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Quellenangaben |
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Wohnung, Wohn-Stäte, Wohnstatt,
Wohn-Haus,
Lat.
Domicilium oder
Locus Domicilii oder
Habitationis, heisset der
Ort, da iemand
würcklich
wohnet. |
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Die Wohnung ist dem
Menschen zu seiner
Erhaltung in
verschiedener Absicht
nöthig. Denn er
braucht selbige zur
Verwahrung des
Leibes wider
die widrige Witterungen, als im
Sommer wider die
große Hitze, im
Winter vor die Kälte, zu allen
Zeiten
vor den Regen und Wind; nicht aber dienet sie
unmittelbar zur Erhaltung des Leibes; sondern man
muß sie auch haben, daß man seine
Verrichtungen
ungehindert vornehmen, das Seinige verwahren, die
nöthige Speisen zubereiten kan, welches also zu
den
Pflichten der Menschen gegen sich selbst, und
insonderheit gegen den Leib gehöret. |
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Wie eine Wohnung einzurichten, ist aus der
Absicht zu
erkennen, die man dabey haben kan,
daß sie entweder auf die
Nothwendigkeit, oder auf
den Wohlstand gehet. Die Nothwendigkeit faßt die
Haupt-Absicht in sich, so ferne wir die Wohnung zur
Erhaltung unsers Leibes und dessen Gesundheit
brauchen, weswegen man eine gesunde Wohnung
erwehlen muß, da man in denen Zimmern frische
und reine
Lufft haben kan, die an keinem dumpfigen
und feuchten, oder eingeschlossenen Orte, wo der
Wind nicht durchstreichen kan, liegen. |
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Dienen die Wohnungen auch dazu, daß wir
darinnen unsere Verrichtungen, damit wir erwerben,
was wir zu unserer
Nahrung nöthig haben,
ungehindert vornehmen können; dazu aber
genugsames
Licht erfordert wird, so folgt weiter
hieraus, daß selbige so einzurichten und zu
erwehlen, daß man in einem ieden Zimmer so viel
Licht habe, als zu denen Ver- |
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{Sp. 257|S. 142} |
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richtungen erfordert wird. |
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Ist der Mensch
verbunden, nicht nur auf seine
nothwendige; sondern auch
bequeme Erhaltung zu
sehen, so hat er weiter die Wohnung so
abzumessen, daß er darinnen sich bequem
aufhalten kan, wozu noch der Wohlstand kommt,
daß man sie nach seinem
Stande einrichtet, daher
sich hierinnen ein
Reicher und
Vornehmer von
einem
Armen und Geringen
unterscheidet. |
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Wie ein solches Gebäude aber aufzurichten,
wird in der Mathesin, und zwar in der Bau-Kunst
gelehret. |
Walchs Philosophisches
Lexicon. |
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Es ist viel gesünder auf dem
Lande zu wohnen,
als in denen
Städten, weil die Lufft auf dem Lande
viel reiner, hingegen in den Städten von den vielen
vermischten Ausdünsten ungesunder ist. Daher
sol
man sich zu seiner Wohnung lieber einen Ort
erwehlen, der in der Höhe, als in der Tiefe liegt, weil
die Lufft an erhabnen Orten subtiler, und von den
groben ungesunden Theilchen gereiniget ist. |
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Von dem Herrn des Barreaux, einen
Frantzosen seiner
Geburt, lieset man daß er sein
Vergnügen darinnen gehabt, wenn er seine
Wohnung nach den verschiedenen
Jahrs-Zeiten
veränderte. Er hat die
guten Früchte, und guten
Weine in den Himmels-Gegenden gesuchet, wo sie
am vortrefflichsten gewesen. Allein
vornemlich hat
er die Sonne in währenden Winter an den Küsten
der Provence gesucht; die drey
Monate der
häßlichen Witterung hat er zu Marseille
zugebracht. |
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Das
Hauß, welches er seinen Liebling
nennte,
ist zu Languedoc gewesen. In Anjou hatte er das
Hauß vom Lude, wo ehemahls der Zufluß der
aufgewecktesten
Köpffe, und der vornehmsten
Leute war. Manchmal hat er den Balzac an den
Ufern der Charante besucht. Am allermeisten hatte
er sich zu Chamailles an der Loire, einem
angenehmen Hause, aufgehalten, wo ehedem die
Lust, und das Wohlleben geherrschet. |
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Die Ergötzlichkeiten seines
Geistes sind auch
manchmahl die
Ursachen seiner
Reisen gewesen,
als da er einsmahl nach
Holland gekommen, und
daselbst seinen Freund, zu besuchen, den
Cartesius, und aus dessen Unterweisung
Nutzen
zu ziehen. |
Baillet Vie des Cartes
…¶ |
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In der
Heil. Schrifft wird Erwehnung gethan der
Wohnung Japhets in der Hütten Sems, |
1 B. Mos. IX, 26, 27, |
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wodurch der
Beruff der
Heyden
verstanden
wird. |
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Der Geist GOttes meldet in diesen
Worten zum
Voraus den Abfall der Nachkommen Japhets von
der
wahren Kirche, doch nur auf eine Zeitlang, und
endlich die
Versammlung der
Völcker zu der Hütten
Sems, oder zur wahren Kirche, siehe den
Artickel:
Wohnen. |
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Das Volck GOttes Israel hatte bey seiner Reise
ins Gelobde Land Canaan 42 Wohnungen. Unter
denen war:¶ |
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2 B. Mos. XII, 37, |
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wo das Volck
zusammenkam, das Osterlamm zu essen, und sich
zur Reise geschickt zu machen.¶ |
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2 B. Mos. XII, 37, |
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wo sie ungesäuerte Kuchen
buchen aus dem Theig, dem sie aus Egypten
gebracht.¶ |
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2 B. Mos. XIII, 20. |
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Forn an der Wüsten, wo der
HErr vor ihnen herzog, des |
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{Sp. 258} |
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Tages in einer Wolcken-
und des Nachts in einer Feuer-Seule.¶ |
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2. B. Mos. XIV, 9, |
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wo die Egyptier sie
einholten.¶ |
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5. |
Maroh, wo das Volck
murrte wegen des bittern
Wassers, |
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2. B. Mos. XV, 23.¶ |
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6. |
Elim, wo sie 12 Wasser-
Brunnen, und 70 Palm-Bäume antraffen, |
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2 B. Mos. XVI, 1.¶ |
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7. |
Jam Suph oder die Läger
am Schilff-Meer, wo Mirjam und andere
Weiber, mit
Paucken und andern Instrumenten
GOtt
gelobet. |
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2 B. Mos. XV, 20. 21.¶ |
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8. |
Sin, in welcher Wüsten das
Manna vom Himmel regnete, |
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2 B. Mos. XVI, 2. 14, |
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mit welchem sie sich 40
Jahre genehret, und sich Wachteln einstelten, damit
der verkehrte Appetit der Israeliten gestillet
wurde, |
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v. 13.¶ |
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4. B. Mos. XXXIII, 12.¶ |
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4 B. Mos. XXX, 13.¶ |
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11. |
Raphitim, da Moses den
Felß geschlagen, daß Wasser heraus
gegangen, |
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2 B. Mos. XVII, 1. 6, |
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und Amaleck wider Israel
gestritten¶ |
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v. 8. u.s.f. |
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12. |
Sinai, wo sich ihnen GOtt
offenbarte mit Donner, und Blitz, und zugleich das
Gesetz gegeben |
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2 B. Mos. XIX, 1. 16.¶ |
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13. |
Lust-Gräber, wo sich das
Volck nach den Fleisch-Töpffen Egyptens sehnete,
und nach eingenommenen Wachteln mit einer
harten Plage geschlagen wurde. |
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4 B. Mos. XI, 53.¶ |
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14. |
Hazeroth, wo sich Mirjam,
und Aron wider Mosen, wegen seines Weibes, der
Morinnen, empörten. |
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4 B. Mos. XII, 1.¶ |
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Die übrigen Wohnungen können ihrer
Ordnung
nach in 4 B. Mos. Cap. XXXIII, 18-48 nachgelesen
werden. |
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Hierbey mercken wir diejenigen Wohnungen,
so durch Kunst gemacht sind. Die hin und wieder in
Deutschland, Crain, Italien, und andern Ländern
befindliche Hölen, und die darinnen anzutreffende
bau-ähnliche Einrichtung, werden zwar
meistentheils für
Wercke der
Natur gehalten; es ist
aber vielmehr glaubwürdig, daß viele durch Kunst
verfertiget, denen mehresten durch selbige
geholffen, und wenige von der Natur allein so bau-mäßig, als sie sich jetzo zuweilen zeigen,
angeleget, und ausgearbeitet worden, nicht anders
als wie etwa die unterirdischen Hölen, und
Catacombä, in und um Rom, |
wovon Paul Aringius,
unterirdisches Rom, nach Christoph Baumanns
Übersetzung Arnheimische Ausgabe 1668 zu
lesen: |
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Desgleichen wie |
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- die Saltzwercke bey Cracau,
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- und wie eine und andere Höle in Crain,
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wovon des
Herrn
Baron
Valvassors Ehre des Hertzogthums
nachzusuchen; |
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- und einige Berg-Hölen und Keller auf dem
Hartz
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in Herrn George Henning
Behrens curiösen Hartz-Walde (Nordhausen
1703). |
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einen gleichen
menschlichen
Ursprung
haben. |
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Von Mont-Luys, einem
Marckt-Flecken bey
dem Fluß Ligeri, oder Loire in Franckreich, lieset
man, daß daselbst herum alles voll solcher
Häußlein, so in dem Felsen eingehauen, davon in
dem grünen Wasen nur die Camine herfürgehen,
und oben her Wein-Gebür- |
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{Sp. 259|S. 143} |
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ge seynd; welches denen Reisenden
wunderlich vorkommt, daß sich die Leute also
schlecht behelffen, und unter der
Erde wohnen, der
Sonne, und des Monden-Scheins gleichsam
beraubet seynd; Unterdessen aber in
Wollüsten,
und Müßiggang
leben, weiln das Land herum so
herrlich und köstlich ist, und der Garten
Franckreichs
genennet wird. |
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Noch mercken wir hier zum Beschluß, daß die
Wohnung der Menschen nach Beschaffenheit der
Zeit gar
unterschieden gewesen sey. |
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Die erste Wohnung war das Paradieß; Denn
als GOtt die Menschen geschaffen hatte, führte er
sie in das Paradieß, daß sie den Garten
pflantzten: |
1. B. Mos. II. 8. |
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Hernach wohnten sie in Gezelten: der
Urheber
war Jubal |
Cap. IV, 10. |
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Sie hatten auch
Städte, sintemahl Cain die
erste erbauet, |
v. 17. |
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Nach der Sündflüth wohnten sie anfangs im
Gezelten, wie |
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Cap. IX, 21; |
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v. 26; |
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|
Cap. XII, 8; |
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Cap. XXIV. 6. 7.; |
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Cap. XXVI, 27; |
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Cap. XXXI, 25. |
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Ja die Israelitten hatten solche Gezelter in der
Wüsten, |
deren Ordnung beschrieben
wird in 4 B. Mos. I, 50. 52. |
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Und in dem Gelobten Lande hatten sie Gezelter
in den Weinbergen, Gärten und
Äckern. |
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Ferner wohneten sie in Hölen der Felsen: B.
der Richt. XX, 47. |
Besiehe
- Es. II, 19. XXII, 16.
- 2
Macc. II, 35.
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Endlich machten sie
Häuser, welche zwar in
den ersten Zeiten gering, und hin, und wieder
zerstreuet waren; Hernach entstunden daraus
Dörfer, Flecken, ja gantze Städte,
welche mit Mauren eingeschlossen wurden. |
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Die sonderbaren Wohnungen, waren |
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- theils die Wohnungen der Rechabiten, welche
nur als Fremdblinge in Gezeltern lebten,
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Jer. XXXV, 2. 7; |
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- theils die Wohnung der Schildträger, welche
gegen den Abend des Tempels waren, in welchen
anfangs die Jüdischen Soldaten wohneten
|
2 B. der Kön. XI, 4 |
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und hernach die Römischen ihre Wache
hielten. |
-
Wolf von der Menschen
Thun, und Laßen …
- Rohrs Klugheit zu leben …
-
Baylens crit. Wörter-Buch II Th. …
- Jablonsky Lex.
…
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- Miri
Fragen aus der Geograph. …
- Breßl. Samml. XXIX
Vers …
- Der Fichtelberg in Norgau …
- Ludolphs
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- Allgem. Chronicke VII Th. …
- Uhsens Geogr. Lexic I
Theil … und II Theil …
- Männlings Dapp. Exot. I
Theil …
- Reimanns Hist. litter. …
- Berckmeyers
Antiquar. I Th. …
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Siehe übrigens auch die Artickel: |
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- Wohnung (häußliche)
- desgleichen
Hauß, im XII
Bande,
p. 873 u.ff.
- wie auch
- Domicilium, im VII
Bande, p. 1198 u.ff.
- Forum Domicilii, im IX Bande,
p. 1557.
- Forum Habitationis, ebend. p. 1558.
- und
Willkührlicher Gerichts-Stand, im LVII Bande, p. 271
u.ff.
- auch Wohn-Zimmer.
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