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Quellenangaben |
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Meer, See,
Lat.
Mare, Pontus,
Frantzös.
Mer. |
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Von dem Meer
müssen wir eine zweyfache
Betrachtung anstellen, eine
natürliche und eine
moralische. |
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Natur |
Bey jener, oder bey der natürlichen
untersuchen wir die Beschaffenheit des Meeres
an sich selbst. Es ist solches die grosse
Versammlung der
Wasser, wovon die
Erde
allenthalben umgeben wird, und beyde mit
einander eine Kugel machen. |
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Es wird das grosse Welt-Meer auch der
Ocean
genennet, und hat nach den
Theilen der
Welt, die es anspület,
verschiedene Beynahmen,
daß es eine |
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See heisset. Die besondern
Theile
davon sind die Meer-Busen und die Meer-Engen. |
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Ein Meer-Busen ist ein Stück des Meeres,
das mit Land umfangen, nur einen Eingang hat,
zu denen
gezehlet
werden mögen, |
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- das Mittelländische Meer zwischen
Europa,
Asia und Africa,
- die Ost-See zwischen
Deutschland
und Schweden,
- das rothe Meer zwischen Asien und Africa,
- der Persische Meer-Busen zwischen Arabien und Indien,
- u.s.w.
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Die kleinern, welche gar vielfältig
anzutreffen, heissen die Seefahrenden Bayen oder auch
Buchten. |
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Eine Meer-Enge ist ein nicht gar breiter
Durchgang zwischen |
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{Sp. 153|S. 90} |
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zweyen Ländern, der zwey grössere Wasser
zusammen hänget, die
berühmtesten
sind |
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- der Sund, so die
Nord- und Ost-See,
- der Canal zwischen Franckreich und Engelland, so die Nord- und Spanische
See,
- die Enge von Gibraltar zwischen Spanien und Africa, insgemein die
Strasse
genannt,
so die Spanische mit der Mittelländischen Seee vereiniget.
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Doch auf das Meer selber zu kommen; so
haben wir dessen
Ursprung so wohl, als auch
dessen Beschaffenheiten und
Eigenschafften
in
Erwägung zu ziehen. |
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Was den Ursprung anlanget; so hält man
billig
dafür, daß das Meer mit dem
Erdboden zu
gleicher
Zeit entstanden;
Thomas Burnet aber, wie er sich
in seiner telluris theoria sacra bemühet, einen sehr grossen
Unterscheid zwischen der
Erde, wie sie vor der
Sündfluth beschaffen gewesen, und wie sie
heutiges
Tages aussiehet, anzuzeigen; also
meinet er, daß die äusserste
crusta der Erden
durch die allzugrosse und beständige Hitze der
Sonnen Spalte zu bekommen angefangen, und
nachdem eben durch die Sonne aus dem Abgrund
die Dünste aufgestiegen, so habe sich die Erde
in Stücke
getheilet, und als selbige mit
Gewalt in
den Abgrund gesuncken, so wäre auf solche Art
das Meer herfür kommen, welches nach seiner
Hypothesi nichts anders, als ein
Theil des
alten
Abgrunds ist, dahin keine Stücke der Erden
kommen, und nachdem der Unterscheid der
untern und obern Gegend entweder mit Wasser
oder Lufft auszufüllen. Es ist aber diese
Meinung
von
verschiedenen wiederleget worden. |
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Bey der Beschaffenheit des Meeres werden
folgende Eigenschafften
untersuchet: |
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1) |
dessen Ründe,
daß es mit der Erden eine Ründe machet, oder
aller
Orten
gleich weit von dem Centro der
Erden abstehet, folglich bilden sich einige
fälschlich ein, daß das Meer höher, als die Erde
gelegen, und gleichsam einen Hügel mache, weil
es dem Auge, wenn es vom Lande dahin siehet,
also vorkommt, da es doch nur bloß so scheinet,
indem das äusserste des Meers wegen seiner
Entfernung unter einem schärffern Winckel
gesehen wird, wie aus den Lehren der Optick zu
erweisen. |
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Daß aber die Fläche des
Meeres rund sey, hat einen andern
Grund,
nehmlich weil es wegen seiner Flüßigkeit sich
allezeit in der Ebemeage oder Horizontalen Gleichheit zu halten
strebet; diese aber darinnen bestehet, daß alle
dessen Theile in gleicher Weite von dem Mittel-Punct des Erd-Ballens bestehen, daher es denn
nothwendig eine Kugel-Fläche annehmen
muß. |
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Und dieses ist auch die
Ursache, warum es in seinen Ufern bleibt, und
den Erdboden nicht überschwemmet. Denn der
weise Schöpffer hat es bereits selbst also
geordnet, daß die Erde wegen ihrer
Festigkeit eine Ungleichheit an ihrer Fläche
behält, die mehr oder weniger zu spüren,
nachdem der Boden eben oder bergicht ist.
Solte nun das Meer, auch wo die Ufer am
niedrigsten sind, über dieselben austreten; so
müste sich das Wasser aus seiner Ebemeage
begeben und gleichsam Bergan lauffen. |
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Ein anders ist, wenn das
Meer durch Sturm erreget sich dergestalt erhebt,
daß es seine
gewöhnliche
Grentzen
überschreitet. |
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2) |
Dessen Saltzigkeit, daß das
Meer-Wasser saltzig sey, ist eine bekannte
Sache;
die Ursache aber davon verborgen. |
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Aristoteles Lib. II. c. 2. Meteorol. meinet, es
werde das Meer-Wasser durch die starck |
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{Sp. 154} |
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darauf liegende Sonnen-
Hitze gleichsam angebrannt, daß es davon bitter
und gesaltzen werde, und stellt sich mit seinen
Anhängern die Sache, wie mit einer Fleisch-Suppe
für, welche allezeit saltziger wird, ie mehr sie einkochet; sie bedachten aber nicht, daß eine solche
Brühe nicht durch das Einsieden saltzig würde,
wenn nicht zuvor in der Brühe Saltz wäre. Es
wiederleget diese Meinung die
Erfahrung, weil auf
solche Art alle stehende Wasser saltzig werden;
hingegen das äuserste Nord- und Eiß-Meer süß seyn
müste. Die Sonne wirfft ebenfalls ihre Strahlen auf
die Flüsse, Seen und Brunnen; man spürt aber
nicht, daß sie davon saltzig werden. |
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Andere
wollen, daß unter
dem Wasser, wie in der Erden, Saltz-Steine lägen,
durch deren Anspülen das Meer saltzig würde,
wohin die Gedancken des Gassendi in animadvers. in Diogen.
Laërt. ... gehen. Aber auch diese
Meinung will nicht allen anstehen. Denn einige
wenden ein, es müsse solcher gestalt das Meer
entweder immer saltziger; oder wenn die
vermeinten Saltz-Berge endlich zerschmeltzen,
wieder süß werden. |
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Die neuern
Naturkündiger, weil sie zugeben müssen, daß ein
wahres Saltz in dem Meerwasser enthalten, indem
es durch Abrauchen daraus geschieden;
daneben aber auch eine Bitterkeit darinnen
verspüret wird, schreiben solches
gewissen also
beschaffenden
Theilen, die in der Erde stecken,
und durch das Wasser gleichsam heraus gelanget
und angezogen werden, zu. Daß aber solche
saltzige und erdeneTheile, weil sie an sich
selbst schwerer, als das Wasser sind, darinnen
schwimmend bleiben, und sich nicht endlich auf
den Boden setzen, soll von der unabläßlichen
Bewegung der Meer-Fluthen herkommen. Ob aber
wohl das Meer saltzig, so ist es doch an einigen
Orten saltziger, als an andern, dessen Wasser
auch viel schwerer ist, als das süsse in den
Flüssen und Seen. |
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Die Meinungen
unterschiedener
Philosophen, sonderlich des
Aristotelis, von der Saltzigkeit des Meeres untersuchet
Basson in philosophia naturali ... |
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Daß das Meer-Wasser,
wenn es gefriere, seine Saltzigkeit
verliere und süß
werde, hat zu erst Thomas Bartholinus in observationibus de
usu nimis medico ... angemercket, |
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welches auch Samuel Reyher wahrgenommen, und die Ursachen davon in
einem eignen
Tractat unter dem
Titel:
experimentum novum, quo aquae marinae dulcedo examinata describitur,
1697.
untersuchet. |
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Wie das Meer-Wasser
trinckbar zu machen, davon lese man das
Journal des Scavans 1718 ... |
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3) |
Bewegung, welche ausser
der, so durch Winde und Stürme verursachet
wird, mannigfaltig ist. |
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Denn sie halten entweder
geraden Lauff, oder drehen sich im Wirbel, oder
werden erschüttert. |
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Der gerade Lauff ist
ordentlich oder ausserordentlich. Den ordentlichen
macht Athanasius Kircher in dem mundo subterraneo vierfach, davon der eine sey der
immerwährende, welche an allen Orten des Welt-
Meers, doch ie näher dem Äquator, ie stärcker
verspüret werde, gehe von Osten nach Westen,
und weil er also der scheinbaren Bewegung der
Sonnen folge, werde sie vor dessen Ursache
gehalten. |
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Der andere sey halbjährig, gehe von Süden nach Norden, und von
Norden wieder nach Sü- |
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{Sp. 155|S. 91} |
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den, werde
vornehmlich
in dem Indianischen Ocean vermercket, und bey
denen daselbst anzustellenden
Schifffahrten
fleißig in acht genommen. |
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Die dritte Bewegung sey
die Monathliche
Veränderung des Meeres, da es
nach dem Ab- und Zunehmen des Monds höher
oder niedriger werde, und die vierdte sey, die alle
Tage zweymahl abwechselnde
Ebbe und Fluth,
davon an gehörigem Orte gehandelt worden. |
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Die ausserordentlichen
Bewegungen des Meers sind die von den
Holländern sogenannten Ströme, bey den
Frantzosen Courans, die an gewissen Orten und Ufern
ihren besondern Lauff haben. |
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Des Isaaci Voßii
Buch
de motu marium et ventorum ist zu Haag 1663
heraus gekommen. |
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Die Meer-Wirbel und
Schlunde sind unterschiedlich, indem etliche sich
allein umdrehen; andere, was sie ergreiffen
können, in den Abgrund verschlingen, andere das
verschlungene an demselben oder an einem
andern Orte wieder auswerffen. |
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Die Ursachen dieser Art
der Bewegung sind noch nicht erkundet worden.
Bey den
Alten
waren die Scylla und Charybdis zwischen Sicilien
und Calabrien berühmt. In der
Nord-See ist der
Malstrohm oder Moskestrohm unweit
Drontheim bekannt, der 12 Meilen im Umkreis
haben
soll. |
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Die Erschütterung des
Meers geschiehet durch die darinnen
aufsteigende Dämpffe, wenn dieselbe freye Lufft
suchen, und darüber in dem Meer, so wie an der
Erden ein Erdbeben verursachen. |
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Die Farbe des Meer-Wassers ist bey
Tage
grün, wiewohl an einem Orte lichter, oder
dunckler, als am andern, weil sie zuweilen in blau,
auch wohl in schwartz fället. Bey
Nacht, wenn das
Wasser an das Schiff oder an Felsen stöst,
sprützet und schäumet, giebt es einen Schein und
gleichsam Funcken von sich. Daher die Schiffsleute
alsdenn
sagen, daß die Klippen oder Bancken
brennen. Die Ursache hiervon wird insgemein den darinn befindlichen Saltze beygeleget. |
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Daß übrigens alle Flüsse von dem Meer
entstehen, und endlich wieder in das Meer fallen,
hat schon Salomo gezeuget. Beydes aber ist
wunderbar. Das erste, weil man
weiß, daß auf den
höchsten Bergen Quellen entspringen, dahin das
Wasser wieder seine
Natur aufsteigen
müste.
Hierüber hat der fleißige Kircher ihm grosse
Mühe
gegeben, zu beglaubigen, wie es
möglich sey,
daß durch gewisses Drucken der Last des Meer-Wassers, und durch die besondere Einrichtung
der Klüffte, durch welche es getrieben wird,
dasselbe also aufsteige, sich in den Behältern,
so die Natur ihm in den Gebürgen bereitet,
sammle, und von dannen durch andere Klüffte
und Röhren vertheilet, in Bächen und Flüssen
wieder ablauffe. Das letzte, weil ungeachtet
des ungeheuren Zuflusses von so vielen grossen
Ströhmen das Meer dennoch nicht völler wird. Wiewohl wenn das erste seine Richtigkeit hat, diese
Schwürigkeit zugleich gehoben wird, weil solcher
gestalt, was durch den einen Weg dem Meer
zuwachsen sollte, durch den andern wieder
abgehet. |
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Endlich haben sich auch noch über die Tieffe
des Meers tiefsinnige
Köpffe vielfältig gemartert, aber dennoch nichts
gewisses
ergründen
können, indem einige demselben das Maas der
höchsten Berge zugeschrieben, andere ein anders
vorgegeben. Die
Erfahrung kan auch hier nicht
wohl |
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{Sp. 156} |
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die Entscheidung geben, weil mit dem
Senck-Bley über 600 Klaffter tieff, nicht wohl zu
gelangen, dieses aber nicht allenthalben zureichet. |
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Daß aber sonst auch noch alles, was auf
Erden befindlich, im Meer anzutreffen seyn solle,
ist ein gemeines aber falsches Vorgeben,
welches Brown in seinen gemeinen
Irrthümern
nach der Länge wiederleget. |
Ausser den ordentlichen
Büchern, so man von der Natur-Lehre hat, sind
noch zu mercken, Nicol. Amanca Decad. Dissert. Marin.
Franecker 1681, dessen auch Morhof in Polyhist. ... nebst
einigen andern gedencket. Des Ludwig Ferdinand
Marggrafens
von Marsilli Histoire Physique de la Mer ist zu Amsterdam 1725
heraus gekommen, und in den
Deutschen
Actis Erudit. im CXIV. Th. ...
recensiret. |
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Sonst hat auch das grosse Welt-Meer, oder
der von andern sogenannte Ocean, von seiner
unterschiedenen Lage und Berührung des
Erdbodens unterschiedliche
Nahmen.
Z.E. |
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- von dem
Äquator an disseits der Americanischen
Länder
nennet man es
das Mar del Nort, oder das Atlantische Meer.
- Jenseits der Americanischen Länder aber
heist es das Mar del Sur oder Mare Pacificum.
- Unter dem Nord-Pol wird es das Eis- oder
weisse Meer, und gegen Schweden und
Dännemarck, nehmlich jenseits des Sundes, die
Ost-See, oder Mare Balticum genennet.
- Von dem Sund bis an den Pas de Calais heisset es das
Deutsche Meer,
- an den Küsten von
Bretagne und
Engelland aber das Brittanische.
- Das Mittelländische Meer ist dasjenige,
welches in die Länder hinein gehet, und
Europa, Asien
und Africa von einander scheidet,
- gegen Italien
heist es das Ligustische und Toscanische.
- Das Adriatische im Golfo di Venetia;
- das Jonische und Ägeische
gegen Griechenland;
- das weisse Meer oder Mar di Marmora, ist zwischen
dem Hellespont und Bosporo;
- und jenseit ist das schwartze Meer, oder Pontus
Euxinus
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Man findet auch noch absonderliche Meere,
z.E. das
Caspische, rothe, Arabische und todte Meer, und dergleichen mehr, auch giebst
fast ein iedes Land dem Meere, daran es liegt, seinen Nahmen. |
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Moral |
Die Moralische Betrachtung, die man bey der
Materie vom Meere anstellen kan, betrifft dessen
Herrschafft. Denn in dem
natürlichen Rechte
kommt die
Frage für, ob man sich über das Meer
eine
eigenthümliche Herrschafft anmassen
könne? Verstehet man darunter das grosse Welt-Meer, welches die vier
Theile der Welt,
Europa,
Asia Africa und America umgiebet; so ist wohl
solches keiner eigenthümlichen Herrschafft fähig.
Denn man findet hier die
Eigenschafften nicht,
welche eine
Sache, die man eigenthümlich haben
will, an sich haben
muß. |
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Es giebet einen unerschöpflichen und vor
alle Menschen zulänglichen
Nutzen. Wovon
aber alle Menschen gnug haben, ohne daß sie
darüber streiten dürffen, das ist
unnöthig sich
eigenthümlich anzumassen, indem da der
Endzweck
und
Ursach des
Eigenthums
mangelt. |
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So kan es auch nicht dergestalt in
Verwahrung genommen werden, daß andere
müsten davon bleiben, welches gleichwohl bey
der Herrschafft ein
nothwendiges Stück ist. Denn
weil das eigentliche
Wesen des Eigenthums in
dem
Recht andere auszu- |
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{Sp. 157|S. 92} |
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schliessen bestehet, so folget von selbsten, daß
diejenige Sache, von deren
Gebrauch andere
nicht können abgehalten werden, des Eigenthums
nicht fähig sey, doch können die Stücke des
Meers, welche zum grossen Welt-Meer nicht zu
rechnen, allerdings der eigenthümlichen
Herrschafft unterworffen werden. |
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Als zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts
zwischen den Spaniern und
Holländern wegen der
Freyheit
der Indianischen
Commercien ein grosser
Streit war, welche sich die Spanier allein anmasten; so kam 1609 die
Schrifft
mare liberum heraus, welche
den Hugo Grotium zum
Verfasser hatte, ob er
schon seinen
Nahmen
verschwiegen, der darinnen
darzuthun suchte, daß man den
Holländern weder nach dem göttlichen, noch
menschlichen Rechte verbieten könnte, nach
Indien zu schiffen. Dieses
Buch wurde zu
unterschiedenen mahlen
gedruckt, und
Grotius berührte diese
Materie in dem
Werck
de jure belli et pacis ... wieder,
worinnen er seine
Meynung nicht nur weiter
erläutert, sondern auch einiger massen
verbessert
und eingeschräncket hat. |
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Hierwieder
erinnerte lange
Zeit niemand
etwas, biß sich zwischen dem
Königes von
Groß-Brittannien und den
Staaten von
Holland ein
harter Disput wegen der Herrschafft des
benachbarten Meers ereignete, bey welcher
Gelegenheit
Joh. Seldenus 1635 vor die Brittannier seine
zwey Bücher de mari clauso
herausgab, und in dem ersten
überhaupt wiese, daß das Meer so wohl, als
die Erde nach den
Natur- und
Völcker-Recht der
Herrschafft fähig sey. Und obschon zuvor
Ferdinand Vasquius controvers. illustr. ... dafür gehalten, daß das Eigenthum des
Meers wieder das Recht der Natur sey, und
Albericus Gentilis lib. 1. advocat. Hisp. ... das grosse Welt-Meer Brittannien zueignet; so ist doch dieser Streit erst recht
angegangen, als Grotius und Seldenus deswegen
die Feder ergriffen. |
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Des Grotii nahmen sich wieder Seldenum |
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- Johann Isaac Pontanus duob. discussion. historicar.
libris.
- Theod. Graswinckel in vindiciis maris liberi,
- insonderheit wieder Burgum und Wilh. Welwoodum
Ulricus Huber in digress. Justinian. diss. ... und
praelect. ad institut. ...
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an. |
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Mit Seldeno hielten es |
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- Seraph de Freitas de justo imperio Lusitanor.
...
- Burgus de dominio Genuensis reipublicae in mari
Ligustico.
- Wilh. Welwood in assert. de dominio maris ...
- Martin Schockius in Imper. Maritim.
- Claud. Barth. Marisotus in orbe Maritimo,
- Jac. Gothofredus in Hypomnemat. de Imperio maris.
- Johann Palatius de Dominio maris.
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Diejenigen also, welche mit denen Holländern
und andern wieder den eigenthümlichen Besitz
des Meers streiten, sehen das Meer überhaupt
vor nichts anders, als eine gemeinschafftliche
Sache an, dessen freyer und ungestörter
Gebrauch einem jeden
Menschen ohne die
geringste Begünstigung und Einschränckung zustehe, und welche daher auch in keines
eintzigen Menschen
Gewalt und
Eigenthum
gerathen könne: Andere hingegen behaupten das
Gegentheil. |
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Vor diese wird angezogen, daß das Meer in einem steten Fluß und
Bewegung |
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{Sp. 158} |
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sey, dahero könne keine
gewisse
Materie
oder
Instrument eines ordentlichen
Unterschiedes
gefunden werden, darauf sich die erforderliche
Gräntz-Scheidung, wenn wegen des
Eigenthums und der damit
verknüpfften
Herrschafft über dasselbe Streitigkeiten
entstehen, gründen könnte. Es sey auch das Meer
so weit und groß, daß es allen
Völckern zum Wasser-Schöpffen, zur
Schiffarth, zum Fischfang und
andern dergleichen
Verrichtungen mehr als zu
genug ist. Es würde auch durch die Bemächtigung des Meers die
Freyheit der
Handlung und
die freye Fahrt gehemmet, die
Reisen gehindert,
mithin die natürliche Freyheit geschmälert, welche
auch durch
Krieg zu behaupten zugelassen
ist. |
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Welche aber etwas mehrers einräumen
wollen, die geben endlich die Herrschafft auf
einem
Theil des Meers, so weit
es ein
gewisses
Erdreich
befliesset, und deren Ufer daran lieget,
nicht aber über den Ocean oder das sonst so
genannte grosse Welt-Meer zu. |
Lauterbach.
ff Tit. de R.D.
... |
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Andere hingegen sind der
Meynung, daß die
Privat-Beherrschung des Meeres und die
würckliche Ausübung des damit verknüpfften
Eigenthums über dasselbe, nicht minder als über
andre
Sachen thunlich sey: |
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Sie ziehen aber vor sich
an die
Heil. Schrifft. |
|
- 1 B. Mose I 26. und IX v. 2.
- Ezech. XXVI. 16. C. XXVII. 3
- Esai XXVI. 4.
- Nah. III. 8.
- Psalm. LXXXIX. 26.
|
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2) |
beruffen sie sich auf die
Exempel vieler
alten
Könige und Völcker, welche
das Eigenthum und die Herrschafft über das Meer
gehabt haben, als die Pelasger Thracier, Phrygier, Caprier, Phönicier, Ägyptier; Wie denn bey dem
Cornelius Nepos in Timotheo zu lesen ist, daß die Athenienser
mit den Lacedämoniern
wegen der Meerherrschaft
Krieg geführet. |
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Besiehe auch hierbey, was von
den Tyriern Curtius Lib. IV. von den Carthaginensern
Polybius Lib. I. Histor. ... gedencket. |
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Und von den Römern
sagt
Florus ... ausdrücklich, daß sie sich der
Gewalt
angemasset, denen Seefahrenden
Gesetze
vorzuschreiben. Sie führen auch neuere Exempel
an, nehmlich |
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- derer Venetianer, welche sich das
Eigenthum und die Herrschafft über das Adriatische Meer;
- des
Königs in Engelland, welcher gleiches an dem
Brittannischen Meer;
- der Könige in Spanien und
Portugall an den grossen Ocean;
- der König in
Dännemarck an der Baltisch- und
Norwegischen See;
- der Türckische
Kayser an dem
schwartz- und rothen Meer,
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3) |
Die Grösse und
Weitläufftigkeit eines
Dings hindere den
eigenthümlichen Besitz desselben nicht, und diese
benehme auch dem Gebrauch des Meers
nichts, massen der Gebrauch und die Nutzung
desselben zwar allen gemein, das Eigenthum über
dasselbe aber gleichwohl einer
Republick oder
Staat zukommen kan |
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4) |
Die Insuln, Ufer und
Vorgebürge wären nichts anders als
gewisse
Gräntzen, wornach das Meer gar wohl könne
abgetheilet werden. |
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Sprüchw. VIII, 29. |
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5) |
Von der freyen
Schiffahrt lasse sich nicht auf die Herrschafft über das Meer
schlüssen. Jene kan seyn, und dennoch jemand
das Eigenthum über das Meer haben; Die
Verstattung einer freyen Durchfahrt im Meer, giebt
dem Schiffer nicht mehr
Recht, als dem Fuhrmann,
der durch eines |
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{Sp. 159|S. 93} |
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Fürsten
Land auf offener
Strasse fähret. Es fordert die Freundschafft und
Billigkeit, daß man denen Fremden einen
unschädlichen freyen Durchzug erlaubet,
deßwegen bleibet doch das Eigenthum und die
Herrschafft über das Meer unverletzt; Angesehen
das Meer, woran
Königreiche und Fürstenthümer
stossen, und also zum
Theile, oder wie es sonst
genannt wird,
das Mare internum, eingenommen und besessen
werden kan. |
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Denn dis bezeugen die
heut zu
Tage von denen Holländern gegen die
Englische Schiffe brauchende Segelstreichung
und Zahlung eines gewissen Stücke
Geldes vor
den Heringfang; sintemahlen solches Segelstreichen nicht ein
blosses
Zeichen der Ehrerbietung, als welches nur
von der obersten Flagge am Mittel-Mast zu
verstehen ist, sondern vielmehr eine
würckliche
Erkänntniß und Bekänntniß des Eigenthums
andeutet, weil das grosse oder Topp-Segel
niedergelassen wird. |
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Stryk
de Ind. Controvers. ... |
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Wie wohl auch was die meisten
Schrifft-Steller vor noch andere
Handlungen, woraus man
auf die Beherrschung des Meers schlüssen
könne, mehr vor, als wieder dieselbe streitet,
dahin gehören nun nicht allein diejenigen, welche
dergleichen Herrschafften gewisser Königreiche
und Republicken
untersuchet, oder besondere
Dissertationen davon
geschrieben, als
Strauch
Conring,
Schurtzfleisch, Rötenbec, Schwartz,
sondern auch die
Schrifft-Verfasser, so vom
natürlichen Rechte gehandelt, insonderheit
Pufendorf
de jure nat. et gent. ... nebst den Auslegern des Grotii. |
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Überhaupt haben diese
Materie, was
vornehmlich zur
Historie derselben dienet, |
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- Boecler comment. ad Grot. ...
- Kulpisius
Coll. Grot. ...
- Bose introd. ad not. rer. publ. ...
-
Buddeus hist. jur. natur. ...
- Hochstetter coll. Pufend. ...
-
Struve
bibl. phil. ...
- Crusius ad Sarcmasian. ...
- Schwartz Specim. 3. ad controv. jur. nat.
et gentium
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berühret. |
Der
Auctor
der Bibliothecae juris imperantium quadripartitae ... |
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