Titel: |
Titul [Heilige Schrift] |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
44 Sp. 511 |
Jahr: |
1745 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 44 S. 269 |
Vorheriger Artikel: |
Titul [Römisches Recht] |
Folgender Artikel: |
Titul [Stadt in Ungarn] |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Transkribierter griechischer Text der Vorlage
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Text |
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Titul oder Tittel, kommt vor
Matth. V,
18, nach Luthers Übersetzung, wo es heisset: Ihr solt nicht
wähnen, daß ich (Jesus) kommen bin daß Gesetze oder die Propheten aufzulösen.
Ich bin nicht kom- |
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{Sp. 512} |
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men aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch warlich, bis daß
Himmel und Erde zergehe, soll nicht zergehen der kleineste Buchstab, noch ein
Tittel vom Gesetze (oder dem gesammten Worte GOttes) bis daß es
alles geschehe. |
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Was hier Tittel gegeben wird, wird im
Griechischen keraia, d.i. Hörnchen genennet. Die mehreste Ausleger
verstehen darunter
den obersten Theil der Buchstaben, so im
Lateinischen
Apex betittelt zu werden pfleget, daß, wenn um die Kleinigkeiten der Buchstaben,
oder um geringe
Dinge, die wenig oder nichts zur
Sache thun, gezancket werden
will, man dieses altercari de Apicibus nennet. |
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Es bedünckt einige, daß unsers Heylands
Worte
eine Sprüchworts-Rede in sich fassen, so dahin gehe, daß der Erfüllung
göttlichen Worts nichts abgehen, und das kleinste so wohl als das gröste sich
als wahrhafft bewehren, und gleichergestalt von
Menschen
beobachtet werden solle, dahin denn seine folgende Worte zielen: Wer eines von
denen kleinesten Geboten auflöset und lehret die Leute also, der wird der
Kleinste heissen im Himmelreich; wer es aber (das kleine so wohl als das grosse)
thut und lehret, der wird groß heissen im Himmelreich. |
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Mit dem allen hat doch unser Heyland damit überhaupt versichern wollen, und
in der That versichert, daß auch der buchstäblichen Verfassung des göttlichen
Worts nichts, daß zu seinem richtigen
Verstande gehörte, abgehen; vielmehr selbiges darinnen und
darbey erhalten werden solte, ob gleich etwan die
Form
der Buchstaben und Züge derselbigen sich ändern können mit der Zeit. |
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Die Jüden haben mit einer fast wundersamen und fast abergläubischen Sorgfalt
sint der Zeit Jesu gewachet, daß nicht ein Tittelgen oder Tippelgen an denen
Buchstaben des
Gesetzes
und der Propheten abgehen, noch auch deren Apex oder obere Theil darinnen oft
der Unterscheid des einen von andern bestehet, verändert werden möchte, und
dahero den
Schluß gemachet: Das wer z.E. [Gegenüberstellung von hebräischen
Buchstaben] verwandelte, die gantze
Welt umkehrte. |
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