ etc. Nach dergleichen Art redet auch allhier JEsus, und will er durch dieses Schreiben andeuten theils die völlige Mittheilung des höchsten Nahmens und der himmlischen Herrlichkeit, theils die öffentliche Erklärung und Erkenntniß derselben. Wie ein jeder das, was an einen Pfeiler geschrieben ist, öffentlich sehen und lesen kan: also soll ein Auserwehlter nicht allein den höchsten Nahmen und Ehre von Christo empfangen, sondern es soll auch solche Herrlichkeit an ihm so klar und offenbar seyn, daß dieselbe jedermann wird sehen und sagen müssen: Dieser sey ein Pfeiler in den Tempel GOttes, und ein Bürger des neuen Jerusalems; Christus selbst will eines solchen Menschen Nahmen bekennen für seinem etc. Offenb. III, 5;
  auch die Gottlosen und Feinde werden den Gerechten und seine Seeligkeit sehen, dafür erschrecken und bekennen müssen: Er sey gezehlet unter die Kinder GOttes etc. Diese Einschreibung fängt sich allhier an in der streitenden Kirche, in der Tauffe, u. durch das Evangelium, im Glauben, dadurch die Christen den hohen Nahmen erlangen, daß sie sind und heissen Kinder und Erben GOttes, Brüder und Mit-Erben Christi, Bürger mit den Heiligen, Eph. II, 9, 11,
  wie denn die 144000 auf dem Berge Zion hatten den Nahmen des himmlischen Vaters geschrieben an ihren Stirnen, Offenb. XIV, 1;
  vollkömmlich wird es geschehen im ewigen Leben, da die Auserwehlten die gantze völlige Seeligkeit besitzen, und ihre grosse Ehre wird offenbahret werden.  
  Der Nahme heißt hier nicht die blosse Benennung, sondern, nach Art der Schrifft, die Sache selbst, die Ehre und Würde der Auserwehlten.  
     

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Stand: 24. April 2012 © Hans-Walter Pries