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Zedler: Object HIS-Data
5028-25-198-7
Titel: Object
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 25 Sp. 198
Jahr: 1740
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 25 S. 112
Vorheriger Artikel: Obie
Folgender Artikel: Object … in der Optick
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Object, ein Schulwort (terminus scholasticus) das ursprünglich Lateinisch ist und in dieser Sprache durch Objectum gegeben wird.  
  Es bedeutet alles dasjenige, wovon geredet oder gehandelt wird, oder womit man umgehet, und dahin man seinen Fleiß und Mühwaltung richtet. Denn Objicere heißt eigentlich einem etwas vorwerffen: wie denn vor diesem die Redens-Art gar bekannt war: aliquem bestiis objicere, wenn die verurtheilten Leute sich musten den wilden Thieren vorwerffen und von solchen zerreissen lassen; darnach ist es abermahls gebrauchet worden, wenn etwas dem Gemüthe, oder unserer Verrichtung ist vorgestellet und gleichsam entgegen gesetzet worden.  
  Die Scholasticker nennen das Object Materiam circa quam: gleichwie es auch einigen das  
 
  • Subjectum attributionis,
    • occupationis,
    • considerationis,
    • tractationis,
  • subjecta materia,
  • und Subjectum occupans,
 
  heisset.  
  Im Griechischen heißt es bey dem Aristoteles antikeimenon und wird im Deutschen von einigen das Augenmerck, von andern der Vorwurff und wieder von andern der  
  {Sp. 199|S. 113}  
  Vorstand genennet.  
  Es ist aber bey dem Object zweyerley zu mercken: erstlich dessen Materiale und dann dessen Formale. Was beydes sey, davon siehe den Artickel: Objecti materiale.  
  Was die Eintheilungen des Objects betrifft, so sind dieselben verschiedentlich. Man theilet es ein  
 
1) in ein adäquates und inadäquates Object;
2) in ein Haupt- und Neben-Object;
3) in ein Personal- und Real-Object;
4) in das Objectum per se, und Objectum per accidens;
5) in das gemeine und eigenthümliche Object;
6) in das näheste und entfernte Object;
 
  andere Eintheilungen, die noch wenigen Nutzen haben, zu geschweigen.  
  Was alle diese angegebenen Arten bedeuten, davon sie ihr die folgenden Artickel.  
  Sonst ist von dem Object noch zu mercken, daß eine Sache zugleich, jedoch in verschiedener Absicht, ein Object und Subject seyn könne. Denn wenn ich etwas vor mir habe, so heist es Objectum: wofern ich aber bey dieser vorhabenden Wirckung der Sache was beybringe, so kan es auch Subjectum heissen. Z.E. das Leder ist in Ansehung des Schusters das Objectum, in Ansehung der Gestalt, die sich hernach in dem Leder befindet, ist es ein Subjectum.  
  Rüdiger in der Gegen-Meynung Wolffens … zählet unter die Mängel der Metaphysick, daß man noch nicht erwogen, daß das Object allezeit nothwendig eine Art der würckenden Ursache (Species caussae efficientis) sey, und zwar nicht operans, sondern resistens, indem das, was resistire, das würcke auch, und wenn keine Resistenz wäre, so könnte keine caussa operans etwas hervor bringen.  
  Die Canones, die in den Schrifften der Alten von dem Object vorkommen, als da sind:  
 
1) Habitus et potentiae specificantur per sua Objecta;
2) Quale Objectum, talis Potentia: und
3) Destructo Objecto destruitur potentia,
 
  findet man erkläret in Weisens Doctrina Politica ...  
  Ubrigens kan man auch von dieser Materie nachlesen
  • Keckermanns Syst. Log. Maj. …
  • Micrälii Lexic. Philosophl. …
  • Velthems Instit. Metaph. …
  • Hebenstreits Philos. Prim. …
  • Chauvins Lexic. Philosoph. …
     

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Stand: 9. Dezember 2011 © Hans-Walter Pries