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Quellenangaben |
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Scholasticker, Schullehrer,
Scholastici, Scholastici
Doctores,
sind diejenigen, so in den
mittlern Zeiten oder im XII und den folgenden
Jahrhunderten in
Schulen und
Klöstern sich
blos auf die
Theologie legen
sollten; aber an
deren statt der Aristotelischen Philosophie all zu
sehr nachhiengen, und daher auf seltsame und
unnütze
Fragen geriethen, über deren Evolution
sie der Theologie beynahe gäntzlich vergassen, die
heilige Schrifft liegen liessen, und solche
Studia
tractirten, die weder das Heil der
armen
Seelen,
noch die Wohlfahrt der
Republick beförderten.
(Von ihnen hat die Scholastische Theologie, von
der unten ein besonderer
Artickel folget, ihren
Namen). |
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Es hatten nehmlich die Lehren dieses
Weltweisen, des
Aristoteles, schon im 8
Jahrhunderte ihre Liebhaber in Arabien gefunden,
von dannen sie mit den Saracenen erst nach
Spanien, und nachmals auch in andere
Länder
von
Europa, gekommen. Weil aber die
Geistliche,
bey welchen hierdurch eine sonderliche
Begierde
zur
Philosophie erwecket worden, das
Griechische
nicht
verstunden, so bedienten sie sich der aus
dieser
Sprache ins Arabische, und aus dem
Arabischen auf
Kaysers
Friderici II.
Befehl ins
Lateinische
gemachten Übersetzungen, nebst den
Commentariis des Avicenna und Averrohis, woraus denn |
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{Sp. 923|S. 476} |
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endlich eine neue Philosophie (siehe den
Artikel: Scholastische Philosophie) erwachsen,
die bey nahe
gantz und gar aus lauter Subtilitäten
bestanden, und nachdem sie endlich auch mit der
Theologie vermischet worden, diese beyde
Wissenschafften mehr verwirret und verfinstert,
als in Aufnahme gebracht. |
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Wenn nun die
Gelehrten den Urheber dieser
Lehrart anzeigen
sollen, sind sie unter sich sehr
uneinig. Von deren Vergleichung, nach besondern
Unterscheide, der Artikel:
Scholastische
Philosophie, nachzusehen ist. |
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Inzwischen werden die Scholastici in
Ansehung der
Zeit, da einer oder der andere
gelebet, in
3 Abschnitte und Periodos
abgetheilet. |
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Von dem sich der erste anfange, kan nicht
eigentlich bestimmet werden. Daher
muß man
sich begnügen lassen, daß man
weiß, daß er bis
auf Albert den Grossen gehet, der um die Mitte
des 13
Jahrhunderts gelebet. Der folgende
erstreckt sich von letztbemeldter Zeit bis auf
1320 oder 1330, das ist, bis auf den Durandus de S. Portiano. Der
dritte aber gehet mit der Zeit zu Ende, da die
Religions-Änderung
von Luthern unternommen
worden. |
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Diejenigen, welche sich in dem ersten
Abschnitte von den Scholastickern besonders hervorgethan, sind |
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- Wilhelm de Campellis,
- Peter Abälardus,
- Peter Lombardus,
- Robert Pulley,
- Gilbert Porretanus,
- Peter Comestor, oder Manducator,
- Johann Saresberiensis,
- Alexander Alesius.
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Die vornehmsten im andern Abschnitt heissen |
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- Albertus der Grosse,
- Thomas Aqvinas,
- Bonaventura,
- Peter Hispanus,
- Rogerus Baconus,
- Aegidius de Columna,
- Joh. Duns Scotus.
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Aus dem dritten Abschnitt
verdienen folgende
angemercket zu werden: |
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- Durandus a St. Porciano,
- Wilhelm Occam,
- Richard Suisset,
- Johann Buridanus,
- Marsilius ab Inghen,
- Walter Burläus,
- Peter de Alliaco,
- Johann Wesselus Gansfort,
- Gabriel Biel.
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Ausser diesen sind noch viel andere in allen
dreyen Abschnitten, welche mit dem
Namen der
Scholasticker zu belegen sind, die aber hier alle
anzuführen, nicht
nöthig ist. |
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Fast alle bereits angeführte sind
Theologen
gewesen, weil besonders um der
Theologie
willen
die Scholastische Philosophie beliebt wurde. So
haben auch die allermeisten die
ansehnlichsten
Ämter und damit
verknüpffte
Würden besessen,
und sind Cardinäle,
Ertz- und
Bischöffe
gewesen. |
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Man hat ihnen auch übermäßig
lobsprechende Beynahmen beygeleget. |
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- Alexander Alesius hieß Fons vitae,
Doctor
Doctorum, und Doctor irrefragabilis;
- Peter Lombardus, lumen omnium;
- Alphonsus Tostatus, stupor mundi;
- Wesselus Gansfortius, lux mundi;
- und so weiter.
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Ja es haben sich nach der Hand auch nach der von Luthern unternommenen
Reformation
noch hin und wieder einige gefunden, welche der
Scholastischen Philosophie angehangen. Denn
obgleich ein grosser
Theil der
Philosophischen
Welt die
Ungründlichkeit, Barbarey, und unnütze Spitzfindigkeit der Scholastischen Philosophie
eingesehen, auch wohl Theils nachdrücklich
bestritten, so war doch dieselbe mit dem Interesse
des Römischen Hofes und der darauf gebaueten
Theologie so sehr verbunden, daß man sie nicht
abschaffen können. |
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Über dieses war |
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{Sp. 924} |
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das Vorurtheil für den Aristoteles,
vornehmlich für dessen Scholastische
Ausleger, den Thomas Aqvinas, und Johann Scotus, bey den
Ordensleuten von ihrer
Profeßion sehr
groß, auch noch
in neuern
Zeiten, zumal da sie mit ihren
Philosophischen Subtilitäten bey
unterschiedenen
Gelegenheiten viel zu gewinnen vermeynten. Und
da der Jesuiter-Orden aufgekommen, welcher
allen andern den
Fleiß und
Ruhm in Vertheidigung
des Römischen Hofes, worzu die Scholastische
Philosophie am allerdienlichsten war, streitig zu
machen gesucht hat; so ist leicht zu erachten,
daß diese Ordensleute, welche auf Römisch-
gesinnten
Universitäten den Philosophischen
Lehrstuhl meistentheils besitzen, die
Scholastische Philosophie im Flor zu erhalten
gesucht haben, welche sie auch noch darzu für
eine Philosophiam orthodoxam et catholicam gehalten. |
Heumann de Philosophia Catholica,
in Act. Phil. ... |
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Gleichwie aber nun die Scholastische
Philosophie, wie schon gedacht, dem Römischen
Hofe und dieser Kirche sehr zuträglich gewesen,
so wurden gegentheils diejenigen, welche die
Philosophie profitiren
wollten,
verbunden und
verpflichtet, keine andere, als die Scholastische
Philosophie zu
üben, derselben zu huldigen und
sie sowol mündlich als schriftlich zu lehren:
Daher man siehet, daß auch ein Gebot, und,
so zu sagen, Zwang, den Fortgang dieser
Philosophie getrieben habe. |
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Nun ist zwar nicht zu
läugnen, daß einigen
aufgeweckten
Männern, besonders unter den
Frantzosen, die Augen aufgegangen, daß sie die
Scholastische Barbarey zu vermeiden, und wo
nicht der in der
Sache, doch in den
Worten etwas
netters, das den Geschmack des zärtlichen
Seculi mehr
vergnügte, hervor zu bringen sich bemühet: Allein
wenns hoch kam, so änderte man etwas
weniges an der
Lehrart, oder ließ in
Physicalischen
Materien da und dort eine
Anmerckung der Neuen mit einfliessen,
dergleichen der
berühmte Jesuit
Fabri
gethan. |
-
Buddeus Isag. Hist. Theol. ...
-
Stolle in der Historie der Gelahrheit ...
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Im Hauptwerck aber wurde nichts
verändert,
und auch diejenigen, welcher in der Reinlichkeit der
Lateinischen Sprache andere übertrafen,
priesen dennoch die Scholastische Philosophie
nicht nur ihren
Schülern, sondern auch sogar der
gelehrten
Welt auf das nachdrücklichste an,
welches unter andern der berühmtes
Frantzösische Jesuit Vavasseur in einer Oration: Quid
Scripturae interpretes Scholastive juvet, gethan. |
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Daß man aber auch in der Römischen Kirche
an vielen
Orten nunmehr von der Philosophie
einen bessern Geschmack hat, ist nicht den
hohen Schulen und
Gymnasien, sondern den
gelehrten Gesellschafften, und dem
Critischen,
Physicalischen und Mathematischen
Studio
zuzuschreiben. Und
gewiß, seit einem halben
Jahrhundert hat die Scholastische Philosophie
selbst unter den Philosophen der Römischen
Kirche einen starcken Stoß erlitten. |
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Und hiervon ist die
Ursache theils, weil man
sowol die Vernunft- als Naturlehre auf eine
gründlichere Art eingesehen und mit vielem Fleiß
excoliret
hat, theils weil der Mißbrauch der Scholastischen
Philosophie in Theologischen Sachen, Anlaß
gegeben, daß manchem |
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{Sp. 925|S. 477} |
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die Augen aufgegangen sind. Denn da
sonderlich die Jesuiten, welche sich mit vielem
Fleiß auf die Moral und das
Natur-Recht legten,
ob sie gleich nach Art ihrer Vorfahren
Vernunfft,
Offenbahrung und Tradition mit einander
vermischten, ihres besondern
Nutzens wegen, auf
verschiedene sowohl ungründliche als
gefährliche und schädliche Lehrsätze verfielen,
die mit in die Jansenistische Streitigkeiten lieffen, so
nahmen sich etliche von den Jesuiten gedruckte
gelehrte Männer und scharffsinnige Philosophen
den Muth, die abscheuliche
Gestalt der
Jesuitischen Moral mit lebendigen Farben
abzumahlen. |
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Es ist hier noch zu berühren, daß auch unter
den
Protestanten
sich einige gefunden, welche sich die Scholastische Spitzfindigkeit gefallen
lassen: Allein erstlich sind ihrer nicht viel, und
dürffte man die meisten in Engelland sucheten;
hernach haben auch diejenigen, welche von
Scholastischen Philosophen verschiedenes beybehalten, den Aristoteles dabey zu
Rathe
gezogen, und die Scholastische Gedancken nach
dessen eigentlichen Systemate
verbessert, daher
sie auch eigentlich nicht hierher gehören. |
Tribbechovius hat ein besonder
Buch
de Doctoribus Scholasticis
geschrieben. |
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Siehe übrigens den
Artickel:
Scholastische
Philosophie. |
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