Titel: |
Gehorsam ist eine vernünfftige |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
10 Sp. 631 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 10 S. 329 |
Vorheriger Artikel: |
Gehon |
Folgender Artikel: |
Gehorsam, wird der Glaube genennet |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben und Anmerkungen |
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Gehorsam ist eine
vernünfftige Bereitwilligkeit unsern an
sich selbst
freyen Willen nach dem
Willen des Gesetzgebers einzurichten, weil
eben in der Beobachtung derer
Gesetze unserer Wohl bestehet. |
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Da nun
GOtt eigentlich der Gesetz-Geber ist, so folget, daß demselben auch
der Gehorsam von seinen Creaturen zukomme. Weil nun aber denen Absichten GOttes
zuwieder, uns selbst zu
regieren, als sind wir solchen Gehorsam denen
schuldig,
so an Gottes Stadt da sind, als
Obrigkeiten,
Eltern, Vorgesetzten,
Herrn und
Frauen. Zu geschweigen, daß noch öffters unser ausdrücklicher
Consens dazukommt,
also, daß wir uns dem andern
verbindlich machen, seine
Befehle zu vollziehen. |
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Es gründet sich also ein vernünfftiger Gehorsam auf eine genaue
Erkäntniß
und Uberlegung desjenigen, was uns geboten. Weil wir nun
wissen, daß
Göttliche
Gesetze
vollkommen, als leisten wir selbigen einen
absoluten Gehorsam. Da nun
alle
weltliche
Regierung unter der Göttlichen stehet, so
muß auch der Gehorsam,
denen wir der
Weltlichen Obrigkeit leisten, so beschaffen seyn, daß er dem, so
wir GOtt zu leisten schuldig, nicht wiederstrebe. Und in solchem Falle hat
alsdenn statt: man muß GOtt mehr gehorchen als denen
Menschen. |
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Weil wir nun versichert sind, daß
GOtt nichts anders
wolle, als was heilig
und uns wahrhafftig
gut und selig, so können wir bey Beobachtung derer
Göttlichen Befehle
gantz ohne Sorgen seyn, als ob wir etwa was
unrechtes
vornähmen, wenn wir nur sonst versichert sind, das wir die Göttlichen Befehle
recht
verstehen. Bey
menschlichen Befehlen müssen wir hingegen allezeit wohl
darauf sehen, ob auch selbige mit denen Göttlichen wohl
überein stimmen. |
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Ein wahrhaffter Gehorsam, er erstrecke sich auf
Göttliche
oder
menschliche
Gesetze, geschiehet allezeit deswegen, weil wir sehen, daß es unsere
Verbindlichkeit so
mit sich bringe, und daß eben hierinnen unserer
wahrer
Nutzen
liege; wenn nun ein
Mensch deren nicht überzeuget, so wird sein Gehorsam nur zum
Scheine seyn. Ein solcher Mensch wird das Seinige mit Wiederwillen
thun und mit
einem
Worte daß es dasselbe nicht thun
mögte. |
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Jenes heisset ein
kindlicher, dieses einen
knechtischer Gehorsam. Derowegen
will man von eine einen vollkommenen Gehorsam, so lasse man sich vor allen
Dingen angelegen seyn, ihn wegen seiner
Verbindlichkeit und des daher rührenden
Nutzen zu überzeugen. |
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Die
Heil. Schrifft gedencket eines mannigfaltigen Gehorsams: als da ist |
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1) |
der Gehorsam gegen
GOtt |
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{Sp. 632} |
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Devt. 13, 4. |
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a) |
ein reiner kindlicher Gehorsam, der nicht aus heuchlerischen,
sondern aus rechtschaffenen Hertzen, aus dem innersten
Grunde desselben,
und aus Kindlichen Vertrauen herrühret, |
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b) |
ein freywilliger und ungezwungener, |
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- 1. Chron. 29,9.
- Jer. 30,21.
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c) |
ein heiliger, der sich nach GOttes Wort richtet, |
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Jer. 11,3. 26,4. |
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d) |
ein beständiger und immerwährender, |
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e) |
der allerhöchste, daß wir
GOtt über alles Gehorsam seyn, |
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Zu diesem Gehorsam soll uns
bewegen |
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Devt. 13,4. 18,15.27,10. |
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1. Sam. 15,22. |
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- der grosse
Nutz, denn der Gehorsam wird von GOtt mit allerley
Guten
belohnet,
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- Exod. 15,26.
c. 23,25.
- Devt. 13,17.18.
- Gen. 26,4. 5.
- 1. Reg. 9,4. 5. etc.
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2) |
der Gehorsam derer
Kindern gegen die
Eltern, |
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- Prov. 1,8. 6,20. 23,22.
- Eph. 6,1.
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a) |
daß die Kinder derer
Eltern
Zucht und
Straffe
billig annehmen, |
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Ebr. 12,7. 9. |
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b) |
ihnen nach allen
Vermögen
dienen, |
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c) |
ohne ihre Einwilligung und Vorbewust sich nicht in
Ehe-Verlöbniß
einlassen, |
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- Exod. 34,16.
- Devt. 7,3.
- Jer. 29,6.
- Syr. 7,27.2.
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und wie Paulus
sagt, ihnen gehorsam seyn in allen
Dingen, |
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Col. 3,20. |
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aber mit dieser Bedingung, wenn es nicht wieder
GOtt und seine
Gebote läufft, denn sonst heist es: Man muß GOtt mehr gehorchen, denn
denen
Menschen, |
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Act. 5,29. |
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dieser Gehorsam wird auch von GOtt belohnet, |
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- Exod. 20,12.
- Devt. 5,16.
- Eph. 6,2. 3.
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3) |
der Gehorsam gegen die
Obrigkeit, |
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- Rom. 13,1. 2. 5.
- Tit. 3,1.
- 1 Petr. 2,13.
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a) |
die innerliche Willfährigkeit des Hertzens, |
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1 Sam. 18,5. |
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- 1 Reg. 3,8.
- Prov. 24,21.
- Rom. 13,7.
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1 Sam. 22,14. |
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e) |
alle unterthänige und Pflichtschuldige Dienstleistung, |
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Gen. 41,40. |
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doch müssen auch die
Unterthanen sich hüten, daß sie der Obrigkeit
zu Folge, nicht etwa etwas wieder
GOtt, sein Wort, die
wahre
Religion
und
Freyheit
des
Gewissens thun, |
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- Act. 5,29.
- Exod. 1,17.
- Dan. 3,18.
- Act. 4,19.
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4) |
der Gehorsam derer
Dienstboten
gegen ihre
Herren und Frauen, und der
soll seyn |
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a) |
ein gottseliger und
christlicher, |
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- Eph. 6,5. 7.
- Col. 3,22.23.
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c) |
ein reiner und unbefleckter,ohne Heucheley und
Falschheit, |
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g) |
[1] ein allgemeiner, daß das
Gesinde keinen
Unterscheid zwischen denen
Personen mache |
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1 Pet. 2,18. - [1] HIS-Data: korrigiert aus: 9 |
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zu diesem Gehorsam soll sie bewegen |
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- Eph. 6,5. 6.
- 1 Pet. 2,18.
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- seine Drohung und
Straffe, wenn es nicht geschicht
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Col. 3,25. |
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