HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Galant u.a. HIS-Data
5028-10-78-11
Titel: Galant
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 10 Sp. 78
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 10 S. 52
Vorheriger Artikel: Galanis
Folgender Artikel: Galantha
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

Übersicht

Stichworte Text Quellenangaben
Galant Galant, ist ein Wort, welches aus dem Frantzösischen ins Teutsche übernommen ist, dessen Bedeutung aber vielerley, und in guten oder bösen Verstande genommen wird.  
  In einem guten Verstande begreifft es eine anständige, es sey angeborne oder angenommene Weise, in Worten, Reden, Umgang, Kleidung und seinen gantzen Wesen, sich klüglich, freudig und ungezwungen aufzuführen, und dadurch bey jedermann beliebt zu machen. Thomasius von Nachahmung derer Frantzosen.
  In einem bösen Verstande wird galant und Galanterie genommen, vor unzüchtige Liebe und derselben Früchte.  
  Die Frantzosen machen einen Unterscheid unter einen homme galant, und galant-homme, davon jenes die erwehnte böse, dieses aber eine gute Bedeutung hat.  
  Die Französische Academie hat diesen Worten einen dreyfachen Gebrauch bestimmet, und nennet einen galanten Menschen erstlich einen solchen, der höflich, bescheiden, wohlgesittet, artig, von guten Umgang und angenehmen Gespräche ist. Ferner, einen der seiner Kunst wohl erfahren, und in dem, wovor er sich ausgiebt, wohl bestehet. Endlich mag es auch einen Menschen bedeuten, den man schmeicheln, und, wegen eines uns erwiesenen Wohlgefallens, loben will. Vaugelas.
  Ausser dem dieses Wort noch weiter erstrecken, und z. E.  
  {Sp. 79|S. 53}  
  ein Pferd, ein Haus, oder noch geringere Dinge galant nennen wollen, ist ein Mißbrauch, der bey den Pöbel sonderlich eingerissen, als welcher die Sachen nach den äusserlichen, und dem, was in die Augen fället, zu beurtheilen pfleget. Man könnte also galante Leute eintheilen in Schein-galante und wahrhafftige galante.  
  Durch diese verstehet man solche Leute, die alles dasjenige, wodurch ein kluger Mensch sich vor der Welt sehen lässet, nach den durch die Gewohnheit politer Welt-Leute hergebrachten Manieren und Gesetzen der Wohlanständigkeit artig und angenehm darzustellen.  
  Hingegen ein Schein-galanter Mensch ist, der zwar ein angenehmes Exterieur an Sitten, Reden und Gebährden hat, allein nichts reelles dahinter ist. Denn die würckliche Auszierung dieses reellen Wesens machet erst einen wahrhafftlg galanten Menschen. Müllers Anmerckungen über Gracians Oracul, Maxim. 40. p. 341.
   
Galanterie-Fieber Galanterie-Fieber.  
  Dieses hat an. 1712 in dem grösten Theil Europae gemeinschafftlich grassiret, und ist auf die empfindliche May- Monaths-Hitze erfolget. Desselben Historie und Art wird, ausser in Cammerarii und Schlevoigts hierüber ausgefertigten Schediasmatibus, in Io. Kanolds historischen MSS. Relation von der gesammten Grassat. der grossen Menschen- Pest von an. 1701 bis 1716. 8. §.6. sched. ausführlich abgehandelt.
   
Galanterie-Kranckheit Galanterie-Kranckheit, dadurch wird gemeiniglich die Venus Seuche mit ihren Zufällen verstanden.  

HIS-Data 5028-10-78-11: Zedler: Galant u.a. HIS-Data Home
Stand: 27. Oktober 2016 © Hans-Walter Pries