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Quellenangaben |
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Umgang, oder Conversation,
Lat. Conversatio,
ist eine allgemeine Unterhandlung der
menschlichen
Gesellschafft, da die Menschen, ohne
ein besonderes
würckliches
Geschäffte unter
einander abzuhandeln, nur in Absicht auf die
Stifftung oder Unterhandlung eines
guten
Vernehmens überhaupt, zusammen zu kommen
pflegen; Das gute Vernehmen beruhet derauf, daß
man nehmlich theils die Gewogenheit, theils die
Hochachtung der Menschen zu erlangen sich
bemühe, so weit sich darzu in gemeinem Umgange,
da man keiner besondern Geschäffte wegen, in
Unterhandlung ist,
Gelegenheit darbietet. |
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Daß zu einem guten Vernehmen Gewogenheit
erfordert werde, ist an sich selbst deutlich. Aber
auch einige Hochachtung zu erlangen, ist deswegen
nöthig, damit man der Gewogenheit
würdig
geachtet, und diese durch jene unterstützet werden
möge. Dahero wird man in Weltklugen
Conversationen allezeit viel Respect der Menschen
gegen einander, und wenigen in liederlichen
Gesellschafften, finden. Woraus zu
urtheilen, was
von den
gewöhnlichen Dutzbrüderschafften, zu
denen junge Leute in ihren Gesellschafften sobald
fertig und bereit sind, zu halten sey. |
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Die
Klugheit, im gemeinen Umgange die
Gewogenheit und Hochachtung der Menschen zu
erlangen, gründet sich, wie alle Klugheit, auf die
Erkenntniß ihres
Objects, nehmlich der
menschlichen
Gemüther. Dahero ist die oberste
Grund-Regel der Klugheit mit Menschen
geschicklich umzugehen diese: Man lerne sich
selbst, und andere, seine
eigene und anderer,
eigentliche Gemüthsart natürliche Kräffte und
erworbene Geschicklichkeit des
Verstandes,
herrschenden
Affect,
Tugenden und Fehler,
rechtschaffen kennen. Aus dieser Erkenntniß wird
man leicht
schliessen können, daß, wenn man
Hochachtung und Gewogenheit erlangen
will, man
nicht auf einerley Art mit allen Menschen umgehen
müsse, nehmlich nicht auf die Art, zu welcher etwa
einen jeden seine eigene natürliche
Neigung treibet;
welches der gemeine Fehler ist derer, die in der
Klugheit, mit Menschen umzugehen, nicht weit
gekommen. Denn ein kluger suchet in Gesellschafft
Liebe und Hochachtung zu erlangen; Die Liebe
durch das, was die Neigungen und
Begierden eines
jeden vergnüget; Die Hochachtung aber durch
solche
Eigenschafften, die der andere nach seiner
Gemüths-Art hoch und werth achtet. |
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Nun sind die Neigungen und Begierden der
Menschen nach ihren
unterschiedenen Gemüths-Arten ungemein
unterschieden; und ihre
Hochachtung fällt aus eben diesem Grunde auf
gantz unterschiedene
Dinge. Derowegen kan es der
Klugheit nicht gemäß seyn, mit allen Menschen auf
einerley Art umzugehen, und es muß
nothwendig
die gröste Ungeschicklichkeit seyn, in seiner
Auffüh-
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{Sp. 967|S. 499} |
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rung in Gesellschafft nur seinen eigenen
Neigungen nachzugehen. |
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Hieraus fliesset die
fürnehmste
Tugend
weltkluger Leute in ihrem Umgange, nehmlich die
Höflichkeit, durch welche man, nicht die blosse
äusserliche Wohlanständigkeit der Sitten
verstehen
muß, als welche zwar zu Höfligkeit gehöret, aber
nur als eine äusserliche Zierde derselben; sondern
eine Klugheit, in seinem Umgange mit
Personen,
gegen die man einige Achtung oder Consideration
zu hegen
Ursache
hat, nicht seinen eigenen Neigungen nachzugehen, ohne auf sie grosse Absicht zu
machen, ob nehmlich das, was man in ihrer Gesellschaft
redet oder
thut, ihnen gefallen
oder verdrießlich seyn werde; sondern vielmehr
nach ihren Neigungen sich zu richten, und in ihre
Gemüther sich zu schicken, um bey ihnen sich
beliebt zu machen, und ihre Gewogenheit zu
erwerben. |
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Sie erfordert dahero zweyerley, nehmlich kluge
Gefälligkeit und Bescheidenheit. Durch jene richten
wir unser Reden und Thun in Gesellschafft nach der
Gemüths-Art des andern ab, dem wir uns gefällig
bezeigen
wollen. Durch diese hingegen lassen wir
das, was der andere redet und thut, wenn es uns
auch an sich selbst zuwider seyn
solte, dennoch in
Absicht auf ihn uns gern und ungezwungen mit
gefallen. |
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Das entgegengesetzte
Laster ist die Grobheit,
welche eine Ungezogenheit ist, dadurch ein Mensch
in Gesellschafft theils in seinem eigenen reden und
thun alles nur nach seinem
Kopfe einrichtet, theils
gegen diejenigen, mit denen er umgehet,
dermassen unleidlich ist, daß er von Seiten ihrer
alles nach seinen Einbildungen und Neigungen
eingerichtet haben, seinerseits aber sich nach
keinem Menschen
bequemen will. Der Brunnquell
der Grobheit ist der
Eigensinn, welcher nichts
anders ist, als eine ungezogene Hartnäckigkeit mit
welcher ein Mensch seinem herrschenden
Affecte
nachhänget. |
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Die fürnehmsten Grund-Regeln der Klugheit,
mit jedermann höflich, gefällig und bescheidentlich
umzugehen, sind folgende: |
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1) Weil die Gemüther der Menschen von
Natur
denen dreyen Haupt-Affecten, der Ehrbegierde, der
Wollust, und der Geldbegierde, ergeben sind; so
erweise man in Gesellschafft, in Absicht auf die
Ehrbegierde, einem jeden, er mag nun unsers
gleichen, oder ein höherer, oder ein niedrigerer
seyn, den ihm nach seinem
Stande gebührenden
Grad der Ehre, an
Titeln,
Complimenten, Bezeigung der Ehrerbietung, der Hochachtung, oder der
guten
Meynung, die man von ihn hege; ja man thue nach
Befinden, oder in
Zweifel, hierinnen lieber etwas
mehr, als etwas weniger. |
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In Absicht auf die Wollust sey man allezeit
lieber von freyen, aufgeweckten u. freudigen, als
von allzuernsthafftem Wesen; allermeist da
gemeine Conversationen mehrentheils zur
Ergötzlichkeit angestellt zu werden pflegen. Doch
muß solche freye Munterkeit gegen Höhere mit
Ehrerbietigkeit, gegen unsers gleichen mit
Hochachtung gegen sie, gegen niedrigere mit
Wohlwollen und Freundlichkeit gemäßiget
seyn. |
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Endlich, in Absicht auf den
Geldgeitz, stelle
man sich gegen niemanden
eigennützig, sondern
vor des andern Interesse wohlgesinnet, und
geneigt, bey aller gegebenen
Gelegenheit ihm
nützlich zu seyn; Man lasse es auch disfalls an
guten Anerbietungen und Versicherungen nicht
fehlen. |
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2) In gemischten Ge- |
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{Sp. 968} |
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sellschafften, wie auch so lange man die
eigentliche Gemüths-Art eines jeden noch nicht
kennet, u. man also noch nicht
urtheilen kan,
welche von den angeführten dreyen
Regeln, oder
Arten gegen andere sich zu bezeigen, nach den
Regeln der Klugheit vorwalten solle, ist es am
sichersten, sie alle dreye mit gleicher Sorgfalt zu
beobachten. Hat man aber die Gemüths-Art derer,
mit denen man umgehet, genauer kennen lernen,
so wird leicht zu urtheilen seyn, auf welche
Art der
Bezeigungen die meiste Absicht zu richten
sey. |
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Insonderheit |
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3) bey
Wollüstigen machet man sich beliebt
durch eine aufgeweckte Munterkeit zu allem, was
zur Ergötzlichkeit der Gesellschafft zu thun beliebet
wird; oder, da es
nöthig, durch eine sinnreiche
Geschicklichkeit, zur
Lust u. Vergnügung der
Gesellschafft hier und da etwas artiges
anzugeben. |
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Doch hat ein kluger Mensch in dieser Art der
Gesellschafften sich vor vieler Vertraulichkeit und
Gemeinmachung, als zu welcher wollüstige
Gemüther, sonderlich bey der Lust, sehr geneigt
und fertig sind, zu hüten; auch zu dem Ende nicht
allzuoffte sich in denselben finden zu lassen; theils
damit er durch die Seltenheit sich bey ihnen in
Respect erhalte; denn ihre
Liebe und Gewogenheit
ist ohne Respect mehr
schädlich als nützlich. |
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4) Bey Ehrgeitzigen machet man sich beliebt
durch Ehrerbietigkeit, die man bey aller Gelegenheit
gegen sie bezeiget. Doch wer bey ehrgeitzigen
Leuten eine
gründliche Gewogenheit, und nicht nur
wohl bey ihnen gelitten zu seyn, suchet, der muß
auch ihre Hochachtung zu erlangen sich angelegen
seyn lassen, und zu dem Ende solche
Eigenschafften, die sie, nach der eigentlichen Art
ihres Ehrgeitzes, in hohem Werthe halten, an sich
blicken lassen. |
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Ausser dem kan man versichert seyn, daß ihre
Gewogenheit von nicht so gar sonderlicher
Würckung seyn werde. Denn die Hochachtung
eines Menschen gegen sie, den sie in ihren Hertzen
geringe achten, scheinet ihnen ein
Gut von geringer
Wichtigkeit zu seyn. Doch muß man dabey gegen
sie, wenn sie höhere und
vornehmere, ja nach
Befinden wohl auch, wenn sie unsers gleichen sind,
sehr behutsame Bescheidenheit
gebrauchen, daß
man, weder es ihnen gleich zu
thun, noch viel
weniger sie zu übertreffen die geringste Mine
mache. |
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Im übrigen hat man in allen Umgange mit
ehrgeitzigen Leuten, insonderheit in
Gegenwart
vieler anderer, die Regeln der Wohlanständigkeit
und des Ceremoniels auf das genaueste zu
beobachten, als aus deren Hindansetzung man eine
Geringachtung ihrer
schliessen
möchte; doch hüte
man sich, wenn sie viel höher sind, in Kleidung, und
andern Aufwand, viele Kostbarkeit über seinen
Stand an sich spüren zu lassen, oder sie allzu
prächtig zu tractiren, u.s.w. |
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5) Bey
Geitzigen macht man sich beliebt, wenn
man sich als einen guten Wirth aufzuführen
weiß,
so wohl in
Reden von allerhand guten
Haußhaltungs-Vortheilen, als in
Thaten. Dahero
verhüte man sorgfältig, ihnen vielen Aufwand zu
verursachen, bey ihnen viel zu essen und zu
trincken. Wenn man ihnen aus Nachläßigkeit etwas
verschlimmert oder zerbrochen, so ersetze man es
reichlich, wenn sie sich gleich dargegen zu sperren
scheinen; von ihnen hingegen nehme man in
dergleichen Fällen durchaus nichts an. |
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Hieraus kan man |
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6) leicht ermessen, daß wer des
Ruhmes der
Höflichkeit
theilhafftig werden will, in
Gesellschafft |
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{Sp. 969|S. 500} |
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seines eigenen herrschenden Affects
vollkommen
Meister seyn müße. Denn die
Höflichkeit erfordert, in Gesellschafft nicht seinen
eigenen Neigungen nachzugehen, sondern sich in
die Gemüther anderer zu schicken: Welchem
Zwecke zuwieder ein Mensch, der seiner
Affecten
nicht mächtig ist, in mancherley Ungefälligkeiten
und Unbescheidenheiten verfällt, da in Gesellschafft
so vielerley vorkömmt, dadurch die Affecten
gereitzet werden können, und ein jeder derer drey
Haupt-Affecten, ob er gleich in einigen Stücken
denen andern nicht eben zuwieder ist, dennoch in
den meisten ihnen wiederstreitet. |
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7) Ein
Wollüstiger kan demnach zwar seine
natürliche Freundlichkeit, Dienstfertigkeit, sein
immer aufgeräumtes Gemüth, gar nützlich
beybehalten; jedoch mit vieler Mäßigung, damit er
nicht durch allerhand Ausschweiffungen in diesen
Stücken, vor allzugrosser
Begierde
Gunst und
Liebe zu erlangen, unvermerckt alle Hochachtung
verschertzen möge. Durch allzugrosse Gefälligkeit
gegen jedermann, mißfällt denen Geldgeitzigen,
daß es heißt: "Worzu dienet dieser Unrath? dieses
Wasser hätte können theuer verkaufft, und den
Armen gegeben werden.„ |
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Diese nöthige Mäßigung in besagten Stücken
wird am besten von statten gehen, wenn ein
Wollüstiger, neben seiner herrschende Neigung zur
Lust, die Ehrbegierde durch dienliche
Betrachtungen zu einem geziemenden Grade der
Ernsthafftigkeit ermuntert, die mitten aus seiner
Freundligkeit, Gefliessenheit und aufgeräumten
Wesen, dennoch hervorleuchten möge. |
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Darneben aber hat er seine allzugrosse
natürliche Neigung zu seiner eigenen
Bequemlichkeit, die ihm gewöhnliche unanständige
Nachläßigkeit in Kleidung und allem seinen
äusserlichen Wesen, die allzuviele Spaßhafftigkeit
in Reden und Geberden, das leichtsinnige Lügen,
die Leichtgläubigkeit, närrische Verschwendung,
einfältige Offenhertzigkeit und unzeitige
Vertrauligkeit, die Waschhaftigkeit bey bekannten,
und die erschrockene und gleichsam betäubte
Stummheit bey unbekannten oder
vornehmen Personen, mit allem
Fleisse sich
abzugewöhnen. |
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Es ist |
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8) einem Ehrgeitzigen seine natürliche Neigung
in allen Dingen auf die äusserliche Ansehnligkeit,
und insonderheit auf die Wohlanständigkeit der
Sitten zu halten, seine großmüthige Dienstfertigkeit
und Freygebigkeit, seine Stellung und Verstellung,
in gehöriger masse in Gesellschafft gar
nützlich. |
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Er hat sich aber sehr zu hüten |
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- daß die Ansehnlichkeit nicht in Prahlerey in
unmäßige Pracht und Verschwendung, die die
Grentzen seines
Standes überschreite, und dadurch
er leicht ein
schädliches Mißfallen der Höhern
erwecken, und wieder sich reitzen kan, ausschlagen
möge;
- ferner, daß er gegen die niedrigern nicht
übermüthig, und gegen die, die seines gleichen
sind, ob er ihnen gleich an
Geschickligkeit und
Verdiensten überlegen zu seyn sich einbildet, nicht
stoltz und hochmüthig sich bezeige;
- daß er durch
überflüßige Ceremonien der Gesellschafft nicht eine
Last seyn, noch durch seine allzuleichte
Empfindligkeit die
angenehmsten Gesellschafften
verdrießlich machen möge,
- daß er durch den
Kützel, andern zu wiedersprechen, und das letzte
Wort zu behalten, sich nicht jedermann
beschwerlich mache,
- daß ihn der
Zorn nicht zu
schädlichen Übereilungen, deren
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{Sp. 970} |
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er bey ruhigem Gemüthe wohl nimmermehr
fähig wäre, verleiten möge. |
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9) Einem
Geitzigen ist die ihm
gewöhnliche
Reinlichkeit,
gute
Ordnung, demütige Unterwerffung,
Verschwiegenheit, Verstellung in Gesellschafft nicht schädlich; Wohl aber |
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- die Knickerey,
- die allzuniederträchtige Verachtung aller
Ehre,
- die
mürrische Entsagung aller
Lust,
- die offenbahre
Schmorozerey im schmeicheln,
- der allenthalben
hervorblickende Neid,
- die Unverschämtheit im
Lügen,
- die Lust abwesenden übel nachzureden,
und dergleichen zu hören,
- die Aufgeblasenheit bey
gutem Glücke und
Vermögen.
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Es ist auch |
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10) eine Höfligkeit und Unhöfligkeit in
Ansehung der Höfligkeit und Unhöfligkeit selbst,
welche darinnen bestehet, |
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- daß man die von andern erwiesenen
Höfligkeiten ihnen nicht sauer und beschwerlich
mache, durch gezwungene, und wohl gar
hartnäckige Weigerung sie anzunehmen;
- daß man
die Höfligkeiten, die man andern erweisen
will, die
sie aber anzunehmen sich, vielleicht aus allerhand
Ursachen, mit Ernst weigern, ihnen nicht
unbescheidentlich aufnöthige;
- daß man auch in
unhöfliche Leute und Narren sich schicken, und
ihnen
klüglich nachgeben lerne;
- sich auch hüte, daß
man durch ihre Grobheit nicht aus den Grentzen der
Gelassenheit und Höflichkeit setzen lassen.
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Grac. 159. 256. Max. |
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Aus diesen allen nun erhellet, daß die
Gesellschafften, in welchen kluge Leute, auch nur
der gemeinen Conversation halber, ohne daß sie
nehmlich besondere
Geschäffte abzuhandeln haben
solten, sich gern und zum öfftern finden lassen, ob
sie gleich dem äusserlichen Ansehen nach müßige
zu seyn scheinen, dennoch, zum wenigsten auf
ihrer Seite, keinesweges sogar müßige
Gesellschafften, sondern eine
Sache von grosser
Wichtigkeit sind, deren ein Weltkluger nicht
entrathen kan. |
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Kluge Leute suchen in dergleichen
Gesellschafften, die man in denen von den
ordentlichen Geschäfften freyen
Stunden zur
Ergötzlichkeit anzustellen pfleget, mit allerhand
Leuten, die ihnen
nützlich seyn können, in
Bekanntschafft zu kommen; sie suchen bey der
Lust, bey Gastmahlen, bey
Gelegenheit so vielerley
Unterredungen, bey dem Spiele, u.s.w. die
Gemüther zu
erkennen, sich in mancherley
Menschen schicken zu lernen, sich bey ihnen auf
alle Art und Weise beliebt zu machen, und ihre
Gunst zu erwerben. Denn allererst alsdenn dieses
alles thun zu wollen, wenn man die Leute in diesem
oder jenem besondern Geschäffte
würcklich
brauchet, würde viel zu späte seyn. |
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Nur auf Seiten derer sind solche
Gesellschafften müßige Gesellschafften, deren
Absicht in Unterhaltung derselben nur auf Wollust
und Üppigkeit, oder auf eitele Pracht, gerichtet ist.
Gracian in der II Maxime nennet daher die
Conversation der Klugen eine
Schule der Klugheit,
und ihre
Häuser Schauplätze seltener
Geschicklichkeit; Die Häuser hingegen derer, deren
Zusammenkünffte blos auf Schwelgerey und eitele
Pracht gerichtet sind, Paläste der Eitelkeit; obgleich
ein Kluger auch dieser letztern zu seinen
obgedachten Zwecken sich bey Gelegenheit gar
nützlich bedienen kan. |
Müllers Philosoph
II Th.
… |
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Übrigens ist nach denen
Chur Sächsischen
Rechten der Umgang |
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Landes-Ordnung von 1550. tit.
daß zwischen |
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{Sp. 917|S. 501} |
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ehrlichen und von 1555. tit. eod. |
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- ingleichen mit dem, so in den Kirchen-Bann
gethan ist, verboten
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General-Artickel II. |
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Und nach den
beschriebenen
gemeinen Rechten ist der Umgang eines
Kindes mit
bösen
Leuten eine gnugsame Ursache, daß solcher von
seinen
Eltern enterbet werden mag. |
Nov. 115. … |
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Übrigens besiehe hierbey die
Artickel: |
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- Verdächtiger Brief-Wechsel, im XLVII Bande,
p.
289. u.ff.
- und Vertraulichkeit, im XLVII Bande, p.
33.
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