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Waaren, (Brandenburgische), hierunter
verstehen wir allein die
Alte,
Neue,
Mittel- und
Ucker-Marck, von welchen die Mittel-Marck, auch
die Chur-Marck genennet wird. |
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Diese, wie sie hin und wieder stattlich
bevölkert, an den Ober-Havel und Spree-Flüssen
situiret, und welches das vornehmste ist, mit
der Königlichen Preußischen Residentz-Stadt
Berlin geziert sind, geben aus solchen
Ursachen
leichtlich zu ermessen, daß ihnen so wohl an
Natur, als Glücks- und
Kunst-Gaben ein grosser
Überfluß zugewachsen seyn müsse. |
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Von den ersten, nehmlich den Märckischen
Landes-Früchten anfänglich zu reden, so bringen
die vielfältigen Flüsse und Seen eine grosse
Menge Fische herfür, die theils geräuchert und
eingesaltzen, häuffig ausser
Landes versand
werden, und also schon einen guten Theil der
Kaufmannschafft ausmachen. |
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Nach diesem kommt das schönste und beste
Getreyde an Rocken, Weitzen, Gerste und Haber,
in so grossem Überflusse in diesen
Ländern
herfür, daß abermal damit keine geringe
Handlung
ausser Landes getrieben wird. |
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Was den Weinwachs, sonderlich um
Potsdam, betrifft; ist derselbe fast jährlich so
reich,
daß der gemeine Mann um ein schlechtes
Geld
Wein trincken, und solchen noch dazu ausser
Landes versenden kan; wie denn jährlich ein
grosser Vorrath davon verschicket, und wohl gar
von eigennützigen Leuten mit dem Frantzwein
vermählet wird, nach dem gemeinen Sprüchwort:
Landwein wilt du schweigen, so solt du zum
Frantzwein einsteigen. |
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Seit einigen Jahren her hat man auch
Maulbeerbäume, deren bey 4000. bey Potsdam
herum stehen, zu pflantzen angefangen, hierauf
Seidenwürmer zugelegt, und davon eine ziemlich
gute Ausbeuthe roher Seide bekommen. Wenn
auch in allen zum Weinwachs geneigten Ländern
der Mandelbaum gerne Früchte bringet; als hat
man in diesen märckischen
Provintzen, sonderlich
bey Franckfurth an der Oder, schon eine
glückliche Probe davon gesehen, und oft in einem
Dorfe etliche Scheffel Mandeln, die den
Provencischen an Fettig- und Süßigkeit nichts
nachgeben, einsammlen können. |
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Ja, damit die gütige Natur ihr reich Horn des
Überflusses über diese Länder rechtschaffen
ausschütten mögte; so hat sie derselben eine
Art
der
Erde gegeben, welche
Terra Novi Regni genennet wird. |
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Es mangelt auch den Märckischen Provintzen
an einem schönen Anbruch zu reichen
Bergwercken nicht, indem nicht weit von
Freyenwalde in dem Gebürge daselbst schon
einige Spuren gefunden worden. Deß hin und
wieder im Lande sich findenden unterirrdischen
Bernsteins, wie auch der vielen medicinalischen
Kräuter, anjetzo zu geschweigen. |
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Die Manufacturen belangend, womit
obgemeldete Märckische Provintzen ziemlichen
Nahrungs-Vortheil erjagen; so sind solches erst
die ordinaire und aus der Landwolle gemachten
Tücher, die grossen Abgang in den Seestädten
Hamburg und
Lübeck finden, auch daselbst, wann
sie roh hinkommen, völlig zubereitet und so weiter
nach der Ost-See, auch wohl gar bis Moscau
verhandelt werden. |
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Nechst diesem kommen die Berliner
Manufacturen von schöner Stahlarbeit, kostbaren
Gold- und Silber-Stoffen, auch etwas feinen
Lacken, von allerhand gewebten und |
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{Sp. 26} |
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geknüteten Strümpfen, Etaminen, Sergen,
und dergleichen, in gutes
Ansehen. |
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Seit einigen Jahren her hat man den Stahl zu
machen, auch angefangen, welcher so gut, als
man ihn nur wünschen kan. |
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Die zu Neustadt an der Doß aufgerichtete
Spiegel-Manufactur reußiret so wohl, daß so viel
nicht gearbeitet und verfertiget werden kan, als
sie, so wohl inn- als ausserhalb Landes, zu
verkauffen und abzusetzen weiß. |
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Was aber die Märckischen
Commercien um
ein merckliches noch befördert, ist die vortreffliche
Bequemlichkeit, welche man in denselben zum
Transport derer Kauffmanns-Güther und
gefertigten Waaren findet, als nehmlich, daß man
erstlich aus der Elbe in die Havel, und von dar in
die Spree, von der Spree nach
Berlin, und von dar
weiter auf eben diesem Spree-Flusse, vermittelst
Schleussen und Canäle, durch den von
Churfürst
Friedrich Wilhelm den Grossen, mit schweren
Kosten auf etliche Meilen lang neu angelegten
sogenannten neuen Graben, in die Oder, und
soferne in die Ost-See oder auch in die Oder
aufwärts in Schlesien und Mähren, und folglich
leichtlich und bequemlich in die
Donau kommen
kan. |
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Die Waaren, welche wieder in die Marck Brandenburg eingeführet werden, sind |
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- allerhand Gewürtz,
- feine Holländische und Englische Tücher,
- Gold- und Seidene Procaten,
- feine Stoffen,
- vielerley Frantzösische Galanterien,
- rare Mobilien,
- mehrerley
Arten
von
Victualien und Delicatessen,
- ausländische Weine,
- Butter,
- Käse,
- Stockfisch,
- Heringe,
- Baumöl,
- Rosinen,
- und andere Specerey-Waaren mehr.
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Es wissen sich aber vor andern die häufig in
Berlin etablirte Italiäner mit diesem
Handel und
Anschaffung fremder Galanterien, Victualien und
Delicatessen, so wohl aus ihrem
Vaterlande, als
auch Hamburg sehr wohl zu behelfen; wie denn
die viermal in jeder Woche nach Hamburg
gehende Postwagen und Kutschens allezeit
überhäuft beladen, mit dergleichen Waaren wieder
kommen. |
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Was die ordentliche Handlung in oberzehlten
Waaren betrift, ist davon die rechte Niederlage
Franckfurt an der Oder, woselbst auf dessen drey
Messen, als Reminiscere, Margarethen und
Martini, die Pohlen, Schlesier, Sachsen, Pommern
und Hamburger, so wohl ihre Landes-Früchte, als
fremde Waaren und Manufacturen zur Gnüge hin
bringen, und wieder gegen einander
absetzen. |
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Die in und bey der Mittelmarck liegende
Städte, als Ruppin, Wittstock, etc. haben
gemeiniglich ihren Handel geradezu nach
Hamburg und Lübeck, und holen sonderlich aus
diesem letzten
Orte mit ihren eigenen Wagens,
Käse, Butter, Schollen, Klipfisch, Heringe, Theer,
Thran, Sohlnleder, Juchten, Corduan, und
dergleichen, zum
menschlichen
Leben bedürftige
Nothwendigkeiten mehr; dahingegen sie ihre
Märckische, auch wohl Schlesische Tücher fast
wöchentlich bringen, die hernachmahls von
dannen weiter nach der Ost-See versand und
gebracht werden. |
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