Titel: |
Mitternacht |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
21 Sp. 612 |
Jahr: |
1739 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 21 S. 323 |
Vorheriger Artikel: |
Mitterfels |
Folgender Artikel: |
Mitternacht, (Johann Sebastian) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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Mitternacht,
Lat.
Media nox,
Frantzös.
Minuit,
heißt in der Zeitrechnung das Mittel zwischen dem
Niedergang und Wieder-Aufgang der
Sonnen. |
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In der Astronomie wird Mitternacht der Punct
genennet, da die Sonne den Mittags-Circkel bey
unsern Gegenfüßlern erreichet. |
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Endlich in der Cosmographie wird durch
Mitternacht die Gegend angedeutet, so dem
Mittag entgegen, oder wo der Nord-Pol stehet.
Diese Gegend wird auch Septentrio und plaga
realis; auf dem See-Compaß
Nord genennet und
durch die Compaß-Nadel angezeiget. Dahero der
Wind, der aus solcher Gegend bläset, der Nord-Wind oder auch
Mitternacht-Wind heisset. |
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Was durch Mitternacht
verstanden werde,
wenn Matth. XXV, 6 stehet: Zur Mitternacht war
ein Geschrey: Siehe, der Bräutigam kommt, gehet
aus ihm entgegen; davon sind bey denen Kirchen-Vätern und Auslegern der
Schrifft unterschiedene
Meinungen. Es legens Chrysostomus,
Hieronymus, Euthymius und andere dem
Wort-Verstande nach aus, und halten dafür, daß der
Jüngste Tag zu Mitternacht werde einfallen; und
wie Christus mitten in der Nacht zu Bethlehem
gebohren, so werde er auch mitten in der Nacht
wiederkommen. Aber das ist ohne
Grund, zumahl
die Schrifft uns nichts gewisses davon beniemet,
und dieserwegen heisset allezeit wachen, |
Marc. XIII, 33 u.ff. |
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Zudem so sind auch die H. Väter hierinnen
nicht einerley Meinung, zumahl andere zu seiner
letzten Zukunfft die Früh-Stunde bestimmen, als
zu welcher Zeit der HErr aus dem Grabe wieder
aufferstanden sey. Aber es sind lauter
Muthmassungen, und keine Gewißheit, |
Matth. XXIV, 36, |
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von der Stunde und Zeit weiß niemand etc.
drum wird vielmehr durch Mit- |
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{Sp. 613|S. 324} |
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ternacht allhier eine unverhoffte und solche
Zeit, da sich es niemand wird einbilden,
vermuthen, oder davon die geringste
Gedancken
haben, verstanden; wie sich niemand eines
Gastes vermuthet, wenn alle Thüren zugemacht,
sich jederman zur Ruhe gelegt und schläffet: oder
eine solche Zeit, da jedermann sicher und in
Sünden schläffet, da die Nacht der Sicherheit und
des Glaubens eingetreten, |
siehe Es. XXVIII, 10, 2 Petri
III, 4. |
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Wenn nun alle
Welt also sicher seyn wird,
wenn sichs niemand wird vermuthen können,
denn wird das Geschrey, verstehe das Feld-
Geschrey, die Stimme des Ertz-Engels und die
Posaune GOttes erschallen: Siehe der Bräutigam
kommt. |
Schlemms Buß-Pred. die 17
Pred. … |
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