Titel: |
Conring, (Hermannus) |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
6 Sp. 1017 |
Jahr: |
1734 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 6 S. 526 |
Vorheriger Artikel: |
Conreus |
Folgender Artikel: |
Conringin |
Siehe auch: |
Hermann
Conring |
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Conring, (Hermannus) ein
Medicus,
Politicus
und Polyhistor, wurde
An. 1606. den 9ten
Nov. zu
Norden in
Ost-Frießland
gebohren, woselbst sein
Vater, Hermannus,
Prediger war, und wohin sich sein Groß-Vater, Joannes, wegen der
Religions-Verfolgung aus Ober-Yssel begeben hatte. |
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Wegen seiner schwächlichen
Leibes-Beschaffenheit fieng er erst in dem 6ten
Jahre etwas zu lernen an, machte aber so gute Progressen, daß er
bereits im 14ten Jahre seines
Alters ein Satyrisches Gedichte auf die
gecrönten Poëten machte, welches dem
berühmten Helmstädtischen
Philosopho, Cornelio Martini,
dergestalt gefiel, daß er an seinen Vater
schrieb, und ihn vermochte, daß er
diesen seinen Sohn An. 1620. seiner
Unterrichtung anvertrauete. |
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Nachgehends begab er sich zu Rudolpho Diepholdio
Prof.
Graecae Linguae,
der in der
Geographie und
Historie sehr
erfahren war, und blieb in
dessen
Hause 2. Jahr, biß er von seinen
Eltern wieder zu- |
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rück berufen wurde. Ob er nun gleich
An. 1624. wieder dahin kam,
muste er doch wegen
des
Krieges
und der damahls grassirenden Pest bald zurück gehen; Worauf er sich An. 1625.
nach Leiden wandte; und weil er in Holland
unterschiedene
Meynungen in
Religions-Sachen antraff, nahm er daher Anlaß, sich mit besondern
Fleiß auf die
Theologischen Controversien zu legen. |
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Nachdem er 5. Jahr daselbst zugebracht, hatte er zwar
Gelegenheit nach Paris
zu kommen, jedennoch
wollte er sich lieber wieder nach Helmstädt begeben, weil
er Hoffnung hatte, daselbst die
Professionem Philosophiae naturalis zu
erhalten, welche ihm auch
an. 1632. zu
Theil wurde. Er mußte sich aber
damahls, als sich der General Pappenheim diesem
Ort näherte, nach
Braunschweig begeben. An. 1634. wurde er beydes
Magister
Philosophiae und
Doct. Medicinae, auf welches letztere
Studium
er sich sonderlich geleget hatte, und
heurathete Annam Mariam, Joannis
Stuckii, eines
berühmten JCti und Professoris zu
Helmstädt,
Tochter. |
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Hierauf vertrauete ihm nicht allein
Hertzog Georg von
Braunschweig und
Lüneburg die Professionem Medicinae an, sondern weil auch seine grosse
Erkänntniß in
politischen
Dingen bekannt war,
wollten
unterschiedene
Potentaten sich seines
Raths bedienen. An. 1649. machte ihn die
regierende Fürstin von Ost-Frießland zu ihrem Leib-Medico und Geheimden
Rath, und im folgenden Jahre berief ihn die Königin in Schweden Christina,
zu sich; da er denn zwar eine
Reise dahin antrat; doch die ihm angetragene
Ehren-Stelle nicht annehmen wollte, sondern nach 3.
Monathen mit vielen
Geschencken und dem
Praedicat eines
Königlichen Raths- und Leib-Medici
wieder nach Helmstädt kehrete. Die Königin aber unterließ dennoch nicht, auch
abwesend ihre Gnade gegen ihn zu bezeugen, und versprach ihm schrifftlich ein
jährliches Salarium von 1600. Thalern. Sie verlangte ihn auch aufs neue
nach Schweden, aber die Hertzoge von Braunschweig und Lüneburg erhöheten ihm
nicht allein sein Salarium, sondern gaben ihm auch die
Professionem
Politices; Dannenhero er sich entschloß, Helmstädt nicht zu verlassen. |
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Anno
1652. brachte er das bremische
Archiv auf
Schwedischen
Befehl in
Ordnung, und im Herbste desselbigen
Jahrs, wie auch in
dem folgenden, wurde er in Frießland in allerhand wichtigen
Verrichtungen
gebraucht. Bald darauf erlangte er grosse Gnade bey dem
Churf. von Mayntz, als
er dessen
Recht, den
Kayser zu
crönen, in einer
gelehrten
Schrifft behauptet
hatte. Als er sich an. 1658. wiederum in Frießland befand, ließ ihn der
König von Schweden, Carolus Gustavus, zu sich nach Holstein kommen, gab
ihm das
Praedicat
eines Raths- und Leib-Medici, und versprach
ihm ein jährliches Salarium von 1500. Thalern, wollte ihm auch noch
einmahl so viel geben, wann er sich nach Schweden begeben wollte, welches
letztere er aber ausschlug. |
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Um diese Zeit gab er auch seinen
Tr. de Vicariatu Imperii heraus,
welcher dem Churfürsten von der Pfaltz Carolo Ludovico so wohl gefiel,
daß er ihn
ansehnlich beschencket. An. 1660. berief ihn der
Hertzog von
Braunschweig und Lüneburg Augustus zu sich, als sich ein Frantzösischer
Abgesandter an dessen Hofe aufhielte; und als er bey dieser
Gelegenheit die
grosse
Erkäntniß des Conringii nicht nur in teut- |
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schen
Sachen, sondern auch derer benachbarten Potentaten ihren wahrnahm,
machte er ihm zu seinem
Rathe, welche
Ehren-Stelle er biß an sein Ende
behalten. |
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Als auch dieser
Hertzog
die
berühmte
Bibliothec zu Wolffenbüttel
anlegte, wurde solches durch eine Epistel des Conringii der
gelehrten
Welt bekannt gemacht. Er correspondirte mit denen gelehrtesten Leuten,
insonderheit Joanne Capellano, einem Königlichen Rath in Franckreich,
der ihn bey dem Königlichen Staats-Minister Colbert recommandirte
wodurch Conringius in solches
Ansehen kam, daß, als der
König in
Franckreich an. 1664. einigen Gelehrten in
Teutschland und
in denen Niederlanden eine
jährliche Pension von 1000. Pfund zu geben beschloß,
dem Conringio noch einmal so viel versprochen wurde, welches er auch
biß zu Anfang des Niederländischen Krieges genossen. An. 1667. berief
ihn die Stadt Cölln zu sich, wegen der Streitigkeit, die sie mit ihrem
Ertz-Bischoff und
Churfürsten hatte. Worauf ihn An. 1669. der König von
Dännemarck zu seinem
Rath ernennete, welches Praedicat er auch mit
Einwilligung derer Hertzoge von Braunschweig und Lüneburg annahm. |
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Die Streitigkeiten, welche die
Stadt Lindau mit dem
Closter selbigen
Orts
hatte, gründeten sich insonderheit auf ein
gewisses Diploma des
Kaysers
Ludovici. Dannenhero diese Stadt Conringium bat, ihre
Sachen
zu
untersuchen, welcher An. 1672. eine Censuram des besagten
Diplomatis heraus gab, und der
gantzen
Welt,
daß solches
erdichtet sey, vor Augen legte. Sein vortreffliches
Werck de Finibus Imperii brachte
ihn auch bey dem
Kayserlichen Hof in
Ansehen, dergestalt, daß ihm
befohlen
wurde, solches nochmahls zu revidiren und zu vermehren, worüber aber
Conringius das Ende seines
Lebens erreichte. |
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Sein
Tractat de Pace perpetua inter Imperii Germanici Ordines Religione
dissidentes seruanda, welchen er
An. 1648. unter dem
Namen
Irenaei Eubuli
heraus gegeben, hat zu Beförderung des
Friedens in
Teutschland kein geringes mit beygetrgen. In
Theologicis hat er
gelehrte
Schrifften wieder Muhlmannum, Valerianum Magnum, Vitum Erbermannum,
die Wallenburchios, und andere heraus gegeben. |
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Er starb endlich den 12. Dec.
An. 1681. seines
Alters 75.
Jahr. |
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Über die bereits erwähnte hat er noch viele
gelehrte
Schrifften verfertiget,
als |
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- in
Theologicis:
- Defensionem Ecclesiae
Protestantium adversus duo Pontificiorum
argumenta, petita a successione Episcoporum ac Presbyterorum ab
Apostolis vsque derivata;
- Concussionem fundamentorum fidei Pontificiae etc.
- In Medicis und Physicis:
- Introductionem in naturalem Philosophiam, item in artem Medicam;
- de Gemanicorum corporum habitu antiquo et nouo;
- de hermetica Aegyptiorum vetere, et
- nova Paracelsicorum Medicina;
- de fermentatione Frf. 1643. in 8vo
- etc.
- In
Historicis,
Politicis et
Jure Publ.
- de Origine Juris Germanici;
- de Imperio Germanorum Romano Librum unum;
- Exercitationes Academicas de Republ. Imperii Germanici
- de civili prudentia Librum unum;
- de Asiae et Aegypti antiquissimis dynastiis adversaria
chronologica;
- de antiquissimo statu Helmstadii et Viciniae etc.
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nebst vielen andern und einer grossen Menge von
Dissertationibus
Academicis. So hat er auch vieler andern gelehrten |
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Leute
nützliche
Schrifften mit seinen
Praefationibus oder Notis
wieder auflegen lassen, deren gleichfals eine ziemliche Anzahl ist. |
- Vita Conringii Epistol. ejus
Syntagmatibus ...
- Witte Diar. Biogr.
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