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Zedler: Stamm HIS-Data
5028-39-1059-4
Titel: Stamm
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 39 Sp. 1059
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 39 S. 543
Vorheriger Artikel: Stamler, (Johann Heinrich)
Folgender Artikel: Stamm, Lat. Genus
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text  
  Stamm, Truncus, Tronc, heisset eigentlich das Stücke an einem Baume, so zwischen der Wurtzel und den Ästen befindlich. Er dienet dazu, daß durch ihn der Safft aus der Wurtzel in die Höhe geführet und in die Äste getragen werde.  
  Insonderheit aber verstehet man darunter die jungen in der Baum-Schule aus Kernen erzeugten Bäumlein, welche gepfroffet zu werden, tüchtig sind.  
  Wilde Stämme oder Wildlinge aber heisset man diejenigen, so in Höltzern oder Wäldern von sich selbst wachsen.  
  Diejenigen Stämme, so aus den Kernen gezogen werden, sind die besten, und den Wildlingen oder wilden Stämmen weit vorzuziehen: Denn sie geben dauerhaffte, gesunde und frische Bäume: Da hingegen es offt mit den Wildstämmen gefährlich ist, massen nicht alle in einerley Erdreich wachsen wollen: Denn etliche stehen in einem leimigten, etliche in einem sandigen und etliche in feuchten Boden, und wenn dieselben alsdenn nicht eben ein solches, oder ein besseres wieder antreffen, so bekommen sie den Brand, und andere schädliche Zufälle, also, daß offt wenige recht gesund bleiben.  
  Die Stämme, so man pfropffen will, sollen fein gerade, glatt und von Mose rein, auch, weder zu dicke, noch zu dünne, sondern wohl bewurtzelt seyn, und in gutem Triebe stehen. Untüchtige, ungesunde und mangelhaffte Stämme, soll man gar nicht pfropffen, weil es doch in die Länge keinen Bestand hat.  
  Er wird alle Jahre, wo er anders guten Zugang von Säfften aus der Erden bekommet, dicker und stärcker, und dieses ist in der Natur so wohl gegründet, als es die Nothwendigkeit erfordert; denn weil sich die Äste, welche er zu tragen hat, jährlich vermehren, und er folglich nebst diesen auch mehrere Früchte zu tragen bekommt, so muß der Stamm auch stärcker werden, daß er diese Last zu tragen vermögend sey.  
  Es ist solches auch deswegen nöthig, damit mehr Safft zugeführet werde. Je mehr Äste werden, iemehr ist Nahrung nöthig, indem sich alsdenn die Blätter, Blüthen, Früchte vermehren, auch die Äste selbst in die Höhe und dicke wachsen, folglich muß auch der Stamm wachsen, damit der Safft häuffiger hinauf gebracht werden kan.  
  Um wie viel ein Stamm des Jahres stärcker geworden, lässet sich an manchen gar deutlich wahrnehmen, wenn derselbe gerade durchsäget wird, immassen er in gewisse Cirkel gleichsam abgetheilet, welche iedoch etwas ungleich übereinander stehen, und eben auch daher die Jahre genennet werden.  
     

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Stand: 27. Januar 2013 © Hans-Walter Pries