HIS-Data
Home | Suche
Zedler: Abendmahl HIS-Data
5028-1-96-6
Titel: Abendmahl
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 1 Sp. 96
Jahr: 1732
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 1 S. 88
Vorheriger Artikel: Abend-Länder
Folgender Artikel: Abendmahl Christi mit uns
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Abendmahl, das andere hochheilige Sacrament neues Testaments, welches seinen Ursprung unserm Herrn Christo schuldig ist, und durch dieses grossen Stiffters Leib und Blut gar sehr verherrlichet wird, worinnen er sich mit uns vereiniget, Vergebung der Sünden und ewige Seeligkeit schencket, dabey aber das Gedächtniß seines Leidens und Todes von uns erfordert, 1. Cor. 11, 26.
  Christus ordnete es nach dem gemeinen Abend-Essen, welches man nach Geniessung des Oster-Lammes anzustellen pflegte. Wir ersehen aus denen Evangelisten, daß Jesus nach der Mahlzeit das Brod und den Wein genommen, und zu dieser heiligen Handlung abgesondert habe. Man will auch daher eine dreyfache Mahlzeit erweisen:  
 
1) das Oster-Lamm, welches man auf Geheiß des grossen GOttes verzehrte,
Exod. 12, 12.
 
2) nach dem Oster-Lamm stelleten die Jüden eine gemeine Mahlzeit an, wie zu sehen Ioh. 13, 3. welches der Herr mit dem Truncke beschlosse, und sich dabey gegen seine Jünger erklärete, daß er von diesem Gewächse des Weinstocks nicht mehr trincken würde.
 
  Nach diesem geschahe die Einsetzung des heiligen Abendmahls welche nach Lucä und Pauli Bericht nach dem Abend-Essen vorgenommen wurde. In der alten Kirche wurden einige Gebräuche vor- einige bey- einige nach Geniessung desselben in acht genommen.  
  Vor derselben brachten die Christen Speise, Tranck, Geld und dergleichen zusammen, welches dem gemeinen Besten gewiedmet wurde,
  • Act. 4, 35. c. 5, 1.
  • 1 Cor. 16, 5.
  Nach diesem kam der freywillige Beytrag auf, von welchem man einen Theil zum Gebrauch des Abendmahls anwendete, theils vor die Erhaltung der Kirchen-Diener sorgete, theils auch denen Armen damit zu Hülffe kam.  
  Bey der Geniessung desselben ward Brod und Wein gebraucht. Christus hatte sich des ungesäuerten Brods bedienet, weil die Zeit der süßen Brodte den Gebrauch des Sauerteigs nicht verstattete. Doch hat niemand daraus ein Gesetz gemachet.  
  Es sind aber beym Heil. Abendmahl von denen alten  
  {Sp. 97|S. 88}  
  Christen verschiedene Gebräuche beobachtet worden.  
  Zu Anfang des Christenthums gebrauchten sie es alle Sonn- und Fest-Tage, ja wol gar alle Tage, theils, weil sie einen sehr grossen Eyfer hatten, ihr Christenthum wohl in acht zu nehmen; theils weil sie bey denen damaligen grossen Verfolgungen täglich ihren Tod gewärtig seyn musten.  
  Nach der Zeit bedienten sie sich dessen des Jahrs nur einmal, oder an gewissen Fest-Tagen 3 mal. Sie nahmens aber nüchtern, und blieben eine zeitlang darauf ungessen, damit sie desto andächtiger seyn möchten. Am Grünen Donnerstage veränderten dieses einige, und genossen es erstlich nach der Mahlzeit, weil dieses bey der Einsetzung Christi so geschehen war. Andere nahmen es frühe, damit sie gegen Mittag essen könten; die aber den gantzen Tag aushielten, nahmen es erst Abends.  
  Vor Constantino Magno musten die alten Christen unter denen heydnischen Käysern in ihren Privat-Häusern heimlich dieses H. Werck verrichten, nachmals aber bekamen sie nicht alleine Kirchen, sondern sie baueten sich noch darzu gewisse Altäre, welche mit Gittern verwahret wurden, daß das gemeine Volck nicht so gleich hinzu treten konte.  
  Man verstattete aber diese Seelen-Speise niemand andern, als der ein unsträflich Leben führete; grobe Sünder wurden nach der Grösse ihres Verbrechens eine zeitlang, oder auch wohl gar etliche Jahre davon abgehalten.  
  Die Ceremonien selbst, waren folgende: Nachdem sich das Volck versammlet, der Lector aus der Schrifft etwas vorgelesen, und der Bischoff eine Predigt gehalten, stimmten sie Psalmen an, und verlasen gewisse Gebete, worauf endlich ein Diaconus zu der Gemeinde sagte: ite, missa est, welches so viel heissen solte, daß die Ungläubigen, Verbannten und Catechumeni nunmehro sich wegbegeben solten; weil sie davor hielten, daß selbige einem so grossen Geheimniß nicht mit zusehen dürften; ja man gienge auch so weit, daß sie nicht einmahl mit zuhören durfften, wenn die Lehre vom Heil. Abendmahl erkläret wurde.  
  So bald nun diese weg waren, kamen die andern Christen mit ihren oblationibus und offertorio, das ist, Brod und Wein herzu, welches der Priester annahm, und von selbigen so viel absonderte, als zu Geniessung des Heil. Nachtmahls nöthig. Hierauf fiengen sie an zu beten, welches missa fidelium hieß, wuschen sich, und zu Bezeigung ihrer Einigkeit küsseten sie sich unter einander; welches denen Heyden Gelegenheit gab, denen Christen Hurerey und Unzucht schuld zu geben. Hierauf rief ein Diaconus nochmals aus, daß alle Catechumeni, Ketzer, Ungläubige, Kinder sich von dar weg machen solten, wobey räuchwerck und die Kertzen angezündet worden.  
  Anfänglich wuste man nichts vom Kirchen-Ornate, nachmals aber um seine Ehrerbietung gegen das H. Sacrament an den Tag zu legen, kam es auf, daß man allerhand silberne und güldene Gefässe, auch seidene Tücher und Gewand anschaffete.  
  Man sung, als obiges verrichtet worden die so genannte praefation, Kyrieleison, gloria in excelsis, welches schon im III Seculo gebräuchlich gewesen, und noch andere Lieder, das Vater unser, und die Worte der Einsetzung, bey welchen die Consecration geschahe.  
  In der Griechischen Kirche, welches auch einige Väter der Lateinischen Kirche gut geheissen, rieff man bey der Consecration den Heil. Geist an, daß er die Symbola heiligen solte. Pet. Zorn. de Epiklēsei Vet. ad Spir. S. in S. Coena, Rostoch. 1705.
  das H. Sacrament selbst wurde unter beyderley Gestalt ausgespendet, nach dessen Em-  
  {Sp. 98}  
  pfahung sie GOtt dancketen, der Segen über das Volck gesprochen wurde, sich noch einmal küsseten, und entweder aus einander giengen, oder beysammen blieben, und ihre Agapas verzehreten.  
  Das Brod in dem H. Abendmahl war mehrentheils ungesäuert, und also zubereitet, daß man es gleich zerbrechen konte. Man findet auch, daß die Communicanten die Hostie selbst in die Hände genommen, daher sie solche damals gantz rein gewaschen, die Weiber aber selbige von der Hand des Priesters in ein weiß Tuch genommen. Von dem Brode hub man manchmal etwas auf, welches Eulogiae genennet wurde, und die Bischöffe schickten einander die gesegnete Hostie zu, die Gemeinschafft der Lehre, in welcher sie mit einander standen, dadurch anzudeuten.  
  Zu dem Wein wurde etwas Wasser gegossen, und truncken ihn nicht allezeit mit dem Munde aus dem Kelche, sondern zogen ihn durch ein silbernes Röhrgen heraus.  
  Ausser diesem findet man auch, daß diese Seelen-Speise denen Kindern gleich nach der Tauffe, sonderlich in Africa gegeben worden, ingleichen auch denen Catechumenis oder Neubekehrten. Denenjenigen, welche tödlich kranck waren, hat man es auch ins Hauß gebracht.  
  Ein grosser Mißbrauch war es auch, ob es wol von verschiedenen Conciliis zugelassen worden, daß man das Heil. Abendmahl und dessen Geniessung vor ein genus probationis hielt. Denn weil ein Geistlicher nicht schwehren durffte, so nahm er dieses öffentlich, und sagte dabey: wenn er in dieser Sache schuldig wäre, so solte es ihm GOtt zur Verdammniß gereichen lassen.
  • Rixnerus de vet. Christ. circa Evcharistiam institutis ac ritibus.
  • Joach. Hildebrandi Rituale Evcharistiae vet. Eccles.
  • du Fresne
     

HIS-Data 5028-1-96-6: Zedler: Abendmahl HIS-Data Home
Stand: 7. Oktober 2017 © Hans-Walter Pries