Titel: |
Pfaltz-Graf, Hof-Grafe |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
27 Sp. 1250 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 27 S. 638 |
Vorheriger Artikel: |
Pfaltz-Grafe |
Folgender Artikel: |
Pfaltz-Grafen zu Birckenfeld |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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Pfaltz-Graf, oder auch des
Heil. Römischen Reichs
Hof-Grafe,
Lat. |
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- Comes Palatinus Caesareus,
- Sacri Lateranensis Palatii Comes,
- Aulae vel Curiae Caesareae et Imperialis Consistorii Comes,
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ist
eigentlich nichts anders, als ein
Kayserl. oder Königl. Hof-Richter, siehe
Pfaltz. |
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Heute zu
Tage aber wird insgemein unter diesen
Namen eine
Würde
verstanden,
die der Kayser einer
Person oder auch
einem
gantzen
Collegio mit der solcher
Würde anklebenden
Macht u.
Gewalt durch ein ausgefertigtes Comitiv ertheilet. |
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Es wird aber solche Würde eigentlich nur vom Kayser ertheilt, u. daher auch
unter die Kayserlichen
Reservata gerechnet, und währenden Interregno von denen
Reichs-Vicarien erhalten. Doch pfleget auch von dem Kayser noch andern aus
besonderer Gnade das Recht Pfaltz-Grafen zu machen, ertheilet und bestätiget zu
werden. |
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Die
Rechte, so dieser
Würde anhangen, und vornehmlich aus dem Diplomate zu
beurtheilen, sind |
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1) |
die
Gewalt, unehelich gebohrne zu legitimiren, welche sich jedoch auf
Fürsten-
Grafen- und
Freyherrliche
Kinder nicht, wohl aber auf eines seine
eigene Kinder erstrecket. |
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a.l. 1.
ff. de adopt. |
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2) |
Minderjährige, Kirchen und
Gemeinen, so verkürtzet worden, wieder in
vorigen
Stand zu setzen . |
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3) |
Baccalaureos, Magistros, Licentiaten und Doctores, die man bullatos
nennet, in allen Facultäten, nach vorhergegangenem Examine des Candidaten
und mit Zuzühung anderer
Personen derjenigen Facultät, darinnen der Candidat
promoviren will, zu, machen, welche man aber zum Unterschiede derer auf
Universitäten creirten, gemeiniglich nur Doctores Bullatos zu
nennen pfleget; |
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4) |
gekrönte Poeten zu machen; |
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5) |
Notarien zu creiren, worinnen aber die mit der Comitiv begnadigte
Personen derselben nicht mißbrauchen sollen. |
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General-Vorrede
wegen der Notarien von 1721; |
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8) |
Vormünder und Curatores, |
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9) |
Annehmungen an
Kindes Statt, desgleichen |
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10) |
die Erlassung aus der
väterlichen Gewalt zu bestätigen, |
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11) |
Nachlaß Alters halber zu ertheilen, |
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12) |
der Minderjährigen Veräusserung ihrer
Güter und Vergleiche über Alimente
zu bestätigen, und darüber
Abschiede zu ertheilen. |
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Ob aber auch auf
Academien die Ertheilung der Academischen Würden einem
solchen Pfaltz-Grafen nachzulassen, darwider wird angeführet, daß |
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1) |
die
Universitäten sich desfalls in der Posseß vel quasi
befänden, |
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2) |
dieselben denen Pfaltz-Grafen hierinnen zu widersprechen pflegten, |
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3) |
das allgemeine und einem gantzen Corpori ertheilte
Privilegium dem einer
einer eintzeln Person ertheilten vorgezogen, und wo sich jenes befände,
dieses ruhen müste; |
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4) |
wären Exempel vorhanden, da solches nicht zugelassen und verstattet
worden; |
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5) |
schiene es, wider die Academischen
Privilegien zu seyn, und würden
solcher gestalt die Promotionen in allen Facultäten gehindert und hintan
gesetzet werden; |
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6) |
würden die Facultäten dadurch über den Hauffen geworffen; |
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7) |
die Studiosi auf Academien möch- |
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{Sp. 1251|S. 639} |
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ten sich solchem Beginnen selbst widersetzen, weil dadurch auch ihre
Privilegien gekräncket würden; |
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8) |
die Nutritores und Curatores der Academien würden dergleichen
Promotionen auch nicht gestatten; |
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9) |
hätten diese Pfaltz-Grafen bisher auf Academien keine Doctores
gemachten, welches sie doch Zweiffels ohne gethan haben oder noch thun
würden, wenn es ihnen frey stünde. |
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Sonst wird diese
Würde heut zu Tage insgemein denen Gelehrten bürgerlichen
Standes ertheilt. |
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Vor Zeiten aber gelangten ordentlicher Weise nur
Standes-Personen darzu,
welche, ausser den obgedachten
Freyheiten, diejenigen, so es
verdienet, in denen
Adel-Stand erheben, ja auch selbst andere gleichmäßige Pfaltz-Grafen machen
konnten. So erhielt z.E. Berthold,
Graf zu Henneberg, 1310, da
er zu Franckfurt am Mayn in denen
Fürsten-Stand erhoben ward, zugleich die
Würde
eines Pfaltz-Grafen. Und 1524 ist Graf Gabriel von Ortenburg
samt seinen Nachkommen von Carln dem V damit
belehnet
worden. |
Besiehe hierbey
- den
Titel de Comit. Palat. Lib. VII. Decretal.
-
Arumäus Lib. III. fol. 39 u.ff.
- Besold in Tr. de Majest. fol. 200.
- Sagittarius in Disp. Inaug. de Jur. et
Priv. Comit. Palat.
- Mundius de Comit. Palat. c. 3.
n. 338.
- Fomann de Jur. et Privil. Comit. Palat.
- Limnäus in Jur. Publ. Lib. IV. c.
4. n. 61 u.ff.
- Oldenburg in Pand. Jur. Publ. Lib. II.
c. 15.
- Spangenbergs Henneb. Chron. u.a.
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