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Text |
Quellenangaben |
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Gebär-Mutter, Mutter, |
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Lateinisch
Vterus, Matrix, Loci, |
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Griechisch |
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Hesiod et Homer. |
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Hippocr. |
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- mēthra, aggeion, [ein Wort Griechisch]
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Galen. |
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wird vom Platone animal furiosum,
ein
wüthend Thier
genennet,
und vom Paracelso |
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{Sp. 457|S. 242} |
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vor einen besondern und gleichsam dritten
Menschen
gehalten. |
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Es ist aber die Gebär-Mutter ein
vornehmes und hohles
Theil,
welches sich allein bey dem
Weibs-Volcke findet, im untern Schmeer-Bauche, und
besonders in dem Becken, zwischen dem Mast-Darme und der Harn-Blase lieget, den
Samen sowohl männlichen
als
weibl. Geschlechtes in sich nimmet, und die
Frucht zu bilden und nach 9.
Monathen durch die Mutter-Scheide zum Ausgange zu befördern
dienet. |
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Hierbey hat man zumercken, erstlich die Verbindung der Gebär-Mutter mit
andern Theilen. |
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Der hintere Theil ist frey; der vordere aber hänget oben mit der Blase,
unten mit dem Mast-Darme zusammen; und die Seiten-Theile durch
Bänder,
welche zweyfach sind, als breite und runde, jene, so membranös oder
häutig, werden auch Fleder-Maus-Flügel genennet, und sind mit dem Darm-Felle ein
Stück, verbinden beydes die Mutter-Scheide mit denen Seiten des Beckens. Einige
Anatomici haben wahrgenommen, daß selbige aus einem doppelten Häutgen
bestehen, zwischen welchen eine höhligte, fast als wie im Affter, lieget, so
durch das einblasen leichtlich entdecket werden kann. |
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Die runden Bänder gehen von dem hintern Theile
der Gebär-Mutter durch die Ringe derer Bauch-Mäußlein, und verlauffen sich in
das Fett an denen weichen; Sie bestehen aus einem doppelten Häutgen, darinne die
Blut-Gefässe unter einander lauffen, die Fäßgen aber gar starck sind, welche man
bey schwangern oder Kind-Betterinnen meistens sehen kann. |
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Zweytens die Grösse: Bey ungeschwängerten ist die Länge drey Zoll; die
Breite in dem hintern Theile, zwey; im vördern ein Zoll; die Dicke aber
anderthalb Zoll. Bey
Jungfern ist sie noch kleiner, bey schwangern aber, nach
Unterscheide
der
Zeit,
unterschiedlich. |
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Drittens die
Eintheilung:
Der hintere und obere Theil wird der
Grund,
der vordere und untere der Hals
genennet. |
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Viertens die innere Mündung der Gebär-Mutter, so fast an
Gestallt,
wie die Eichel des männlichen
Gliedes ist, wo es in die Scheide gehet, bey Jungfern ist es sehr klein, daß man
kaum einen Sucher oder Griffel hinein bringen kann: Bey denenselben, welche
geboren haben, und in Schwangern, ist es etwas grösser, aber bey diesen ist es
mit einer schleimigten Feuchtigkeit zugeschlossen; doch lässet es in der
Geburt,
welches ein Wunder-Werck der
Natur
ist, die Frucht durch. |
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Fünftens das fleischigte Wesen, so aus einer
unterschiedenen
Verwickelung fleischigter Zäserlein, nebst darzwischen liegenden häuffigen
Gefässen zusammen gesetzt: In ungeschwängerten ist sie zusammen geschlossen und
feste; bey schwangern schwammigt und gleichsam hohl, deswegen es wunderlich
ausgedehnet werden kann, ohne daß es dünner werden
sollte. |
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Etliche
Scribenten,
und
vornemlich Maurice au Traité des Maladies des
Femmes grosses, und Dionis in seiner
Chirurgie, auch in seinem
Buche
de Arte obstetricandi c. de sectione caelarea, haben
gemeynet,
daß das Wesen der Gebär-Mutter bey denen schwangern dünner würde, als es bey
nicht schwangern wäre; indem sie
glauben, daß es
unmöglich
sey, daß die Gebär-Mutter, wie solche in denen letzter Monathen der
Schwangerschafft ist, in eine solche Wei- |
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{Sp. 458} |
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te und Grösse, ohne Abgang ihres Wesens oder Dicke, ausgedehnet werden
könne: allein nicht nur Deventer hat in
einem besondern
Capitel seiner Operat. Chirurgicar. diese
Meynung wiederleget, sondern viele
berühmte Anatomici
haben
unterschiedene
schwangere und andere
Weiber,
welche so wohl in als nach der
Geburt
gestorben
waren, eröffnet, niemahls aber die Gebär-Mutter dünner, öffters aber wohl dicker
angetroffen. Welches vornemlich Laurentius
Heister
erfahren,
als er zu Helmstädt fast innerhalb einem
Jahre
drey tode schwangere
Frauen
geöffnet, deren zwey in der Geburt, die dritte aber an einer Haupt-Wunde
gestorben war, |
davon die Acta Nat. Cur.
... ausführlich nachzulesen. |
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Unterdessen
hat ihm ein
gelehrter
Mann entgegen
gesetzet, ob nicht erst um die
Zeit
der
Geburt so
viel Blut zur Gebär-Mutter flüsse, wodurch sie also ausgedehnet würde, welches
doch ausser dieser Zeit vielleicht nicht so häuffig da wäre, und also auch die
Gebär-Mutter ausser dieser Zeit nicht so dicke befunden würde: Denn die
Anmerckungen von denen Weibern, welche in oder doch bald nach der Niederkunfft
gestorben, könnten einen deswegen betrügen. |
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Aber allen diesen
Zweiffel
hebet das
Exempel
des Weibes, welche ausser der Zeit der Geburt durch eine hefftige Haupt-Wunde, nemlich mit einer bleyernen Kugel
mitten durch das Gehirne geschossen, und da sie sonsten gesund, im 8ten Monath
ihrer Schwangerschafft plötzlich war entleibet worden. Bey dieser war zur selben
Zeit kein ausserordentlicher Zufluß des Geblütes zur Gebär-Mutter, keine
Bemühung zur Geburt, und dennoch war das Wesen der Gebär-Mutter nicht dünner,
sondern eben so dicke, wie man sie bey andern schwangern und Kindbetterinnen
antrifft. |
Es stimmen auch mit obbelobtem Heister über die von dem
Deventer l.c. und ihm selbst in denen
Actis Acad. Nat. Cur. angezogene
Auctores, folgende
gelehrte
Männer überein, als
- Morgagnus Aduersar. Anat. ...
- Littrius Histor. Acad. reg. scient. ...
- Voglius in Anthropogenia ...
- Santorinus Obseru. Anatom. ...
- Vater. de vtero grauido
- und andere.
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Endlich bemercken wir auch allhier, daß Ruyschius
an dem obern
Theile
der Gebär-Mutter (infundo vteri) bey Kind-Betterinnen fleischigte, wie
Schrauben in die Runde gewundene Zasern entdecket, (fibras carneas spirales
seu orbiculares) und abgezeichnet habe, welche er einen neuen runden Muscel
der Gebär-Mutter nennet,
(nouum vteri musculum orbicularem) |
Aduers. Anat. ... |
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und auch in einem besondern
Büchlein
von diesem Muscel, in Holländischer Sprache, ingleichen in der Epistel
Vaters an Ruyschium von diesem Muscel, welchem er die
Krafft
zueignet, daß, nachdem das
Kind
zur
Welt
geboren worden, er den Mutter-Kuchen von der Gebär-Mutter absondere und
austreibe; Warnet auch zugleich, daß man niemahls den Mutter-Kuchen
solle
mit
Gewalt
loßmachen; sondern, wenn er auf gantz
gelindes zühen nicht folgen
wollte
möge man ihn
darinne lassen, biß er von diesem Muscel, (welchem doch
Zweifels ohne die übrige musculöse Beschaffentheit der Gebär-Mutter
auch beystehet) fortgetrieben würde. |
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Auswendig wird die Gebär-Mutter mit einer starcken Haut von dem Darm-Fell
bedecket; inwendig in der Höhle aber, |
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{Sp. 459|S. 243} |
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welche bey
Jungfern klein ist, findet sich ein schwammigtes Nerven-Häutgen, welches
aber bey schwangern nicht mehr zum
Vorschein kommt. |
Morgagni Aduers. ...
ingleichen Aduers. ... |
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Sechstens hat man bey der Gebär-Mutter die Blut-Gefässe zumercken, welche
sehr gekrümmet, unzählig viele Vereinigungen derer Mund-Löchlein unter einander
machen, und bey schwangern überaus wie Höhlen erweitert sind, welche kleine
Öffnungen in die Mutter und Scheide haben, wovon die monathliche Zeit kömmt. |
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Sie werden in Puls- und Blut-Adern
getheilet:
zu jenen gehören |
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- erstlich die Samen-Puls-Adern, so von der grossen Puls-Ader entspringen,
und viele Verwickelungen und Anastomoses machen;
- Anderns diejenigen, welche von denen Unter-Bauchs-Puls-Adern kommen, und
die grössesten und meisten sind;
- Drittens entspriessen einige von denen göldenen Adern, so alle unter
einander wunderbarer Weise Gemeinschafft haben, also, daß, wenn man in eine
oder die andere von denenselben Wachs oder Qveck-Silber
thut,
die andern alle, auch auf der andern Seite erfüllet werden.
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Die Blut-Adern, welche auch dreyfach und gleiches
Namens
mit denen Puls-Adern sind, haben keine Fall-Thürlein, und werden grösser als die
Puls-Adern besonders bey schwangern angetroffen, |
wovon besonders Morgagnus
Aduers. ... und Vater de Vtero nachzulesen. |
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Man kann durch selbige öffters den Wind in die Höhle der Gebär-Mutter und
Mutter-Scheide blasen, und auch im Gegentheil durch die Mutter-Scheide in die
Blut-Adern. |
- Fanton Anatom. Corp. human. ...
- Vater l.c.
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Sie machen dergleichen Anastomoses, als die
Puls-Adern, welche doch in diesen besser zusehen sind. |
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Siebendens die Nerven, die von denen zwischen denen
Rippen liegenden und heiligen Beins-Nerven entspringen. |
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Achtens die Wasser-Gefässe, welche vor diesem nur in
Thieren wahrgenommen worden sind, jetzt aber auch vom Morgagnio bey einer
schwangern Frau |
Aduers. ... |
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Denn welche der
menschlichen
Gebär-Mutter zugeschrieben werden, scheinen nur erdacht zu seyn. |
Aduers. ... |
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Neuntens die Thürgen oder Löchergen zwischen denen Furchen im Halse der
Gebär-Mutter, welche als Gänge aussehen, und eine schleimigte Feuchtigkeit
absondern, wie solche an angeführten
Orte
abgezeichnet zu befinden. |
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Zehendens die Bläßgen oder runde Cörpergen, so bißweilen in dem Halse der
Gebär-Mutter und um derselben Mund-Loch wahrgenommen werden, und eine
schleimigte Feuchtigkeit in sich haben, und von vielen vor Wasser-Bläßgen
gehalten werden |
(besiehe die Auctores, so von
Morgagne Aduers. ... angeführet
worden, und Ruysch. Adu. anat. ...) |
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von einigen vor Drüsen |
(Morgagne l.c. und
Verheyn Anat. corp. hum. 33.) |
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so eine leimigte Feuchtigkeit abscheiden, welche bey
schwangern den Mund der Gebär-Mutter schlüsset; von einigen vor dem neuen und
wahren Eyer-Stock, worinnen die
Frucht gebildet wird; |
- (Naboth
Diss. de Sterilitate.
- Frid. Hoffmann. in Medicina rationali
Tom. I. und wieder dessen
Meynung Goelike Hist. Anat.
...
- Ertmüllers Brief von neuem Eyer Stocke,
- und Hilschers Diss. de Generat. ...)
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und von etlichen werden sie Samen-Bläßlein |
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{Sp. 460} |
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derer
Weiber
genennet, |
(Lettres des noves ...
et Blegny Zodiac. ...) |
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woraus nach ihrer
Muthmassung
im Beyschlaffe
der
Kinder-zeugende
Same
soll
ausgeschüttet werden. |
Henrici
Dissert. de Vesic. seminal. mulier. |
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Dahero ist derselben
Nutzen
noch
ungewiß,
bey schwangern und Kind-Betterinnen sind sie sehr häuffig da. |
Santorin. ... |
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