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Quellenangaben |
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Schifffahrt, |
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- See- oder Schifffahrts-Kunst,
- Frantz.
Hystiodromie,
Navigation,
Art de la Navigation
ou Marine,
- Holl. Scheep-Vart, Zee-Vaart, de Zee-Kunsten-Manschep,
- Lat.
Nautica, Ars Nautica,
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heisset die
Kunst über
Meer zu fahren, oder eine
Wissenschafft, so da lehret, ein
Schiff zu führen,
vermittelst der See-Karten, der Magnet-Nadel
oder des Compasses und des Bleywurffs; durch die gute Besorgung
der Winde, die Führung der Seegel, des Steuers und
der Ruder, und endlich durch die Observation der
Sonnen und der Sternen. |
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So streitig die
Meinungen von der
Erfindung
der Schifffahrt sind, so wenig kan man etwas gewisseres davon
sagen, als dieses, daß es
eine der
ältesten Erfindungen sey, welche man
nicht der oder jenen
Person sondern bloß der
Nothdurfft im
Menschlichen
Leben ihrem ersten
Ursprunge nach zuzuschreiben hat. |
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Die anwachsende Menge der ersten
Menschen nöthigte selbige sich überall
auszubreiten, und es ist mehr als
wahrscheinlich,
daß sie bey ihren
verschiedenen Zügen offtmahls
durch breite Flüsse und Seen an Fortsetzung
ihrer
Reise sind verhindert worden, über welche
sie zu setzen auf aller Art werden versuchet
haben: denn daß alle
solten schwimmen gekonnt
haben, ist nicht zu
vermuthen, und dieses wäre
auch kein zulängliches Mittel gewesen, ihre
Habe, so geringe sie auch seyn mochte,
fort zu bringen. |
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Wenn sie nun gesehen haben, daß das Holtz
auf dem Wasser nicht untersincke, so ist wohl
dieses der natürlichste Einfall, daß sie auf die
Gedancken gerathen sind, vermittelst eines
Holtzes über zu setzen; welches ihnen denn
Gelegenheit geben konnte, der
Sache weiter
nach zu dencken, und endlich
ordentliche Fahrzeuge
zu bereiten, auf welchen sie mehr als eintzele
Personen fortbringen konnten. Unter diesen ist
vermuthlich die erste Anstalt, wie man denn auch
bey den Scribenten
gnugsame Nachrichten davon findet, daß sie viele Stücken
Holtz an einander gefüget, und also ein Floß
gebauet haben. |
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Die Egyptier machten
Anfangs ihre
Fahrzeuge aus ihrem Papyro, nachgehends aber
aus Schilffe, damit sie desto leichter wären, und
nicht so leicht an den Felsen scheiterten. Diese
Erfindung ist mit der
Zeit
verbessert worden, bis
man erstlich Kähne, und endlich Schiffe bauen
gelernet hat. |
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An- |
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{Sp. 1501|S. 764} |
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fänglich hat man sich an den Ufern gehalten
und denselben gefolget, wo man nicht durch
Sturm davon verschlagen worden. Auf solchen
Fall hat man sich nach der Sonnen oder dem
Gestirne gerichtet, seinen vorgenommenen Lauff
wieder zu finden. Wenn
Nacht und Ungewitter
dieselben verborgen, hat man lebendige Vögel
im Vorrath gehabt, davon man nach und nach
einen fliegen lassen, und dessen Flug gefolget, in
Meinung, daß sie aus
natürlicher
Empfindung die
Gegend des Landes zu finden
wissen. |
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Danaus
soll der erste seyn, der mit einem
Schiffe nach Griechenland gekommen ist. Was die
Poeten und einige Geschicht-Schreiber von den
Argonauten melden, ist mit so vielen Fabeln untermenget, das schwer hält, daß
Wahre von dem
erdichteten gnugsam zu
unterscheiden.
Hingegen was man in der
Schrifft von
Noa findet,
giebt schon mehrern
Grund zu
urtheilen wie die
Schiffbau-Kunst auf dessen Nachkommen
fortgepflantzet, und immer mehr
verbessert
worden bis sie endlich durch den herrlichen
Nutzen, den sie in der
Handlung gewähret, zur
Vollkommenheit gediehen. |
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Bey den Griechen soll
vornehmlich
Themistocles die Schiffarth in Aufnehmen gebracht, und seine
Lands-Leute zu grösserer
Ubung derselben
aufgemuntert haben. Allem Ansehen nach, sind
wohl unter den
alten
Völckern die Egypter und
Syrer die ersten und
erfahrensten in dieser
Kunst
gewesen, welche sich derselben auch zur
Handlung wohl zu bedienen gewust. Bey den
Ebräern hingegen findet man ausser der
Schifffahrt, welche Salomon nach Ophir angeleget, kaum
einige Spuren davon. |
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Und zwar erstreckten sich die ersten
Schifffahrten nicht viel weiter als auf der
Mittelländischen See in die daran stossenden
Länder, und daselbst befindliche Insuln, wobey
die Stadt Tyrus Anfangs die Haupt-Handlung führte, bis
sich nachgehends Carthago in einen solchen
Stand setzte, daß es jener das Gleichgewichte
halten konnte, welches denn seine Schiffe und
gantz Africa und vielleicht auch nach America
schickte. |
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Nächst-diesem hat man sich auch der
Schifffahrten zu Entdeckung neuer Länder
bedienet, welche aber in den alten
Zeiten in
Ermangelung des Compasses, nicht von grosser
Wichtigkeit gewesen. Unter den Alten ist
sonderlich Eudoxus bekannt, welcher in dem rothen
Meere ausgefahren, und nach einiger Zeit oben
bey dem Ausflusse des Nils wieder angelanget ist,
und also zuerst gantz Africa umschiffet hat. |
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Nach Erfindung des Compasses hat man es
viel weiter gebracht, und sogar die gantze
Welt
umschiffet. Ferdinandus Magellanus war der erste,
welcher diese
Reise 1519. den 10.
Aug.
angetreten, und 1522. den 8.
Sept.
zurücke geleget hat. Franciscus Drake wagte dieses zum
andern mahle, und fuhr 1577. von Pleymuth uas, wohin er nach 2.
Jahren und 326.
Tagen wieder zurück kam. Der
dritte war Thomas Candish, welcher 1586. den 21.
Jun.
ausgefahren, und 1588.[1] den 5. Sept.
wiedergekommen. |
[1] |
HIS-Data: korrigiert aus 1688 |
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Diesem folgete Jacob Mahn, welcher diese Reise
zwar 1598. antrat, aber im Atlantischen Meere
starb, da |
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{Sp. 1502} |
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denn Simon de Cordes selbige Fahrt folgends endigte.
Fast zu gleicher Zeit legte Olivier Kloort diese Reise in 2.
Jahren 11. Monaten und 16. Tagen zurück.
George Spielberger war der sechste, und dieser
lief 1615. mit einer Flotte aus, und folgte der
Strasse, welche le Maire entdecket hatte, daher
auch diese Schiffahrt dem le Maire gemeiniglich
zugeschrieben wird: Dieser kam 1617. wieder
zurück. Jacob Heremita und Johann Hugo Schapenham
wagten
gleichfalls diese Reise um die Welt, 1623. den 29.
April, und ihre Schiffe kamen 1626. den 9.
Jul.
doch ohne ihre Capitains wieder zurücke. |
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Nach diesem haben noch andere ein
gleiches, aber ohne
Nutzen unternommen.
William Dampier
war wiederum der erste, und schiffete von 1689. bis
1691. Ihm folgete Wodes Roger und Edward Koocke
beyde in den Jahren 1708.
bis 1711. Noch vor diesen beyden suchte ein
Italiäner Giovan Fr. Gemelli Carerri eben diesen Weg um die Welt,
er gieng
1693. den 13. Jun. zu Schiffe, und kam erst nach 5.
Jahren 5. Monaten und 20. Tagen 1698. wieder
zurück. |
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Die Spanier
rühmen sich, daß sie die
Schiffahrt zu ihrer
Vollkommenheit gebracht, und
wenn man in
gewisser Masse ihnen solches
lassen kan: so
müssen sie hingegen leiden, daß
sie nunmehro von andern Völckern darinnen
übertroffen werden. |
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Insonderheit haben die
Holländer ihren Witz
und
Fleiß darinnen vortrefflich
bewiesen, daß sie
seit hundert Jahren her den Portugiesen und Spaniern
nach Ost- und West-Indien auf der Spur gefolget,
und unsägliche Vortheile abgewonnen; wiewohl
sie es bey der blossen
Erfahrung bewenden
lassen, und um eine kunstmäßige Unterrichtung
sich nicht bekümmert. |
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Als endlich auch in Franckreich, die vor der
Zeit
gantz verabsäumte Schiffahrt von dem
Cardinal Richelieu hergenommen, und unter der
Regierung
Ludwigs des XIV eifferig fortgesetzet worden, da
man sogar
eigene
Schulen aufgerichtet, den
jungen Adel zu Kriegs-Diensten zur
See zu
unterweisen, welche man
Cadets de Marine
genennet, ist
dieselbe in lehrmäßige
Regeln gefasset, und so wohl die
Gründe derselben durch mathematischen
Beweiß befestiget, als auch die Handgriffe und
alles, was zur Regierung eines Schiffes gehöret,
beschrieben worden, in zweyen
Büchern, deren das
eine la Teorie de la Navigation, das andere la Manoeuvre de la
Navigation genennet wird. |
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Unter den Nordischen
Europäern haben die
Dänen und Norweger jederzeit den
Ruhm
gehabt, daß sie vor andern
gute Seeleute
abgegeben. |
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Zu unsern Zeiten haben durch
kluge und
sorgfältige Anstalt des
regierenden Czaars die
Russen angefangen sich vortrefflich hervor zu
thun. Unter den Asiatischen sind die Tsineser und
Japoneser die
vornehmsten. Bey den Africanern
wird sie gar nicht getrieben, ausser was von den See-Räubern auf der barbarischen Küste und von
den Mohren im rothen Meer geschiehet. Eben so
wenig haben auch die Americaner davon
gewust. |
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Sonst aber bekommen diejenigen
Europäischen Nationen, als Engelländer,
Holländer, Frantzosen, Dänen, Schweden, |
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{Sp. 1503|S. 765} |
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Italiäner und
Deutschen
Kauff- und
Handels-Leute, welche ihre meiste und vornehmste
Handlung nach einer
gewissen und besondern
Gegend oder
Landschaft treiben, und ihre auf
dem
Meer habende Schiffe dahin abgehen, und
von dannen zurück kommen lassen, oder vielmehr
die Schiffe selbst, daher ihre
verschiedene
Nahmen
z.E. |
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- Levante-
- Ost-Indien-
- Guinee-
- Straß- oder Straat-
- Spanien-
- Franz-
- Moscovien-
- Riga-
- Narva-
- Bergfahrers
- und s.w.
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und
verstehet man dadurch diejenigen
Kauffarthey-Schiffe, die nach diesen
Reichen,
Ländern und
Seehäfen zu gehen, und
Kauffmanns-Güter dahin
und wieder zurück bringen. |
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Von der Schiffahrt der
Alten haben
geschrieben
Johann Scheffer, de Varietate Navium und de Milita
Navali Veterum. Von der heutigen Schiffahrt |
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- Salomon Harder gründlicher Bericht von Schifffahrten
etc.
- Tychonis Christierni Ars navigandi.
- Andr. Wackelii Praxis nautica cum descriptione et
usu instrumentorum in arte Nautica.
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Man kan übrigens auch den
Artickel
Histiodromia
nachlesen im XIII
Bande,
p. 277. u.ff. |
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Zum Beschluß fügen wir hier ein Verzeichniß
bey von denjenigen
Personen, die auf grössern
Schiffen heut zu
Tage sind und etwas vor andern
zu
thun und zu
sagen haben. |
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Schiffer, von dem ein besonderer Artickel
vorhergehet. |
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Steuermann, von dem ebenfalls an
gehörigem Orte. |
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Hoch- oder Haupt-Bootmann, siehe im XIII
Bande, p. 308. |
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Schreiber, welcher unter dem Artickel
Schiffschreiber zu suchen. |
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Barbierer oder Wund-Ärtzte, deren sind auf
Hamburgischen
Convoy-Schiffen
ordentlich drey, der
Ober- Mittel- und Unter-Meister, welche beyde
letztern aber unter des ersten Commando stehen.
Sie observiren alle Kranke und Verwundete auf
dem Schiffe,
müssen auch alle
Wochen im barbieren
das ihre
verrichten, da denn der Ober-Meister den
Capitain und Lieutenant: der Mittel-Meister die
übrigen Officiers bedienet, und der Unter-Meister,
wiewohl mit Hülffe des Mittel-Meisters bey Matrosen
und Soldaten gleiches verrichtet. Im curiren werden
alle drey gebrauchet, iedoch nach Gutbefinden
des Ober-Meisters, welcher dafür
Rede und
Antwort geben muß: dürffen aber in Kranckheiten
und Schaden, so in Schiffs-Sachen oder
ordentlicher Weise einem zustossen, bey
Straffe
kein
Geld nehmen, sondern werden von der
Admiralität besoldet. |
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Schiffs-Zimmermann, von dem ein
besonderer Artickel folget. |
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Constabel, siehe im VI Bande, pag. 1042. (a) |
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Büchsen-Schiesser, siehe im IV Bande,
pag. 1840. |
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Schiemann, wovon ein besonderer Artickel
vorher gehet. |
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Buddelier, siehe in dem Artickel Bottelerye im IV Bande,
pag. 844. u.f. |
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Mund-Koch, welcher vor den Capitain die
Spei- |
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{Sp. 1504} |
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se verfertigen muß, und einen Jungen unter
seinem Commando hat. |
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Schiffs-Koch, von dem an seinem Orte. |
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Segelmacher, ist
bestellet, dasjenige, was an
den Segeln fehlet, zu bessern, und alles, was
darzu gehört, zu versehen. |
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Tischler, |
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Schmied, |
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Feuerwercker: deren sind gemeiniglich zwey
so in den grossen und Vor-Mars die Feuer-Pfeile
schiessen, und die daselbst befindliche Granaten
werffen, da denn iedem ein exercirter Matrose zu
Hülffe geben wird. |
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Profos, wovon der Artickel Schiff-Profoß nach zu sehen. |
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Boots-Knechte, siehe im IV Bande, pag. 703. |
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Mehrere gehen entweder vor diesem Artickel
vorher, oder folgen nach in besondern
Artickeln. |
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