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Zedler: Waaren, (Brandenburgische) HIS-Data
5028-52-25-1
Titel: Waaren, (Brandenburgische)
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 52 Sp. 25
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 52 S. 26
Vorheriger Artikel: Waaren, (Brabantische und Flandrische)
Folgender Artikel: Waaren, (Brasilianische)
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text  
  Waaren, (Brandenburgische), hierunter verstehen wir allein die Alte, Neue, Mittel- und Ucker-Marck, von welchen die Mittel-Marck, auch die Chur-Marck genennet wird.  
  Diese, wie sie hin und wieder stattlich bevölkert, an den Ober-Havel und Spree-Flüssen situiret, und welches das vornehmste ist, mit der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt Berlin geziert sind, geben aus solchen Ursachen leichtlich zu ermessen, daß ihnen so wohl an Natur, als Glücks- und Kunst-Gaben ein grosser Überfluß zugewachsen seyn müsse.  
  Von den ersten, nehmlich den Märckischen Landes-Früchten anfänglich zu reden, so bringen die vielfältigen Flüsse und Seen eine grosse Menge Fische herfür, die theils geräuchert und eingesaltzen, häuffig ausser Landes versand werden, und also schon einen guten Theil der Kaufmannschafft ausmachen.  
  Nach diesem kommt das schönste und beste Getreyde an Rocken, Weitzen, Gerste und Haber, in so grossem Überflusse in diesen Ländern herfür, daß abermal damit keine geringe Handlung ausser Landes getrieben wird.  
  Was den Weinwachs, sonderlich um Potsdam, betrifft; ist derselbe fast jährlich so reich, daß der gemeine Mann um ein schlechtes Geld Wein trincken, und solchen noch dazu ausser Landes versenden kan; wie denn jährlich ein grosser Vorrath davon verschicket, und wohl gar von eigennützigen Leuten mit dem Frantzwein vermählet wird, nach dem gemeinen Sprüchwort: Landwein wilt du schweigen, so solt du zum Frantzwein einsteigen.  
  Seit einigen Jahren her hat man auch Maulbeerbäume, deren bey 4000. bey Potsdam herum stehen, zu pflantzen angefangen, hierauf Seidenwürmer zugelegt, und davon eine ziemlich gute Ausbeuthe roher Seide bekommen. Wenn auch in allen zum Weinwachs geneigten Ländern der Mandelbaum gerne Früchte bringet; als hat man in diesen märckischen Provintzen, sonderlich bey Franckfurth an der Oder, schon eine glückliche Probe davon gesehen, und oft in einem Dorfe etliche Scheffel Mandeln, die den Provencischen an Fettig- und Süßigkeit nichts nachgeben, einsammlen können.  
  Ja, damit die gütige Natur ihr reich Horn des Überflusses über diese Länder rechtschaffen ausschütten mögte; so hat sie derselben eine Art der Erde gegeben, welche Terra Novi Regni genennet wird.  
  Es mangelt auch den Märckischen Provintzen an einem schönen Anbruch zu reichen Bergwercken nicht, indem nicht weit von Freyenwalde in dem Gebürge daselbst schon einige Spuren gefunden worden. Deß hin und wieder im Lande sich findenden unterirrdischen Bernsteins, wie auch der vielen medicinalischen Kräuter, anjetzo zu geschweigen.  
  Die Manufacturen belangend, womit obgemeldete Märckische Provintzen ziemlichen Nahrungs-Vortheil erjagen; so sind solches erst die ordinaire und aus der Landwolle gemachten Tücher, die grossen Abgang in den Seestädten Hamburg und Lübeck finden, auch daselbst, wann sie roh hinkommen, völlig zubereitet und so weiter nach der Ost-See, auch wohl gar bis Moscau verhandelt werden.  
  Nechst diesem kommen die Berliner Manufacturen von schöner Stahlarbeit, kostbaren Gold- und Silber-Stoffen, auch etwas feinen Lacken, von allerhand gewebten und  
  {Sp. 26}  
  geknüteten Strümpfen, Etaminen, Sergen, und dergleichen, in gutes Ansehen.  
  Seit einigen Jahren her hat man den Stahl zu machen, auch angefangen, welcher so gut, als man ihn nur wünschen kan.  
  Die zu Neustadt an der Doß aufgerichtete Spiegel-Manufactur reußiret so wohl, daß so viel nicht gearbeitet und verfertiget werden kan, als sie, so wohl inn- als ausserhalb Landes, zu verkauffen und abzusetzen weiß.  
  Was aber die Märckischen Commercien um ein merckliches noch befördert, ist die vortreffliche Bequemlichkeit, welche man in denselben zum Transport derer Kauffmanns-Güther und gefertigten Waaren findet, als nehmlich, daß man erstlich aus der Elbe in die Havel, und von dar in die Spree, von der Spree nach Berlin, und von dar weiter auf eben diesem Spree-Flusse, vermittelst Schleussen und Canäle, durch den von Churfürst Friedrich Wilhelm den Grossen, mit schweren Kosten auf etliche Meilen lang neu angelegten sogenannten neuen Graben, in die Oder, und soferne in die Ost-See oder auch in die Oder aufwärts in Schlesien und Mähren, und folglich leichtlich und bequemlich in die Donau kommen kan.  
  Die Waaren, welche wieder in die Marck Brandenburg eingeführet werden, sind  
 
  • allerhand Gewürtz,
  • feine Holländische und Englische Tücher,
  • Gold- und Seidene Procaten,
  • feine Stoffen,
  • vielerley Frantzösische Galanterien,
  • rare Mobilien,
  • mehrerley Arten von Victualien und Delicatessen,
  • ausländische Weine,
  • Butter,
  • Käse,
  • Stockfisch,
  • Heringe,
  • Baumöl,
  • Rosinen,
  • und andere Specerey-Waaren mehr.
 
  Es wissen sich aber vor andern die häufig in Berlin etablirte Italiäner mit diesem Handel und Anschaffung fremder Galanterien, Victualien und Delicatessen, so wohl aus ihrem Vaterlande, als auch Hamburg sehr wohl zu behelfen; wie denn die viermal in jeder Woche nach Hamburg gehende Postwagen und Kutschens allezeit überhäuft beladen, mit dergleichen Waaren wieder kommen.  
  Was die ordentliche Handlung in oberzehlten Waaren betrift, ist davon die rechte Niederlage Franckfurt an der Oder, woselbst auf dessen drey Messen, als Reminiscere, Margarethen und Martini, die Pohlen, Schlesier, Sachsen, Pommern und Hamburger, so wohl ihre Landes-Früchte, als fremde Waaren und Manufacturen zur Gnüge hin bringen, und wieder gegen einander absetzen.  
  Die in und bey der Mittelmarck liegende Städte, als Ruppin, Wittstock, etc. haben gemeiniglich ihren Handel geradezu nach Hamburg und Lübeck, und holen sonderlich aus diesem letzten Orte mit ihren eigenen Wagens, Käse, Butter, Schollen, Klipfisch, Heringe, Theer, Thran, Sohlnleder, Juchten, Corduan, und dergleichen, zum menschlichen Leben bedürftige Nothwendigkeiten mehr; dahingegen sie ihre Märckische, auch wohl Schlesische Tücher fast wöchentlich bringen, die hernachmahls von dannen weiter nach der Ost-See versand und gebracht werden.  
     

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries