Titel: |
Arbeitsamkeit |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
Suppl. 2 Sp. 147 |
Jahr: |
1751 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Suppl.
2 S. 79 |
Vorheriger Artikel: |
Arbeit macht einen zum Gesellen |
Folgender Artikel: |
Arbeit stehen (in) |
Siehe auch: |
|
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
|
|
Text |
Quellenangaben |
|
Arbeitsamkeit, ist diejenige Beschaffenheit, da
ein Mensch zu allen fürfallenden
Geschäfften bereit
ist, auch allezeit was zu
thun hat, damit er den
dabey sich vorgesetzten
Endzweck erreichen
möge. |
|
|
Sie ist entweder eine tugendhafte, oder eine
paßionirte Arbeitsamkeit, in Ansehung des
Endzwecks, den jemand bey seinen vielen
Verrichtungen hat, worauf bey dem menschlichen
Thun und Lassen
vornämlich zu sehen ist. |
|
|
Die tugendhafte Arbeitsamkeit entspringet aus
einer
tugendhaften
Begierde,
GOtt und der
Welt zu
dienen, welche Art arbeitsamer Leute gar seltsam
ist. |
|
|
Die paßionirte Arbeitsamkeit entstehet aus
dem Triebe verderbter
Neigungen
und zielet dahin
ab, daß diesen unordentlichen Begierden hiedurch
als ein Mittel Gnüge geschehe. Man
theilet diese
paßionirte Arbeitsamkeit wiederum in eine
Geldgeitzige und in eine ehrgeitzige ein. Die
Geldgeitzige Arbeitsamkeit entstehet aus einem
geldgeitzigen, intereßirten oder
eigennützigen
Gemüthe, und zielet bloß auf
Gewinst, auf
Geld und
Gut. Die ehrgeitzige Arbeitsamkeit hat ihren
Ursprung aus einem ehrgeitzigen Gemüthe, und
suchet durch viele Mühe und
Arbeit vor andern
einen
Vorzug zu haben. |
|
|
Unter diesen arbeitsamen Leuten, den
Geldgeitzigen und Ehrgeitzigen, ist ein vielfältiger
Unterscheid. Denn erstlich ist der Trieb zur Arbeit in
den Gemüthern durch gar mancherley Grade
unterschieden, nachdem die Neigung, woher diese
Arbeitsamkeit entstehet, beschaffen ist. Die
Begierde zur Arbeit ist in einem Gemüthe hitziger
oder schwächer, nachdem der Geld- oder Ehrgeitz
in seinen Absichten hitziger oder schwächer
ist. |
|
|
Hernach findet man einen Unterscheid in
Ansehung der Geschäffte selber, in dem ein
Gewinnsüchtiger mit grosser Hitze auf Brodkünste,
dergleichen zum Exempel in allen
Wissenschafften
die practischen
Disciplinen sind, alsofort zu fallen
pfleget, die andern aber, als die
theoretischen, da er
nicht alsofort einen
unmittelbaren
Gewinst vor sich
siehet, hindansetzet; Ehrgeitzige Gemüther aber mit
unverdrossenem
Fleiße und
Geduld denjenigen
Studien obliegen, die zu der
Zeit, darinnen sie
leben, vor etwas sonderbares geachtet
werden. |
|
|
Nächst diesem, dieweil die drey
Hauptneigungen,
Wollust, Geldgeitz und Ehrgeitz, in
denen Gemüthern der Menschen verschiedentlich
gemischet zu seyn pflegen, also daß der
herrschende Ehrgeitz oder Geldgeitz eines
Menschen mit starker Wollust, oder die herrschende
Wollust mit starken Ehr- oder Geldgeitz gemäßiget
ist, so
muß solchen Falls
nothwendig die Neigung
zur Arbeit mit untermischter Neigung zum
Müßiggange, und diese wiederum durch jene nach
Proportion ziemlich gemäßiget werden. |
Müllers Anmerk. über Gracians
Oracul. Max. … |
|
{Sp. 148} |
|
|
Das
Wort
Fleiß wird insgemein als ein
gleichgültiges Wort mit dem Worte Arbeitsamkeit
genommen. |
|
|
Der Arbeitsamkeit stehet der
Müßiggang
entgegen, davon an seinem Orte. |
Man lese nach
-
Wolfs
Gedancken von der Menschen Thun und Lassen.
- Walchs Philosoph. Lex.
|
|
|
|