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Zedler: Baile, (Petrus) HIS-Data
5028-3-154-1
Titel: Baile, (Petrus)
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 3 Sp. 154
Jahr: 1733
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 3 S. 92
Vorheriger Artikel: Bailardus
Folgender Artikel: Bailey
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Baile, (Petrus) eines Reformirten Predigers Sohn, war zu Carlat in der Grafschafft Foix an. 1648 gebohren, und zog gar bald das Studieren allen Zeit-Vertreib, woran sich die Jugend sonst zu belustigen pfleget, vor.  
  Er war anfangs reformirt, wurde nachdem catholisch, endlich aber wieder reformirt.  
  Nach diesem wurde er bey des Grafen Friedrichs von Dona  Söhnen Informator zu Copet, und an. 1675 Professor Philosophiae zu Sedan. Hier schon setzte er sich durch seine Gelehrsamkeit in grosse Hochachtung, und weil er, als an. 1681 die Academie zu Sedan aufgehoben wurde, sich nach Holland zu wenden Lust bekam, ward deswegen von einem Holländer, der ihn zu Sedan gekannt hatte, an den Herrn Paats nach Rotterdam geschrieben, welcher es dahin brachte, daß man des Baile wegen eine gantz neue Professionem Philosophiae daselbst aufrichtete.  
  Er setzte sich demnach alldorten feste, und ließ sich hernach auch die vortheilhafftesten Bedienungen, so man ihm anderwärts anbot, nicht von Rotterdam wegbringen, wie denn alles, was er geschrieben, hieselbst in Druck gekommen, und von seinem grossen Fleisse zeuget, darinnen er sich aber so sehr übernahm, daß er auch seine Kräffte würcklich schwächte, und sich eine Hemicraniam zuzog, davon er öffters angegriffen wurde.  
  Er zerfiel endlich mit dem Jurieu, als selbiger eben die grosse Erlösung derer Reformirten im Kopffe hatte, der ihn sowohl wegen der Lehre verdächtig machte, als auch einiger schlimmer Absichten gegen die Republic und den König Wilhelm beschuldigte, und es endlich so weit brachte, das ihm seine Profession und Besoldung genommen, auch zugleich verboten ward, in seinem Hause zu lehren, wie er denn dem Könige würcklich deßwegen verdächtig war, weil seine beste Freunde zu Rotterdam diejenigen waren, die man noch zur Witttischen Parthey rechnete.  
  Nichtsdestoweniger blieb er beständig zu Rotterdamm, und schrieb Bücher, ob ihm gleich bald anfänglich der Graf von Guiscard mit Anleitung einer Besoldung von 1000 Cronen, und hernach auch der Graf von Albemarle zu sich verlangten.  
  Zu Anfang des 1706 Jahres bekam er Brustbeschwerung und hefftigen Husten, welches Übel er alsobald vor unheilbar hielt, starb auch daran, weil er nichts darwider brauchen wolte, den 26 Dec. nur ermeldten Jahres, da er eben noch über einer Streit-Schrifft wider den Herrn Jaqvelot arbeitete.  
  Er hat ein recht Philosophisch Leben geführet, ist in seinem Um-  
  {Sp. 155|S. 93}  
  gang angenehm, und im Bezeigen dienstfertig gewesen, hat Ehre und Reichthum gar nicht ästimirt, und unter allen Philosophischen Secten, wie aus seinen Schrifften erhellet, die meiste Neigung zum Pyrrhonismo getragen. Seine Schreib-Art ist sehr anmuthig, und mit mannigfaltiger, doch allezeit wohl angebrachter Gelehrsamkeit ausgeschmückt.  
  Man hat ihm nicht nur allerhand Politische Irrthümer aufgebürdet, sondern auch seine allzufreyen Urtheile in der Religions-Sachen vorgeworffen, ingleichen daß er bey aller Gelegenheit ein und andere zur Geilheit reitzende Materien mit einzumischen gesucht, und die Manichäischen Zweiffel vom Ursprung des bösen gar zu hoch getrieben, ob man ihn wohl mit Unrecht zum Spinosisten machen wollen.  
  Er hat sich niemahls wollen abmahlen lassen, wie sehr und offt man ihm gleich darum angelegen.  
  Seine Schrifften sind:  
 
  • Pensees diverses sur les cometes:
  • Nouvelles de la republique des lettres, von an. 1684. bis 1687. welche Arbeit ihm grosse Leibes-Schwachheit zugezogen:
  • Critique du Calvinisme de Maimbourg:
  • Nouvelles lettres sur l'hist. du Calvin. de Maimbourg:
  • Commentaire philosophique sur les paroles, contrains les d'entrer, zu welchem Buche er sich niemahls bekennen wollen:
  • Dictionaire historique et Critique:
  • Reponses aux questions d' un Provincial, welche aber den sonst aus seinen Schrifften hervorleuchtenden Geist bey weitem nicht haben, weil er das Buch entweder, um etwas zu verdienen, geschrieben, oder weil er meistentheils seine besondern Streitigkeiten darinnen tractirt.
 
  Es wird ihm auch und nicht gantz unbillig das bekannte Avis aux refugiez zugeeignet, ob er es gleich durchaus nicht zugestehen will.  
  Seine Streit-Schrifften, als Cabale Chimerique und Chimere de la Cabale nebst andern kleinen Schrifften, von denen man aber nicht allemahl gewiß, ob sie von ihm aufgesetzet, sind zum Theil wegen vorgedachten Avis verfertiget, und zum Theil zur Vertheidigung seiner Lehren gerichtet, wegen welcher er von le Clerc, Bernard, Iaquelot, Jurieu und King angegriffen worden, welche mehrentheils in der histoire des ouvrages des Savans oder in denen Reponses aux questions d' un Provincial stehen, bis auf 2. besondere Stücke, die den Titel Entretiens de Maxime et Themiste führen, und davon eines wider le Clerc, das andere wider Jaquelot gerichtet ist.
  Wider Jurieu hat er dereinst unter dem Namen Clarus Larebonius einen kleinen Tractat geschrieben, Janua caelorum reserata genannt.  
  Seine Briefe hat man nach seinem Tode an. 1714 herausgegeben, und an. 1725 hat man seine gesamte Wercke, das Dictionaire allein ausgenommen, in 4. Folianten in Haag zusammen gedruckt, welche nebst dem Leben des Auctoris allerhand geschriebene Anmerckungen, die man in denen eignen Exemplaren nach seinem Tode angetroffen, annoch beygefüget sind. Der letzte Band hält viel Postuma in sich.
  • Baile's Live.
  • Les Lettres de Mr. Baile.
  • de la Monnoye histoire de Mr. Baile et de ses ouvrages.
  • Morhof. Polyhist. ...
  • Stollens Hist. der Gelahrheit.
   

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Stand: 25. Februar 2013 © Hans-Walter Pries