Titel: |
Gegend |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
10 Sp. 590 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 10 S. 308 |
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Gegen-Buch |
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Gegen-Geländer |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Gegend,
Lat. Plaga, wird ein jeder
Ort des
Horizonts in der
Geographie oder Hydrographie
genennet, wo ihn ein Vertical-Circel
durchschneidet. |
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Wenn wir
sagen, ein Stern stehe nach dieser
oder jener Gegend zu, so
concipiren wir einen
Circel, der durch unser Zenith und denselben Stern
gehet, in welchen Circel wir den Stern referiren, nun
sind dergleichen Circel lauter Vertical Circel, deren
Abstand von einander der Horizont, als der zu
seinem polo das Zenith hat, mist, derowegen
referiren wir eo ipso den Stern selbst auf den
Horizont, wenn wir von dessen
Stande nach einer
gewissen Gegend
reden, daß also die Gegend der
Intersections-Punct eines Vertical Circels mit dem
Horizont ausmacht. |
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Nach dieser
Notion giebt es so viel Gegenden,
als Puncte im Horizonte vorhanden sind; man
zählet
aber deren insgemein nicht mehr denn 32. indem
man nemlich den Horizont in 32. gleiche
Theile
abtheilet, und die übrigen Örter des Horizonts auf
diese Theile, nach denen Graden, worein der
Horizont wie ein anderer Circel eingetheilet ist, bezühet. Diesen 32.
Theilen oder Gegenden hat man besondere
Namen beygeleget. |
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Der Ort des Horizonts, wo der Mittags-Circel
denselben durchschneidet, und dahin wir hier zu
Lande die Sonne, wenn sie am höchsten des
Tages
am Himmel stehet, bezühen, heisset
Mittag; so
man nun das Gesichte gegen diese Gegend richtet,
so hat man im Rücken,
Mitternacht, welche
Gegend von Mittag 180. Grad entfernet ist; zur
lincken ist Morgen, und stehet sowohl von Mittag
als Mitternacht 90. Grad ab; zur rechten
Abend, so
eben Falls von Mittag und Mitternacht 90. Grad
entfernet ist. |
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Diese vier Gegenden werden die
Haupt-Gegenden, Lat. Cardinales Plagae, und von denen
Schiffern besonders
Sud,
Nord,
Ost,
West
genennet. |
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Die Namen derer übrigen Gegenden heissen
nach ihrer
Ordnung
folgender Massen, allwo eine jede von der andern 11 ½ Grad abstehet; und zwar
werden diejenigen, so zwischen denen Haupt-Gegenden inne liegen,
Neben-Gegenden, Lat.
Plagae collaterales seu intermediae genennet,
welche wiederum in primarias u. secundarias
eingetheilet werden, davon jene gleich weit von
denen Haupt-Gegenden abstehen, als Nord-Ost,
Sud-Ost etc. diese, nemlich die secundariae, sind
wiederum entweder von der ersten Ordnung, die in
gleichen Winckeln von einer Haupt-Gegend und
primaria entfernet sind als Nord- |
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{Sp. 591|S. 309} |
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Nord-Ost, Ost-Sud-Ost etc. oder von der
andern Ordnung, die gleich weit von einer Haupt-Gegend oder primaria und einer secundaria von der
ersten Ordnung abstehen, als Nord zu Ost, West zu
Sud etc. |
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Namen derer Gegenden sind: |
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[Liste in lateinischer Schrift] |
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Diese Gegenden sind meisten Theils um derer
Schiffer willen in
Ordnung gebracht worden, um
damit sie sowohl die Winde von einander
unterscheiden, als auch vermittelst des Compasses
durch das Steuer-Ruder, das
Schiff nach derjenigen
Gegend, nach welcher es seinen Weg nehmen
soll,
lencken können; welche Gegenden die Schiffer Rhombos zu nennen pflegen. |
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Man findet daher von dieser
Materie bey
denenjenigen mehr Nachricht, die Theils von der
Geographie, Theils von der
Schifffahrt zur
See
geschrieben haben. |
- Varenius Geograph.
general. …
- Fournier Hydrographie.
- Liebrecht Elem.
Geograph. gen.
-
Wolf
Elem.
Geograph.
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Die nicht hinlänglichen
Methoden derer
Gegenden zu einer jeden
Zeit, bey jeder Witterung,
und an jedem Orte der
Erd-Kugel zu bestimmen, ist
Ursache an der
Unvollkommenheit der Schiffahrt
bey denen
Alten gewesen; sie hatten drey
Manieren, solches zu bewerckstelligen. |
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Die erste war
gantz sicher, da sie vermittelst
derer Gestirne, besonders des Polar-Sterns,
welcher bey uns bey nahe Norden zeiget, sich derer
Gegenden erkundigten, allein dieser Manier
konnten sie sich nur bedienen, wenn heiter Wetter
war, da sie hingegen bey trüben und stürmigten
Wetter, allwo sie derer Gegenden am meisten
benöthiget waren, sich lediglich denen Wellen
überlassen
musten. |
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Nach der andern Methode erkundigten sie sich
derer Gegenden, nach der Lage derer Ufer oder
Vorgebürge, deren |
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{Sp. 592} |
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Strich und Gegend sie durch lange
Erfahrung
sich bekannt gemacht hatten, allein auch dieser
Wegweiser gieng ihnen
verlohren, wenn das
ungestümme Wetter sie von denen Ufern
abtrieb. |
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Die dritte Manier war noch
ungewisser, da sie
aus der Direction ihres Schiffes, mit welcher sie
ausgelauffen, und deren währender
Reise
angemerckten
Veränderung,
die Gegenden
beurtheilen
wollten. |
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In denen neuern Zeiten ist durch die herrliche
Erfindung der Magnet-Nadel denen Schiffern ein
Mittel an die Hand gegeben worden, allenthalben zu
jeder Zeit und an jedem Orte, bey hellen und trüben
Wetter die Gegenden zu
erkennen, davon der
Titel:
Compaß,
Tom. VI. p. 862. seq.
ein mehrers zeiget; wiewohl die Schiffer die Beobachtung derer Gestirne deswegen
nicht aus denen Augen setzen dürffen, weil die
veränderliche Declination der
Magnet-Nadel, da sie nicht genau Norden zeiget,
sie diese Veränderung durch Hülffe derer Sterne zu
bestimmen nöthiget. |
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Die
Eintheilung derer Gegenden oder Winde
bey denen Alten beschreibet Vitruuius Archit. …
welcher deren nur 24 zählet, davon die Namen und
ihren Abstand von denen Haupt-Gegenden folgende
Tabelle ausweiset: |
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[Tabelle in lateinischer Schrift] |
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