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Text |
Quellenangaben |
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Abendmahl, das andere hochheilige
Sacrament neues Testaments, welches seinen
Ursprung unserm
Herrn Christo schuldig ist, und
durch dieses grossen Stiffters
Leib und Blut gar
sehr verherrlichet wird, worinnen er sich mit uns
vereiniget, Vergebung der Sünden und ewige
Seeligkeit schencket, dabey aber das Gedächtniß
seines Leidens und
Todes von uns erfordert, |
1. Cor. 11, 26. |
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Christus ordnete es nach dem gemeinen
Abend-Essen, welches man nach Geniessung des
Oster-Lammes anzustellen pflegte. Wir ersehen
aus denen Evangelisten, daß Jesus nach der
Mahlzeit das Brod und den Wein genommen, und
zu dieser heiligen Handlung abgesondert habe.
Man will auch daher eine dreyfache Mahlzeit
erweisen: |
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1) |
das Oster-Lamm, welches
man auf Geheiß des grossen
GOttes verzehrte,
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Exod. 12, 12. |
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2) |
nach dem Oster-Lamm
stelleten die
Jüden eine gemeine Mahlzeit an, wie
zu sehen Ioh. 13, 3. welches der Herr mit dem
Truncke beschlosse, und sich dabey gegen seine
Jünger erklärete, daß er von diesem Gewächse
des Weinstocks nicht mehr trincken würde. |
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Nach diesem geschahe die Einsetzung des heiligen Abendmahls welche nach Lucä
und Pauli Bericht nach dem Abend-Essen vorgenommen wurde. In der alten Kirche
wurden einige
Gebräuche vor- einige bey- einige nach Geniessung desselben in
acht genommen. |
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Vor
derselben brachten die Christen Speise, Tranck,
Geld und dergleichen zusammen, welches dem
gemeinen Besten gewiedmet wurde, |
- Act. 4, 35. c. 5, 1.
- 1
Cor. 16, 5.
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Nach diesem kam der freywillige Beytrag auf,
von welchem man einen
Theil zum Gebrauch des
Abendmahls anwendete, theils vor die Erhaltung
der Kirchen-Diener sorgete, theils auch denen
Armen damit zu Hülffe kam. |
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Bey der Geniessung desselben ward Brod
und Wein gebraucht. Christus hatte sich des
ungesäuerten Brods bedienet, weil die
Zeit der
süßen Brodte den Gebrauch des Sauerteigs nicht
verstattete. Doch hat niemand daraus ein
Gesetz
gemachet. |
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Es sind aber beym Heil. Abendmahl von
denen alten |
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{Sp. 97|S. 88} |
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Christen verschiedene Gebräuche beobachtet
worden. |
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Zu Anfang des Christenthums gebrauchten
sie es alle Sonn- und Fest-Tage, ja wol gar alle
Tage, theils, weil sie einen sehr grossen Eyfer
hatten, ihr Christenthum wohl in acht zu nehmen;
theils weil sie bey denen damaligen grossen
Verfolgungen
täglich ihren
Tod gewärtig seyn
musten. |
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Nach der
Zeit bedienten sie sich dessen des
Jahrs nur einmal, oder an gewissen Fest-Tagen 3
mal. Sie nahmens aber nüchtern, und blieben eine
zeitlang darauf ungessen, damit sie desto
andächtiger seyn möchten. Am Grünen
Donnerstage veränderten dieses einige, und
genossen es erstlich nach der Mahlzeit, weil
dieses bey der Einsetzung Christi so geschehen
war. Andere nahmen es frühe, damit sie gegen
Mittag essen könten; die aber den
gantzen
Tag
aushielten, nahmen es erst
Abends. |
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Vor Constantino Magno
musten
die alten Christen unter denen
heydnischen
Käysern in
ihren Privat-Häusern heimlich dieses H. Werck
verrichten, nachmals aber bekamen sie nicht
alleine Kirchen, sondern sie
baueten sich noch
darzu
gewisse Altäre, welche mit Gittern
verwahret wurden, daß das gemeine
Volck nicht
so gleich hinzu treten konte. |
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Man verstattete aber diese Seelen-Speise
niemand andern, als der ein unsträflich
Leben
führete; grobe Sünder wurden nach der Grösse
ihres Verbrechens eine zeitlang, oder auch wohl
gar etliche Jahre davon abgehalten. |
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Die Ceremonien selbst, waren folgende:
Nachdem sich das Volck versammlet, der Lector
aus der
Schrifft etwas vorgelesen, und der
Bischoff eine Predigt gehalten, stimmten sie
Psalmen an, und verlasen gewisse Gebete,
worauf endlich ein Diaconus zu der
Gemeinde
sagte:
ite, missa est, welches so viel heissen
solte, daß die Ungläubigen, Verbannten und
Catechumeni nunmehro sich wegbegeben solten;
weil sie davor hielten, daß selbige einem so
grossen Geheimniß nicht mit zusehen dürften; ja
man gienge auch so weit, daß sie nicht einmahl
mit zuhören durfften, wenn die Lehre vom Heil.
Abendmahl erkläret wurde. |
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So bald nun diese weg waren, kamen die
andern Christen mit ihren oblationibus und
offertorio, das ist, Brod und Wein herzu, welches
der Priester annahm, und von selbigen so viel
absonderte, als zu Geniessung des Heil.
Nachtmahls nöthig. Hierauf fiengen sie an zu
beten, welches missa fidelium hieß, wuschen sich,
und zu Bezeigung ihrer Einigkeit küsseten sie sich
unter einander; welches denen
Heyden
Gelegenheit gab, denen Christen Hurerey und
Unzucht schuld zu geben. Hierauf rief ein
Diaconus nochmals aus, daß alle Catechumeni,
Ketzer, Ungläubige,
Kinder sich von dar weg
machen solten, wobey räuchwerck und die
Kertzen angezündet worden. |
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Anfänglich wuste man nichts vom Kirchen-Ornate, nachmals aber um seine Ehrerbietung
gegen das H. Sacrament an den
Tag zu legen,
kam es auf, daß man allerhand silberne und
güldene Gefässe, auch seidene Tücher und
Gewand anschaffete. |
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Man sung, als obiges verrichtet worden die so
genannte praefation, Kyrieleison, gloria in
excelsis, welches schon im III Seculo gebräuchlich
gewesen, und noch andere Lieder, das Vater
unser, und die
Worte der Einsetzung, bey welchen
die Consecration geschahe. |
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In der Griechischen Kirche, welches auch
einige Väter der Lateinischen Kirche gut
geheissen, rieff man bey der Consecration den
Heil.
Geist an, daß er die Symbola heiligen
solte. |
Pet. Zorn. de
Epiklēsei Vet.
ad Spir. S. in S. Coena, Rostoch. 1705. |
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das H. Sacrament selbst wurde unter
beyderley
Gestalt ausgespendet, nach dessen
Em- |
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{Sp. 98} |
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pfahung sie
GOtt dancketen, der Segen über
das Volck
gesprochen wurde, sich noch einmal
küsseten, und entweder aus einander giengen,
oder beysammen blieben, und ihre Agapas
verzehreten. |
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Das Brod in dem H. Abendmahl war
mehrentheils ungesäuert, und also zubereitet, daß
man es gleich zerbrechen konte. Man findet auch,
daß die Communicanten die Hostie selbst in die
Hände genommen, daher sie solche damals gantz
rein gewaschen, die
Weiber aber selbige von der
Hand des Priesters in ein weiß Tuch genommen.
Von dem Brode hub man manchmal etwas auf,
welches Eulogiae
genennet wurde, und die
Bischöffe schickten einander die gesegnete Hostie
zu, die Gemeinschafft der Lehre, in welcher sie
mit einander standen, dadurch anzudeuten. |
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Zu dem Wein wurde etwas Wasser gegossen,
und truncken ihn nicht allezeit mit dem Munde aus
dem Kelche, sondern zogen ihn durch ein
silbernes Röhrgen heraus. |
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Ausser diesem findet man auch, daß diese
Seelen-Speise denen
Kindern gleich nach der
Tauffe, sonderlich in Africa gegeben worden,
ingleichen auch denen Catechumenis oder
Neubekehrten. Denenjenigen, welche tödlich
kranck waren, hat man es auch ins
Hauß
gebracht. |
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Ein grosser Mißbrauch war es auch, ob es
wol von verschiedenen Conciliis zugelassen
worden, daß man das Heil. Abendmahl und
dessen Geniessung vor ein genus probationis hielt. Denn weil ein
Geistlicher nicht schwehren
durffte, so nahm er dieses öffentlich, und
sagte
dabey: wenn er in dieser
Sache schuldig wäre, so
solte es ihm GOtt zur Verdammniß gereichen
lassen. |
- Rixnerus de vet.
Christ. circa Evcharistiam institutis ac ritibus.
- Joach. Hildebrandi Rituale Evcharistiae vet.
Eccles.
-
du Fresne …
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