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Quellenangaben und Anmerkungen |
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Brandenburg, die Chur-Marck, ist eine
ansehnliche
Provintz in
Teutschland im
Ober-Sächsischen Creise,
grentzet |
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Die Länge von Driesen biß
Closter Dießdorf ist
ungefehr 45 Meilen, die Breite der aber von
Treuen-Brietzen biß Löckenitz bey 25 Meilen. |
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Die
ältesten
Einwohner, von denen etwas
bekannt, sind wohl die Senones oder Sueui, von
denen die am Rhein
wohnende Sueui, oder
Schwaben entsprossen. Abel, der am
weitläufftigsten von denen alten Einwohnern
dieses Landes handelt, glaubt, daß ihre
Könige
oder Anführer Brenni geheissen, die auch zu
Brennaburg oder Brandenburg gewohnet. Unter
diesen alten
Regenten
kommt der
Name Herlibonis
I und seiner 3
Söhne Emelrici, Vridolonis, und
Herlibonis II für, welche 3 Harlungi, das ist nach
Abels Auslegung, die jungen
Herren
genennet
worden. |
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Nachdem die Senones oder Sueui, durch die
vielen Wanderungen ziemlich dünne worden,
haben sich die Wenden oder Venedi des Landes
bemächtiget, und zwar durch Hülffe derer Heueller,
Wilsen, Obotriten, Polaber, Hilmoner, Redarier,
Pommern, Lusitzer, Soraber und anderer Scythischen oder Sarmatischen
Völcker, die von denen
Teutschen alle unter dem gemeinen Namen derer Wenden
begriffen wurden. Auch diese haben zu Brandenburg ihren Haupt-Sitz gehabt,
wiewohl von ihren Regenten nichts bekannt, als daß der letzte, so dem
Käyser Henrico Aucupi die
Stadt
übergeben müssen, Tugimir genennet wird. |
- Schurtzfleisch Diss.
de Slauis …
- Rangertus ad Helmold. …
-
Conringius
de Finibus Imp. …
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Wie es von dieses Käysers Heinrichs
Zeiten
an in der Marck Brandenburg gestanden, wird unter dem
Artickel
Brandenburg (die
Marck-Grafschafft) angeführt. |
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Das Land, so fast durchgehends eben und
ohne Berge, ist an vielen
Orten sehr sandig, und
mit Holtz bewachsen; an der Elbe, Havel und Oder
aber mit guter Vieh-Weide und Getreide-Boden
versehen. Doch wird auch auf dem Sande so viel
Korn gebauet, daß die Einwohner davon
leben,
und meistens noch etwas
verkauffen können. Wo
das Korn etwas rar, sind die kleinen delicaten
Rüben, Buchwaitzen, Hirse und das so genannte
Manna oder Schwaden desto häuffiger. Es giebt
auch an den meisten
Orten Obst, und sonderlich
wächst um Potsdam ziemlicher Wein, welcher
häuffig nach
Hamburg geschickt wird; wie dann
auch der Toback, so hier wächst, nach denen
See-Städten geführet, aber zuweilen auch unter
einem neuen
Namen wieder gebracht wird. |
HIS-Data: vgl.
Waaren, (Brandenburgische) |
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Die Vieh-Zucht an Pferden, Ochsen, Schaafen
und Schweinen, ingleichen das Wildpret,
sonderlich Hirsche und Rehe, nebst dem
Honigbau, sind so überflüßig, daß auch fremden
Ländern viel davon
mitgetheilet werden kan. |
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An Brenn- Bau- Staff- und Schiff-Holtz ist eine
grosse Menge vorhanden, und sonderlich die
ungemein grossen Eichen und Tannen in der
Gegend von Ratenau prächtig anzusehen. |
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An Berg-Wercken aber fehlt es, ausser daß
hie und da einige Eisen-Hütten sind, ingleichen ein
vor einiger
Zeit angelegter Meßing-Hammer bey
Neustadt Eberswalde, gleichwie auch zu Neustadt
an der Dosse eine Glaß- und Spiegel-Fabrique
angelegt worden. |
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Die Flüsse und Seen |
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{Sp. 1033|S. 532} |
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machen das Land, wo sie durchgehen,
fruchtbar, und soviel deren schiffreich, zur
Handlung beqvemer. Hieher gehört fürnemlich die
Elbe, welche |
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- an der lincken Seite die
- Ohre,
- Tanger,
- Ucht,
- Biese,
- Aland,
- Zern,
- Jetze;
- an der
rechten aber die
- Havel,
- Stepenitz und
- Lockenitz
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zu sich nimt. In gedachte Havel fält |
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- auf der lincken Seite die
- Spree,
- Notte,
- Pleu und
- Ile,
- auf der rechten aber
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Ferner gehört hieher die Ucker und die Oder, welche |
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- an der lincken Seite die
- Welse,
- Fuhne,
- Schlube,
- Neisse und
- Bober,
- auf der rechten aber die
- Warte,
- Eilwig,
- Pleisse
- etc.
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zu sich nimmt. Von der nutzbaren Vereinigung der Oder mit der Elbe,
vermittelst der Spree, (welche
Chur-Fürst Fridrich Wilhelm
an. 1663
durch einen 3 Meilen langen Canal bewerckstelligt hat) ist unter dem
Artickel Mühlrose Nachricht zu finden. Die Seen sind wegen der
Menge fast nicht mehr zu specificiren, welche meistens von denen benachbarten
Orten ihren
Namen haben. |
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Wegen derer vielen
Veränderungen in der
Marck sind die Einwohner wohl nicht von einerley
Geschlecht herzuleiten. Vermutlich stammen noch
viele von denen Senonern, oder Svevern,
ingleichen von denen Wenden her, wie man denn
sagen will, daß von denen Letztern noch eine
ziemliche Menge oben an der Spree, und nach der
Lausitz zu wohnen, die so gar heimlich einen
König
unter sich hätten, dem es weder an Scepter und
Crone, noch an Einkünfften fehle, auch sollen sie
heimlich Gewehr und Waffen haben, und sich, wo
ihnen nicht
fleißig auf die Finger gesehen wird,
zusammen rottiren, welches alles man jedoch
dahin gestellet seyn läst. |
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Albertus Vrsus und seine Ascanischen
Nachfolger haben das Land mit Einwohnern aus
andern
Teutschen Provintzien, ja auch aus
Flandern, Holland und Seeland besetzet. In der
Helffte des 17 Seculi ist auch eine grosse Menge
vertriebener Frantzosen und Pfältzer, auch eine
Anzahl
Schweitzer aufgenommen worden, wovon
in Chur-Fürst
Friedrich Wilhelms Leben mehr Nachricht befindlich. Bey so
unterschiedener
Art
derer Einwohner ist also nicht
möglich, etwas
allgemeines von ihren
Sitten und
Neigungen
anzuführen. |
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Die Anzahl derer Einwohner ist ungefehr
daraus abzunehmen, daß
an. 1698, 5230 paar
getrauet, 19538 getaufft, und 10360 begraben; An.
1705 aber berichtet worden, daß man 28000
Mann
zwischen 20 und 40
Jahren, die in denen Waffen
geübt, darinnen berechnet. |
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Von der
Religion derer ersten Einwohner ist nichts zugedencken, als daß
dieselben
Heyden gewesen, und nach angelegtem
Marg-Grafthum erst die Christliche
Religion eingeführt worden. Als die
Religions-Änderung in
Deutschland angieng,
regierte eben Chur-Fürst Joachim der I, welcher
sich denen
Protestanten zu Augspurg und sonst
ziemlich wiedersetzte, auch seine Dänische
Gemahlin Elisabeth hart
tractirte, weil sie der so
genannten neuen Lehre zugethan war. Aber sein
Sohn und Nachfolger Joachim II, bekannte sich an.
1539 zu Spandau, nebst seiner Hof-Staat
öffentlich
zur
Augspurgischen Confession und führte
dieselbe in seinen Landen ein, ließ sich auch das
so genannte interim durchaus nicht aufdringen, ob er schon in andern
und Politischen Dingen das
Käyserliche Interesse auch wieder seine
Religions-Verwandte beförderte. |
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Unter ihm und seinen Nachfolgern, hat sich
alles in der Marck zu der
Lutherischen Religion
bekennet, wie denn auch die
Bißthümer
Brandenburg, Havelberg |
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{Sp. 1034} |
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und Lebus so wohl als die
Clöster eingezogen,
und theils zu
Schulen angewendet, theils
secularisirt worden.
An. 1614 bekannte sich
Chur-Fürst Johann Sigmund
öffentlich zu der
Reformirten Kirche und Religion, wobey er jedoch
seine
Unterthanen der
völligen
Gewissens-Freyheit versichert hat, welche auch
bißher völlig gehandhabet worden, so daß noch
der allergrößte
Theil derer Brandenburgischen
Unterthanen Lutherisch ist, wie man denn nirgends
mit der Vereinigung derer beyden
Protestirenden
Religionen so weit gekommen, oder wenigstens eine so
vollkommene toleranz
zuwege gebracht, als unter
König Fridrichen ist eingeführt worden; ob
man schon zu einer völligen Vereinigung derer
unzähligen Vorschläge und vielen Bemühungen
ungeachtet, nicht gelangen können. |
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Das
vornemste
Regierungs-Collegium ist zu
Berlin, unter dem die
Mittel-
Alte- und Ucker-Marck
stehen, wiewohl in denen beyden letztern zu
Stendel und Prentzlau auch besondere
Regierungs-Verfassungen sind. Zu Cüstrin aber ist
die Regierung über die
Neue Marck, Sternberg und
Crossen. |
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Die Land-Stände werden noch in
Praelaten,
Grafen,
Ritterschafft und
Städte
eingetheilet. |
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Zu der ersten
Classe gehören die Praelaten
derer secularisirten Bißthümer Brandenburg und
Havelberg, Lebus ist aber gantz eingezogen: item
der Heermeister des Joanniter-Ordens zu
Sonnenburg, sammt seinen 4 Commendatoren zu
Lagau, Schiefelbein, Lietzen und Werben. |
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Zu der andern Classe derer Grafen gehörten
ehedem die zu Stolpe, Hohnstein, Vierraden, und
Ruppin-Lindau, welcher aber alle ausgestorben.
Nun ist niemand als die Grafen zu
Stolberg-Wernigeroda übrig. |
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Von der Märckischen Ritterschafft, welche den
dritten Stand ausmachet, ist bey Abeln ein
Catalogus
anzutreffen, welcher auch meldet, daß
an. 1704
der Anschlag der
gantzen Marck und derselben
incorporirten Länder sich auf 1018 Ritter- oder Lehen-Pferde belauffen
habe. Unter denen Adlichen Familien haben die so genannte beschlossene einigen
Vorzug.
Zum
Exempel in der
Alten Marck, die von Alvensleben, Bißmarck, Bülow,
Jagow, Knesebeck, Schenck und Schulenburg: ingleichen die, so die Erb-Ämter der
Chur-Marck besitzen; als |
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- Cämmerer sind die von Schwerin,
- Marschallen die von Putlitz,
- Schatz-Meister die Schencken,
- Truchsessen die von Querbeck,
- Küchen-Meister die von Schulenburg,
- Schencken die von Hacke,
- Jägermeister die von Gröben.
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Unter denen Städten, deren, wenn man die
kleinen oder Flecken darzu rechnet, über 100 sind,
werden nicht mehr als ungefehr 20 zu
Land-Tägen
beruffen. Die
vornemsten Städte sind |
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1) |
in der
Alten-Marck |
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- Stendal,
- Saltzwedel,
- Gardleben,
- Tangermünde,
- Seehausen,
- Osterburg,
- Werben,
- Anneburg,
- Calbe.
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2) |
in der Priegnitz |
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- Perleberg,
- Havelberg,
- Witstock,
- Pritzwald,
- Kiritz,
- Lentzen,
- Wilsenack.
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3) |
In der
Mittel-Marck |
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- Berlin,
- Charlottenburg,
- Potsdam,
- Alten-Landsberg,
- Köpenick,
- Wusterhausen,
- Brandenburg,
- Spandau,
- Ratenau,
- Fehrbellin,
- Ziegeser,
- Franckfurt,
- Treuen-Brietzen,
- Mühlrose,
- Fürstenwalde,
- Lebus,
- Oderberg,
- Neustadt-Eberswalde,
- Grimnitz,
- Ruppin
- etc.
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4) |
In der Ucker-Marck, |
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- Prentzlow,
- Templin,
- Löckenitz,
- Angermünde,
- Schwet,
- Vierraden.
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5) |
In der
neuen Marck |
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- Cüstrin,
- Königsberg,
- Soldin,
- Landsberg an der Warte,
- Santock,
- Driesen,
- Sonneburg,
- Sternberg,
- etc.
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