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Zedler: See HIS-Data
5028-36-1003-7
Titel: See
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 36 Sp. 1003
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 36 S. 515
Vorheriger Artikel: See, Meer
Folgender Artikel: See, ein Fluß
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text Quellenangaben
  See, Frantz. Lac, Ital. Lago, Lat. Lacus, ist insgemein ein stillstehendes grosses und süsses Wasser, so an keinem Meer hänget, es geschehe denn solches vermittelst eines Ausflusses, und so tief ist, daß man es von einem Morast unterscheiden kan.  
  Oder man kan von der See folgende Beschreibung geben: See ist ein grosser Umfang eines stillstehenden Wassers, so niemahls vertrocknet, und mehrentheils keinen Ausfluß hat; zuweilen aber einen Fluß auslässet, welches sonderlich an denen Seen, so in den Gebürgen liegen, sich befindet.  
  Es giebet dergleichen Seen, da grosse Schiffe darauf gehen, als da ist der Boden- Genfer- Neuenburger-See, u.d.g. an und in der Schweitz. In Schweden der Weener und Meler-See, und zwischen Finn- und Rußland die Ladogaische See, und so weiter.  
  Es giebet aber auch kleinere Seen, welche nicht schiffbar sind, sondern nur ein quellender Wasser-Pfuhl und stillstehendes Gewässer; Dergleichen der Lacus Pilati, auf einem zerrissenen Berge oberhalb Lucern.  
  Es sind solcher in der gantzen Welt unzehlig. Die meisten Seen sind reich an Fischen, und obwohl etliche dergleichen See-Fische nicht vor so gesund halten wollen, als die in fliessenden Wassern gefangen werden, so weiß man doch aus der Erfahrung das Wiederspiel sonderlich in denenjenigen Seen, wo ein grosser Fluß seinen Durchgang hat.  
  An den Seen ist das sonderbar, daß sie gewisse Fische gleichsam zu eigen haben, die in andern Wassern sonst nicht zu finden sind: Als im Comer-See alleine werden die Stachel- oder Dorn-Karpffen, von den Inwohnern Pigo genannt, angetroffen, die den gemeinen Karpffen gantz gleichen, ausser daß sie voll scharffer Dornen sind. Im Garder-See finden sich allein die Carpiones, so an Flossen und  
  {Sp. 1004}  
  Schuppen den Föhren fast gleich sind, mit roth und schwartzen Sprenckeln auf dem Leibe, der Bauch ist weiß, die Seiten Gold-gelblicht, der Rücken schwärtzlich, und sind nur in diesem etwas von den Föhren unterschieden, daß sie einen grössern Bauch und länglichern Kopff haben, sonst aber an Fleisch, welches etwas röthlich, so zart und wohlgeschmack sind, als die besten Forellen seyn mögen. In Savoyen fänget man in gewissen Seen eine Art Weiß-Fische, den die Inwohner Lavaret nennen, gleich als wenn sie neu gewaschen hiesse, wegen seiner schönen weissen gläntzenden Schuppen. In dem im Lande ob der Ens gelegenen Atter-See wird allein der edle Weiß- und Perl-Fisch gefangen etc. etc.  
  Wer in Seen fischen will, muß Kahne und grosse Fisch-Waten, oder Zug-Netze haben, die Laich- und Streich-Zeit der besten und edelsten in solchem See befindlichen Fische wissen, damit er nicht zu solcher Zeit seine Fischerey vornehme, und darzu kein ungestümes oder unbeständiges, sondern stilles Wetter erwehle. Die Arbeit soll früh vor der Sonnen Aufgang, und Abends nach derselben Untergang vorgenommen werden.  
  Die Netze sind nach dem Wind zu ziehen, als zum Exempel, wenn der Ost-Wind wehet, ziehet man das Netze gegen Westen, und da dieser gehet, gegen Osten; oder wenn der Nord-Wind bläset, wird das Netz gegen Süden; wehet aber dieser, gegen Norden gezogen. Die Netze und Zug-Garne, die man hierzu gebrauchet, müssen ziemlich groß, lang und tief und die untere Leine mit Stücken Eisen oder Bley, die obere aber mit Flössen von Pantoffel- Pappel- Weiden- Tännen- oder anderen leichten Holtze behänget seyn.  
  Mit diesen Netzen fahren die Fischer auf zwey, drey, vier oder mehr Kähnen oder Schifflein auf der See, lassen das Netz ins Wasser, breiten es aus einander, und umfangen damit den Ort oder Platz, da sie entweder vermeinen, daß der Fisch seinen Strich und Stand habe, oder da er von ihnen angeätzet worden; hierauf ziehen sie solches auf die andere Seite des Ufers, ohne einigen Rumor, in Figur eines Bogens, und lassen von denen am Lande stehenden Knechten und Gehülffen das Netz vollends ans Ufer schleppen. Dieses aber gehet nur an, wo man nahe am Ufer bleibet: Denn fahren die Fischer weit in den See hinein, da das Ufer nicht zu erlangen ist, so ziehen sie die Netze in die Kahne, und leeren selbige darinnen aus.  
  Wir wollen jetzo noch von einigen wunderbahren Seen und die etwas besonders haben, gedencken:  
  Bey dem Riesen-Gebürge in Schlesien sind zwey Seen, nicht weit von einander: in beyden siehet das Wasser schwärtzlich aus, doch ist ein jeder von einer sonderbahren Art und Eigenschafft. Denn der eine leidet gar keine Fische. und so bald nur einer hinein gesetzt wird, muß er alsogleich crepiren, welches auch andern lebendigen Thieren wiederfährt, es mögen Gänse, Endten oder sonsten anders Flügelwerck seyn. In dem andern hingegen werden häufig Forellen gefangen, welche von dem besten Geschmack sind, und eine gleiche Farbe mit dem Wasser haben. Henelius in Silesiographia.  
  Von einer dergleichen schwartzen See siehe Chelm im V Bande, p. 2071 u. f.  
  In dem Mokiczienser Walde in  
  {Sp. 1005|S. 516}  
  Crain ist ein See, gleichwie der Czircknitzer-See, zu finden, welcher eilends bewässert wird, und sehr Fischreich ist, bald aber völlig vergehet, daß von demselben nichts mehr zu sehen ist. Die Ursache dessen wird von den Inwohnern gegeben, weil dieselbe Gegend gantz sandig sey, folglich der Sand das Wasser eintrincke. Nebst dem soll auch daselbst dieser Ort mit vielen unterirdischen Gängen, die sich mit den Meer-Adern vereinigen, versehen seyn, dahero das Wasser mit dem ab- und zufliessenden Meere sich ergiesse und abnehme.  
  Valvasor. Der Auctor des Österreichischen Ehren-Spiegels, Iib. 5. cap. 2. berichtet, daß in Burgund nicht weit von Nozeret, oder Noseroy, ein Wunder-See sey, welcher einen so harten Letten oder Leim auswerffe, und über das Wasser ansetze, daß man darüber gehen, aber doch nicht reuten oder fahren könne. Bey Nebel und trüben Wetter lässet sich gantz kein Wasser sehen, sondern nur wenn es hell und klar ist, da es durch einige Löcher u. Öffnungen des zähen Leims in so grosser Menge herfür bringt, daß auch das gantze angräntzende Feld dadurch überschwemmt wird. Ein anderer in eben dieser Gegend pflege allemahl im siebenden Jahr sich etliche Wochen lang zu verlieren.  
  Unweit dem Dorffe Volpako in Böhmen ist ein See von wunderbarer Eigenschafft. Wenn man etwas hinein wirfft, so wird derselbe so lange wüten und toben, bis er das hinein geworffene wieder heraus geworffen hat. Ein dergleichen See ist auch an den Böhmischen Gräntzen, nahe bey Schittenhof. Siehe Bayerische See im III Bande, p. 797.  
  Hingegen wird in dem Tridentinischen Bißthum ein solcher See gefunden, daß, wenn man in denselben nur das geringste wirfft, gleich Donner und Regen entstehet. Ein dergleichen See soll auch 4 Stunden von der Stadt Baaden liegen. Joh. Zahn Scrut. 4. Geocos. c. 14.
  Nahe an dem Kloster Wranau über dem Suitauer Bach in Mähren ist eine finstere Höhle zwischen einem hohen Gebürge. Wenn man in dieser Höhle bey 50 bis 60 Schritt fortgegangen, wird man einer tiefen und weiten See ansichtig, darinnen das Wasser einem Crystall gleich spielet. In dieser See sind die auserlesensten Forellen, welche aber sehr schwer gefangen werden, weil von allen Seiten die grossen Felsen und Steine den Eingang verbieten. Hertod.
  In der Landgrafschafft Thüringen gegen Mannsfeld zu liegt ein seltsamer See, der gesaltzene genannt, in dem obern Theile desselben ist das Wasser frisch, Fischreich, auch unschädlich, in dem Grunde aber ist es Brühheiß; wenn dahero die Fischer bey dem Fischfang ihre Netze etwas tieffer hinunter sincken lassen, müssen sie alsobald zerfallen, verbrennen und morsch werden, nicht anders, als wenn sie durch ein Feuer gezogen worden wären. Severinus Göbelins in hist. Suev.
  Ein dergleichen See ist bey der Stadt Drontheim in Norwegen, dessen Wasser niemahls frieret, es mag so kalt seyn als es will, und auf dessen Grunde man einen Topf mit Speise alsbald kochen kann.  
  In dem Hertzogthum Vendome in Franckreich ist ein See, der sieben gantzer Jahr quillet, und sich mit Wasser anfüllet, und die andern sieben Jahre trocken stehet, binnen welcher Zeit man abscheuliche tieffe Höhlen und  
  {Sp. 1006}  
  erstaunende Abgründe siehet; die Land-Leute haben gewisse Kennzeichen an der Höhe des Wassers, ob die sieben Jahr, da das Wasser ausbleibet, werden fruchtbar oder unfruchtbar seyn.  
  Nahe an der Stadt Armach, in Irrland, ist ein See, Niach genannt, in welchem, so man eine Stange hinein bis an den Grund stecket, dasjenige, was davon in die Erde gegangen, binnen wenig Monathen in Eisen verwandelt wird, und was in dem Wasser von der Stange geblieben, verkehret sich in Stein. Von einer andern dergleichen See in Italien siehe Luco, im XIIX Bande, p. 743.  
  In Italien findet man die Wucher- oder Zinß-See, die den Nahmen davon hat, weil sie niemahls alles dasjenige wiedergiebt, was man hinein tauchet. Ihr Wasser ist sehr schwach, dicke, und siedet stets auf; wenn man Speise hinein setzet, so bekommt man sie halb gekocht wieder heraus, und bis auf die Helffte weniger. Und wenn man drey Eyer in einem Körblein hinein hänget, so sagt man, es möchte auch eine solche Vorsichtigkeit gebraucht werden. als man immer wolle, so zöge man doch nicht mehr als zwey wieder heraus, indem die See das dritte als ihren Tribut bey sich behielt. Siehe Lucrinus, im XIIX Bande, p. 754 u.f. Bräuners Physical. Curiositäten.
  Strabo gedencket einer See in Midia, in welcher Saltz wächset, und gemächlich sich coaguliret, dasselbe macht Zahnweh, und zerbeisset die Zähne, wird aber mit Öle gelindert; und das zu verwundern ist, so ist das Wasser, darinnen das Saltz wächst, gantz süsse; Ingleichen einer andern See, mit Nahmen Tatta, daraus Saltz fließt, wie aus einem Brunnen; wohin nun dieles Wasser gesprenget wird, da wird Saltz; tuncket man ein Seil darein, so ist es gantz mit Saltz crystallisiret, wenn man es heraufzeucht, wenn Vögel darüber fliegen, und die Flügel nur ein wenig eintuncken, bleiben sie liegen, weil die Federn ihnen vom Saltze zusammenbacken; Ferner gedencket er einer andern See in der Landschafft Gadaa, da einem Vieh Haare, Klauen und Hörner abgehen, wenn es daraus trincket.  
  Am Ende des Thals Tarapai bey Potosi ist ein See, welcher rund ist, als ob er mit einem Cirkel abgezogen wäre. Und obgleich das Land, daraus das Wasser kommt, kalter Natur ist, so ist doch das Wasser überaus heiß. Mitten in diesem See siedet das Wasser auf 20 Schue breit über sich; welches der Sprung des Wassers ist. Wiewohl nun dieser Sprung viel aufwirfft, siehet man doch nimmermehr, daß er grösser wird, und hat das Ansehen, als ob sichs verliehre, oder einen verborgenen Ablauff habe; ebener Massen siehet man auch nicht, daß sie kleiner werde. Ein fast dergleichen See ist der Agnano bey Pausilyppo, in Neapolis, wovon Agnano, im l Bande, p. 789 u.f. zu sehen.  
  Es ist ein See nahe bey Seeburg an der Saale, der wird alle 7 Jahr, wie es die Fischer angemercket, gifftiger Art, daß die Fische alle 7 Jahre darinnen sterben.  
  Bey der Stadt Xanchen liegt eine Pfütze oder See, mit Nahmen Hungyen, das ist, der Rothsaltzige, welche Benennung er hat von dem rothen Saltze, so aus seinem Wasser gemacht wird.  
  Ein Wunder-See auf dem höchsten Gipfel des Pyrenäischen Gebürges, so man Capsi nennet, ist sehr Fischreich, und welches das  
  {Sp. 1007|S. 517}  
  merckwürdigste, wenn man in selbigen einen Stein wirfft, so steiget ein kleiner Rauch in die Höhe, welcher bald hernach eine grosse Wolcke formiret, und ein Wetter erreget von starckem Regen, Schlossen und Donnerschlägen, welches eine gute Viertel-Stunde lang anhält. Eben dergleichen See soll bey Besse in Lion in Franckreich auf einem hohen Berge gefunden werden.  
  Zwischen Florentz und Vico sind zween Seen, etwa eines Bogenschusses weit von einander entfernet, beyde unergründlich. Der grössere hat sehr klares, der kleinere aber Dinten-schwartzes Wasser, und über dem die Eigenschafft, daß alles Holtz in demselben zu Boden sincket, und sind niemahls einige Fische darinnen gespüret worden.  
  Von dem See Alcyanius in Griechenland, welcher alles, was hinein kommt, mit Gewalt unter sich ziehet, siehe Alcyonia im I Bande. p. 1092 u. f.  
  Von dem See bey der Stadt Beja in Portugall, die das bevorstehende Ungewitter anzeigt, und lauter schwartze Fische hat, so Turtures heissen, siehe Beja, im III Bande, p. 953.  
  Unterhalb Stettin macht die Oder einen See, worinnen das Wasser gantz süß ist, wenn der Südwind wehet, wenn aber der Nordwind wehet, wird es gantz saltzig befunden.  
  In Engelland ist ein ziemlich grosser und Fischreicher See Gufer genannt, welcher an Fischen einen Überfluß hat, aber nur so lange als iederman frey stehet darinnen zu fischen. So bald aber ein Verbot geschicht, hat die Erfahrung schon öffters bezeuget, daß die Fische in dieser See sich plötzlich verlohren, und sich nicht eher wieder sehen lassen, bis solch Verbot aufgehoben worden. Von einem andern Wunder-See in Engelland siehe Mirrous, im XXI Bande, p. 447.  
  Ein See in Schottland, Lomundo genannt, bey der Stadt Dumbriton, hat Fische, die zwar schmackhafft zu essen sind, aber keine Floß-Federn haben, wovon Lomund im XIIX Bande, p. 330 mit mehrern zu sehen.  
  Bey Lemberg in Klein Reussen ist ein stehender See, worinnen vor diesem eine Stadt versuncken. Das Wasser hat einen starcken, stinckenden und schweflichten Geruch, ist aber dabey so klar als ein Crystall, und hat gantz keinen Geschmack.  
  Von dem See Biale oder Weisse See genannt, siehe Biale, im llI Bande, p. 1684.  
  Eine gewisse See bey Famagusta auf der Insul Cypern faulet zur Sommers-Zeit, und bringt pestilenzialische Fieber hervor. Breßl. Medicin- und Natur-Geschichte, IX Versuch, p. 107.
  Endlich mercken wir noch, daß die vornehmsten stehenden Seen in Deutschland sind  
 
  • die um Ratzeburg,
  • die Lychensche und Templinsche in der Uckermarck,
  • die Prentzloische Ucker-See,
  • die Ruppiner-See,
  • die Mecklenburger-Seen,
  • die Plöner-See,
  • die Dummer-See bey Diepholt;
  • ingleichen der Boden-See, Genfer-See und Neuenburger-See in der Schweitz etc.
 
  Auch ist merckwürdig, daß die Seen einigen Geschlechtern den Nahmen gegeben. Von den Seen sind zubenahmt  
 
  • die Frey-Herren von Waldsee,
  • die von Seebach, Seeberg in der Schweitz,
  • die von Bodensee in der Herrschafft Pleß, so von dem Bodensee dahin gezogen seyn sollen,
  • und andere mehr.

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Stand: 18. Oktober 2016 © Hans-Walter Pries