Titel: |
Profeßion |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
29 Sp. 764 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
29 S. 395 |
Vorheriger Artikel: |
Profeßion, siehe Professio |
Folgender Artikel: |
Profeßion … auf Universitäten |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben
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Profeßion, Professio, heisset im gemeinen
Leben das Gewerb,
Thun, die Handthierung;
ingleichen der
Stand,
Beruf, die
Lebensart und
Nahrung. |
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Dahero heißt Profeßion von einem
Dinge
machen, sich auf ein Ding legen, und dasselbige
treiben, sich damit zu ernähren. |
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In denen
Rechten wird zwar Profeßion
insgemein nur von denen ehemahls so genannten
Argentariis oder Geld-Wechslern gesagt; indessen
aber braucht man dieses
Wort bisweilen auch von
allen andern Ständen und Lebens-Arten. |
- l. 6. §. praetor.
ff.
de
edend.
- l. 26. in fin.
C.
de Episc. et
Cler.
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Es gehören die Profeßionen insonderheit mit
zu den Mitteln, wodurch der
menschlichen
Unvollkommenheit abgeholffen wird, und sind
solche dreyerley Gattung. Entweder sie kommen
an auf blosse
Wissenschafft, wenn man sie ihrem
Wesen nach und an sich selbst betrachtet; oder
fast allein auf eine fertige Ausübung; Oder endlich
auf Wissenschafft und Ausübung zugleich. |
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Die erste
Art fasset in sich alle
Theile der
Gelehrsamkeit, welche
wesentlich bestehet in
wahrer und gründlicher
Erkänntniß
nöthiger
und
nützlicher
Wahrheiten; ob sie wohl freylich dem
Endzweck nach, wenn sie nicht vergeblich seyn
soll, muß ausgeübet werden. |
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Zu der andern gehören die
Handwercker,
welche bestehen in einer Fertigkeit
gewisse
Maschinen zu machen, zur Unterhaltung des
menschlichen
Leibes, ohne daß dabey eine
gelehrte und gründliche
Erkänntniß vonnöthen
wäre. Ohne alle Erkänntniß kan zwar kein
Handwerck erlernet werden; jedoch kommt darauf
das wenigste an, darf auch fast nur ins
Gedächtniß gefasset werden; die Ubung aber
muß dabey das Haupt-Werck vollbringen. |
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Wenn eine Profeßion auf alle Wissenschafft
Erfahrung und äusserliche Übung zugleich
beruhet: wird sie eine
Kunst genennet. |
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Alle diese Dinge sollen darzu
dienen, daß
unser natürliches Leben und die äusserliche
Wohlfahrt befördert werde; dieses aber soll
wiederum eine Gelegenheit und ein Hülffs-Mittel
seyn, die
Seele zu bessern, damit man
GOttes Willen vollbringen, ihn ehren, und sich selbst
glücklich machen könne. |
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Was vor
Regeln in
Erwählung einer Profeßion
zu beobachten, findet man in dem
Artickel:
Beruff,
im |
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{Sp. 765|S. 396} |
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III
Bande,
p. 1449.
Lebens-Art, im XVI Bande,
p. 1272. u.ff. und
Studieren. |
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In dem ersten Artickel ist auch erzählet, wie
man es bey dieser
Wahl auf unterschiedene Art
versehe. |
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Was
Eltern in Ansehung ihrer
Kinder dabey
zu mercken, das zeiget der Artickel:
Kinder-Zucht, im XV Bande,
p. 654. u.ff. insonderheit p.
658. |
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Wie man in der erlernten Profeßion sich
klüglich verhalten solle, weiset der Artickel:
Reichthum. |
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Sonst bemercken wir noch, daß die
verschiedenen Profeßionen auch verschiedene
Inclinationen und Gemüths-Neigungen
machen.
Die
Gewohnheit hat eine grosse
Gewalt, und
solches wird am meisten
erkennet, wenn sich ein
Mensch in einen gewissen Orden oder
Gesellschafft begiebet. Drum wenn ein
Vater
zwölff
Söhne hätte, die von
Natur einerley
Temperament und Inclination führeten: Der erste
aber ein Theologus, der andere ein Juriste, der
dritte ein Medicus, der vierdte ein Mathematicus,
der fünffte ein Criticus, der sechste ein
Kauffmann, der siebende ein Soldate, der achte
einen Hoff-Bedienter, der neunte ein Handwercks-Mann, der zehende ein Schiffer, der eilffte ein
Bauer, der zwölffte sonsten etwas würde; so
würde doch bey allen eine sonderbahre
Inclination, sonderbahre Wünsche, sonderbahre
Judicia gefunden werden. |
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Doch auf unseren
Zweck zukommen, werden
wir alle
Stände nicht ausführen. Denn die Leute,
die sich in der
Republick befinden, sind
Gelehrte,
Hoff-Leute, Soldaten,
Kauff-Leute, die mit der
Hand arbeiten. Ein Gelehrter sucht allemahl die
Freyheit. Denn wer im
Studiren seine freye
Meynung vorbringen mag, dem ist auch die
Dienstbarkeit in andern
Sachen beschwerlich, die
er geringer schätzet als alle
Studien. Drum haben
auch die Tyrannen dieses gewisseste Arcanum
ihrer
Regierung, daß sie die
Unterthanen nicht
studiren, sondern die Künste bloß in dem
geheimen Cabinete ihres Hofes exerciren
lassen. |
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Es ist auch bekannt, daß die Gelehrten lieber
in
Friede und Ruhe leben, als daß sie
Krieg und
Streit rathen solten, alldieweil das Studiren in dem
Geräusche der Waffen übel kan fortgesetzet
werden. Am meisten aber zielen sie auf die
Ehre, und
auf ansehnliche Bekanntschafft. Denn die
Gelegenheit des Studirens verbietet ihnen grosses
Reichthum zu
hoffen. Ja wenn man die Gelehrten
selbst in ihrem
Unterscheide betrachten will, so
findet man was sonderliches an den
Geistlichen,
an den Politicis, an den Medicis; an den
Philosophen, das ihnen gleichsam eingeflösset
wird, wenn sie zu einer solchen Profeßion treten.
Und darauf muß ein Staats-Mann sehen, wenn er
sich dergleichen Leute zu seinem
Vortheil
bedienen will. Die Hoff-Leute ergeben sich dem
Glücke, und haben keinen andern
Zweck, als daß
sie bey dem
Fürsten in beständiger
Gnade
leben
wollen. Und weil diese
Glückseligkeit von vielen
andern verlanget wird, so müssen sie stets in
heimlichem Hasse und verstellter Freundlichkeit
ihre Actionen zwingen lernen. |
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Die vom
Kriege Profeßion machen, haben
keine Lust zu friedlichen Rathschlägen, weil ihnen
hierdurch die Hoffnung der
Ehre und des
Gewinstes entzogen wird. Sie wollen gerne mit
Gewalt durchdringen: Die
Gesetze hören sie nicht
gerne und suchen |
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{Sp. 766} |
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alle mahl über andere ein Commando. |
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Die Kauff-Leute gehen mehr auf den
Profit,
als auf hohe Ehre und
Dignität. Sie hören gerne
dabey von Freyheit, weil sie das
Capital darbey
öffentlich rühmen dürffen: und erschrecken allezeit
vor dem Kriege, weil die
Commercien dabey
turbiret werden. |
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Die mit der Hand arbeiten, achten der Ehre
wenig, und sind mit der Nahrung zufrieden. |
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