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Quellenangaben |
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Unmöglich,
Lat.
Impossibile, ist, was sich
selbst wiederspricht. |
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Es wird eingetheilet in das, was unmöglich ist
in seinem esse, und in fieri. |
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Das unmögliche im esse involvirt einen
Wiederspruch an sich selbst, in Ansehung seiner
Existentz als etwas das zugleich ist, und nicht ist
z.E. ein höltzerner
GOtt, ein strohernes Eisen, ein
viereckigter Circul. |
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Das unmögliche hingegen in fieri involvirt
einen Wiederspruch in Absicht auf die ihm
zugetheilte
Grund-Ursache: und ist wiederum
entweder schlechterdings oder auf gewisse
Massen (vel simpliciter vel secundum quid)
unmöglich. |
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Schlechterdings oder simpliciter
unmöglich ist
das, was, daß es geschehe, mit den
Kräfften der
Ursache, von welcher es herrühren soll, auf alle
Art und Weise einen Wiederspruch involvirt. Also
ist z.E. unmöglich, daß GOtt lüge oder sterbe. |
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Auf gewisse massen oder secundum quid
unmöglich hingegen ist, was nur mit gewissen
Kräfften seiner Ursache einen Wiederspruch
involvirt: und zwar wiederum nur mit den
Physicalischen Kräfften derselben, welches
physice unmöglich heisset, z.E. daß eine Jungfrau
gebäre, daß ein Eisen auf dem Wasser
schwimme, daß ein
Mensch in glüenden Feuer-Ofen nicht verbrenne; Oder nur mit den
Moralischen Kräfften derselben, welches
unmögliche moraliter unmöglich heisset, z.E. daß
nach dem Sünden-Fall alle Menschen vollkommen
tugendhafft leben, daß viele
Reiche in das
Reich
GOttes kommen solten, u.s.w. |
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Der
Nutzen dieser Eintheilung des
unmöglichen zeiget sich fürnehmlich in der von
den Schul-Weisen aufgeworffenen Frage: ob GOtt
auch unmögliche Dinge d.i. solche, die einen
Wiederspruch involviren, könne? Die Frage ist
zwar an sich selbst ziemlich verwegen: denn wir
Menschen sollen uns fleißiger bekümmern um
das, was GOtt wolle, als um das, was er könne.
Doch geben uns die angeführten Eintheilungen
folgende
Gedancken hiervon an die Hand. |
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Wenn einer unter den unmöglichen das
unmögliche in esse, und von den
Arten des
unmöglichen in fieri das, was schlechterdings
unmöglich ist, verstanden wird; so ist zu
bedencken, daß solches unmögliche just so viel
sey als non-ens oder nichts. Denn wenn wir
dencken, wenn wir einen höltzernen Gott nennen,
oder wenn wir
sagen, daß GOtt lüge: so finden
wir, daß die
Ideen Holtz und GOtt ingleichen GOtt
und Lügen einander von beyden Theilen
aufheben; und was kan also, wenn alles einander
aufhebt, übrig bleiben als nichts? dannenhero
heisset die Frage, ob GOtt auch unmögliche oder
sich wiedersprechende Dinge könne, wenn das
unmögliche in gedachten
Verstande genommen
wird, just so viel, als wenn man fragte: ob die
Allmacht GOttes so groß sey daß er nicht allein
alle
Dinge sondern auch so gar
non-entia oder
Nichts herstellen könne? welches gewiß eine
thörichte Frage wäre. |
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Wenn aber das unmögliche von dem
unmöglichen in fieri secun- |
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{Sp. 1886} |
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dum quid verstanden wird, so lehret die gesunde
Vernunfft, daß was sie (unsere endliche Vernunfft)
von den ebenfalls endlichen physicalischen und
sittlichen Ursachen vor unmöglich
erkennt, und
auch würcklich nach denselben unmöglich ist,
deswegen nicht auch dem unendlichen GOtt,
unmöglich seyn könne, als welcher an die
natürlichen Kräffte, die er solchen
Ursachen
verliehen, nicht gebunden ist, sondern dieselben
vermehren, vermindern, verändern und ihnen
entziehen kan; und daß also GOtt auch allerdings
dasjenige leisten und würcklich machen könne,
was sonst gewissermassen (secundum quid), z.E.
physice unmöglich ist. Z.E. daß eine Jungfrau
gebähre; daß das Eisen auf dem Wasser
schwimme; daß Sadrach, Mesech, und Abed-Nego in Feuer-Ofen nicht verbrennen, daß ein
Mensch auch nach den Sünden-Fall seelig
werden könne: oder wie die
Schrifft redet, daß
GOtt könne überschwencklich thun über alles,
was wir bitten oder verstehen. |
Müllers Philosophie Th.
II.
… |
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Einige halten davor, daß alles dasjenige, was
entweder würcklich geworden, noch jetzo
würcklich ist, noch einmahl werden wird,
unmöglich sey. Dieses aber sind eben diejenigen,
welche geglaubt, oder doch glauben können, daß
alles schlechterdings nothwendig sey. Einige sind
deswegen auf die
Meynung verfallen, weil sie in
der Ursache der
Existentz der Dinge eine blinde u.
unvernünfftige
Nothwendigkeit statuiret, und diese
irren am meisten. Andere aber fehlen nur
deswegen, weil sie die
Wörter mißbrauchen. Sie
vermengen die
Moralische Nothwendigkeit mit der
Physischen. Denn es kan nicht alles, was möglich
ist, auch würcklich werden. Denn ein jedes
erfordert seinen besondern
Zusammenhang der
Dinge, von denen einer dem andern
widerspricht. |
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Zwey wiedereinander lauffende Dinge aber
können nicht zugleich
seyn, z.E. Daß ich jetzund
sitze, ist durch die Beschaffenheit der
Gliedmassen des
Leibes möglich und erhält seine
Würcklichkeit durch den
gegenwärtigen
Zusammenhang der Dinge, das ist, weil der
Raum
und die
Zeit auf eine solche und keine andere
Weise erfüllet sind, in so weit ich nehmlich dazu
Anlaß nehme aus dem was in der
Welt geschicht.
Daß ich aufstehe, ist durch die Beschaffenheit der
Gliedmassen des Leibes eben so wohl möglich,
als daß ich sitze: allein wenn es seine
Würcklichkeit erhalten solte, so müste ein gantz
anderer Zusammenhang der Dinge seyn, als sich
jetzund befindet, d.i. der Raum und die Zeit
müsten auf eine gantz andere Weise erfüllet seyn,
als er jetzo erfüllet ist. Denn es müste sich etwas
ereignen, daraus sich Anlaß nehmen könnte, mich
zum Aufstehen zu entschliessen. Da es nun
unmöglich ist, daß einerley Raum und Zeit auf
einmahl auf verschiedene Art erfüllet seyn kan; so
kan es auch auf dieser Welt nicht geschehen, daß
ich aufstehe, in dem ich wohl Ursache fand mich
zu diesen, aber nicht zu jenem zu
entschliessen. |
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Daher muß man also einen Unterscheid
machen unter demjenigen, was schlechterdings
unmöglich ist, und unter dem was nur nach dem
gegenwärtigen Zusammenhang der Dinge oder in
dieser Welt nicht geschehen kan. |
- Leibnitzens Theodicaea …
- Wolffs Gedancken von GOtt der
Welt etc. …
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Man wirfft die Frage auf: ob sich |
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{Sp. 1887|S. 959} |
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auch die
Freyheit
äussern oder
beweisen
könne gegen unmögliche Dinge und zwar
entweder gar schlechterdings unmögliche oder
nur respective unmögliche Dinge, es sey nun
entweder physice oder
moraliter. Wir antworten
darauf: man kan sie wollen thun, ob man sie
gleich nicht würcklich thun oder bewerckstelligen
kan. Es ist zwar sonst eine gemeine Lehre:
Impossibilium non datur libertas. Es hat auch
seine Richtigkeit wenn man es von den
Handlungen verstehet, worinnen sich die Freyheit
formaliter und
unmittelbar befinden oder beweisen
soll. Denn da müssen beyde der
entgegengesetzten Dinge möglich seyn. |
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Nachdem aber ausgemacht ist, daß die
Freyheit wesentlich im
Willen sey, und sich in
Wollen und nicht wollen beweise: so bleibet es
auch dabey, daß im Willen keine Freyheit wäre,
wenn uns das wollen und nicht wollen, dis und das
wollen nicht gleich möglich wäre. Da es auch
ferner bekannt, daß die Freyheit im Wollen und
nicht Wollen mittelbar auch auf das
Thun der
übrigen Kräffte gehe: so sagen wir mit
Recht, daß
sich in dieser Absicht die
Freyheit im Willen
dennoch äussern könne, obgleich das verlangte
Thun, oder das Thun, was wir wollen, unmöglich
ist. Und in so fern wäre die
Regel unrichtig,
sondern vielmehr war: Erga impossibilium datur
libertas. |
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Wir wollen aber dieses noch weiter
erweisen. |
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1) |
Ob gleich der
Mensch,
weil er
vernünfftig ist, solche
Dinge, die und so
ferne er sie
würcklich für unmöglich
erkennet,
auch nicht in solchen Ernst
wollen kan oder wird,
daß er würcklich seine Kräffte anstrecken solte um
sie zu bewerckstelligen: so kan er sie doch wohl
ernstlich wünschen und begehren, und sich in
Gedancken daran belustigen, und darauf
dencken, wie er sie möglich machen möge,
welches auch schon ein Wollen ist. |
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Man setze, daß zwey
liederliche Leute und Sauff-Brüder vor einem
Hausse vorbey gehen, darinnen eine lustige
Gesellschafft ist, welche Musick hat, tantzet und
springet. Da wird ihnen ihr Hertz auch warm
werden, daß sie auch gerne mit dabey seyn
wolten, wenn sie nur dürfften. Sie dencken auch
hin und her, ob sie es können möglich machen,
fragen nach, wer doch in der Compagnie zugegen
sey, und was sonst vorgehe u.s.f. Allein sie
werden durch
Moralische Hindernisse abgehalten,
daß sie es nicht thun können, was sie doch
hertzlich gerne thun wolten. |
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Z.E. dem einen fält ein, er
habe eben kein
Geld bey sich, daß er den Wirth
oder Musicanten geben könnte, und also würde er
mit Schimpf bestehen; Dem andern die
Compagnie sey vor ihm zu vornehm, daß er sich
nicht unter sie machen dürffte. Beyde erfahren,
daß jemand darinnen zugegen sey, vor dem sie
Ehrerbietung haben müssen, u. der es ihnen sehr
verargen würde, wenn sie ungebeten sich
einfänden. Summa es ist ihnen die
Sache sitlich
nicht möglich, obgleich physice. Sie müssen also
abziehen, aber es thut ihnen wehe genug und sie
dencken noch nachher immer; wenn du doch da
dürfftest dabey seyn. Und also äussert sich
allerdings dagegen eine
Freyheit, nehmlich im
Wollen, und das
kan ihnen zur Sünde gerechnet
werden, und gielt nach einhelliger
Meynung so viel
vor
GOtt, als ob sie die
That verrichtet hätten.
Überdieß |
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{Sp. 1888} |
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auch ein Wollen und zwar
im rechten Ernste äussern gegen schlechterdings
oder physice unmögliche Dinge, wenn wir nicht
wissen oder bedencken, daß sie unmöglich sind.
Z.E. wenn man einen Anfänger in der Mathesi, der
bisher schon Drey-Eck und Vier-Ecke u.s.f.
zeichnen gelernet, auch nun aufgebe, er solle ein
geradelinichtes Zwey-Eck zeichnen, da er doch
noch nicht weiß oder sich besinnet, daß es
schlechterdings unmöglich ist; so wird er sich
würcklich hinsetzen, sein Linial und Reiß-Feder
zur Hand nehmen und ansetzen, und nachsinnen,
wie er es machen wolle? mit dem ernstlichen
Wollen ein Zwey-Eck zu Papier zu bringen. Und
dieses Wollen, oder diese wissentliche Bemühung
wird er so lange fortsetzen, bis er siehet, oder
höret, oder sich besinnet, daß es schlechterdings
unmöglich sey? |
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Und was war es anders,
da Adam wolte GOtt gleich werden als daß er
etwas wolte, daß doch schlechterdings unmöglich
ist? Es ist aber ausser Zweifel, daß Adam
darinnen Freyheit bewiesen, sonst hätte er keine
so erschreckliche Sünde begangen, die ihm und
allen seinen Nachkommen zur Verdammniß
zugerechnet werden können. |
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So kan man auch nach
der Vollkommenheit in der Heiligung streben, ob
sie gleich in dieser
Welt unmöglich zuerreichen ist.
u.s.f. |
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Friedrich Wagners Versuch
von der Freyheit des Willens … |
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In der
heiligen Schrifft finden wir gleichfalls
eine gedoppelte Unmöglichkeit. Eine ist eine
unbedingte: die andere begreifft in sich gewisses
Ziel und Maaß. Die unbedingte hält einen wahren
Wiederspruch in sich, z.E. es ist unmöglich, daß
der Mensch des HErrn Hand entfliehen
möge, |
Weißh. XVII, 15. |
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Es ist unmöglich daß GOtt lüge. |
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Die bedingte aber ist diese, daß zwar die
Ursache wohl so viel
Kräffte gehabt hätte, als eine
gewisse
Würckung erfordert: allein dieses
Vermögen ist durch etwas darzwischen
gekommenes so geschwächt worden, daß bereits
die Würckung nicht mehr daraus erfolgen kan, als
z.E. Wenn der
Mensch in dem
Stande der
Vollkommenheit verblieben wäre, so hätte er wohl
können durch das
Gesetze ewig gerecht und
seelig werden. Nachdem aber das Gesetz durch
das sündliche Fleisch geschwächet war, so ist
nunmehro dem Gesetz unmöglich, das geistliche
Leben zu geben, wie Paulus lehret Röm. 8, 3. und
der
Artickel
Unmöglich (dem Gesetz) mit mehrern
besaget; Also ist es auch nach dem Sünden-Fall
unmöglich, daß ein Mensch aus seinen eigenen
Kräfften seelig werde, wie CHristus auch zu
seinen Jüngern sagt: Bey den Menschen ists
unmöglich, aber bey GOtt sind alle Dinge
möglich, |
Matth. 19, 26. |
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von einer solchen bedingten Unmöglichkeit
redet Paulus |
Ebr. XI, 6. |
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Ohne Glauben ists unmöglich GOtt
zugefallen. |
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Sihe übrigens auch den Artickel:
Unmöglichkeit. |
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