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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-12-432-1
Erste Section > Zwölfter Theil
Werk Bearb. ⇧ 12. Th.
Artikel: BREMEN, das Herzogthum A
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum S. 438 : 432
Siehe auch: HIS-Data Bre
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Inhalt:
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BREMEN, das Herzogthum ... B ⇨

   
Forts. S. 432 Sp. 1 BREMEN, das Herzogthum, jetzt ein Theil der hanöverschen Landdrostei Stade.♦  
  A. Geographie und Statistik *).♦  
1) 1) Lage, Gränzen, Größe. Die Provinz Bremen hat ihren Namen von der Hauptstadt; sie breitet sich im teutschen Norden von 25° 55' bis 27° 22' östl. L. und 52° 56' bis 53° 52' nördl. Br. aus. Die
 
 
  • *) Bremen besitzt, wie so manche viel geringere Provinz Teutschlands, keine eigentliche Chorographie. Was Pratje in seinen beiden Werken: die Herzogthümer Bremen u. Verden 1757 – 1762 und im Alten und Neuen aus Bremen und Verden 1769 – 1781 geliefert, und Schlichthorst von 1796 – 1806 fortgesetzt hat, enthält zwar manches schätzbare Material zu einer künftigen Darstellung des Landes, macht aber kein Ganzes aus. Nach diesen und Büsching ist Bremen in dem großen weimarschen Handbuche bearbeitet. – Eben so dürftig sieht es mit den bildlichen Darstellungen dieses Landes aus; de Roths Charte war zu seiner Zeit (Ende 16. Jahrh.) trefflich, und lag den Nachrichten von Homan, Vischer, de Witt u. s. w. zum Grunde; von wenigerem Werth, obgleich in größerem Maßstabe, ist die der Akademie von Berlin in 2 Blättern. Am ausführlichsten zeigt das Land der sogenannte milit. Atlas des Königr. Hannover von 1817, am besten die Hogrefe- Heiligersche Charte der Länder zwischen Elbe und Weser von 1812, die in Hinsicht der Genauigkeit noch Vorzüge vor der neueren Müllerschen des Kön. Hannover behauptet, wenn gleich ihr Äußeres und ihr Stich sie, wie diese, wenig empfehlen.
 
S. 432 Sp. 2 BREMEN  
  Gränzen sind im Norden das teutsche Meer, im Nordosten die Elbe, die sie von Holstein trent, im Osten Lüneburg, im Südosten Verden, im Süden Hoya und das braunschw. Amt Thedinghausen, im Westen das Gebiet der freien Stadt Bremen und die Weser, die sie von Oldenburg trent, und im Nordwesten das hamburgische Amt Ritzebüttel und das Land Hadeln, welche beiden man jedoch, wie das auf der Ostseite der Weser belegne oldenburgische Amt Würden als eingeschloßne Parzelen betrachten kann. Der Flächeninhalt beträgt 94 ¾ Quadratmeilen.  
2) 2) Physische Beschaffenheit. Das Sprichwort sagt: Bremen gleiche einem abgeschabten Mantel mit goldner Verbrämung und Kragen. Es hat vieles Wahre. Bremen gehört zu den großen nordteutschen Flächen und besteht im Innern blos aus Haiden und Mooren, die meistens nur magere Geest darbieten, der Rand aber, den die beiden mächtigen teutschen Ströme begleiten, aus aufgeschwemmter Marsch, die bald mehr bald minder fruchtbar ist. Kein Berg erhebt sich über die einförmige Oberfläche, und was man bei dem 2 Meilen von Bremen belegnen Worpswede{1} Berge nent, sind nur 2 vom Winde zusammengetriebene Sandhügel, die kaum 150' über den Spiegel der Weser erreichen.♦
  Zwischen der Haide des Innern breiten sich längs der Hamme jene großen Torfmoore aus, wovon das Düvelsmoor in den neuern Zeiten durch die Vehnkolonien trocken gelegt ist, aber strichweise findet man in allen Haiden bis zum Gestade des Meeres hinauf dergleichen Moore, die indeß einen geringern Umfang haben. Die sandigen Haiden sind hie und da mit großen Granitblöcken bestreuet, und überall stößt man auf Anzeichen, daß das Meer länger diese Strecken bedeckt habe, als das tiefer gelegene Teutschland. Hier und da stehen kleine Wälder als Gruppen da, wovon einer der höchsten und dichtesten bei Bederkesa aufgewachsen ist.♦ ⇧ Inhalt 
  Die Marschen oder das aufgeschwemmte Land ist übrigens nicht von gleicher Güte; ohne Vergleich besser sind die Marschen an der Elbe als an der Weser, hier liegt die Marschschicht zu flach auf dem Gnatz, der in der Landessprache mit dem Namen Dwa und Darz benant wird, und der besonders dem Anbaue hochstämmiger Bäume, die Pfahlwurzeln schlagen, hinderlich ist, auch enthalten die Marschen der Weser wenigere fette Substanzen, als die an der Elbe, sind minder ergiebig und mit weit mehrer Vorsicht zu behandeln. Bei ihrer niedrigen Lage müssen sie alle durch Deiche vor den Austretungen der Flüsse geschützt werden. – ♦  
  Die Elbe strömt im Osten, die Weser im Westen des Landes: in jenen Hauptstrom ergießen sich die Oste, die Este, die Lühe und Schwinge, in diese die Lesum, die sich durch den Zusammenfluß der Wümme und Hamme bildet, die Lüne und Geeste; der bedeutendste Binnenfluß ist die Oste, die sich von Süden nach Norden durch das Land windet und fast von der Hälfte ihres Laufs an schiffbar ist. Alle diese kleinen Flüsse sind nicht allein fischreich, sondern können auch auf eine Strecke mit Booten befahren werden. Kleine Binnenseen sind das Flügelsmeer, der Balk- und Bederkesersee. Der Hauptkanal ist der sogenannte Schiffahrtskanal, welcher Hamme und Oste verbindet und zur Verbindung der beiden Hauptströme vorgerichtet ist, jetzt indeß zu diesem Zwecke nicht dient, wol aber die Austrocknung der Vehne  
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  vorzüglich befördert hat. Quellen sprudeln in der Haide hier und da klar und hell hervor, aber die Brunnen haben meistens in der Tiefe mehr oder weniger einen Moorgeschmack. –♦  
  Das Klima ist zwar gemäßigt, doch mehr kalt als warm zu nennen. Häufig umlagern Nebel das Land, und im Herbste herrschen besonders in den Marschen Orkane und Stürme, daher selten ein Haus 2 Stockwerke trägt. Die Witterung ist auch sehr veränderlich, die Winterkälte aber gelinder, als selbst im innern Teutschland.  
3) 3) Kultur des Bodens, Kunstfleiß, Handel. Die natürliche Abtheilung des Landes in Marsch und Geest hat auf den Ackerbau einen entschiedenen Einfluß; anders bearbeitet der Landmann in der Geest, anders in der Marsch den Boden. In der Regel gibt die Geest bei weitem schlechtere Ernten als die Marsch, doch hat man auch ganz einträgliche Geestfelder und dagegen schlechte Marschen, daher man auch die Geest wieder in gute, mittlere und schlechte, die Marsch in gute und schlechte eintheilt. Ganz Bremen enthält 1,981,832 kalenb. Morgen. Davon sind 442,559 Ackerland, und von denselben kommen 231,009 auf die Geest, 212,550 auf die Marschen.♦ ⇧ Inhalt 
  Der als Ackergrund benutzte Boden hält sich mithin in Marsch und Geest so ziemlich die Waage. Dafür sind aber auch fast 2⁄3 der Marsch für den Pflug, nur 1⁄3 zu Wiesen oder Fettweiden bestimmt, wogegen die bei weitem größere Geest noch nicht den 7. Theil ihrer Oberfläche dem Pfluge darbietet: 6 Theile liegen als Wiese, Weide, Trift, Gemeinhuth, Gewässer, Holzung oder Wüste da. Man darf dem bremischen Bauer die Gerechtigkeit nicht versagen, daß er das, was er in Kultur genommen hat, mit Fleiße und in neuern Zeiten auch mit Umsicht bauet, und daß die Vorurtheile, die ihn sonst gefangen hielten, nach gerade zu weichen beginnen; doch kann man den bremischen Landbau keineswegs musterhaft nennen, und es fehlt viel, daß er dem kalenbergischen gleich komme. Indeß darf man auch nicht verkennen, daß dem Landmanne hier noch manches auf ihm lastet, was dort verschwunden ist. Bremen erzeugt an Kornfrüchten etwa so viel, als es nöthig hat; kann der Landmann auch hier und da etwas verkaufen, so hat ein anderer das wieder von dem Auslande nöthig, und beides mag sich so ziemlich die Waage halten.♦  
  Die Ernte in den Marschen fällt natürlich weit ergiebiger als auf der Geest aus, die in der Regel meistens nur Roggen, Hafer und Buchweizen bauet, aber das Korn, das auf der Geest wächst, ist in der Regel mehlreicher und besser, wenn es auch weit sparsamer schüttet. Die Hülsenfrüchte, besonders Bohnen, gerathen in der Marsch vorzüglicher, als auf der Geest. Gemüse wird zur Nothdurft gebauet, Kartoffeln mit immer steigender Progression; die ottersberger lange gelbe Rübe ist dem Boden dieses Marktfleckens eigenthümlich, artet auf anderen Plätzen aus, und wird daher bis nach England und Holland verfahren. Der Meerrettig des Altenlandes verdient hier auch eine Erwähnung, da er ein nicht unbedeutendes Export ausmacht. Flachs wird zwar überall gebauet, ist aber vor allem eine Stapelware des Altenlandes, wo nicht nur Vieles durch den Hausfleiß verarbeitet, noch mehr aber roh aus-  
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  geführt wird, und sonst gingen wol ganze Schiffslandungen mit rohem Flachse nach England und Holland. Hanf geräth feiner und besser auf der Geest als auf der Marsch, und wird dort auch zu einem groben Hanfleinen verarbeitet; den dicken steifen Marschhanf verkauft man für die Seilereien nach Hamburg und Bremen. Rapsaat ist eine Stapelware des Landes Kehdingen und der Ämter Neuhaus und Oste; 1 Himpten Aussaat gibt hier wol 400 Himpten Ertrag. Die Saat geht, weil nur weniges im Lande selbst zu Öle geschlagen wird, meistens nach Holland und den freien Städten, und der Landmann kauft dann vom Auslande das Rüböl. Obst hat man in den Elbmarschen, besonders im Altenlande, im Überflusse; dieses kleine Ländchen, das kaum 4 Quadratmeilen faßt, soll jährlich für 150,000 Gulden aus seinen Kirschen lösen, und es gibt dort Gärten, die 3000, 4500, ja 6000 Gulden ertragen. Das meiste Obst geht nach Hamburg, einiges nach Bremen. –♦  
  Die Viehzucht ist ganz beträchtlich; 1811 fand man im Lande 39,433 Pferde, 98,100 Stück Rindvieh, 168,319 Schafe und 58,412 Schweine, mithin 364,264 und auf der Quadratmeile 3844 Stück größeres Vieh. Das Pferd, womit doch meistens der Ackerbau getrieben wird, findet auf der Geest keine zuträgliche Weide; dagegen zieht der Bewohner von Wursten und in der Osterstader Marsch viele gute Pferde auf und setzt sie mit Vortheil ab. Das Rindvieh hält das Mittel zwischen der friesischen und holsteinischen Rasse; die Landleute der Wesermarschen machen auf ihren Weiden jährlich vieles Vieh fett. Die Schafe, zur Schnuckenrasse gehörig und nur einzeln veredelt, geben ihre Wolle zu den Landtüchern, die an verschiedenen Orten verfertigt werden; ein Theil geht roh aus. Die Schweinezucht ist für den Hausbedarf zureichend. Bienen werden auf der Haide gehalten – etwa 8000 Körbe, und ein nicht unbedeutender Gewinn aus dem Verkaufe des Honigs und des Wachses gezogen. An Flußfischen hat das Land einen Überfluß, der doch nur zur Konsumtion dient; an den Küsten werden mancherlei Seefische gefangen, auch Schalenthiere; die Seemuscheln werden für die Kalkbrennereien häufig auf den Watten gesammelt und auf dem Strande wol hier und da eine Robbe geschlagen. An Wildpret ist das Land arm, und Hasen und Schnepfen machen wol das Vornehmste aus, was die Küchen davon bekommen; dagegen hat es auch kein reizendes Thier, und an kleinem Raubwilde blos Marder, Wiesel und Iltisse.♦  
  Die Forstkultur wird in den wenigen Waldungen, die noch vorhanden sind, mit Umsicht gehandhabt, und man sucht jetzt den Schaden herzustellen, den die häufigen Aushauungen seit dem 30jährigen Kriege darin hervorgebracht haben. Dessen ungeachtet würde der Mangel an Brennholz höchst fühlbar seyn, wenn das Land nicht an seinem Torfe ein treffliches Surrogat besäße. Dieser ist für die Bewohner der Moordistrikte eine wahre Goldgrube. Sie versehen damit nicht nur die Städte des Landes, sondern auch Hamburg und Lübeck, und mancher Landmann löset aus seinen Torfgruben wol 300 Gulden und darüber. Außerdem hat das Land noch guten Töpfer- und Ziegelthon, welcher letzre in den großen Ziegeleien zu Gute gemacht wird, und etwas Walkererde. –♦  
  Der Kunstfleis ist in diesem blos produzierenden Lande  
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  höchst unbedeutend; der Hausfleis liefert etwas Tuch und Beiderwand aus selbst gezogner Wolle, und etwas Hanfleinwand, sonst findet man blos Ziegeleien, Brennereien, ein paar Papiermühlen und Töpfereien, und die paar Fabriken in den Städten und Marktflecken, die doch auf das Ganze nicht einwirken; fast alles übrige muß das Ausland liefern. –♦  
  So vortheilhaft das Land auch zwischen den Mündungen zweier Hauptströme belegen ist, so wenig haben dessen Bewohner doch dieselben bisher für Schiffahrt und Handel zu benutzen verstanden. Sie waren theils immer daran gewöhnt, Bremen und Hamburg als ihre Emporien, als die sichern Abnehmer ihrer Produkte anzusehen, um daran zu denken, sich andere Kanäle zu öffnen, theils fehlt es vorzüglich an Gelde, um einem anfangs kostspieligen Eigenhandel in Gang zu bringen, theils an einem Hafen an den beiden Hauptflüssen, um Fahrzeuge vor Stürmen und Gefahren zu sichern. Zwar wollte schon Karl XI. Lehe zu einem Handelshafen einrichten, aber das Projekt gerieth unter der kriegerischen Regirung seines Nachfolgers ins Stocken, und die hanöverische Regirung hat erst seit der neusten Zeit diesen Hafen besser in Stand setzen lassen. Doch trieben schon vorher die Örter Neuhaus und Oberndorf, die kleine Häfen an der Oste besitzen, einige Rheederei und Stade sendete 1815. 4 Fahrzeuge auf den Wallfischfang aus.♦  
  Bremen bringt zur Ausfuhr Rapsaat, Hanf und Flachs, Obst, Meerrettig, Wolle, Dorf, gemästetes Rindvieh, einige Pferde, Dachziegel, Lumpen, Hanfleinwand und in guten Jahren etwas Korn, alles Artikel, die zwar nicht in das Große gehen, aber doch hinreichend sind, um das, was es vom Auslande bedarf, damit zu decken. Der Haidebauer hat so ziemlich sein Auskommen; weiß er es nicht im Lande zu verdienen, so verdingt er sich als Matrose auf ein Schiff, der Heuerling wandert nach Holland, um dort bei den Ernten zu helfen, und beide Klassen bringen Geld zurück, was das im Lande zirkulirende Kapital vermehrt; der Marschbauer ist im Ganzen wohlhabend, besonders an der Elbe, wo der Alteländer unter den reichsten Landleuten Teutschlands den Vorrang einnimt. Viele Bauern verdienen auch durch den Straßenverkehr und den Landtransport zwischen Bremen und Hamburg. Unendlich aber würde das Land gewinnen, wenn einst der Schiffahrtskanal zwischen Hamburg und Oste die Fahrt zwischen den beiden Hauptströmen abkürzte, und die jetzt noch zum Theil schlechten Hauptstrassen in Kunstwege verwandelt würden **). Jahrmärkte werden in allen Städten und Marktflecken, aber auch in einigen Dorfschaften gehalten.  
4) 4) Einwohner. Die Provinz Bremen zählte 1821. 163,689 Einw., es kommen mithin davon auf die Quadratmeile
⇧ Inhalt 
 
  • **) Im Bremischen gilt in den Kassen und im gemeinen Leben hanöversches Kassen- und Konventionsgeld, welches erstre aber seit 1817, wo Hanover Konventionsgeld eingeführt hat, immer mehr verschwindet. Außerdem kursirten aber auch noch viele Stadt Bremer- und oldenburger Münzsorten, und von dem Altbremischen Gelde, das die Erzbischöfe schlagen ließen, ist wenig mehr übrig. – Maße und Gewicht sind höchst verschieden; bei trocknen Sachen hat man den Braunschweigischen, Stadischen u. Stadt Bremenschen Himpten; bei dem Gewichte ist das Stadt Bremener schwerer als das Stader.
 
S. 434 Sp. 2 BREMEN  
  1727. Der Wohnplätze waren 2 Städte, 15 Marktflecken, 76 Pfarrdörfer, 645 kleinere Dörfer und Weiler, 133 Vorwerke und einzeln stehende Höfe, und 28,777 Häuser, wovon 1055 in den beiden Städten standen, vorhanden. Die Einw. sind sämtlich Niederteutsche mit platteutschen Dialekte; in den Städten und unter den gebildeten Volksklassen wird zwar durchaus Hochteutsch geredet, wie dies auch Kanzel- und Gerichtssprache ist, doch findet man in demselben mehre Idiomen, und das hochreine Teutsch nicht, was der Einw. von Celle und Hanover redet. Die große Mehrheit bekent sich zum lutherischen Kult; in der Nähe von Bremen findet man 7 reformirte Gemeinden, aber nur einzelne katholische Familien und Juden, die hie und da geduldet werden.♦  
  Im ganzen Lande besteht nur 1 Gymnasium zu Stade und außerdem 1 lateinische Schule zu Buxtehude; in diesen beiden Örtern auch Bürgerschulen. Der Unterricht in den Landschulen ist wie im übrigen Hanöverschen; in ansehnlichern Ortschaften sind Knaben und Mädchen getrent, in den kleinen vereinigt.  
5) 5) Provinzialverfassung. Bremen macht einen integrirenden Bestandtheil des Königreichs Hanover aus, dessen Wapen – zwei in Form eines Andreaskreuzes über einander gelegt, mit den Schließblättern nach unten gekehrte silberne Schlüssel in Roth – in das Statswapen aufgenommen ist. Seine Landschaft ist mit der Verdenschen vereinigt; sie hat die nämlichen Rechte, die den Provinziallandschaften des Königreichs zustehen; zu der allgemeinen Ständeversamlung senden Bremen und Verden 6 Ritter, 3 Städtedeputirte und 1 Deputirten von den Marschländern. Die Bremen-Verdenschen Landstände bestehen 1) aus der Ritterschaft, welche den ersten, und 2) aus den 3 Städten Stade, Buxtehude und Verden, welche den zweiten Stand ausmachen. Die Ritterschaft theilt sich wieder in die alte und neue, letztre ist aus den von der Krone Schweden verschenkten geistlichen Gütern entstanden, hat aber mit der ersten gleiche Rechte. Allgemeine Landtage oder Versamlungen, wo die Stände Mann für Mann erscheinen, sind nicht üblich; sie werden durch ein Landschaftskollegium vertreten, welches aus 1 Präsidenten, 6 Landräthen von der Ritterschaft, die sich in 6 Zirkel theilt, und 3 Landräthen von jeder Stadt besteht. ⇧ Inhalt 
6) 6) Provinzialverwaltung. Bremen macht mit Verden und Hadeln eine Landdrostei des Königreichs aus, deren Landvogt den Sitz in der Stadt Stade hat. In Hinsicht der Verwaltung, die wie die Polizei ganz zum Ressort des Landdrosts gehört, wird die Provinz Bremen eingetheilt: 1) in 2 Städte: Buxtehude mit 1934, Stade mit 4770 Einw; 2) in 14 königl. Ämter: Berderkesa mit 5971, Blumenthal mit 4014, Bremervörde mit 10,412, Hagen mit 7858, Harsefeld mit 6377, Himmelpforten mit 5617, Lilienthal mit 3569, Neuhaus mit 10,229, Osterholz mit 8193, Ottersberg mit 10,847, Stade mit 1194, Stotel mit 3359, Wishaven mit 1609 und Zeven mit 10,218 Einw.; 3) in 7 königl. Gerichte: Achim mit 7606, Alteland zu Jork mit 13,880, Kehdingen Butzfleth mit 5339, Kehdingen Freyburg mit 7277, Lehe mit 1545, Osten mit 3824 und Wursten mit Nordholz mit 7024 Einwohnern; 4) in 18 adelige Gerichte: Beverstedt mit 5416, ⇧ Inhalt 
S. 435 Sp. 1 BREMEN  
  Cassebruch mit 323, Delm mit 2259, Francop mit 508, Hechthausen mit 1740, Horneburg mit 1298, Hove und Leeswig mit 345, Lesum mit 1966, Maienburg mit 576, Neuenhausen mit 186, Neuewalde mit 929, Niederochtenhausen mit 482, Nincop mit 538, Ritterhude mit 2012, Rübke mit 409, Schönebeck mit 1299, Schwanewede mit 218 und Schwinge mit 219 Einw.♦  
  In Hinsicht des Militärs gehören Bremen und Hadeln zum dritten Stellvertretungsbezirke und ergänzen das 6. Infanterieregiment; in Hinsicht der Steuerverfassung ist es der Steuerdirection Verden untergeordnet und ist in 5 Kreise vertheilt, die zusammen 36 Haupt- und Ergänzungsrezepturen zählen. In Hinsicht der Justizverwaltung gibt es 2 Tribunäle zweiter Instanz, als das Hofgericht, welches das ordentliche Obergericht in Civilsachen für Bremen und Verden macht, und die Justizkanzlei, welche das Obergericht in summarischen Civil- u. Criminalsachen für beide Länder, auch das ordentl. Obergericht in Civilsachen für Hadeln bildet; die untern Gerichte sind die nämlichen, die als untere Verwaltungsbehörden aufgeführt sind.♦  
  Die oberste Behörde in Kirchen- und Schulsachen ist das Konsistorium zu Stade, dessen Wirkungskreis bei der neuerlichen Organisation des Königreichs keine Veränderung erlitten hat. An der Spitze der gesammten lutherischen Geistlichkeit steht der Generalsuperintendent zu Stade. Ihm untergeordnet sind die geistlichen Ministerien in den Städten Buxtehude mit 3, Stade mit 3 und Verden mit 4 Kirchen und Pfarren, dann die Präposituren Alteland mit 13, Bederkesa mit 8, Bremen mit 14, Bremervörde mit 13, Kehdingen mit 14, Neuhaus mit 9, Osterstade und Vieland mit 14, Verden mit 12, Wursten mit 10 und Zeven mit 13 Pfarren. 3 Bremensche Dörfer sind noch dem oldenburgischen Deedesdorf, 2 Dörfer und 2 Höfe in das braunschweigische Lunsen eingepfarrt; die 7 reformirten Gemeinden haben eben so viele Pfarren als Kirchen. –♦  
  Die Einkünfte fließen, wie in allen hanöverschen Provinzen, aus Domänen, Regalien, direkten und indirekten Steuern; und werden unter mancherlei Titeln erhoben; 1798 betrugen die Abgaben, welche in die Kriegskasse flossen, aus Bremen u. Verden 236,098 Thl. Kassengeld.
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Stand: 1. März 2018 © Hans-Walter Pries