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Text |
Quellenangaben und Anmerkungen |
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Magdeburg, (das Ertz-Stifft und
Hertzogthum.) |
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Zu dem Ertz-Stifft soll bereits
Kaysern Carl
der
Grosse, welcher im
Jahr 784 zu Schire an der
Emmer in der
Grafschafft Lippe oder wie andere
wollen, zu Schwalenberg in Westphalen ein
Bißthum aufgerichtet, den
Grund geleget haben.
Gedachtes Bißthum soll von Bruno und Tanquard
Hertzog zu
Sachsen, nach Fallersleben, von
Heinrich I. aber nach Frose, und von dar nach
Magdeburg von dem Kayser Otto dem Grossen
verlegt worden seyn. Allein weil bey den
Geschichtschreibern selbiger
Zeit nichts hiervon
gedacht wird, so setzet man dieses
billig als etwas
nocht nicht
völlig erwiesenes auf die Seite.
Zschackwitz, in seiner Einleitung zu denen
Rechts-Ansprüchen der hohen Häupter und
Staaten in Europa im III. Th. ...
bewieiset, das dieses
Stifft schon zur Zeit der
Heydnischen Religion, ein
vornehm
Frauenzimmers-Stifft gewesen, darein nur grosse
Standes-Personen eingenommen worden, und
Käyser Otto der I. oder Grosse, nebst seiner
Gemahlin, hätten demselben nur den
ehemahligen alten
Heydnischen Rock
ausgezogen, und es vielmehr in ein
christlich
Gewand eingekleidet, dergleichen
Veränderungen
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{Sp. 240} |
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mit andern solchen Stifftern mehr geschehen
wären; dabey er aber nicht in Abrede seyn
will,
daß ermeldeter Kayser die
alten Schenckungen
nicht mit neuen
solte vermehret haben, weil man
es damahls als einen Haupt-Pfeiler der
Religion
ansahe, daß solche Stifftungen zu
thun, der rechte
Weg wäre, in den Himmel nein zu kommen. |
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Aber die meisten schreiben vielmehr dem
Kayser Otto allein den
Grund und die Erhebung
dieses Ertz-Stiffts zu. Der Kayser machte bereits
von 936 her durch Erbauung des Benedictiner-Klosters, der Moritz Kirche, welche er mit
unsäglichen
Einkommen und
Freyheiten
versehen, hierzu den Anfang, und man rechnet,
daß er auf das Ertz-Stifft 19 Tonnen-Goldes
gewandt, indem noch heut zu
Tage in der kleinen
Ottos Capelle des Kaysers Bildnüß zu sehen; so
in der Hand ein rundes Täflein hält, darein 19.
runde Küglein gehauen, welche die besagte 19
Tonnen Goldes anzeigen sollen. Die
Gelegenheit
darzu hat ihm seine Gemahlen Editha gegeben, als
welcher der Kayser dieser Gegend, wo jetzo die
Stadt
Magdeburg
lieget, zu ihrer Morgen-Gabe oder Leib-Gedinge verschrieben habe. |
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Anfangs widerstund dem Kayser der
Bischoff Bernhard zu
Halberstadt in seinem Unternehmen daß er nicht
so bald, wie er gewolt das Ertz-Stifft aufrichten
konte. Sein Nachfolger aber Hildeward, welchen er
deswegen nach Rom kommen lassen, führte sich
etwas bescheidener gegen den Kayser auf, daher
dieser auch auf dem Synodo zu Ravenna im 967
unter dem Pabst Johann XIII weitläufftig
vorstellete, wie er gesonnen wäre, ein Ertz-Stifft
zu Magdeburg aufzurichten, damit die Sclavischen
Völcker desto leichter zum
Christenthum könten
geführet werden. Das folgende
Jahr kam die
Sache
würcklich zu
Stande, der Heilige
Mauritius
wurde zum Patrone des Stiffts
erwehlet, und¶ |
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1) |
Adelbert von Trier zum
ersten
Ertz-Bischoff
gemacht, dem[1] die Bißthümer
über der Elbe zu
Brandenburg und Havelberg,
worzu nachmahls Merseburg, Zeitz, Meissen und
Posen in Pohlen gekommen, untergeben wurden.
Gedachter Pabst Johann XIII. gab ihm auch den
Primat in Deutschland, und erlaubte ihm, daß er
nach Art der Römischen Kirche 12. Presbyteros
und 7 Diaconos, wie auch 24 subDiaconos
Cardinales haben durffte, davon noch ein eigenes
Diploma vorhanden. Doch wurde in dem
Diplomate zugleich versehen daß die Primaten zu
Mäyntz, Trier und Cöln, wie auch die in
Franckreich gleiche
Ehre mit ihm geniessen
solten. |
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[1] |
HIS-Data: korrigiert aus: denn |
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Der Pabst Benedict VI.
nennet diesen
Adelbert nicht allein einen Patriarchen von
Deutschland, sondern setzte ihn auch dem Ertz-
Bischoff von Cöln vor, daß also diejenigen nicht
irren, welche den
Titel eines Primaten noch später
hinaus setzen. Doch hat von dem 11.
Jahrhunderte an, der
Bischoff zu Saltzburg, als
Legatus natus des Pabsts, diesen Titul
angefochten. Adelbert
starb 981. Von ihm steht
noch unter Albertus I. ein besonderer
Artickel im
I.
Bande
p. 994. Nach seinem
Tode
wehlte das Dom-Capitel, dem Käyser Otto diese
Macht
zugestanden hatte, den Othricus, einen
gelehrten
Mann, aber ¶ |
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{Sp. 241|S.
154} |
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2) |
Giselarius, Bischoff zu
Merseburg, dem Othricus Commißion gegeben
hatte, die
Käyserlichen Confirmation für ihn zu
erhalten, warb für sich selbsten um diese
Braut,
und weil Othricus darüber starb, so erlangte er,
was er suchte, und behielte sein bisheriges
Bißthum noch dabey, welches damahls etwas
ungewöhnliches war, verwandelte aber dasselbe
in eine
Abtey, und als ihm endlich von dem Käyser
Heinrich II. auferlegt wurde, Merseburg wieder in
alten
Stand zu setzen, und Magdeburg gar zu
resigniren, bat er etliche
Tage Aufschub; starb
aber vor deren Endigung im
Jahr 1004 den 25
Jenner, nachdem er in seiner
Regierung 30000
Wenden und Slaven, welche in die
Stiffter
Havelberg,
Brandenburg und Zeitz eingefallen
waren, erschlagen. Siehe von ihm einen
besondern
Artickel im
X.
Bande
p.1515.¶ |
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3) |
Dagan, Tagmo, Dedo
oder Dudo, der bisher Käysers Heinrich II.
Capellan oder
Cantzler gewesen, unter welchen
das Stifft mit
unterschiedenen
Gütern von
gedachten Käyser vermehret worden: worunter
Giebichenstein wohl das beste, zu welchem
damahls
Halle gehört zu haben scheinet. Er
starb
1012. den 12.
Jun. Siehe von ihm einen besondern
Artickel im VII. Bande p.44. unter Dagam.¶ |
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4) |
Walthard, oder Walther,
der schon das vorige mahl
erwählt worden, aber
dem Käyser zu gefallen zurück getreten war, und
in den 8
Wochen seiner Regierung nichts
merckwürdiges
gethan, als daß seine Schwester
Amilrath der Kirchen das
Dorf Olvenstätt
vermachet.¶ |
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5) |
Gero, bißher Kaysers
Heinrich II. Capellan, den die Dom-Herren
annehmen, und den von ihnen erwehlten
Theodoricus dem Kayser zum Capellan
überlassen
müssen. Unter ihm ist 1017 das
Kloster Bergen abgebrannt, und zwey Kirchen zu
unser lieben Frauen und St. Johannes, die
nachgehends St. Sebastian hieß,
erbauet worden.
Er starb 1024. den 22
Oct.¶ |
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6) |
Hunfried oder Manfried,
war ebenfalls Heinrich II. Capellan. Die
Stadt muß
unter ihm sehr zugenommen haben, weil er die
Peters- und Pauls-Kirche erbauet. Er starb
1051.¶ |
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7) |
Engelhard, Heinrich III.
Capellan, starb 1063 den 1
September, von dem
ein besonderer Artickel im VIII. Bande p.1195¶ |
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8) |
Werner, Wezil, oder
Weßilo. ein
Graf zu Sonnenburg aus
Schwaben,
Heinrich IV. Capellan, welchen derselbe dem
Capitel aufgedrungen, und
Friedrichen, den
dasselbe
erwehlet, zum
Bischoff von
Münster
gemacht; Doch hielt er es wider den
Käyser mit
den
Sachsen sonderlich seinem Vetter Burchard
II. zu Halberstadt zu gefallen, und blieb 1078 den
7.
Aug. in der Schlacht bey Melrichstätt. Conradus
Urspergensis
will gar, daß er aufgehencket
worden.¶ |
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9) |
Hardewich oder
Herderich, ein Graf von Spanheim und Artenberg,
ward von dem gegen Käyser Rudolph aus
Schwaben eingesetzt, er hielt sich aber doch bey
seiner
Würde, und ward im Jahre 1100 todt im
Bette gefunden. |
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{Sp. 242} |
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Zu gleicher
Zeit war auch
ein anderer Hardwich,
Abt von Fulda, von dem
Käyser Heinrich IV.
verordnet, Wie denn damahls
in den Sächsischen Bißthümern insgemein 2.
Bischöffe, gleichwie zu Rom 2. Päbste waren, da
es einer mit dem Käyser, der andere mit dessen
Feinden hielte.¶ |
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10) |
Heinrich,
Graf von Aslow,
vorher Bischoff zu Paderborn von welchen
Bißthum ihn der Kayser Heinrich IV. im Jahr 1090
gejaget hatte, und auch nunmehr hinderte, daß er
erst 1102 zum Besitz vom Stiffte Magdeburg
gelangen konte. Er starb 1107.¶ |
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11) |
Adelgot, oder Adolph, ein
Graf von Loye bisheriger Dom-Probst zu
Halberstadt, beredete den Grafen von Revingen oder Reveningen,
daß er 1116 ins
Kloster gieng,
und dem Stiffte seine
Güter vermachtete, wovon
der Bischoff eine grosse Spende zu
Magdeburg
und das schöne Kloster bey
Halle, das neue
Werck
genannt, gestifftet. Er wohnte 1115 der
Schlacht bey Welphsholtz wider Heinrich V. bey,
und
starb 1118 den 12
Jenner.¶ |
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12) |
Rutgerus oder Rogarus
aus dem Adelichen
Geschlechte von Veltheim,
starb 1125 den 14 Jenner.¶ |
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13) |
Nottbertus der 1133 die
Confirmation des Primats über
Deutschland durch
eine Bulle Innocentz II. erhalten, im folgenden
Jahre den 6.
Jun. gestorben, 1198 canonisirt und
vor den Magdeburgischen Patron gehalten
worden. Von ihm handelt ein besonderer
Artickel.¶ |
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14) |
Conrad
edler Herr
von
Querfurth, hat nebst seinem Bruder Burchard,
Burggrafen zu
Magdeburg, das Ertz-Stifft reichlich
beschencket, starb 1142 den 2
May.¶ |
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15) |
Friedrich Graf Thimons zu
Wettin Bruder, starb 1152.¶ |
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16) |
Wichmann, ein
Bayerischer Graf von Seburg, oder Segeburg oder
Degenburg,kam durch
Geld und Empfehlung
Käysers Friederich I. zu dieser
Würde. Er hat das
Bißthum mit
unterschiedenen
Güthern vermehret.
Von ihm handelt ein besonderer Artickel. Er starb
1192 oder 1194 den 25
Aug.¶ |
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17) |
Ludolph, gewesener
Dom-Dechant zu Magdeburg, von geringer
Ankunfft,
gebürtig von Krappenstädt in dem
Halberstädtischen hat diesem seinen
Vaterlande
unterschiedliche
Freyheiten erworben, auch
Hundesburg, Schraplau und Bornstädt an das
Stifft gebracht, die aber zum
Theil wider veräusert
worden. In dem
Kriege
Ottos IV. mit seinem
Gegen Käyser Philipp hielt er es mit dem letzten,
wofür dem Ertz-Stifft unterschiedene
Anlagen
erlassen, aber auch das von Wichmann
angeschaffte Sommerseburg zerstöret worden. Er
starb 1209 den 1 Mäy. Von dem ein besonderer
Artickel im XIIX Bande p.990.¶ |
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18) |
Albert, ein
Graf von
Hallermünd und bisheriger Dom-Probst, ward von
dem Pabst Innocentz III. selbst geweihet und zum Cardinal gemacht,
welches noch keinem
Ertz-Bischoff zu Magdeburg widerfahren war.
Nachdem im Jahr 1210 die Dom-Kirche
abge- |
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{Sp. 243|S.
155} |
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brannt, legte er in dem folgenden
Jahre die neue an, an der
gantze 116 Jahr
gebauet worden seyn soll. Er hat auch die Heer-
oder Herren-Messe zu Magdeburg angelegt. Im
Jahr 1212 ward der Bischoff von dem Kayser Otto IV. den er auf des Pabsts Innocentz III.
begehren
in den Bann
gethan hatte, in der Schlacht bey
Remkersleben überwunden, und kunte mit
Noth in
das Kloster Bergen flüchten. Ja Friedrich von Kare bekam ihn gefangen, und führte ihn nach
Gronberg; Doch wurde er von dem
Burggrafen
und
Bürgern zu
Magdeburg bald wieder befreyet.
Kayser Friderich II. schenckte hingegen zu
Ersetzung des erlittenen
Schadens dem Stifft die
Stadt Staßfurt. Dieser Bischoff hat auch die Stadt
mit Klöstern und Mauren versehen, und ist 1233
gestorben. Siehe von ihm unter
Albertus II. einen
besondern Artickel im I. Bande p. 994 u.f.¶ |
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19) |
Burckhard, Dom-Probst
zu Hildesheim, starb ehe er noch geweihet
worden, 1236.¶ |
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20) |
Hildebrand oder
Willibrand, ein Graf[2] von Hallermünd, hat Crosig,
Lebus und Belitz an das Stifft gebracht, und in
dem
Kriege mit den
Bischoff Ludolph von
Halberstadt wider die Marggrafen zu
Brandenburg, Johann und Otto, den letztern
gefangen bekommen, der sich mit 1600 Marck
Silber und den
Orten Alvensleben und
Hadmersleben lösen
müssen. Nachgehends hat
der Bischoff bay Glaudigau in der
alten Marck und
das andere mahl bey Plauen an der Havel
ziemlich eingebüsset. Er starb 1253.¶ |
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[2] |
HIS-Data: korrigiert aus: Gras |
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21) |
Rudolph von Dingelstädt,
bisheriger Decanus, hat die
Grafschafft
Alvensleben
völlig unter das Ertz-Stifft gebracht,
und ist 1260 den 29 April plötzlich
gestorben.¶ |
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22) |
Rupertus, Graf von
Mannsfeld und
Herr zu Qverfurt, Decanus, hat
seine Reise-Kosten, so das Pallium von Rom zu
holen darauf gegangen, wieder von den
Jüden
erpresset, die er an ihren Laubhütten-Fest
geplündert, und noch um 100000 Marck Silber,
(anderer
wahrscheinlicher eine Tonne Goldes),
geschätzet, und als der
Rath zu
Halle die Juden
schützen
wollte, ist die Stadt darüber belagert,
und um eine Summe
Geldes gestrafft worden. Er
starb 1268, nachdem er Zörbig an das Stifft
gebracht.¶ |
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23) |
Conrad II, ein Böhmischer
Freyherr von Sterneberg, des nächst
vorhergehenden
Cantzler,
lebte bis 1277. Nach
seinem
Todte waren 2 Competenten, der Dom-
Probst Erich Marggraf zu Brandenburg, und
Busso, Herr zu Qverfurt, ein Domherr, aber diese
liessen ihre Prätensionen für ein Stück Geld
fahren, und also gelangte¶ |
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24) |
Günther, den andere
Heinrich
nennen, Graf von Schwalenberg, zu
dieser
Würde, welche er aber bald abdanckte.
Denn nachdem er Marggraf Otto IV. von
Brandenburg nebst 300
Edelleuten
in der Schlacht bey Fröse gefangen bekommen, liessen sich die meisten Dom-Herren
bestechen, und den Marggrafen für eine leidliche Rantzion loß. Als der Bischoff
dieses wahrgenommen, resignirte er aus Ver- |
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{Sp. 244} |
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druß das
Amt, nachdem er es
kaum ein
Jahr geführet.¶ |
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25) |
Bernhard oder Burckhard,
Graf von Wölpe, hat wegen seiner
unglücklichen
Kriege mit
Hertzog Albrechten zu
Braunschweig,
und Marggraf
Dietrichen von Landsberg, die
Regierung im andern Jahre niedergelegt. Nach
dessen Abtritt war der Sitz 2 Jahr vacant, bis der
vorgedachte¶ |
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26) |
Marggraf Erich von
Brandenburg zum andern mahl
erwehlet worden.
Dieser hat das Raubnest Herlingsberg erstlich
vergebens belagert, ja er ist gar gefangen, und
von den
Bürgern zu
Magdeburg mit 500 Marck
Silber ranzioniret worden. Im Jahr 1291 aber hat
er dasselbe durch Hülffe anderer
Fürsten und
Grafen zerstöret. Was dieser Bischoff von
Laußnitz besessen, und seine Leute, welche
Falcke von Reden gefangen bekommen, zu
ranzioniren
verkaufen
müssen, hat wohl nicht zu
dem Ertzstifftischen, sondern seinen
eigenen
Erbgütern gehöret. Im Jahr 1292 hat
Churfürst
Albert II. von
Sachsen die
Burggrafschafft
Magdeburg dem Stifft und der Stadt versetzet;
Dietrich von Eckersdorff aber das Schultheissen-
Amt für 500 Marck verkaufft, welches der Bischoff
forthin allezeit einen Bürger aus der alten Stadt
conferiren, diese aber
Macht haben
sollten,
selbigen zu erwählen und abzusetzen. Erich starb
1295.¶ |
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27) |
Burckhard II.
Graf von
Blanckenburg, wird wegen seiner besondern
Mildigkeit gegen die
armen
gerühmet, die er zum
öfftern zur Tafel gezogen. Er soll auch die Teufel
aus der sogenannten heiligen See bey
Wolmerstädt vertrieben, und die Nieder-Laußnitz
für 6000 Marck Silber
gekaufft haben, ob aber das
Stifft jemahls zum Besitz gelanget, findet man
nicht. Er starb 1304. Von ihm siehe einen
besondern Artickel, unter Burchardus II. im
IV.
Bande
p. 1947.¶ |
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28) |
Heinrich II. ein Fürst von
Anhalt, soll nicht
gewust haben, was
oratio
Dominica vor ein
Ding; hat Schönbeck an das
Stifft gebracht, und ist 1307 den 10.
November
gestorben.¶ |
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29) |
Burckhard III. Graf von
Schrapelau, vollzog erstlich in seinem
Gebiete die
ihm von dem Pabst aufgetragene Ausrottung der
Tempel-Herren, gieng darauf persönlich auf das
Concilium nach Vienne, und ließ sich
unterdessen
von dem Pabst einen Vicarium
bestellen, welches
in diesem Stiffte das erste
Exempel war.
Hiernächst gerieth er mit der
Stadt
Magdeburg in
grosse Streitigkeiten, sonderlich wegen eines
Schlosses Hohenwarten, so er ihnen zum
Verdruß
nahe bey der Stadt anlegte. Im Jahr 1314 kam es
dahin, daß der Bischoff die Stadt durch etlicher
Fürsten Beyhülffe belagerte, woran sich aber
dieselbe wenig kehrte, sogar, daß auch des
Bischoffs Alliirten, da sie den Uberfluß und gute
Anstalten der Stadt wahrnahmen, davon zogen.
Darauf wurden zwar
unterschiedene
Verträge gemacht, aber wenig gehalten. Einmahl hatten die Bürger den Bischoff
gefangen bekommen, da er denn vor seiner Loslassung auf das theuerste verspro- |
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{Sp. 245|S.
156} |
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chen, die Stadt nicht
weiter zu beschwehren. Als er aber an diesen
abgenöthigten Eyd nicht gebunden zu seyn
vermeynet, und neue Feinseligkeiten verübet, ist
er abermahl von den Bürgern gefangen
genommen worden, und endlich 1325 im
Gefängniß eines
gewaltsamen
Todtes
gestorben,
ob er aber selbst den
Kopff wider die Wand
gestoßen, oder von etlichen verschwornen
Bürgern, oder auch von den trunckenen
Wächtern, da er entfliehen
wollen, erschlagen
worden, ist
ungewiß. Sein Todt ist ein
gantz
Jahr
verborgen gehalten, endlich aber der
Cörper mit
gewöhnlichen
Solennitäten beygesetzt worden.
Die Stadt ward darauf in den Päbstlichen
Bann
gethan, wovon sie erst im Jahr 1331
völlig
absolviret worden. Von ihm findet man einen
besondern
Artickel unter
Burchardus III. im IV.
Bande p. 1947 u.f.f.¶ |
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30) |
Heidecke von Erps, oder
Erpeden, hat im hohen
Alter die
Ertz-Bischöffliche
Würde erhalten, ist aber auf der
Reise nach
Avignon, wo er das pallium holen wollte, zu
Eisenach gestorben. Das Dom-Capitel erwählte
gleich Heinrich Grafen von Stollberg an seine
Stelle; aber der Pabst hatte schon diese
Würde¶ |
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31) |
Otto,
Landgrafen von
Hessen,
conferiret, daher Heinrich abtreten muste.
Dieser Otto hat im Jahr 1330 einen gefährlichen
Tumult zwischen der Bürgerschafft zu Magdeburg,
durch persönliche Darzwischen-Kunfft gestillet,
1331 die Absolution von dem Päbstlichen Bann
zuwege gebracht, 1333 sich nach Päbstlichen
Ausspruch zu erst von der Stadt huldigen lassen,
und hingegen ihre
Privilegia confirmiret. Dieser
Bischoff hat auch Wolmerstätt, Alvensleben,
Hundsburg, Schöningen, den
Braunschweigern
wieder abgenommen, das Raub-Schloß
Wardenburg zerstöret, die Vestung Riedeburg bey
Halle und Schrapelan, im Mannsfeldischen den
Meißnern abgenommen, und weil er des
falschen
Waldemars Parthey hielte, Jerichau, Sandau und
Platau erhalten. Im Jahr 1348 bemühete er sich
vergebens den
Juden in seinem
Gebiete das
Leben zu erretten, welchen man damahls
Schuld gab, daß sie durch Vergifftung der
Brunnen die Pest durch
Deutschland angerichtet.
Von 1351 bis 1354 währete der
Krieg zwischen
den Magdeburgern und benachbarten
Edelleuten,
und der Bischoff starb 1361 den 1.
May, mit
Hinterlassung grosser
Schulden.¶ |
|
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32) |
Theodoricus, Bischoff zu
Minden, eines Tuchmachers
Sohn aus Stendal,
ward auf Kaysers
Carls IV, dessen
Cammer-Rath
er sonsten gewesen, Recommendation von den
Pabst Ludewichen von Meißen, bisherigen
Bishcoff von Halberstadt, den das
Capitel
erwählet
hatte,
vorgezogen. Er hat in den 7 Jahren seiner
Regierung nicht nur 17 versetzte nahmhaffte
Städte und
Örter, als Jüterbock, Jerichau,
Stasfurt etc. etc. eingelöset, sondern auch
unterschiedene
Gebäude theils neu aufgeführet,
theils zum stande gebracht; Die Dom-Kirche, so
1363 eingeweihet worden, war |
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{Sp. 246} |
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wohl das considerabelste.
In einer Schlacht 1367 wider Gerharden, Bischoff
zu Hildesheim, war er nebst seinen alliirten
unglücklich, und
muste 6000 Marck Silber zu
seiner Leute Rantzion anwenden. Weil auch der
letzte
Herr von Hadmersleben umkommen war,
nahm er dessen
Güter in Besitz. Vor seinem
Todte erwählete er 15
Personen, welche bey der
Vacantz die
Regierung
verwalten
sollten, welche
sich den 16
Sept. 1367 ereignet.¶ |
|
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33) |
Albertus III. Bischoff zu
Litomisl. in Böhmen, ward auf Carls IV.
Recommendation an statt des Merseburgischen
Bischoffs Friedrichs von Hoym, auf den das Dom-Capitel votirt hatte, Ertz-Bischoff. Er hat das Stifft
so wohl sonsten geschmälert, als auch 1370
dessen
Recht an die Nieder-Laußnitz an
Carln IV.
verkaufft, konnte weder die
Deutsche Sprache
lernen, noch den Leuten freundlich begegnen,
daher er 1371 mit¶ |
|
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34) |
Peter von Bruma
tauschete, und aufs neue Bischoff zu Litomisl
ward; nachdem er vorher von
Geld, und wie man
sagt, auch von Heiligthümern ein
ansehnliches
mitgenommen. Dieser Peter brachte Wansleben,
Schönbeck und Mülingen an das Stifft, konnte sich
aber nicht gar zu wohl mit dem Stiffts-Herren
vertragen, daher er 1381 das Bißthum Olmütz in
Mähren annahm, und¶ |
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35) |
Ludwigen,
Marggrafen zu
Meissen, der schon 1361 im Vorschlag gewesen
war, den Magdeburgischen Stuhl überließ. Dieser
prätendirte seit 1374 auch
Churfürst zu Mayntz zu
seyn, daher er sich nur
Administrator des Stiffts
Magdeburg
nennen ließ. In seiner nur halbjährigen
Regierung zwang er die
Grafen von
Werningeroda, daß sie ihre Grafschafft von dem
Stifft zu Lehen nehmen musten. Er brach bey
einer Fastnachts-Lust zu Calbe den Hals.¶ |
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36) |
Friedrich II. von Hoym,
Bischoff zu Meerseburg, der 1368 schon postulirt
worden war, ist im neunten
Monat seiner
Regierung zu Meerseburg im
Jahr 1383
gestorben.¶ |
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37) |
Albertus IV, Graf von
Qverfurt,
wollte an des vorhergehenden
Friederichs statt
Bischoff zu Merseburg werden,
indem er sich aber dessentwegen zu Rom
aufhielt, bekam er die Post von dessen Todte und
seiner
Wahl nach Magdeburg, brachte also gleich
die Päbstliche Confirmation mit nach
Hause. Er
zerstörte 1386 das Raub-Schloß Birckau,
bereicherte seine
Cammer mit dem Jübiläo so
Bonifacius VIII. im Jahr 1395 ausschrieb, und die
Einkünffte davon mit ihm
theilte. Im Jahr 1398 hat
er das damahlige
Dorff Glaucha dem
Rath zu
Halle versetzt, 1402 war ein gefährlicher Tumult zu Magdeburg wegen der
Müntze, indem der Rath
abgesetzt, auch etliche
Häuser und
Höfe der
Domherren geplündert und abgebrannt wurden. Er
starb 1403.¶ |
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38) |
Günther II, Graf von
Schwartzburg, bißheriger Dom-Probst zu Mayntz,
war wegen seiner Jugend gar kein
guter
Haushalter. Als |
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{Sp. 247|S.
157} |
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die vielen sonderlich
innerlichen Unruhen dazu kamen, gerieth das
Stifft darüber in grosse
Armuth. Von 1404 bis
1407 währete der
Krieg mit Zerbst. Im Jahr 1405
fiel durch Absterben des männlichen
Stammes der
Herren von Dam dieser
Ort an das Ertz-Stifft.
1412 zerstörte der Ertz-Bischoff nebst seinen
Alliirten das Raub-Schloß Hartzburg, so 3 Brüder
von Schwincheld inne hatten, nachdem er vorher
dasselbe einzuschliessen das Schloß Stürburg auf
dem Petersilien-Berge
erbauet. In eben diesem
Jahr muste sich die Stadt
Halle mit 1300 Gülden
aussöhnen, weil sie einen
Saltz-Grafen
dessentwegen verbrannt, daß er sich von dem
Bischoff mit diesem Amt
belehnen lassen. |
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Im Jahr 1431 erhielt Magdeburg das
Privilegium de non
appellando, ausser in causa denegatae justitiae.
Als darauf bey den Streiffereyen der Hußiten die
Magdeburger ihre Stadt besser fortificiren wollten,
zerfielen sie darüber mit dem Bischoff und thaten
ihm durch hinwegnehmung vieler Örter grossen
Schaden. Im Jahr 1434 ward zwar von dem
Concilio zu Basel die
Sache in
Faveur des Ertz-Bischoffs ausgemacht, und die Stadt im Fall der
Widersetzlichkeit mit
Acht und
Bann
bedrohet. Doch die Magdeburger verbanden sich mit der Stadt Halle noch
fester, und fuhren fort die Bischöfflichen Örter wegzunehmen. Darüber
ward nicht allein der Bann wiederholet, sondern der Ertz-Bischoff kam
durch Hülffe seiner Alliirten noch 1434 mit einer grossen Armee vor
Halle, da denn ein Vergleich getroffen wurde, daß dem Ertz- Bischoff
alles abgenommene wiedergegeben, und auf dessen Interceßion der Bann und
die Acht wieder die Städte aufgehoben werden sollten. |
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Im Jahr 1444 hatte die Stadt Magdeburg mit Friderico
Placido, Churfürsten zu Sachsen, zu thun, weil
derselbe das zur Burggrafschafft gehörige, und
1419 vom Churfürst Albert III. versetzte Schloß
und Amt Gommern wieder haben wolte, welche
Prätension durch eine Summe Geld damahls
abgethan wurde. Der Ertz-Bischoff starb
1445.¶ |
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39) |
Friederich III,
Graf
von
Beichlingen, war nur ein Laicus, und hatte wenig
studirt; ist aber wegen seines
christlichen
Lebens
erwählet worden. Als ihm Churfürst
Fridericus
Placidus
Krieg ankündigte,
sprach er: ich bin kein
Kriegsmann, will derowegen meines Amts warten,
und das übrige
Gott
befehlen, der wird wohl für
mich kriegen, worüber der Churfürst stutzig, und
die Sache in Güte beygeleget wurde.
Nic. Cusanus, der 1451 den Ablaß hier predigte,
gab ihm das Zeugniß, daß er der einige
rechtschaffene
Bischoff sey, den er in
Deutschland angetroffen. Auf seines
Raths und
Canonici
M.
Heinrich Tacken Zureden, widersetzte
er sich der Verehrung des
prätendirten Blutes
Christi zu Wilsenack, und starb 1464.¶ |
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40) |
Johannes,
Pfaltz-Graf von
Zweybrück, bißheriger Bischoff zu
Münster starb
1473. ¶ |
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{Sp. 248} |
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41) |
Ernst,
Churfürst
Ernsts
von
Sachsen
Sohn, ward aus Dispensation des
Pabsts Sixtus IV. in seinem 12.
Jahr Ertz-Bischoff,
und 3 Jahr darauf auch
Administrator zu
Halberstadt. Im Jahr 1478 entstund eine innerliche
Unruhe zu
Halle, und da es zur Extremität
kommen wollte, kamen etliche vom
Rath zu dem
Ertz-Bischoff nach Gibichenstein, dieser machte
sich bald
Meister von der Stadt, und der Unruhe
eine Ende. Bey 500 Tumultuanten wurden in das
Gefängniß geworffen, und nach dem Ausspruch
dreyer Grafen, 3 Domherren, 3 von Adel, und des
Bischoffs zu Meissen verdammt, dem Ertz-
Bischoff den vierten
Theil von ihren Pfann-Gütern,
und den fünfften Theil von ihrem übrigen
Vermögen zu geben. Damit sich aber der Ertz-
Bischoff der Stadt desto mehr versichern könnte,
ließ er ein festes Schloß daselbst erbauen, und
dem Patron des Ertz-Stiffts zu
Ehren, die
Moritzburg
nennen. Im Jahr 1490 ward vergebens
Handlung mit dem Churfürsten Friedrichen, dem
Weisen, wegen Gommern und anderer
Pertinentien des Burggrafthums gepflogen. 1495
fiel der gröste Theil der Herrschafft Qverfurt durch
Absterben Bruno als ein
Lehen an das Ertz-Stifft.
1498 jagte der Bischoff die
Juden zu dem
Lande
hinaus, doch durfften sie das ihre mitnehmen. Bey
seinem Todte, so 1513 den 3.
Aug. erfolget, wollte
er es nicht auf die ihm angebotene opera
supererogationis des Barfüsser-Ordens, sondern
allein auf die Wercke Christi ankommen
lassen.¶ |
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42) |
Albert IV,
Marggraf von
Brandenburg,
Churfürst zu Mayntz, und
Administrator des
Stifftes Halberstadt, der biß 1545
gesessen, ist in einem besondern
Artickel
beschrieben, unter Albertus II. im I.
Bande
p. 965.
u.f. wo auch angeführet worden, wie er
guten
Theils zu dem
Reformations-Wesen
Gelegenheit
gegeben, und wie unter seiner
Regierung fast das
gantze Stifft sich zu der
Lutherischen Religion
bekennet.¶ |
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43) |
Johann Albert, Marggraf
von Brandenburg, besaß, wie die
vorhergehenden, zugleich das Stifft Halberstadt.
In dem Schmalkaldischen Kriege hielt es die
Stadt
Magdeburg mit Churfürst
Johann Friederich zu
Sachsen und dessen Alliirten; auch entstund eine
grosse Verbitterung zwischen ihr und dem
Capitel,
so daß dieses letzere sich 1546 mit allem, was
Kostbar war, darvon machte, und nur 3 Canonicos
zurücke ließ. Die
Bürger machten sich darauf an
die verschlossene Dom-Kirche, und führten 1547
die Lutherischen Ceremonien darinnen ein;
besetzten auch Neustadt, Sudenburg,
Wolmerstadt, Wansleben, und andere dem Ertz-Stifft zuständige
Örter. Unterdessen hätte
Hertzog Moritz von Sachsen 1545 sich der Stadt
Halle
bemächtiget, die 1547 wieder an Churfürst Johann Friedrichen übergieng, welcher darauf den Ertz-Bischoff
mit seinem Dom-Ca- |
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{Sp. 249|S.
158} |
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pitel nach Würtzburg in Francken jagte, und seine beyde
Stiffter ihm zu überlassen nöthigte. Aber als sich gleich darauf das Blatt
wendete, und der Kayser
Carl V. nach
der Schlacht bey Mühlberg den Meister spielte,
kam er noch im Jahr 1547 nach Halle, und
restituirte den verjagten Ertz-Bischoff, ließ auch
die Achts-Erklärung wieder die Stadt ergehen,
welche wegen verweigerter Annahme des Interims 1549 wiederholet wurde. |
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Vermöge dieser machte sich erstlich
Heinrich der Jüngere, von
Braunschweig
1550 mit einem fliegenden Corpo vor die Stadt, und
that 2 Monath
lang mit sengen und brennen grossen
Schaden, worauf er wieder abzog.
Hernach kam Hertzog Georg von Mecklenburg mit 3 bis
4000 Mann, und
schlug bey dem
Kloster
Hildesleben an dem Flusse Ohra 163
Bürger,
und über 1000
Bauren
todt. Der neue Churfürst zu Sachsen Moritz und der zu
Brandenburg Joachim, machten erstlich Mine, als wenn
sie Hertzog Georgen nöthigen
wollten abzuziehen. Als aber die Stadt sich ihnen nicht
ergeben wollte, wurde sie auch von denselben feindlich
tractiret,
und ordentlich belagert, wozu auf Kayserliche Anstalt von Reichswegen
monatlich 60000 fl. bezahlet werden
musten.
Die 4500 Mann, so von einigen
Fürsten
zum Vortheil dieser Stadt zusammen gebracht worden, musten bey Verden
sich an Churfürst Moritz ergeben, und nahmen meistens
unter demselben
Dienste. |
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Die Belagerung währete 14 Monate, und man spührte
doch in der Stadt, welche 40000 Mäuler zu versorgen hatte, keinen
sonderlichen
Mangel.
Auch sind in den Ausfällen von der aus 3000 Mann bestehenden Garnison
nicht mehr als 273 Mann geblieben, und als es fast auf die Neige gieng,
bekam die Stadt den 9
Nov.
1551 einen leidlichen Accord, darinnen von der
Religion
gar nichts gedacht, auf die Schleiffung der Vestung aber, die man
Kayserlicher Seits suchte, nicht gedrungen wurde. Doch muste die Stadt
versprechen, bey dem Kayser Fußfällig um
Gnade zu bitten; (welches erst
11. Jahr hernach, doch ohne Fußfall geschehen;) sich dem
Cammer-Gericht
und
Reichs-Abschieden
in
weltlichen Sachen zu unterwerffen; dem Ertz-Bischoff und Capitul
alles zu restituiren, womit es 1564 zur
völligen
Richtigkeit kam, und endlich dem Kayser eine
Straffe
von 50000 Reichsthalern und 12 Stück grobes Geschütz zu geben. Hierauf
nahm Churfürst Moritz die
Huldigung
im
Nahmen
des Kaysers ein, und gab noch den versammleten
Geistlichen
eine Lection, sich künfftig etwas bescheidener, als bißher geschehen
seyn mögte,
aufzuführen. Die 2. Churfürsten und der Ertz- Bischoff hatten währender
Belagerung einen Vergleich gemacht, Tripartit
genannt,
daß die Stadt Magdeburg allen dreyen erblich verwandt bleiben, das
Burggrafthum aber wieder dem Churfürsten zu Sachsen eingeräumet werden
sollte.
Diesen Vergleich aber hat der
Administrator
Joachim Friederich 1579 |
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{Sp. 250} |
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wieder abgethan. Der
Ertz-Bischoff starb 1552 den 17 May.¶ |
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44) |
Friederich IV. Joachims
II,
Churfürsten zu
Brandenburg
Sohn, war des
vorigen Coadjutor, nachdem er aber etwa 4
Monate in der Posseßion selbst gewesen, starb er
1552 den 3. October an einer Kranckheit, die von
bösen Künsten hergekommen seyn soll.¶ |
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45) |
Sigismund, des
vorhergehenden Bruder, war nur 15 Jahr alt, als er
postulirt ward. Unter ihm ist durch
unterhandlung
seines
Vaters, Churfürst
Joachims II, die Stadt, so
wohl erwehntermassen 1562 mit dem
Kayser
versöhnet, als auch 1564 mit dem Dom-Capitul
verglichen worden. Er bekannte sich
öffentlich zur
Lutherischen Religion, und die Canonici thaten
nach und nach desgleichen. Er ließ 1563 eine
Kirchen-Visitation in seinen
Landen halten, und
übergab 1564 dem
Rathe zu
Halle
das Barfüsser-Kloster daselbst, welches zur Stadt-Schule, und
nachgehends zu einem
Gymnasio gemacht
worden. Er starb 1566 den 14. Sept.¶ |
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46) |
Joachim Friederich,
Churfürst Johann Georgens zu Brandenburg
Sohn, und nachgehends Churfürst. Die
merckwürdigen Änderungen, so während seiner
Regierung in politischen und Religions-Wesen
vorgegangen, kan man an seinem Ort nachlesen.
Bey Antretung der Churfürstlichen Würde 1598
übergab er das Ertz-Stifft seinem damahls 8
jährigen Sohn.¶ |
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47) |
Christian Wilhelmen, da
denn biß zu dessen Majorennität 1608 das Dom-Capitul die Regierung administriret. Die
merckwürdigsten
Umstände seines Lebens, und
damit verknüpffte Fata des Ertz-Stifftes siehe in
seinem Artickel. Hier aber muß folgendes
angemercket werden; als 1625 der Administrator
Christian Wilhelm wegen des Lauenburgischen
Bundes in Kaysers Ferdinand II,
Ungnade fiel, und
dieser darauf mit 1200 Mann Halle wegnehmen,
und ziemlich pressen ließ, wählte das Dom-Capitul,¶ |
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48) |
August, Churfürst Johann
Georgens I, zu
Sachsen andern Sohn, zum
Coadjutor, in dem Absehen, damit dessen Vater,
der damahls mit dem Kayser wohl stunde, desto
mehr in des Stiffts Interesse gezogen würde, und
da 1628 gar die
Achts-Erklärung wieder
Christian
Wilhelmen erfolgte, trug es demselben auch die
Administration selbst auf; womit aber der Kayser
und Pabst nicht zufrieden waren, sondern den
Kayserlichen Printzen, Leopoldo Wilhelmen, dazu
constituirten, welchem auch 1630 die Stadt Halle
huldigen
muste. Weil
Magdeburg sich nicht dazu
bequemen
wollte, wurde sie von den Kayserlichen
gebrandschatzet, und 1624, 28.
Wochen bloquirt
gehalten. Ja als im folgenden Jahr die Stadt ihren
geächteten Administrator Christian Wilhelm mit
dem Schwedischen Obristen Falckenberg
einnahm, hatte der Kayserliche General Tilly
Vorwand genug die Stadt zu belagern, welche
Belagerung sich mit der |
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{Sp. 251|S.
159} |
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schrecklichen Zerstörung
endigte, davon in Beschreibung der
Stadt einige
Nachricht gegeben wird, wo auch gemeldet
worden, daß der Steinhauffe von Magdeburg, und
das gantze Land bald darauf in Schwedische
Hände gekommen, worinnen es biß nach dem
Pragischen Frieden 1635 geblieben. Vermöge
dieses Friedens wurde das Ertz-Stifft Hertzog
August, doch ohne
Sitz und Stimme auf dem
Reichs-Tag, übergeben, und ferner ausgemacht,
daß das Dom-Capitul Macht haben solte, nach
dessen
Todte es einem andern
protestirenden
Fürsten zu übergeben, biß 1675, da es wieder in
Römisch
Catholische Hände kommen sollte. Doch
die Schweden hatten Magdeburg und Halle noch
inne, und musten aus dem erstern Orte 1636 mit
Gewalt, aus der Moritzburg zu Halle aber 1637 mit
List depossediret werden. Also kam 1638 der Ertz-Bischoff August zur Posseßion, und hielte eine
Besatzung in Magdeburg, welche 1643 die Stadt
wider den Schwedischen Angriff defendirte. |
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In den
Westphälischen Frieden 1648 wurden
wegen Mageburg folgende Puncte festgestellet,
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1) |
daß Hertzog August (von
dessen Leben an seinem Ort nachzusehen) das
Ertz-Stifft Lebenslang behalten solte; |
2) |
nach dessen Todte aber
sollte es secularisiret, und als ein
weltliches
Hertzogthum mit allen Landen,
Regalien und
Gerechtigkeiten als ein
Äquivalent vor Pommern,
dem Hause
Brandenburg übergeben werden.
|
3) |
Das Dom-Capitul solte
bleiben, aber weiter an keine
Wahl noch
Postulation gedencken. |
4) |
Der vierdte
Theil von den
Canonicaten solte eingezogen werden. |
5) |
Das Fürstenthum
Querfurth solte dem Churhause
Sachsen
verbleiben. |
6) |
Das
Amt Coburg, und das
Closter Zinna, solte der
unglückliche
Administrator,
Christian Wilhelm, aus dem Hause
Brandenburg, Lebenslang zu seinem Unterhalte
haben. |
7) |
Das
gantze Stifft solte bey
der
Augspurgischen Confeßion verbleiben.
|
8) |
Die
Stadt
Magdeburg
solte ihre
alte
Freyheit zugeniessen haben.
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Die besondern
Umstände von dieser
Ubergebung, desgleichen was 1666 mit der Erb-Huldigung, und seit dem es von 1680 in
Brandenburgischen Händen ist, insonderheit aber
1687 wegen des Fürstenthums Querfurt
vorgegangen, kan in dem Leben Churfürstens
Friederich Wilhelms des Grossen zu
Brandenburg, und seiner Nachfolger nachgelesen
werden. Das Votum dieses Hertzogthums wird auf
den Reichs-Tagen nicht auf der so genannten
qver- sondern auf der Fürstlichen
Banck gleich
nach dem Hause Bayern geführet. |
Sagittarius in antiqv.
Archiepisc: Magdeb. Von dem primatu
Germaniae, den sich dieses Bißthum, wie oben
gedacht, vindiciret, hat Joh.Pet.
Ludwig zu
Halle
1707 in einer
Disputation ausführlich gehandelt.
Siehe auch Lentzens historiam Archi-Episcoporum
Magdeburgensium, Magdeburg 1738
in 4. |
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