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Quellenangaben |
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Religion (Catholische) oder auch Römisch-Catholische Religion,
Religio Romano-Catholica, ist diejenige unter denen in
dem H. Röm.
Reiche obwaltenden
Religionen, deren
vornehmste Lehrsätze in folgendem
bestehen: |
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- Die Christliche Lehre müsse nicht nur aus der
H. Schrifft,
sondern auch aus denen Traditionen gefasset, u. dahero der
Verstand der H. Schrifft von
dem Pabste (weswegen sie auch die Papistische
Religion, die Päbstliche Religion, das Pabstthum,
Pontificatus, Papismus, Papistica Religio, von denen andern Religionsverwandten
iezuweilen pfleget
genennet zu werden) und Conciliis
geholet werden, und weil die H. Schrifft dunckel und
unverständlich, so sey deren Lesung dem Läyen
nicht zu gestatten;
- Die Engel und verstorbenen
Heiligen, wie auch deren Bilder und Reliquien
seyen anzubeten, denn die Heiligen beten für uns
und seyen unsere Mittler bey
Gott;
- Die guten
Wercke müsten uns zugleich die Seligkeit
verdienen, und nicht allein der
Glaube mache
gerecht und selig;
- Der Mensch habe noch einen
freyen Willen und genugsame
Kräffte zum
guten,
die Erbsünde aber werde also weggenommen,
daß der Mensch das
Gesetz
vollkommen erfüllen
könne;
- Das Abendmahl sey ein Opffer für die
Lebendigen und die Todten, und den Layen nur
unter einerley
Gestalt des
gesegneten Brodtes,
welches in den Leib Christi verwandelt werde,
auszutheilen;
- In der Ohrenbeichte müsse man
alle
Sünde bekennen, und welche man nicht
bekenne, die würden auch nicht vergeben;
- Es
sey ein Fegfeuer, darinnen diejenigen, so da
selig werden
wolten, für ihre noch nicht
vergebenen Sünden leiden und gnung thun, oder
sich durch Messen und Opera Supererogationis derer noch lebenden
müsten
helffen lassen, ehe sie in den Himmel eingehen
könnten;
- Es seyen sieben Sacramente;
- Die Busse
bestehe aus drey Stücken, nehmlich der
Zerknirschung des Hertzens, der Bekänntniß
des Mundes, und der Gnugthuung der
Wercke;
- u.d.m.
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Ihr fürnehmstes Glaubensbuch sind die
Acta Concilii Tridentini; |
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Wie es vor und unter der von D. Luthern
vorgenommenen Reformation mit der
Catholischen Religion ausgesehen, ist aus dem
Artickel
Reformation, im XXX
Bande,
p. 1676 u.ff. zu
erkennen. |
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Was aber deren Beschaffenheit nach der
Reformation betrifft, so hat die Römische-
Catholische Kirche nicht wenige
Veränderung
erlitten. Betrachtet man zwar das äusserliche
Ansehen ihrer Kirche, so ist sie noch eben
diejenige, die sie sonst war. Das Tridentinische Concil, das
Canonische Recht
etc. halten sie noch eben in dem
Zustande als vorhin; Aber dem ohnerachtet ist
doch die
Gewalt der Päbste sehr gefallen, und sie
haben nach der Reformation weit behutsamer
gehen
müssen,
als sonst. Man hat Römischer
Seiten nicht viel mehr mit dem Banne drohen
dürfen, und die Bullen werden in Franckreich
wenig geachtet. |
Bes. Fleuri Instit. eccles. |
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In Spanien nimmt man die Bullen mit gröstem
Respect an, aber wenn sie nicht anständig, legt
man sie stille hin. So ist es auch in andern
Ländern, ausser Italien. |
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Eben so stehet auch des Pabsts Autorität. Vor
der Reformation wurde der Pabst vor infallible gehalten,
nachgehends aber nicht mehr. Jetzto sind zwey
Classen der Römisch-Catholischen: Italien,
Spanien etc. hält ihn noch vor infallible, wiewohl es nur auf dem
Catheder, nicht aber in der
Praxi geschiehet. Die
andere Classe aber, hauptsächlich die
Frantzosen, geben ihm nur den
Rang gute
Ordnung zu er- |
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{Sp. 454} |
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halten. Sie gestehen ihm
gewisse
Privilegia
und dergleichen zu,
sagen aber, daß er gar nicht
infallible sey, sondern ein
Herr, als etwan der
Doge zu
Venedig. |
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So sind auch die
Bischöffe, Patres etc. gefallen. Vor dem
wurden diese Leute vor lebendige Heiligen
gehalten, allein nach der Reformation erlaubt
man eben nicht mehr den
Geistlichen viel an sich
zu kauffen, sonderlich ist dieß in Franckreich. |
Bes. Hericourt Leges eccles. Galliae. |
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So ist es auch in andern Ländern. Man
entdecket auch heutiges
Tages ohne
Sorgen die
Fehler der Geistlichen. Der berühmte Scippius hat über 50
Satyren unter vielerley
Namen gegen die Jesuiten
geschrieben.
Die Jansenisten haben auch wider die
Jesuiten geschrieben Tubam magnam, majorem et maximam, welche in 3
Bänden
bestehen. |
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Man hat auch bey diesen
Umständen
Päbstlicher Seite weichen müssen. Franckreich ist
Zeuge davon. Dieses
Königreich hatte vor der
Reformation zwar gewisse
Freyheiten, die der
Pabst nicht antasten durffte, allein sie
wusten
selbst nicht, worinne sie bestunden; aber nach
der Reformation hat man der Freyheiten so viel
gemacht, daß es heutiges Tages nur den
Päbsten zum Schrecken
dienet. Die
Könige von
Franckreich haben auch nach und nach die
Päbste so eingeschräncket, daß man nicht viel
mehr darnach
fraget, ob der Pabst einen
ernennten Bischoff confirmiret oder nicht. |
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So ists auch mit den Kirchen-Auflagen, die
Kleriker wurden vor dem wenig mit Auflagen
beschweret, aber nach der Reformation wurden
sie in Franckreich eben so beschweret, als
andere. Dieß ist die
Ursache, warum Franckreich
das Tridentinische Concilium nicht angenommen: man sagt, man
nähme die Lehre des Concilii an, aber nicht die
Disciplinam. Das wurde aber vom Pabst leicht remittiret. |
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Ausser Deutschland
hat sich ein gut
Theil
der Schweitz durch Anführung
Zwinglii der
Herrschafft des Pabsts entrissen. Sonderlich ist
die Reformation der Stadt Genev merckwürdig,
deren Reformatores Johann Calvinus und Theodor Beza
waren. |
Man hat eine Beschreibung dieser Reformation von Carl
Spon, und eine Italiänische von
Gregorio Leti, welche etwas weitläufftiger als jene, aber
nicht so
gründlich.
Spanheim hat eine Oration,
restituta Geneva
genannt, gehalten, welche sehr
gut. |
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Franckreich blieb zwar überhaupt dem Pabst
unterworffen, allein es setzte sich doch darinnen
nach und nach eine grosse Kirche, die sich mit der
Zeit zu den Lehrsätzen der Reformirten
bekannte, und durch viel Blut zum
Stande
gebracht werden muste. Nach vielen und
weitläufftigen
Kriegen, worinnen Franckreich
ungemein zerrüttet wurde, gab endlich der
König
Heinrich IV das weltberühmte Edict von Nantes
heraus, worinnen die
Freyheiten der
protestirenden Frantzosen fest gesetzet
wurden. |
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Was Engelland anlanget, so sind gleich nach
der Reformation der
Deutschen einige
Schüler
Lutheri dahin gegangen, unter denen berühmt ist Robert Barnesius,
welcher zur Zeit der Reformation Lutheri Ambassadeur
am
Sächsischen Hofe aus Engelland war. Da
dieser also nach Engelland kam, brachte er die
Geschichte der Reformation mit; allein weil das
Pabstthum noch zu mächtig war, muste Barnesius
verbrennen. |
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Der erste aber, der zur völligen Reformation Anstalt machte, war Heinrich
VIII, der zwar sonst ein Feind Lutheri war, auch sogar ein
Buch
de septem sacramentis
schrieb, und daher den
Tittel
Defensor fidei überkam. Der
Grund zu dem Abfall dieses Heinrichs von dem
Pabst war die Ehescheidung von seiner Gemahlin
Ca- |
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{Sp. 455|S. 241} |
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tharina, die er ohne des Pabsts Einwilligung
vornahm, und sich die Anna von Buhlen antrauen ließ.
Dieses nahm der Pabst sehr
übel auf, wurde aber
darüber von der
Regierung der Englischen Kirche
ausgeschlossen, denn Heinrich
sagte, er sey
selbst Pabst genug. Allein hiermit war der
Reformation noch wenig geholffen; da sich aber
die Catholischen
Geistlichen immer widersetzten, so kam sie immer besser empor, und der
König zog allgemach die Kirchen-Güter an sich.
Hierauf wurden zwey berühmte
Männer,
Martin Bucerus,
und Paul Fagius, hinein geruffen, denen man in der
Reformation von Engelland das meiste zu
dancken hat. Sie sind beyde in Engelland
gestorben, ihre Gebeine aber hat
Maria wieder
ausgegraben, und als ketzerisch verbrennen
lassen. |
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Nach Heinrichs
Tode kam
ietzterwehnte
Maria auf den Thon, die sich mit Philipp II von
Spanien vermählete, welcher grausam mit den
Protestanten umgieng, und viel Lords,
Bischöffe, und andere
vornehme Leute hinrichten
ließ. Unter der Elisabeth aber giengs
gantz
anders: denn da kriegten die Protestanten wieder
die Oberhand, und verfolgten die Catholischen,
doch nicht so, wie sie verfolget waren. Man hat
etliche unruhige Mönche aufgehencket, andere zum
Lande hinaus gejaget. |
Es ist hiervon ein klein
Buch
de Crudelitate Protestantium von den Catholischen mit Kupffern
heraus gegeben worden. |
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Unter der Elisabeth ist die Englische
Confeßion gemacht, welche Bucerus fortgesetzet,
und zwar sehr ambiguös. Sie bestehet aus 39
Artickeln,
worauf die Engelländer noch ietzo schwören
müssen. |
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In Holland sammleten sich nicht lange nach
der Reformation in Deutschland
unterschiedene Bekenner des Evangelii, unter denen Bruder
Heinrich von Zütphen einer von den ersten in den
Niederlanden, und Adolph Clarenbach, der zu Cölln verbrannt
worden. Allein die Spanische Regierung wütete
entsetzlich gegen diese Leute, sonderlich da der
Hertzog von Alba Gouverneur der Niederlande
war. Dadurch geschahe es endlich, daß man unter der Anführung des Printzen von
Oranien sich von
dem Spanischen Joche loß risse, und mit der
weltlichen zugleich die
geistliche
Freyheit
behauptete. |
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Die Kircheneinrichtung von Holland aber ist
wiederum gantz anders gerathen, als in andern
Ländern, und man hat mehr gesuchet in den
Niederlanden eine allgemeine
Gewissens-Freyheit
aufzurichten, als die Reformirte oder
Evangelische
Lehre einzuführen. Auf den
Academien wurden
die Lehrsätze Calvini und Bezä eingeführet, weil deren
Schüler
Professores waren. |
Bes.
- Gerhard Brands Holländ. Reformat. Hist.
- Brecklings Hist.
- Benthems Holländ. Schul- und Kirchenstaat.
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In Dännemarck hat Christian II zuerst 1520
die Reformation eingeführet, in dessen Fußtapffen
Friedrich I getreten, Christian III
aber hat sie
vollkommen
feste gesetzet. Bugenhagen war nach Dännemarck
beruffen, und kan als ein Apostel dieser Lande
angesehen werden. |
Bes. Lemmels hist. Bugenhagii. |
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In Schweden hat Gustav die Reformation zuerst
feste gesetzet. Weil er sahe, daß Schwierigkeiten
entstunden,
wolte er lieber abdancken, als von der
Reformation abstehen: dieses gieng dem
Volcke
so zu Hertzen, daß sie sich lieber reformieren
liessen, als ihren
König verlassen wolten. |
Bes.
- Oeshiems Kirchenhist.
- Claudii Aihaimii Breviarium.
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Es hat die Reformation der Päbstlichen
Kirche einen grossen
Vortheil gebracht, wie selbst
die Catholischen gestehen, |
Joh. Fr. Mayer hat eine Dissertation
geschrieben,
quantum profecerit ecclesiae Romanae Reformatio. |
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Dies muß umständlich durch |
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{Sp. 456} |
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einige
Wissenschafften gewiesen werden.
Erstlich gewöhnte man sich eine andere
Schreibart an, als man vor der Reformation
gehabt, da man nur eine solche hatte, die allein in
den Klöstern konnte
verstanden werden. Man
muste sich auch auf das
Ebräische und
Griechische legen, weil die
Protestanten sich
immer auf den Grundtext berieffen. Sie hatten aber
nichts als Vulgatam, welche die Protestanten verwarffen. Die
Päbste hielten daher in Rom und Italien mit
grossen Unkosten etliche Leute, die diese
Sprache verstanden, etliche
Juden, die Hebräisch
lesen musten, die beyden Manutios und andere, so das
Griechische tractirten. |
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Eben so machte man es in den Niederlanden,
da verfertigte man Biblio polyglotta, welche die Antwerpische Bibel
genennet wird.
Andr. Masius und anderer arbeiteten an
diesem grossen
Wercke, die alle sich auf die
Orientalischen Sprachen legten, damit sie den
Protestanten könnten gewachsen seyn. Sonst ist
Xantes Pagninus bekannt, der das alte Testament
übersetzet. |
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Eben diese
Noth trieb die Catholischen an,
die Kirchenhistorie zu excoliren. In der
Bibel waren sie nicht
viel bewandert, daher musten sie sich auf die
Tradition beruffen; aber da sie mehr Licht in der
Bibel bekamen, und sahen, daß dieß nicht zureichte, so musten sie sich auf die Kirchenhistorie
legen. Der sie darzu antrieb, war Matthias Flacius, welcher die
Centuriat. Magdeb.
geschrieben. Da nun
Flacius ihnen
die Traditionen wolte wegnehmen, sahen sie wohl,
daß sie die Kirchenhistorie tractiren musten, und
Baronius kriegte grosse Besoldung, seine Annales
zu verfertigen. Es haben sich nebst dem viele
anderer unter den Catholischen um die
Kirchenhistorie bemühet. |
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Auch in der
Philosophie ließ sichs hier und
dar zu einer grössern
Freyheit
an. Zwar in
Deutschland, Spanien, und denen Niederlanden, behielt man die alte Aristotelische
Scholastische Philosophie, aber in Italien fanden
sich unterschiedliche, die den Platonem vorzogen,
neben welchem zugleich eine Bande von
Aristotelicis entstunde, die es aber allem Ansehen
nach mit der
Religion nicht gar zu wohl
meyneten. |
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In Franckreich wolte Peter Ramus die Philosophie,
und sonderlich die
Logic reinigen, allein es ward
aus seinem Vorhaben nichts, sondern Aristoteles behielt in
Franckreich die Oberhand, obgleich einige hier u. da anfiengen, sich von seinem
Joche loßzureissen. |
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Die Hierarchie in der Päbstlichen Kirche ist
sonst geblieben, wie sie vor dem gewesen ist; es
sind aber weit mehr Titularbischöffe und Titularbeneficiaten worden, denn
vorher, dieweil man die von den Protestanten
weggenommenen Länder noch immer als
Römische-Catholische ansiehet, und in den
Kirchenregistern behält. So giebets zu Rom
Ertzbischöffe von Magdeburg, Halberstadt etc. welchen
Tittel sie aber doch nicht
öffentlich führen dürffen,
weil die protestierenden Fürsten es nicht
leiden. |
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Sonst hat man es auch an ausserordentlichen
Mißionarien und
Lehrern nicht fehlen lassen,
welche sich in die protestirenden Länder
begeben, und die Päbstliche Lehre heimlich
auszubreiten bemühen müssen. |
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Die Päbste, die nach dem Tridentinischen Concilio in dem 16
Jahrhunderte insonderheit berühmt gewesen,
sind. |
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- Pius V,
- Gregorius XIII,
- und Sixtus V.
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Unter den übrigen Lehrern sind vor andern
sehr berühmt worden: |
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- Joh. Cochläus,
- Joh. Eccius,
- Hieron. Emser,
- der Cardinal Cajetanus,
- Laur. Surius,
- Stanislaus Hosius,
- Jacob Sadoletus,
- Joh. Faber,
- Alb. Pighius,
- Frantz Vatablus,
- Melchior Canus,
- Claudius Espencäus,
- Barthol. Caranza,
- Joh. Maldonatus,
- Franc. Turuanus,
- Ar. Montanus,
- u.a.m.
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In der Lehre |
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{Sp. 457|S. 242} |
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selbst ist man im Pabstthum einiger massen
von der vorigen abgegangen. Vor dem Tridentinischen Concilio
wurden viele
Dinge im Pabstthum als Problemata
angesehen, aber das Tridentinische Concilium hat die Freyheit zu
meynen aufgehoben, und die
erwählte
Meynung
feste gesetzet, mit angehängetem Fluch.
z.E. in der
Lehre von Sacramenten war man gar nicht
eins; einige machten dreye, andere zwölfe etc. als Hugo
de St. Victore im 12 Jahrhunderte. Aber das
Tridentinische Conciliun hat
sieben Sacramente feste gesetzet, und wenn die
nicht glaubt, dem wird der Fluch angedeutet.
Also hat man die Freyheit zu meynen
aufgehoben. |
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Was ferner die
Lehrart oder
Form der Lehre
anlanget, so ist solche nach der Reformation besser worden. Man muß hier erst
auf Luthern und seine Mitgenossen sehen. Luther war ein
Feind der Scholasticker. Er war zwar erstlich ein
Nominaliste, aber er
änderte sich hernach
gantz,
und Melanchthon, der viel von den Scholasticker
hielt, muste Luthern nachgeben. Diesem
folgten die Catholischen, und dachten also auch
auf eine bessere Lehrart. |
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Luther brachte auch den Catechismum
wieder auf. Es war derselbe zwar vor
alten
Zeiten
in der Kirche
gebräuchlich gewesen, aber
nachdem glaubten die Catholischen daß es schon
genug, wenn ein jeder glaubte. Luther hat also
den Catechismum wieder aus dem Staube
erhoben. |
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Wie Luther die Lehrart
verbesserte, also
thaten auch die Catholischen,
sonderlich Melchior Canus in seinen Locis communibus,
worinnen er aber nicht die gantze Theologie, sondern nur die Praeliminaria
derselben
vorgetragen. Also hat auch
Maldonatus die
Scholastic verbessert. |
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Zum andern hat man auch nach Luthers
Exempel einen Catechismum gemacht. Der
Catechismus des Trid. Concilii ist oft aufgeleget, und
haben wohl mehr als einer daran gearbeitet.
Dieser Catechismus ist als ein Symbolisch Buch
deswegen zu mercken, weil er viel Stellen des
Concilii erkläret. Sonst hat man nebst diesen den Bellarminum zur
Erklärung dieser Stellen. |
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Nach diesem Catechismo sind viel andere
herausgekommen. Der
vornehmste ist des
Petri Canisii Catechismus, welcher als der beste unter ihnen
berühmt ist. In Franckreich, wo man sich nicht
viel an den Catechismum des Tridentinischen Concilii kehret,
nimmt man einen Catechismum, den man
will.
Bossuet hat einen aufgesetzt, welcher sehr
berühmt, und in Franckreich üblich. Colbert hat
auch einen grossen und schönen Catechismum
ediret. Der beste aber, der auch den Catholischen
gefället, ist des Fleuri seiner, welcher für
nöthig gehalten,
den
Christen eine
Historie von der
Religion zu
geben. |
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Sie haben auch die Theologiam patristicam verbessert.
Unter diesen ist der erste Eccius, welcher ein Enchiridion
heraus gegeben. Diesem sind sehr viele gefolget.
Der vornehmste, der die Theologiam patristicam
vollkommen
ausgeführet, ist Dionysius Petavius, welcher sehr
berühmt ist. |
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Die Catholischen
theilen ihre Theologie in
positivam, das ist, scholasticam, und in dogmaticam,
das ist patristicam, da sie die Dogmata aus den patribus herführen. Die
Professores Theologiae positivae und dogmaticae
liegen einander beständig in Haaren. Jene
sagen,
daß ihre Theologie ein trefflich Bollwerck gegen
die Ketzer sey; und das ist
wahr, denn wenn sie
ihre subti- |
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{Sp. 458} |
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len Distinctiones
nicht hätten, würden sie wenig ausrichten. Diese sagen, ihre sey die beste, und
die Scholasticker hätten die Theologie verdorben, man
müste daher alles aus denen
Patribus
herführen; dies hätte Christus und die Apostel
gelehret. Es sind auch einige, welche diese
beyden
Arten haben vereinigen
wollen, als Dionysius Petavius etc. aber man
hat zu zweiffeln, ob er sich nicht viel mehr über die
Scholasticker moquire. |
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Die Mystici sind aber immer neben den
Scholastickern in
Ansehen geblieben, und weil sie
die Hauptlehren der Römischen Kirche nicht umstossen, so hat man sie gröstentheils ziemlich in
Ruhe gelassen. Die Scholasticker haben nach wie
vor gegen sie als Schwärmer und
Phantasten geschmälet; die
Mystici haben hinwieder die Scholasticker als
Feinde der wahren
Gottesfurcht ausgeschrien.
Es ist daher hier beym alten geblieben, wie denn
auch in
Jure canonico und den dahin gehörigen
Dingen nichts
geändert worden. |
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In der Moral hat man gleichfalls sich wenig
geändert. Ihre Casuisten, Moralisten und Canonisten haben zwar etwas
deutlicher denn vorher
geschrieben, und etwas
mehr
Methode
gebraucht, aber in der Haupt-Sache sind sie bey dem alten geblieben, jedoch
aber haben die Jesuiten, so in dem 16
Jahrhunderte entstanden, nach und nach eines
und das andere auf einen andern Fuß gesetzet,
als es viele nicht wünschen. |
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Gegen das Ende dieses Jahrhunderts fieng
der weltberühmte Streit zwischen den Jesuiten
und Dominicanern de auxiliis gratiae an. Es ist bekannt, daß vor der
Reformation zweyerley
Meynungen vom
freyen Willen gewesen, die eine folgte dem Thoma, die
andere dem Augustino, und liesse dem
Menschen gar keinen freyen Willen.
Dominicus nun,
als er seinen Orden stifftete, pflichtete dieser bey.
Die andere Parthey waren die Scotisten, denen viele
Scholasticker anhiengen. Diese statuirten, daß der
Mensch einen freyen Willen
vollkommen
hätte. |
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Diese zwey Partheyen stritten sich hefftig auf
dem Tridentinischen Concilio. Der Pabst
wuste nicht, welcher
Parthey er recht geben
solte:
denn die Scotisten durffte er
nicht verdammen, denn ihre Meynung kam mit
den Grundsätzen der Römischen Kirche überein,
und wenn der Pabst diese Meynung verworffen
hätte, hätte er viele Lehren im Pabstthum umstossen müssen, welche sonst grossen
Vortheil
bringen, z.E. von guten Wercken. |
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Die Thomisten durffte er auch nicht verdammen, denn ob sie schon in diesem
Puncte Luthern ziemlich
nahe kommen, so durffte er es doch nicht wagen, weil sie Augustino folgten, der bey den
Catholischen einer der grösten Heiligen ist. Hätte
er also dieser Meynung verworffen, so hätte er
den Augustinum verwerffen
müssen, welches auch
nicht rathsam war: also konnte auf dem Concilio
kein gewisser
Schluß gefasset werden, sondern
man nahm nur Conclusa generaliora, so daß die Thomisten so wohl als
Scotisten, sich heraus defendiren können. |
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Diese Streitigkeiten hiessen vor dem die
Streitigkeiten de auxiliis gratiae; im 17
Jahrhunderte aber haben sie
einen andern
Namen bekommen, und sind
die Jansenistischen
genennet worden. Ob nun schon die Dominicaner
eben das lehren, so sind sie doch nach der
Zeit
von den Jesuiten nicht wieder angegriffen worden, sondern sie haben die
Jansenisten nur angefochten.
Nachher ist dieser Streit ge- |
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{Sp. 459|S. 243} |
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|
nennet worden von der Constitution. |
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Nach dem Tridentinischen Concil brachen sie loß: Die
Jesuiten
solten
billig
nach der Veranlassung ihres Stiffters des Thomä Theologie in den
Schulen
lehren, und von der Gnade also
reden, daß
Gott
alles zugeschrieben würde. Die Dominicaner
blieben beym Thoma und Augustino; die
Jesuiten aber giengen in diesem Stücke ab, und
folgten Scoto. Leonhard Leßius hat zuerst auf solche Art
gelehret, aber er blieb doch dabey ruhig. Molina
aber fieng die Streitigkeiten de auxiliis gratiae recht an, also daß er
der Gnade GOttes nichts überließ. Dieß kam nun
mit den Lehrsätzen der Catholischen zwar wohl
überein, allein weil die Dominicaner den
Vorzug
hatten auf den Spanischen
Universitäten, und
über dem die Inquisition in ihren Händen war, so
fiengen die Dominicaner an sich zu regen wider
diese
Meynung, weil sie es aber unter sich nicht
schlichten konnten, so brachten die Jesuiten den
Streit nach Rom. |
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In eben diesem
Jahrhunderte waren zu
Löven viel Dominicaner, welche dem Augustino sehr
anhiengen,
vornehmlich
Bojus, welcher die
Wercke
Augustini wohl 20 bis 30 mahl mit Bedacht
durchgelesen. Frantz Hessels, welcher wegen seiner
Streitschrifften sehr berühmt, war auch ein
eifriger Dominicaner. Diese und andere nun
stritten wider Leßium, aber es war doch nicht so
hefftig, daß es nach Rom kam, wie es aber Molina
zu grob machte, so kam es an den Pabst. Von ihm werden alle die Molinisten genennet, die den Jesuiten
beytreten. |
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Die Dominicaner in Spanien verdammten das
Buch
Molinä, aber die Jesuiten stritten mit aller
Gewalt darwider, weil sie die
Ehre haben
wolten,
daß aus ihnen niemahls ein Ketzer aufgekommen,
deswegen brachten sie es nach Rom, worüber
der Pabst eine Congregation hielte. |
Hiacinth Serri, sonst Augustin le
Blanc genannt, hat historiam congregationis beschrieben, von
Seiten der Dominicaner; von Seiten aber der Jesuiten Levin Meyer,
sonst Eleutherius betitelt, zu Antwerpen. |
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Diese Congregation ist unter drey bis vier Päbsten
fortgesetzet. Im Anfang gab man den
Dominicanern recht, und man wolte die Jesuiten
verdammen, aber die Jesuiten waren immer
listiger, und liessen neue Congregationen
anstellen. |
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Was die Geschichte der Päbstlichen Kirche
im 17
Jahrhunderte anlanget, so sind vor allen
Dingen derselben
Regenten, oder Päbste, zu
mercken. Diese sind nun |
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- Clemens VIII,
- Leo XI,
- Paul V,
- Gregorius XV,
- Urban VIII,
- Innocentz X,
- Alexander VII,
- Clemens IX und X,
- Innocentz XI,
- Alexander VIII,
- Innocentz XII,
- Clemens XI.
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Unter diesen sind sonderlich bekannt |
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In der äusserlichen Regimentsverfassung der
Römischen Kirche ist nichts geändert worden;
aber das Ansehen des Pabsts und der sämtlichen
Clerisey ist in unterschiedlichen
Ländern nicht
wenig gefallen, worzu die Venetianer und
Frantzosen das meiste beygetragen, und den
andern dadurch den Weg gebahnet haben. |
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Die Venetianer führten einen bitterem Streit
mit Paul V, erstlich mit |
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{Sp. 460} |
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Schrifften, die nicht an den
Tag gekommen,
hernach aber
öffentlich, daß die
weltliche
Regierung nicht an den Pabst gebunden wäre. Die
Venetianer aber
gebrauchten sich des berühmten
Paul Sarpii wider den Pabst, von dem man
unterschiedliche Schrifften wider die
Gewalt des
Pabsts hat. Nach seinem
Tode hat sein
Mitbruder, Pater Fulgentius, die
Rechte der Venetianer mit
gleichem Eifer vertheidiget, aber nicht mit so
gutem Erfolg. |
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Das andere
Volck sind die Frantzosen,
welche dem Pabste zu seiner Autorität geholffen,
aber auch wieder darum gebracht; denn sie
beruffen sich immer auf die
Freyheit der
Frantzösischen Kirche, worinnen aber diese
Freyheiten bestehen,
wissen sie selbst nicht, und
also beruhen sie nur auf usurpationes und facta. Dennoch aber ist diese
Freyheit ein
Wort, wodurch sie den
Pabst schrecken. Einige
gelehrte
Männer haben
von dieser Freyheit
Bücher
geschrieben, so wohl
unter den Lutheranern, als den Catholischen.
Unter den ersten ist Zorn,
Professor zu Stettin,
Frick, in
einer
Dissertation, welche er dem
Zorn hinten
angehänget, die sehr schön ist. Unter den
Frantzosen selbst hat der Ertzbischoff von Marea auch von
dieser Freyheit geschrieben. |
Wer in der Kürtze sehen will,
worinnen die erwehnte Freyheit bestehe, kan
den Fleuri lesen. |
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In diesem
Jahrhunderte hat man fast eins
ums andere hefftig gestritten wider den Pabst,
bald ihm nachgegeben. Als Richelieu in Franckreich
regierte, so war er eben nicht gut zufrieden mit
dem Pabste, und wenn er nicht nach seinem
Kopffe
wolte, so sprengete er aus, er wolte eine eigene
Kirche anfangen, und einen eigenen Patriarchen setzen. Es schrieb aber einer,
mit
Namen
Optatus Gallus, ein
Buch, de Concordia utili ecclesiae gallicanae, welchem aber Peter
de Marca antwortete. Edmund Richerius griff den Pabst auch hefftig an, und ließ ihm nichts
mehr, als das
Recht in den Concilien zu
präsidiren. Und dieß ist das rechte Systema der
Frantzösischen Kirche. |
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Durch den
Westphälischen Frieden hat die
Macht und Herrlichkeit der Päbstlichen Kirche in
Deutschland 1648
vieles erlitten, dieweil derselben unterschiedliche
ansehnliche
Stiffter
sind entzogen worden, doch an der andern Seite
haben sie in Orient und America durch die
häuffige Mißionarien, sonderlich der Jesuiten, sich
nach und nach viel Vortheil wiederum erworben.
Allein die alten Orientalischen
Christen haben
dennoch bisßher die
Herrschafft
des Pabsts nicht
völlig annehmen
wollen, und denen Mißionarien
zuweilen übel gelohnet. |
Bes.
- die Curiösen und erbaulichen Brieffe der
ausländischen Mißionarien;
- Crass. Hist. der Christen in Japan,
- Ludolphs Hist. Aethiopiae..
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In der Mitte des 17
Jahrhunderts entstund ein
Streit, ob der
Kayser
Recht hätte, die
protestantischen
Fürsten
zu bekriegen, u. den
Passauischen Frieden zu brechen? Die Dillingischen Jesuiten gaben
sich sonderlich Mühe, dies zu behaupten. Der
erste hieß Lorentz Forerius, der andere Andreas Keller,
der
ebenfalls allerhand
Schrifften herausgab, die
Protestanten schwartz zu machen. Aber die
Würtenbergischen Theologen haben sich
verantwortet, und Matthias Hoe verfertigte die
Vertheidigung des Evangelischen Augapfels, der
gegen die Dillingischen Jesuiten allerhand Schrifften unter
ungereimten
Titeln herausgaben, z.E. Wer hat das
Kalb in |
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{Sp. 461|S. 244} |
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die Augen geschlagen? desgleichen:
Ubersetzung über des Kalbes Auge; von
Protestantischer Seiten hinwiederum: Der Jesuitische Staarstecher. |
Bes. Fabritii Centurias Fabritiorum,
desgleichen Andreas Caroli in memorabilibus ecclesiasticis. |
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Ausser den Jesuiten hat Caspar Scioppius ein Classicum
belli sacri
geschrieben,
wodurch er die
Fürsten zum
Kriege aufmuntern
wollen. Die Jesuiten haben ihn wegen seiner
Schrifften wider sie verfolget. Just Meyer hat eine
gelehrte Schrifft wider dieses
Claßicum verfertiget,
desgleichen Matth. Bernegger, unter dem
Tittel:
Tuba pacis contra Scioppii Classicum belli sacri, er hat sich aber
einen andern
Namen gegeben.
Scioppius hat ihm
geantwortet, und er demselben wiederum. Der
Cardinal Collonitz hat eine anticonfessionem Augustanam geschrieben, aber der Leipziger
Theologus Valentin Alberti hat ihm auf
Befehl des
Hertzogs von
Sachsen geantwortet. |
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Nach diesem Mittel hat man durch
Friedens-Vorschläge sich bemühet, die
Gewalt des Pabsts
wieder empor zu bringen, und mit den Reformirten
wieder zu vereinigen. In Franckreich waren sie am
meisten darüber eins. Der Cardinal Richelieu hat die Sache
am hefftigsten getrieben, und
sagt man, daß er
die Reformirten Theologen, Doläum, Amyraldum, Bochorum etc. auf seine Seite
gebracht. |
Bes. Bayle Diction. unter diesem Tittel. |
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Unter denen
Lutherischen hat man auch
allerhand Friedens-Vorschläge ausgestreuet. Es ist
ein
Bischoff, der sich von China
genennet, in
Deutschland herum
gereist, als ein Friedens-Nuntius vom Pabste, welcher mit
verschiedenen
von denen Lutherischen Theologen
disputiret,
als mit dem Jenischen Beyer, und Calixto.. |
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Sonst haben die Catholischen in
unterschiedenen
Schrifften ihre
Religion so
vorgestellet, daß man
meynen
solte, es wäre kein
grosser
Unterscheid, als in Franckreich
Bossuet. Es ist
aber mit allen diesen gedachten
Mitteln wenig
ausgerichtet worden. |
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Die
Gelehrten unter den Catholischen haben
eine kürtzere und leichtere
Methode erdacht, die
Streitigkeiten zu heben, als Ren. Benedictus, ein
gelehrter
Sorboniste, in einer Schrifft unter dem
Tittel:
Stromata biblica contra haereticos. Er meynte, die Catholischen hätten nicht
nöthig, sich mit den Protestirenden einzulassen,
weil sie so lange in Posseßion gewesen, sie dürfften nur
denselben das onus probandi aus der
Schrifft auflegen.
Niehusius hat
dieses auch aufbringen wollen, aber Georg Calixtus hat
ihn in seiner
Dissertation
de arte nova widerleget. Man hat diese Methode Augustinianam genennet. |
Bes. Neumanns Diss. de methodo
Augustiniana. |
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Sonst wird sie auch Veroniana genennet, von dem
Bischoff Veronio. Diese Methode ist hernach weiter
excoliret worden. |
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Die Fratres Wahlenburgici, Richelieu, etc. haben auch besondere Wege
gefunden, wider die
Lutherischen zu streiten.
Nicole hat die Praejudicia wider sie zu treiben gesucht,
welches die General-Argumente sind. Diesem Nicole hat Claudius ein
Buch,
Defense de la Reformation,
entgegengesetzet, worinnen er auch Luthern wider
Bossuet vertheidiget. |
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Im
Jahr 1682 hat die Frantzösische
Clerisey zu Paris
etliche 40
Methoden, die Ketzer zu vereinigen,
ersonnen. Gilbert Burnet aber hat diese Methoden sehr
vernünfftig in einer netten Schrifft
durchgezogen. |
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In der
Gelehrsamkeit ha- |
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{Sp. 462} |
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ben die
Deutschen, Italiäner, Spanier und
Niederländer sich eben nicht verstiegen. Die
Furcht vor der Inquisition und andere
Ursachen
haben sie vermocht, entweder bey der alten
Weise zu bleiben, oder auf andere
Wissenschafften sich zu legen, die zur Theologie
nicht gehören. |
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In Franckreich aber hat man alle
Wissenschafften mit mehrerm Eifer
untersuchet.
Insonderheit haben die Benedictiner-Mönche aus
der Congregation St. Mauri die Kirchen-Historie und
Alterthümer mit vortrefflichen Schrifften erläutert,
die besten Editionen der Kirchenväter gegeben,
und viele ungewohnte Schrifften ans Licht
gebracht, |
Bes. Thomas Ittig de catenis et
collectionibus Patrum, |
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wodurch denn die Deutschen sind bewogen
worden, in ihre Fußtapffen nach und nach zu
treten. |
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In der
Philosophie haben die Frantzosen im
Anfange sich zwischen dem Aristotele, Cartesio und
Gassendo
getheilet. Nachher aber haben sie angefangen
freyer zu philosophiren, und insonderheit in der
Physic und Mathematic vortreffliche
Entdeckungen gemacht, wozu die
Academie der
Wissenschafften nicht wenig beygetragen. In den
letzten
Zeiten hat der berühmte
Malebranche eine neue Gattung
der Philosophie auf die Bahne gebracht, und sehr viel Anhänger gefunden. Die
Sorbonne aber bleibet
meistentheils beym Aristotele. |
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In den übrigen Catholischen
Ländern hat man
die Philosophie stets nach dem Fuß der
Scholasticker fortgetrieben, und keine Neuerung
gemacht. |
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Die
vornehmsten
Lehrer unter den
Catholischen in diesem
Jahrhunderte sind, |
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1) unter den Cardinälen: |
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- Cäsar Baronius,
- Robert Bellarminus,
- Jacob David Petronius,
- Heinrich Norisius,
- Armand de Richelieu,
- Sfortia Pallavicinus,
- Johann Bona,
- Joseph a Gvirre,
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2) Unter den Jesuiten: |
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- Jacon Gretser,
- Nicolaus Serarius,
- Anton Possevinus,
- Martin Becanus,
- Jacob Bonfret,
- Dionysius Petavius,
- Jacob Sirmond,
- Titus Erbermann,
- Theophilus Reinaud,
- Ludewig Mainburg,
- Johann Detz,
- Johann Harduin,
- und andere mehr.
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Unter den übrigen Orden haben sich
vornemlich bekannt gemacht: |
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- Paul Sarpius,
- Frantz Peuvardentius,
- Wilhelm Estius,
- Joh. Morinus,
- Ludewig Thomasinus,
- Johann Mabillon,
- Lucas Dachetius,
- Christian Lupus,
- Richard Simon,
- Natalis Alexander
- etc.
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Im Dogmaticis und Polemicis hat man keine
besondere Änderung gemacht, aus Furcht vor
dem Bann. Nur muß man die
Methoden der
Lehren, und einen Anhang von den innerlichen
Streitigkeiten betrachten. Die Methode ist fast in
allen Ländern die alte, das ist, Scholastische
geblieben. Die Frantzosen haben sich etwas
geändert. Man kan zwar nicht
sagen, daß tüchtige
Systemata herausgekommen, doch aber haben sie
die Scholastic ziemlich weggeworffen. Man muß
sich
erinnern,
daß Dogmatica und Positiva, oder Theologia et Dogmatibus
Patrum confitens, und Scholastica, das ist positiva, bey den Catholischen
unterschieden werden.
Petavius hat sich schon
wider die Scholasticam |
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{Sp. 463|S. 245} |
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geleget, ist aber darüber verstorben. Nach diesen hat niemand ein gantzes
Systema geschrieben, wohl aber über einige
Artickel. So hat
Carl Wirasser über den Artickel vom
Abendmahl, Busse etc. geschrieben. |
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In Polemicis sind alle andere Länder bey der
alten Weise geblieben, Franckreich allein hat sich
auch hierinnen geändert, und seine Controversisten
sind behutsamer geworden. Die
Ursachen, warum
sich Franckreich geändert, ist erstlich das freye
Naturell, hernach die Hugonotten, welche
gründlich
gelehrte Leute hatten, die den Pabst
scharff angegriffen; daher
musten die
Catholischen Frantzosen aus
Noth auch die
Theologie anders
vortragen lernen. |
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Unter den Reformirten ist bekannt Spanheim, und
andere. |
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Die Catholischen also liessen die Scholastic
liegen, und
wählten die
Methode aus den
Patribus zu
demonstriren. Sie fiengen also an besser zu
disputiren, und gaben gesetzten Leuten stattliche
Besoldungen. Nachdem aber die Hugonotten fort,
ist ihr Eifer auch gefallen. |
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Von der Mystic ist nichts zu sagen, denn
diese bleibt beständig einerley. |
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In Exegeticis sind einige
geschickte Leute unter
ihnen gewesen. Bonfret, Estius, Cornelius a Lapide, und etliche andere mehr,
sind in ihren
Erklärungen zuweilen nicht zu
verwerffen. |
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In der Moral sind die meisten bey der
Lehrart
der Scholasticker geblieben. Die Jesuiten haben
eine neue
Art der Moral einführen
wollen, sind
aber von ihren
eigenen Glaubensgenossen hefftig
abgefertiget worden. Die beste Moral trifft man in
den Schrifften der Jansenisten an, die
vornemlich sich darauf
geleget haben, diß Stück der Theologie in eine
bessere Verfassung zu bringen. Ihre grösten
Leute haben sich bemühet, Systemata zu
schreiben,
z.E.
Nicole hat Essais du Morale, Flechier ein
Buch von der
Falschheit der
menschlichen Hertzen, desgleichen Arnold, und
andere, geschrieben. Der Pater Quesnel hat in seinem
Neuen Testamente mit Noten ebenfalls eine gute
Moral verstecket, und vielen in die Hände
gegeben. |
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Bey diesem Eifer, die Moral zu
verbessern,
nennete man
die Jansenisten, Rigoristen, das ist, rigidi, und dieß zwar, weil sie mehr
forderten, als man
thun kan. Allein dieser
Name
bringet ihnen mehr
Ehre als
Schande. Die
Ursachen,
warum die Jansenisten so rigide sind in ihrer Moral,
sind die Jesuiten. Beyde sind todtfeind mit einander, und die Jansenisten
wusten sich nicht besser zu
revangiren, und den Jesuiten eins anzuhängen,
als durch ihre Moral, welche sie weit besser
einrichteten als die Jesuiten, und dadurch selbige
verhaßt zu machen suchten. |
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Die Haupt-Streitigkeiten in diesem 17
Jahrhunderte unter den Catholischen sind die so
genannten Jansenistischen Streitigkeiten, die gegen 1640
entstanden sind. Es rühren dieselben von dem
Bischoff von Ypern her, Cornelio Jansenio, der in seinem Buche, welches er
Augustinus nennet, das Systema von der
Gnade
und dem
freyen Willen des
Menschen, welches
Augustinus gehabt hat, behauptet. Dieses Buch,
und die darinnen enthaltene Lehre, bekam viel
Freunde und Liebhaber, Aber die Jesuiten, denen
diese Lehrsätze nicht anstunden, brachten es
durch viele Umwege dahin, daß der Pabst Urban VIII 1643 durch eine Bulle dieses Buch
verdammete. Dem ohngeachtet findet Jansenius und
seine Lehre in Franckreich unter den grösten
Leuten viel Beyfall. |
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Der Hof aber hielte es dazumahl für
rathsam, |
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{Sp. 464} |
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die Parthey der Jesuiten zu nehmen, daher
ward die Sache dahin gespielet, daß Innocentz X
1655 in der bekannten Bulle die berühmten fünff
Propositiones aus dem
Jansenio verdammte, die
Jansenisten musten damit zufrieden seyn, aber sie
erfunden eine Ausflucht, sich zu helffen; Sie
sagten: diese fünff Propositiones wären freylich
unrichtig in dem
Sinne, worinnen sie der Pabst
verdammte. Aber sie stünden beym Jansenio in
diesem
Verstande gar nicht. Allein zu Rom
behauptete man das Gegentheil, und setzte feste,
daß würcklich die fünff Propositiones in dem
Sinne, den Jansenius intendirte, in der Bulle des
Pabstes verworffen wären. |
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Alexander VII gab deswegen 1656 eine
eigene Bulle heraus, die in Franckreich
angenommen ward, und man setzte daselbst
eine eigene Eidesformul auf, welche die Jansenisten
zu ihrer Reinigkeit abschwören musten. Dieß
brachte die Häupter derselbigen in eine völlige
Unordnung. Etliche derselben musten das Land
räumen, und vertheidigten nachhero in den
Niederlanden ihre Sache vortrefflich. Einige
hielten sich eine
geraume Zeit in dem
Kloster
Port Royal
auf, andere vertheilten sich anders wohin. Nach
dieser Zeit brauchet der Hof von Franckreich diese Streitigkeit als ein
politisch Mittel, den
Pabst in Zaum zu halten. Nach dem
Tode des
berühmten Arnolds trat der bekannte Peter Quesnel in die
Stelle desselben, dessen Neues Testament
endlich durch Hülffe der Jesuiten verdammet
ward. |
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Sonst sind auch die Streitigkeiten berühmt, die wegen der Mysticorum in der Römischen Kirche
entstanden. In Italien ward ein gewisser
Spanischer Priester, Michael Molinos, dessen Manuductio
spiritualis bekannt ist,
als ein Ketzer verdammt, und diejenigen, die es
mit ihm hielten, zur Busse angemahnet. Dis
geschahe 1685. In Franckreich machte die
berühmte Madame Guion gleichfalls wegen ihrer mystischen Lehren
viel Händel; Und da der
Ertzbischoff Fenelon die Parthey von dieser berühmten
Frau annahm, und selbst einige mystische Bücher
verfertigte, so gerieth er gleichfalls in Gefahr,
verdammt zu werden, wovon er sich aber mit
Vernunfft befreyete. |
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Sonst ist auch der Streit zwischen den
Dominicanern und Franciscanern wegen der
unbefleckten Empfängniß der Jungfrau Maria,
fortgeführet worden. |
Bes. Friedr. Ulrich Calixti hist.
controvers. de immaculata Mariae conceptione. |
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Wir gedencken noch mit wenigen an das
ietzige 18
Jahrhundert und berühren nur folgende
Hauptpunkte: |
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1) |
daß im Jahr 1708 in
Dreßden und 1710 in Leipzig den Catholischen
ein freyes Religions-Exercitium von Sr.
Königl.
Majestät in Pohlen
August II, Glorw. Gedächtnisses, als
Churfürsten zu
Sachsen, erstattet
worden. |
2) |
Das Verbot des
Hertzogs von Savoyen,
daß kein Münchs-Orden, unter was Vorwand es
sey, einige weltliche Güter an sich kauffen, und
sich dadurch in dero Landen weiter ausbreiten
solle, im
Jahr 1703. |
3) |
Die
Publication
eines neuen Indicis Expurgatorii librorum von der Inquisition in Spanien, im
Jahr 1707, an welchem
Wercke über 60 Jahre
gearbeitet worden. |
4) |
Die sonderbahre
Solennität zu Wien
den 18 December 1709, als daselbst die unter
dem Schutz der ohne Erbsünde empfangenen
Jungfrau Maria angerichtete
Societät ein
grosses |
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{Sp. 465|S. 246} |
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Fest begieng, dabey die
Anwesenden schwören musten, so lange zu
glauben, daß die Marie ohne Erbsünde
empfangen sey, bis vom Päbstlichen Stuhl ein
anders
befohlen würde. |
5) |
Daß Franckreich
verboten, irgends eine Bulle oder Breve des Pabsts
anzunehmen, zu exequiren, zu
verkauffen, oder auszugeben,
wenn sie nicht mit offenen Briefen des
Königs, so
im Parlament registriret worden, versehen werden,
im Jahre 1717. |
6) |
Das erhaltene Religions-Exercitium
in
Hamburg, 1715. |
7) |
Des Jesuiten Neuwerdt Oration: Maria vitae ostium
tota Trinitate communitum, worinnen
die Thesis mit eingelauffen, daß Maria so wohl als
der Heyland, ohne Zuthun eines
Mannes
empfangen sey, im Jahr 1716. |
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Schlüßlichen mercken wir, daß der Römische-Catholischen Religion zugethan
seyn |
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1) |
gantz Italien, darinnen der
Pabst seinen Stuhl hat, |
2) |
gantz Spanien, dessen
König der Catholische
genennet wird, |
3) |
Franckreich, worinnen
sich doch
unterschiedene Hugonotten oder
Calvinisten aufhalten, |
4) |
Irland grossen
Theils, |
5) |
gantz Böhmen und
Mähren, |
6) |
Schlesien grossen
Theils, |
7) |
Preussen zum
Theil, |
8) |
meistentheils Ungarn und
Pohlen, worinnen doch noch
Evangelische und
Reformirte gefunden werden, |
9) |
die Spanischen
Niederlande, |
10) |
zum Theil
Schweitz, |
11) |
etliche
Länder im
Römischen Reiche,
als |
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- Österreich,
- Bayern,
- Steyermarck,
- Kärndten,
- Krayn,
- Tyrol,
- Mayntz,
- Trier,
-
Cölln,
- Lüttich,
-
Schwaben,
- Francken,
- Westphalen
- etc. zum Theil.
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