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Zedler: Magdeburg … die Haupt-Stadt HIS-Data
5028-19-235-8
Titel: Magdeburg … die Haupt-Stadt
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 19 Sp. 235
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd.19 S. 151
Vorheriger Artikel: Magde-Blum
Folgender Artikel: Magdeburg, das Burggrafthum
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben und Anmerkungen
  Magdeburg,  
 
  • vor Zeiten Maydenburg, Meidenburg,
  • Lat. Parthenope, Mesuium, Magdeburgum, und Parthenopolis,
 
  an der Elbe in dem Niedersächsischen Kräyße ist die Haupt-Stadt des Hertzogthums gleiches Nahmens. Ihr Situatio ist unter 31 gr. 55 min. Long. u. 52 gr. 14 min. Latit.  
  Daß sie Amagetobri gabd. Magetobrigades Julius Cäsars sey, ist falsch; ob sie das Mesovium des Ptolomäus, woraus Merseburg, Medeburg worden, ist ungewiß; dieses aber bekannt, daß ihrer zu den Zeiten der Carolinger unter dem Namen Magathaburg oder Magdeburg gedacht wird.  
  Den Nahmen kan sie nicht von der lieben Magd oder Gemahlin Ottos, der Editha, haben, weil derselbe, wie erst gedacht, viel älter ist; noch von der Römischen Göttin Venus und ihren drey Gratien, weil die Römer niemahls hieher gekommen. Ungewiß ist auch, ob die Deutschen Amazoninnen zu dieser Benennung Gelegenheit gegeben. Daß selbige aber von dem Deutschen Wort Magd schon von uralten Zeiten[1] hergeleitet worden, zeigt so wohl die Griegische Benennung Parthenopolis, die Siegebertus Gemblacensis schon gebraucht, als auch das Wappen der Stadt an, in welchem
[1] HIS-Data: korrigiert aus: Zeiter
  {Sp. 236}  
  eine Frauens-Person mit einem Krantz in der Hand vorkommet.  
  Diese Magd oder Jungfer ist nun wohl Niemand anders gewesen, als der Deutschen Liebes-Göttin, welche Freya oder auch Astar oder Ostar genannt wurde, und welche der Römischen Venus gantz ähnlich war und zu Magdeburg biß auf die Zeit Kaysers Carls des Grossen mag verehret worden seyn. Denn Magd bedeutete dazumahl keine Dienst-Magd, wie heutiges Tages, sondern ein vornehmes Frauenzimmer (S. oben unter Magoddi.) Es ist auch noch die Copie von der alten Liebes-Göttin vorhanden, und wird einem noch die Stelle gewiesen, da es soll gestanden haben, biß es Carl der Grosse um das Jahr 780 zerstöret hat.  
  Vor Otto des Grossen Zeiten ist dieser Ort eine Festung und etwan ein dabey gelegenes Dorff gewesen, und wurde in dem andern Jahrhunderte noch zu Nord-Thüringen gerechnet. Einige halten davor Julius Cäsar habe 47 Jahr vor Christi Geburt das Schloß Magdeburg gebauet. Andere sagen, es wäre etwan zur Zeit Kaysers Augusts, da sein Stief-Sohn Drusus blutige Kriege in Deutschland geführt hätte, wenige Jahre vor Christi Geburt erstlich an der Elbe angeleget worden. Kayser Otto aber ließ seiner Gemahlin Editha zu gefallen, um das Jahr 940 eine Stadt bey dieser Vestung anlegen, welche in kurtzer Zeit nicht allein wegen der bequemen Lage sondern auch durch die dahin gestifftete Kirchen und Clöster, wozu schon 968 das Ertz-Bißthum kam, zu solcher Aufnahme gediehen, daß sie eine der grösten und mächtigsten Städte in Deutschland worden.  
  Ehe sie noch von Otto zu einer Stadt gemacht worden, soll sie 781 und 782 von den Wenden; 922 aber von den Hunnen gantz abgebrannt worden seyn: gleichwie sie auch 982 und 1013 von den Pohlen und Wenden sehr mitgenommen worden ist. Im Jahr 1022 soll Ertz-Bischoff Gero die Mauren vollendet haben. Im 1212 Jahre ist die Stadt von den Kayser Otto IV u. 1341 v. ihren Ertz-Bis. Burchard belagert, u. 1180. 1210, 1293, 1613 durch Feuer ziemlich verderbet worden.  
  Unter der Regierung des Bischoffs Alberts, der zugleich Churfürst zu Mäyntz war, ist die Lutherische Religion in der Stadt schon 1522 aufgekommen, und sonderlich von Nicolaus Amßdorffen ausgebreitet worden; doch wuste man nicht recht, wie man mit dem Bischoff dran war, biß er 1540 der Stadt vor eine Summe Gelde die freye Ubung dieser Religion verstattete. Welchergestalt 1547 die Stadt mit dem Capitel zerfallen, darauf, weil sie sich vor Churfürst Johann Friedrichen erkläret, und das Interim nicht annehmen wollen, in die Acht erkläret, und von Churfürst Moritzen 1551 zur Ubergabe genöthiget worden, läst sich in der Historie des Ertz-Stiffts selbst besser erzehlen.  
  Doch kan hier die entsetzliche Verwüstung der Stadt nicht übergangen werden, welche ihr durch die Kayserlichen unter dem General Tilly, 1631 den 10 May wiederfahren, als diese nach einem hefftigen Widerstande endlich derselbigen durch einen Sturm Meister worden. Hier wurde ohne Ansehen des Geschlechts oder der Jahre alles niedergemacht, sonderlich haben die Croaten und Wallonen weder des Lebens noch der Ehre erwachsener und kleiner  
  {Sp. 237|S. 152}  
  Weibs-Personen verschonet. Die so ansehnliche und grosse Stadt ist innerhalb 12 Stunden bis auf den Dom, das Closter zu unser lieben Frauen und 139 kleine Häuser auf den Grund abgebrannt. Von den Bürgern waren nicht viel über 400 übrig, und man rechnete, daß in allen bey 30000 Menschen bey dieser Eroberung umgekommen, von deren Cörpern die Elbe gestemmt worden seyn soll, daß sie bey der Neustadt übergetreten. Desserus hat von diesem Kriege ein ausführlich Journal, seiner Chronicke ... einverbleibet, und Sebastian Beßelmeyer Bürger zu Magdeburg, so in solchen Händeln bey und mit gewesen, hat damahls zu Hall in Sachsen einen wahrhafften Bericht des Magdeburgischen Krieges, Schlacht, Belagerung und fürnehmsten Scharmützeln zu Wasser und zu Lande, in Druck heraus gegeben, worinnen viele Merckwürdigkeiten weitläufftiger können nachgelesen werden.)
  Doch musten die Kayserliche die Stadt gleich zu Anfang des folgenden Jahrs den Schweden überlassen, die sie bis 1636 besessen, da sie von Chur-Sachsen belagert, und durch Vergleich eingenommen worden. Die Sächsische Besatzung blieb bis 1646 da die Stadt eigne Soldaten angenommen.  
  Wie die Stadt in dem Westphälischen Frieden nebst dem Ertz-Stifft an das Hauß Brandenburg kommen, und 1666 von Churfürst Friedrich Wilhelm seine Garnison einzunehmen und auf ihre Kosten zu erhalten, gezwungen worden, ist in dem Leben dieses Churfürsten ausführlicher zu lesen, im IX. Bande p. 2038 u.ff. insonderheit p. 2047.  
  Nach dieser Zeit hat sich die Stadt so erhohlet daß man wenig Spuren des Ruins mehr siehet, wozu sonderlich die eingenommene Pfältzer und Frantzosen viel beygetragen. Die Häuser sind schöner als vorher wieder aufgebauet, und die Handlung in ziemlichen Flor. Es wird daselbst jährlich um Mauritius die so genannnte Heer-Messe gehalten, welche 8 Tage stehet.  
  Im Jahr 1680 ist eine gute Citadelle auf einer Insul in der Elbe zu Bedeckung der Stadt und langen höltzern Brücken angeleget worden, welche Brücke auch jenseit der Elbe durch einige Wercke vertheidiget wird. Seit 1702 aber hat man angefangen die Stadt rundumher auf eine Regelmäßige Art zu befestigen, wozu der Ebene und im Grund felsigte Erd-Boden gute Gelegenheit giebt.  
  Unter den Gebäuden der Stadt sind sonderlich merckwürdig der Dom, von welchen ein besonderer Artickel handelt. Neben dem Dom stehet das neuerbaute Königl. Hauß, ehedem der Bischoffs-Hof genannt; ferner sind das Rath- Land- und Zeug-Hauß ansehnliche Gebäude.  
  Die Lutheraner haben 6, und die Reformirten 3 Kirchen, wozu noch die Königl. Schloß-Capelle zu rechnen. Die Lutheraner haben auch 2 Schulen, die eine des Raths, die andere des Dom Capitels, ingleichen eine Jungfern-Schule in dem Kloster Marie Magdalene. Die Reformirten sind gleichfalls damit versehen. Außer dem Dom sind noch 3, geringe Collegiat-Stiffter, und das Kloster unser lieben Frauen, so vorher Prämonstratenser Ordens gewesen ist, wie das Kloster Bergen vor der Stadt mit Lutherischen Studenten besetzt. Die  
  {Sp. 238}  
  übrigen Klöster sind theils eingegangen, theils zu Schulen, Hospitälern, und d. g. gemacht.  
  Die Stadt hat ihr eignes Consistorium, Stapel. Gerechtigkeit und andere Freyheiten mehr, ist auch sonsten eine Reichs und Hansee-Stadt gewesen. Von dem Magdeburgischen Weichbild handelt ein besonderer Artickel.  
  Die Mühlen-Voigtey ist ein Amt, so unter andern über die Mühlen zu sprechen hat, unter denen sonderlich die 1698 angelegte grosse Elb- Mühle zwischen der Stadt und Citadelle merckwürdig.  
  Die Neustadt und Sudenburg sind wie 2 Vorstädte von Magdeburg, geben sich aber vor abgesonderte Land-Städte aus. Die Neustadt liegt einen Büchsen-Schuß von der Altstadt, und bestehet anietzo etwa in 600 Bürgern. Sie hat ihren eigenen Magistrat, und befindet sich daselbst das Collegiat-Stifft SS. Peter und Paul, wie auch das catholische Kloster St. Agneten und ist meistens von Mannheimern bewohnt. Das am Ende der Elb-Brücke gelegne Dorff Crackou kan ebenfalls vor eine Magdeburgische Vorstadt angesehen werden.  
  Von dem an der Stadt gelegenen Kloster Bergen wird besonders gehandelt.
  • Scriptores Pruss. Brandenb.
  • Pomarii summarischer Begriff der Magdeb. Stadt-Chronicken.
  • Vulpii magnificentia Parthenopolitana.
  • Merckels Bericht von der Belagerung Magdeburg
     

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Stand: 6. Februar 2013 © Hans-Walter Pries