Titel: |
Einbildung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
8 Sp. 533 |
Jahr: |
1734 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
8 S. 282 |
Vorheriger Artikel: |
Einbeck |
Folgender Artikel: |
Einbildungs-Krafft |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
Quellenangaben |
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Einbildung, wird im
Griechischen
phantasia,
eine Erscheinung, ein Gesicht
genennet, und in der
Philosophie heissen die Einbildungen die
Würckung
der Imagination oder der
Einbildungs-Krafft. |
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Durch Hülffe der Imagination können wir uns
dreyerley
Arten von Einbildungen machen. Erstlich
sinnliche, wenn wir die durch die
Sinne empfangene
Gedancken uns durch das
Gedächtniß so lebhafft
wieder
vorstellen, daß sie uns als
gegenwärtig vor
denen Augen schweben, und uns zu belustigen und
zu beunruhigen scheinen. Die Abbildung, die wir
uns solchergestalt von denen
Sachen des Gesichts
im
Gemüthe machen, sind eben eine Art dieser
Phantasien, welche man sonst im engen
Verstande
Ideas imaginatiuas zu nennen pfleget. |
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Zum andern giebet es ingenieuse Phantasien,
wenn das
Ingenium seine
eigene
Vermuthungen in
dem Gemüthe dermassen als gegenwärtig
vorstellet, daß es sich darüber vergnüget oder
betrübet. Leute von vielen Ingenio und lebhaffter
Imagination empfinden dieses bey dem Romanen
lesen. |
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Drittens sind es iudiciöse Phantasien, wenn die
als
wahrhafftig
erkannten Gedancken des
Iudicii das
Gemüth auf gleicher Art einnehmen.
Z.E. Wenn
man den
glück- und
unglücklichen Erfolg einer
Sache, von welchen das Iudicium
urtheilet, sich
schon als gegenwärtig vorstellet. |
Müllers Anmerck. über
Gracians Orac. ... |
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Sonst pfleget man das
Wort Einbildung in dem
Verstande, daß es ein Vorurtheil sey, zu brauchen.
Man
sagt nehmlich dadurch so viel, es stelle sich
einer nur die Sache so in denen Gedancken vor,
welche sich doch in der
That, und ausser seinen
Gedancken,
gantz anders befände. |
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