Titel: |
Uibereinstimmung |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
48 Sp. 588 |
Jahr: |
1746 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 48 S. 307 |
Vorheriger Artikel: |
Uibereinstimmende Urkunden |
Folgender Artikel: |
Uibereinstimmung, (analogische) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Uibereinstimmung, ist diejenige
Beschaffenheit einer
Sache, da sie in gewissen
Stücken mit |
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{Sp. 589|S. 308} |
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einer andern überein kommt. |
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Und heissen demnach Uibereinstimmende
Dinge diejenigen, in deren einem man eben die
Beschaffenheit findet, die in dem andern ist; in
welchen man aber nicht eben eine solche
Beschaffenheit antrifft, selbige werden
unterschiedene genennet. |
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Man theilet die Übereinstimmung
insgemein |
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- erstlich in die einfache (Simplicem) da ein
Ding mit dem andern in gleicher
Eigenschafft
übereinstimme, wie eine gerade Linie mit der
krummen, weil sie ihre Länge haben;
- und in die
analogische (analogicam) da unter verschiedenen
Sachen eine gleiche Fähigkeit und
Geschicklichkeit angetroffen werde, dergleichen
Übereinstimmung zwischen einen Fuhr- und
Schiffmann sey. Denn wie sich der erstere zum
Wagen verhalte, so verhalte sich der andere zum
Schiff. Im
Lateinischen nennet man dieses
proportionem.
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Zum andern theilet man sie |
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- in die wesentliche (essentialem) wenn einige
Dinge unter einander in ihrem
Wesen gleich
wären, wie Petrus und Paulus in der
menschlichen
Natur, die auch sonst
Identitas genennet wird;
- und
in die zufällige (accidentalem) wenn man bey
etlichen Sachen gleiche zufällige oder ungewisse
Eigenschafften antreffe, welche entweder eine
innerliche, wenn die innerliche Eigenschafften
einander gleich; oder eine äusserliche, wenn die
Gleichheit die äusserlichen Umstände betreffen,
sey.
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So trägt man insgemein diese
Materie unter
dem
Titel in der Lehre von der Logic für, deren
genauern Ausführung aber unter dem
Artickel:
Gleichheit, im X
Bande,
p. 1634 u.ff. anzutreffen
ist. |
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Siehe ferner die Artickel: Harmonie, im XII
Bande, p. 568 u.ff. |
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Von der Übereinstimmung der Seele mit dem
Leibe kan man den Artickel:
Seele, im XXXVI
Bande, p. 1051 u.ff. nachsehen, ingleichen
Vorherbestimmente Harmonie; und von der
Uibereinstimmung der Vernunfft und des
Glaubens den Artickel
Vernunfft, im XLVII Bande,
p. 1390 u.ff. |
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In der Moral zeiget sich ein Anblick von einer
Wissenschafft, die zur
Zeit noch unbekannt ist,
nehmlich von der Uibereinstimmung der Minen
und Geberden mit den natürlichen Neigungen.
Hierbey solte man zugleich zeigen, wie weit der
Zwang der Minen und Geberden einzurichten,
damit sie nicht gar zu widernatürlich
herauskommen und dadurch Mißfallen erregen.
Allein es fehlet in den
Sitten der Menschen noch
an gar vielen andern Dingen, ehe sie an diese
Kleinigkeiten gedencken können. Unterdessen hat
man diese Kleinigkeiten nicht für so geringe
anzusehen, als wenn man sich gar nicht darum zu
bekümmern hätte, indem öffters an ihnen nicht
wenig gelegen ist. Es ist wohl eher geschehen,
daß gezwungene Minen und Geberden die Gunst
des Patrons gehindert, und dadurch ein grosses
Glück verschertzet worden, hingegen freye Minen
dieselben befördert, und dadurch zu dem
zeitlichen Glücke den Grundstein mit gelegt
haben. |
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Die Thiere haben auch ihre natürliche
Neigungen, und denselben gemässe
Beschaffenheit der Gliedmassen. Wir sehen, daß
sie ohne einigen
Unterricht eine Bemühung
anwenden, eine ihren Gliedmassen gemässe
Bewegung hervor zubringen, auch unter solchen
Umständen, da sie es von den Alten |
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{Sp. 590} |
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nicht gesehen. Z.E. eine Ente gehet ins
Wasser, so bald sie aus dem Eye ausgekrochen,
wenn sie auch gleich von einer Henne
ausgebrütet worden, und dergleichen von keiner
alten gesehen. Ein junges Huhn scharret mit den
Füssen sobald es ausgekrochen, wenn es gleich
das Scharren von den alten noch nicht gesehen,
u.s.w. |
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Wenn demnach das Gesichte des
Menschen
hauptsächlich mit den Thieren eine Ähnlichkeit
hat: So sind die natürlichen Neigungen des
Menschen auch den natürlichen Neigungen des
Thieres gleich. Da nun die Thiere dem Triebe ihrer
natürlichen Neigungen folgen, und diese bey
ihnen wenig geändert werden, sonderlich, wenn
sie nicht unter der Zucht der Menschen sind: So
ist diese Ähnlichkeit nicht ein unrechter
Grund, die
natürliche Neigung der Menschen zu
errathen. |
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Zur
Zeit dürffte wohl noch das allersicherste
seyn, was in der Physiognomie daraus hergeleitet
worden. Wer demnach in diesem Stücke der
Physiognomie etwas thun wolte, der müste sich
vor allen Dingen um eine gute
Historie der Thiere
bemühen, darinnen nicht allein ihre
Gestalt,
sondern auch ihre
Handlungen, Minen, und
Geberden genau beschrieben werden. In dieser
Ähnlichkeit kan man aber nicht weiter gehen, als
die Beschaffenheit der Gliedmassen des
Leibes
sonderlich des Angesichts zu Minen und
Geberden dienet, welche den natürlichen
Neigungen gemäß sind. |
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Es giebt aber auch eine Uibereinstimmung
zwischen der
Ursache und dem
Effecte, oder wie
man
spricht: sie sind beyde einander gleich. Denn
weil in einem Effecte nichts ist, so nicht schon
vorhin in der Ursache desselben wäre, so erhellet
hieraus, daß auch keine Beschaffenheit in dem
Effecte kan angetroffen werden, die nicht eben
dieselbe Beschaffenheit erfordere in einer
Ursache nach ihrer
Krafft. |
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Wenn man in einem
Dinge eben eine solche
Beschaffenheit antrifft, die man in einem andern
findet, so werden sie beyde übereinstimmend mit
einander genennet. Also haben die Ursache und
der Effect eine Übereinstimmung, oder sie sind
beyde einander gleich. Also ist ein Korn dem
Saamen gleich, daraus es hervor gewachsen: Und
weil die
Welt grosse
Weißheit, Allmacht und
Kunst
in sich und ihren Theilen zeigt; so ist man gewiß,
daß
GOTT solches alles nicht weniger in seinen
Kräfften besitze. |
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Inzwischen ist die Übereinstimmung eines
Dinges mit seiner Ursache entweder nur allein mit
der Krafft derselben, oder zugleich auch mit der
gantzen Ursache, so die Krafft in sich fasset,
anzunehmen; wiewohl das letztere doch nur in
sofern zu verstehen, als solches ebenmäßig in der
Krafft der Ursache mit enthalten. |
- Meißners
Philosophisches Lexicon.
- Zimmermanns
natürliche Erkänntniß GOttes ...
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Siehe übrigens auch den
Artickel:
Uibereinkommen. |
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