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Quellenangaben |
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Streit-Schrifften, Scripta polemica, Scripta
eristica, werden diejenige Art von Schrifften genennet, in welchen die Wahrheit oder die
Falschheit einer Sache, die von einem andern
vorgetragen worden ist, untersuchet wird. |
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Wenn wir nach angestellter Untersuchung
finden, daß der andere Unwahrheiten vorgetragen
habe, und wir befinden es für gut, solches öffentlich
anzuzeigen; so lassen wir uns mit demselben in
Streit-Schrifften ein. Die Regeln, nach welchen
diese Art von Schrifften einzurichten sind, muß man
aus der Vernunfft-Lehre lernen. |
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Ihr Nutzen aber beruhet theils auf der
Wichtigkeit der Sache, um welche gestritten wird,
theils auf den Vortrag und dem Endzwecke der
streitenden Partheyen. |
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Ist die Sache, über welche gestritten wird, von
keiner Wichtigkeit: So sind die Schrifften davon
unter die lächerlichsten und thörichten Sachen auf
der Welt zu zählen, und die Verfertiger derselben
machen sich des Lasters der Zancksucht sehr
verdächtig. |
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Soll eine Streit-Schrifft in Absicht auf ihren
Vortrag von einigen Nutzen seyn; so muß man
überall in denenselben die sorgfältigste
Beobachtung der Regeln einer Vernunfft-Lehre
antreffen. Man muß sich, soviel es nur möglich ist,
der Kürtze und Deutlichkeit befleißigen. Denn
hierdurch werden andere in den Stand gesetzet, die
Krafft |
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{Sp. 921|S. 474} |
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und den Nachdruck unsrer Beweisthümer um
desto besser einzusehen. |
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Durch die vielen wiederholten Gegenantworten,
welche unter den Gelehrten ziemlich Mode sind,
wird die Wahrheit so wenig vertheidiget, als in den
vielen Wechsel-Sätzen der Rechts-Gelehrten. In
den folgenden Antworten sind mehrentheils unnütze
und verdrüßliche Wiederholungen der ersteren
Sachen anzutreffen. |
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Wenn ein Gegner unsre Sätze angreifft, und
man hat Ursache, ihm zu antworten; so ist es
genung, wenn man in einer Gegenantwort seine
Sätze vertheidiget, und den Ungrund und die
schlechten Beweisthümer von der gegenseitigen
Meynung anführet. Es kan hernach ein Leser schon
erkennen, welcher von beyden Recht oder Unrecht
habe. |
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Es ist gewiß eine Schande, daß einige von
denen Gelehrten so zancksüchtig sind, und wie die
alten Weiber das letzte Wort haben wollen, da doch
endlich einmahl einer von ihnen stille schweigen
muß. Wenn sie sich auch hierbey die Wahrheit des
gemeinen Sprüchworts: Der Klügste giebt nach;
vorstelleten, so würde mancher eher zum
Stillschweigen gebracht werden. |
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Ob und welchen Gegnern, die in Schrifften
unsre Lehr-Sätze angreiffen man antworten soll,
kan nicht so schlecht weg bestimmet werden.
Sondern die Umstände der Zeit, der Personen, der
Örter u.s.w. müssen hier in unsern Entschluß einen
Einfluß haben. So viel ist gewiß, daß es nicht
rathsam ist, allen Gegnern zu antworten. |
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Es ist gewiß ein nicht geringes Versehen, daß
man meynet, es erfordere die Rettung unserer Ehre,
daß wir einem jeden antworten, der eine Schrifft
wider uns heraus giebt. Wer wolte nichtswürdigen
Creaturen, die öffters Leute von nicht geringen
Verdiensten hart angreiffen, damit sie dadurch in
der Welt bekannt werden wollen, weiß machen, daß
ihre Ehre von ihnen abhänge, und ihr
wohlgegründeter Ruhm durch ihre nichtigen
Verläumdungen verdunckelt werden könne? Ein auf
einem festen Grunde erbauter Pallast ist kein
Kartenhäuschen, das ein Kind umblasen kan. Über
dieses hätte mancher rechtschaffener Mann, der
der Welt nützlichere Dienste leisten kan, weiter
nichts zu thun, als lauter Streit-Schrifften zu
wechseln. |
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Es ist der Nutzen der Streit-Schrifften ohne
dem nicht gar zu groß. Wenn sich ein paar Gegner
lange genung gezancket, und ein halbes Schock
Gegenantworten verfertiget haben: so hören sie
endlich auf, und ein jeder bleibt bey seiner vorigen
Meynung. Die Wahrheit ist in den meisten Fällen
geschickt genung, sich selbst zu vertheidigen. |
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Es finden sich auch bisßweilen andere ehrliche
Leute, die manche Schrifftsteller wieder das Bellen
einiger unnützen Kleffer vertheidigen. Vernünfftige
Leute wissen doch wohl, daß ein Autor, der
geschickt gewesen ist, eine Schrifft zu verfertigen,
auch gar leichte die Geschicklichkeit haben könne,
sich mit einem Gegner in einigen Bögen herum zu
zancken. Wollen etwann andere urtheilen, daß es
durch das Stillschweigen das Ansehen gewönne,
als ob man den andern Recht gäbe; so werden
andere hingegen erkennen, daß dieses ein
ungegründetes Urtheil sey, indem ein Schrifftsteller
durch andere Gründe abgehalten werden kan. |
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Ob man nun gleich nicht allen Geg- |
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{Sp. 922} |
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nern antworten kan, und auch manchem
Gegner nicht antworten darff; so ist es doch gewiß,
daß man verbunden ist, zur Vertheidigung der
Wahrheit einigen Gegnern zu antworten, wo es die
Gelegenheit und Umstände verstatten wollen. Man
kan solches entweder in einer eigenen Schrifft thun,
oder in der Vorrede bey einer andern Schrifft, oder
in einer Schrifft, die einem Journale einverleibet
wird. |
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Je mehr die Liebe zur Wahrheit, Glimpff und
Bescheidenheit aus der Schrifft unsers Gegners
erhellet, um desto eher verdienet er eine
Beantwortung. Hat uns der andere einige Fehler
erwiesen, und wir sind überzeuget, daß wir geirret
haben: So handelt man sehr vernünfftig, wenn man
dieselben erkennet. Es ist keine Schande, einen
Fehler begehen, als welches mit unserer
Unvollkommenheit sehr übereinkömmt; aber dieß ist
eine Schande, den begangnen Fehler nicht
erkennen, und nicht ablegen wollen. |
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Will sich der andere deswegen über uns
erheben, und sich für weiser und gelehrter achten;
so müssen wir es geschehen lassen, daß er sich
hierinnen vergehet. Andere vernünfftige Leute
werden dennoch unsern Fehler, wenn wir sonst in
den meisten Stücken der Wahrheit gefolget sind,
entschuldigen, und unserm Gegner eine solche
Einbildung als einen grossen Fehler
beymessen. |
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Will uns ein Gegner mit Unbescheidenheit
unsre Fehler aufdecken, so müssen wir uns
dennoch von demselben auf den rechten Weg leiten
lassen. Ein solcher unhöflicher Richter unsrer
Schrifften ist einem groben Wegweiser gleich,
welcher einen Verirreten zwar den rechten Weg
zeiget, ihn aber dabey mit vielen höhnischen und
groben Ausdrücken angreifft, daß er von der
rechten Strasse abgekommen sey. |
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Dieser Verirrter, dafern er anders ein
vernünfftiger und tugendhaffter Mensch wäre, würde
sich zwar über seinen ungestümmen und groben
Wegweiser gewaltig verwundern, daß er ihm
denjenigen Fehler, der ihm doch auch begegnen
könnte, und zu einer andern Zeit ebenfalls begegnet
wäre, mit solchen Unglimpff aufrückte; inzwischen
würde er ihm doch folgen, und sich von ihm, wenn
er erst erkennete, daß er von der rechten Wege
abgekommen sey, auf die rechte Strasse leiten
lassen. Also thut auch ein vernünfftiger
Schrifftsteller wohl, daß er die Fehler, die ihm ein
grober Widersacher aufdeckt, erkennet und
verbessert. |
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Haben uns einige Gegner mit Ungestümm
angegriffen; so muß man ihnen niemahls auf eine
solche Art wieder antworten. Daß auf einen groben
Klotz ein grober Keil gehöre, ist zwar ein
Sprüchwort des Pöbels, welches aber weder dem
Göttlichen noch natürlichen Rechte gemäß ist.
Dergleichen Gegner sind fast aller Antwort
unwürdig. |
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Hat man aber seine Ursachen, warum man
auch ihnen antwortet, so entschlage man sich der
Schmähungen, und lasse die streitige Sache blos
sein Augenmerck seyn. Sie verdienen mehr
Mitleiden und Erbarmen, daß sie sich vor der Welt
so beschimpffen, und so schlechte Meister ihrer
Affecten sind. |
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Hat es aber ein Gegner so arg gemacht, daß
wir besorgen müssen, es könne unserer Ehre
dadurch ein Schandfleck zugezogen werden; so
muß man es bey der Obrigkeit anhängig machen,
damit ein solcher Injuriante seinen gehörigen Lohn
empfahe, und andere sich einer |
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{Sp. 923|S. 475} |
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glimpfflichern Schreibart bedienen lernen. |
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Es ist hier auch die Frage zu entscheiden: Ob
es recht sey, daß ein Mensch des andern
Schwäche und Unvermögen in Sachen, davon
dieser seine zeitliche Nahrung hat, kund mache,
und andern Menschen zeige? Denn gleichwie ein
jeder des andern zeitliche Glückseligkeit zu
befördern verpflichtet ist, also soll er ihn auch in
seiner zeitlichen Nahrung, so viel darvon zu dessen
wahrer Zufriedenheit gehöret, in geringsten nicht
hinderlich seyn, sondern, so viel er ohne
Hintansetzung der seinigen thun kan, dienen und
helffen. |
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Es ist aber auch GOttes Willen eben so gemäß,
daß sich ein jeder so sehr als seinen Nächsten
liebe, daß er zweene Menschen bey gleichgestalten
Sachen mehr als einen einzelnen liebe, und eine
grössere Anzahl von Menschen so vielmehr, als ihre
Anzahl stärcker ist: Folglich auch eine grössere
Anzahl derselben mehr als eine geringere, jedoch
daß es allezeit von gleichgestalten Umständen zu
verstehen sey. |
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Hieraus folget, daß wenn man vieler Menschen
Zufriedenheit anders nicht befördern kan, als wenn
man eines einzigen Menschen, oder wenigerer
zeitliche Zufriedenheit etwas stöhret, man nicht
allein nicht unrecht handele, wenn man es thun
müsse, sondern daß es der andre auch mit Gedult
anzunehmen habe. |
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Es befindet sich dießfals ein grosser
Unterschied zwischen den Gelehrten und andern
Profeßionen. Diese letzten haben die Eigenschafft,
daß ihre Stümperey von einen jeden, der sich ihrer
Arbeit bedienet, ohne fernern Nachtheil, wenn er
von ihnen absetzen will, erkennet werden kan.
Allein wenn ein Gelehrter ein Stümper oder
boshaffter Schalck ist, so kan es niemand mercken,
daß er von ihm in seiner zeitlichen Zufriedenheit
oder ewigen Seligkeit gehindert werde, als wer in
eben derselben Art auch gelehrt ist. |
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Absonderlich hat die Weltweisheit desfals was
besonders, indem sie diejenigen Grundsätze lehret
und erweiset, deren sich die übrigen Arten von
Gelehrten nothwendig bedienen müssen. Hieraus
erhellet, daß die Weltweisheit ein unentbehrliches
Mittel zu der allgemeinen Wohlfarth sey. Denn wenn
diese Gründe falsch sind; so müssen nothwendig
auch aller andern Gelehrten Sätze dadurch
verfälschet werden; Und also kan die zeitliche
Zufriedenheit der Menschen, ja auch einigermassen
die ewige Seligkeit dererselben ohne die Richtigkeit
der Weltweisheit nicht befördert werden. |
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Auf diesen Gründen beruhet die
gewissenmäßige Gewohnheit der Gelehrten, daß
einer den andern widerleget, und dessen
Schwachheiten bekannt macht; welches, wenn es
Leute von andern Profeßionen thäten, für eine
straffenswürdige Zänckerey angesehen werden
müste. |
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Wir wollen diese Regeln und Gründe auf die
Streitigkeiten der Weltweisen deuten, und ihre
Billigkeit daraus herleiten. Ein jeder wird
zugestehen, daß man das überhaupt für Gesetz-
und Gewissenmäßig halten müsse, wenn es auch
schon meistentheils von denen Menschen zu
andern Absichten gemißbrauchet würde, was einen
den gantzen menschlichen Geschlechte nützlichen
Endzweck haben kan. |
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Es ist aber aus obigen klar, daß das
philosophische Disputiren eine dergleichen Sache
sey; darum kan es überhaupt nicht allein nicht
verworffen, sondern es muß auch höchst gebilliget
und gelobet werden, |
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{Sp. 924} |
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wenn es wahrhafftig ist, was es seyn soll. Denn
wenn ein Lehrer in der Weltweisheit Grillen an statt
nützlicher Wahrheiten verhandelt; so werden durch
ihn nicht allein viele Gelehrten der höhern
Facultäten verderbet, sondern es werden auch,
wenn einige von denen verderbten wiederum Lehrer
werden, die höhern Facultäten, und folglich die
gantze Gelehrsamkeit verdunckelt und verderbet.
Wodurch der Menschen zeitliche Zufriedenheit und
ewiges Sowohl, wo nicht gäntzlich, doch grossen
Theils verhindert werden kan. |
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Weil nun weder die Ungelehrten, noch die
Anfänger in der Gelehrsamkeit, noch die andern
Gelehrten, welche sich nicht allzusehr in der
Weltweisheit vertieffet haben, solche schädliche
Lehrer zu erkennen vermögen, und ihre
Bemühungen dem gantzen menschlichen
Geschlechte grossen Schaden bringen; so fällt die
Schuldigkeit, solche Leute kennbar zu machen,
allein auf diejenigen, die die Kräffte darzu haben,
und sich in eben der Art von der Gelehrsamkeit
umgesehen haben. |
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Ob nun gleich hierdurch ein solcher Lehrer in
Verachtung und einigen Abfall seiner Nahrung
käme, ja ob er auch dadurch an seiner zeitlichen
Zufriedenheit Abbruch litte; so konnte man es dem
andern, der ihn blos stellte, nicht verargen, weil
auch GOtt an der Zufriedenheit vieler hundert
Menschen mehr gelegen ist, als an der
Zufriedenheit eines einzigen. |
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Wenn nun ein Gelehrter sich wegen
angezeigter Ursachen in seinen Gewissen
verpflichtet befindet, eines andern seine Schwäche
und andere dem Zwecke der Gelehrsamkeit
widerstrebende Eigenschafften zu entdecken: So
muß er der Regel der Sitten-Lehre wohl eingedenck
seyn, daß man sich schädlicher Mittel aus Noth, in
Ermangelung unschädlicher, also bedienen müsse,
daß man von denen gelindesten anfange, von
denenselben an immer schärffere und schärffere
gebrauche; und diese Ordnung ohne wichtige
Ursache niemahls überschreite. |
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Vornehmlich müssen sich Gelehrte immer der
allgemeinen Schwachheit erinnern, nach welcher
fast ein jeder unter ihnen glaubet, er sey allein auf
dem rechten Wege, und die andern, absonderlich
aber diejenigen, die neben ihm an einerley Orte
lehren, auf dem irrigen. |
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Hieraus folget nun ferner, daß, wenn wir uns
einbilden, ein andrer Lehrer sey ein der
Gelehrsamkeit und dem Nutzen der Welt
schädlicher Mann, man die Besserung desselben
nicht zugleich mit der Feder, sondern erst mit dem
Munde versuche. Man muß nehmlich, ehe man
wider ihn schreibet, zuvor alleine mit ihm sprechen,
und versuchen, ob man ihm etwann auf andere
Gedancken bringen möge. |
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Hierauf ist es nöthig, daß man öffentlich wider
ihn mündlich disputire, um zu sehen, ob man ihn
durch Beschämung zur Erkänntniß seiner Irrthümer
und Eitelkeiten bringen möge. Weil aber bey den
öffentlichen Disputationen meistentheils nur
Anfänger in der Gelehrsamkeit zugegen sind; so
bestehet der dritte Grad einer geziemenden
Widerlegung darinne, daß man des Gegners
Irrthümer, Unwissenheit und Eitelkeit vor der
gelehrten Welt mit der Feder darstelle. Jedoch, daß
man, um seinen Affect so viel möglich zu schonen,
seinen Nahmen noch nicht nenne, noch seine
vermeynten Irrthümer mit solchen Umständen |
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{Sp. 925|S. 476} |
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vortrage, daß ein jeder auch ohne Benennung
seines Nahmens wisse, wem es gelte. |
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Der näheste Grad hierauf bestehet darinnen,
daß, wenn man ihn ja nennen muß, um zu
versuchen, ob er etwan durch Schamhafftigkeit zur
Besserung gebracht werden könnte es entweder
zuerst in Lateinischer Sprache nur geschehe, oder
wenn uns andre Umstände zur allgemeinen
Sprache Anlaß geben, daß es doch also geschehe,
daß es niemand als Gelehrte verstehen
können. |
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Und dieses muß erstlich ohne einige
Beschimpffung und ohne alles lächerlich machen
geschehen, damit der Gegner nicht im Affect
gesetzt, und untüchtig werde, die Wahrheit
anzunehmen. Wiewohl wenn man hernach
bemercket, daß der Gegner dergestalt in seine
Meynung verliebet sey, daß er auf den Nachdruck
unsrer Vorstellungen nicht Achtung giebt, so dienet
eine Mischung von Schertz und Ernst zur
Erweckung seiner Aufmercksamkeit. Jedoch muß
man keine Beschimpffung mit untermischen. |
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Wenn man nun endlich sähe, und versichert
wäre, daß es einem solchen Gegner nicht um die
Wahrheit und den Nutzen der Menschen, sondern
um eiteln Ruhm und Eigennutz zu thun wäre; so
hätte man sich billig nicht mit ihm einzulassen;
indem doch die Wahrheit durch seine Räncke nur
mehr verdunckelt als erleuchtet werden würde. |
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Ein gleiches wäre auch von einem sehr
ungelehrten oder mit düsterem Verstande begabten
Manne zu halten, wenn er keine aufrichtige Liebe
zur Wahrheit hätte. Weil aber doch solche Leute,
wenn sie sich zu Lehrern aufwerffen, der
studirenden Jugend nothwendig viel schaden, so
lange man sie ihre Irthümer und Räncke nicht
erkennen lehret: So befindet sich ein Liebhaber der
Wahrheit und Redlichkeit in seinem Gewissen
verpflichtet, solche Irthümer und Räncke zu
entblösen. Er macht auch solche Irrhümer billig
verächtlich, weil sie um desto weniger schaden, je
verächtlicher sie gemacht worden sind. Allein er
muß hierbey den Gegner noch, so viel als es nur
möglich ist, schonen. |
- Rüdiger von der
Moralit. der Streitschr.
- von Rohr Vernunfft-
Lehre.
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