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Zedler: Patricii, Geschlechter [1] HIS-Data
5028-26-1349-1-01
Titel: Patricii, Geschlechter [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 26 Sp. 1349
Jahr: 1740
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 26 S. 688
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Stichworte Text   Quellenangaben
  PATRICII, Geschlechter, Stadt-Juncker, Lat. Nobiles Urbani, Frantz. Noble homme, werden heutiges Tages in Deutschland insgemein die in den Städten verbürgte von Adel genennet, weil sie gemeiniglich das Regiment führen.  
Geschichte Die Gelegenheit, wodurch der Adel, der sich vom Anfang her auf dem Felde aufhielt, in die Städte gerathen seyn soll, ist gar verschiedentlich. Denn da hat Carl der Grosse nicht allein seine Meyerer, Förstner und Zeidler in den Städten, Ulm, Franckfurt, Eßlingen etc. aus dem Adel gehabt: sondern es hat auch Heinrich I einen grossen Theil des Adels in die Städte gezogen, und ihme die Thürme und Mauern zu beschützen anvertrauet, welche hernachmahls in das Regiment sich geflochten. Diesem Exempel haben die andern Kayser gefolget, und die alten verdienten Ritter des Mitziehens erlassen, auch selbige in die Städte zum Regiment verordnet, bey welchem die Kayser damahls die Vogteyen zu bestellen hatten. So haben sich auch viele alte Geschlechter in Kriegs-Läufften in die Städte begeben, und daselbst Bürger-Recht angenommen, damit sie sich der Städte Hülffe in den damahligen Felde-Zeiten getrösten könten.  
  Auf solche Art hatte der Adel vor dem Interregno das Regiment in den Städten fast durchgehends an sich gebracht; Allein in den verwirrten Zeiten haben viele Reichs-Städte, als Augspurg, Straßburg, Weissenburg, Gemünde etc. das Joch des Adels in etwas abgeschüttelt, und sich mit in die Regierung gedrungen, wodurch es geschehen, daß die gemeinen sich nach und nach unter den Adel mit eingemenget, und der Stadt-Adel in geringeres Ansehen gerathen. So gar haben sich seit einiger Zeit her immer welche gefunden, die theils aus Mangel bessern Unterrichts, theils aus Mißgunst und Neid, denen heutiges Tages so genannten Patriciis in Deutschland, entweder ihre Adeliche Herkunfft, oder wo sie sich damit hinaus zu langen selbst nicht getrauet, doch die Conservation im Adels-Stande, abgesprochen haben. Allein ohnpartheyische Gemüther werden gar leicht eines andern können überzeuget werden, wenn sie erwegen, daß nicht nur gleich bey Erbauung der Städte, wie an denen Sächsischen zu ersehen, der Adel mit hinein gezogen worden,
  • Hahn Part. II der Reichs-Historie …
  • Potgieser de Servis German.
  • N. H. Gundling in Henrico aucupe
  • Plönies de Ministerial. …
  • Beyer in Spec. Jur. …
  • Estor de Ministerial. …
  • Schwartz Lemmat. Antiquit. … Besiehe hierbey wegen Bedeutung des Wortes milites Hund im Bayerischen Stamm-Buch, …
 
  • Lambec. Lib. II, …
  • Döderleins Pappenheimis. Genealogie …;
  Sondern auch ohne Zweiffel wegen ihrer Geburt und Wohlverhaltens, bereits im X Jahrhunderte dergleichen Bürger in besonderm Ansehen stunden, vom Kayser Heinrich I dem Land-Adel, wo nicht vorgezogen, doch gleich  
  {Sp. 1350}  
  gehalten wurden, und mit und neben diesem Kriegs-Dienste thaten.
  • Hahn in d. not. k.
  • Potgieser
  Die Nahmen der Patriciorum von Land-Gütern, und die anfangs unter den Burgensibus oder Bürgern und Comburgensibus, Einwohnern, Beysassen oder Gademern, hernach unter Bürgern und Frey-Bürgern gemachte Unterschiede ergeben deutlich, daß zu allen Zeiten Edle mit unter den Bürgern gewesen.
  • Lünig in des T.R. Archivs … II Theils, Fortsetzung IV Absatzes, …
  • Kuchenbecker Coll. …
  • Heinecc. de Sigill.
  • Ludewig T. IX. Reliqu. MS. …
  • Nic. Myler in Archol. …
  • Estor. de Ministerial. …
  • Haller de Patric. …
  • Merula l. 5 …
  • Lehmann Lib. IV,
  • Plönies d.l.
  • Potgieser
  • Beyer
  • Estor. al. …
  • Praun de Patric. …;
  wie denn letztlich so wohl die Schöpffen ehemahls von Adel seyn musten,
  • Gundling ad tit. ff. de Jurisdict.
  • Brummer de Scabinis …
  • Gundlingiana Part. XII,
  • Ockel le Palat. regio
  • Lehmann Lib. II, Chron.
  • Döderleins Pappenheimis. Genealogie …
  • Estor. de Ministerial.
  • Lünigs Reichs-Archiv …
  • Praun de Patric. …
  als auch vornehmlich das Regiment in beynahe allen, zumahl Reichs-Städten, von Adelichen verwaltet worden, bis zu den Zeiten Kaysers Ludewig aus Bayern in einigen, in andern aber später eine Veränderung sich ereignet hat.
  • Lehmann in Chron. …
  • Potgieser
  • Plönies in al. Disp.
  • Estor.
  • Nic. Hert. Vol. I,
  • Conring Exerc. III,
  • Besold sive Dapp. …
  • Jac. Kirchherr zu Trusenheim, beym Seb. Franck in Chronico German.
  • Stumpf rer. Helvetic.
  • von Roo Lib. III, Annal. Austriac.
  • Johann Simler Lib. I, de Republica Helvetiorum
  • Pistor Amoenitates
  • Mich. Bojemus in vita Alberti III.
  • Wagenseil de Norimb. …
  • Henr. Rebdorf ad a. 1348, …
  • Meisterlin in Chron. Norimb.
  {Sp. 1351|S. 689}  
  Es ist daher nicht zu verwundern, daß noch zu Böclers Zeiten vom besten Adel in dem Rath zu Straßburg gewesen, vid. ej. Lib. XXIII, Notit. …,
  ja gar unter denen Augspurgischen und Ulmischen Patriciis sich Freyherren befunden haben, wie Strauch. Lib. I, Spec. Instit. … bezeuget.
  Hiernechst ist merckwürdig, daß a. 1232 Johann Goldstein, ein Franckfurtischer Patricius sich geweigert hat, seine Tochter einem Kayserlichen Ministeriali von Adel, vermuthlich aus der Ursache, weilen dieser nicht so frey, als wie er ware, zu verehelichen; Johann Thom. Klumpf. in Diss. inaug. de Privilegio … Besiehe Besold. Lib. I, Politic.
  Und dieses ist ihm nicht groß zu verdencken gewesen, indem überhaupt kein Ministerialis eher zu dem Bürger-Recht gelangen konnte, bevor er sich von aller anderweitiger Verbindung loßgemachet hatte. Estor. de Minister.
  Gleichwie nun Nürnberg vor vielen andern Reichs-Städten die besondere allerhöchste Kayserliche Gnade genossen, daß in grosser Menge die Hofläger und Reichs-Versammlungen dahin verleget, auch Hof-Gerichte und Thurniere öffters allda gehalten, nicht minder eine gar ansehnliche Reichs-Vogtey und Land-Gericht in diese Stadt verordnet worden; also ergiebt sich von sich selbsten, daß dergleichen Vorzüge auch manchen von guten Adel hinein gezogen. Man findet aber die noch heut zu Tage allda florirende alte Rathsfähige Geschlechter entweder in den ältesten Documenten, so noch vorhanden, als dasige  
   
 
  • Schöpffen am Land-Gericht, welches sie allerdings neben andern von Adel und Rittern besetzen kunten,
besage Privileg. Henrici VII, de a. 1313. ap. Wagenseil. de Norimb.Schwartz. de Butigular. …
 
  • Schultheissen,
  • und auch wohl als Butigler und Reichs-Vögte:
 
  oder daß sie, ehe sie sich ins Bürger-Recht gegeben, sich unter dem Land-Adel befunden.  
  Die Ebner werden z.E. als Schöpffen des Kayserl. Land-Gerichts und des Raths zu Nürnberg, und zwar in den deutschen Urkunden mit dem Titel Herr unter dem vornehmsten Adel gefunden. Heinrich und Arnold Holtzschuer waren 1263. Mercklin Pfinzing 1264. Werner Grundherr 1265. Hermann und Eberhard Ebner, Werner Nützel und Wigelin de novo foro (von dem nach Ausweisung der Wappen die Müffel abstammen) 1285. Herren des Raths. Köhler Historia Reformat. Norimb.
  Des Heil. Röm. Reichs Schultheissen zu Nürnberg sind, wie die unter ihnen ausgefertigten Documenten zu erkennen geben, gewesen;  
  1265 Conrad Waldstromer,  
  1281-88 Berthold Pfinzing,  
  1290 Conrad Eßler,  
  1291 Conrad Pfintzing,  
  1295-98 Conrad Eßler, hernach Conrad Geuschmidt,  
  {Sp. 1352}  
  1309-14 Conrad Eßler,  
  1318-1334 Conrad Pfintzing,  
  1339-47 Conrad Grozz,  
  1349-1356 Conrad Grozz,  
  1357-59 Heinrich Groß,  
  1359 Conrad Groß,  
  1360; 61 Heinrich Groß,  
  1362 Friedrich Groß,  
  1363-65 Conrad Groß, und  
  1366-85 Heinrich Gewder;  
  Der neuern nicht zu gedencken.  
  Worbey zu bemercken, daß ausser dem Nürnbergis. Patriciat sonst lauter ausländische Adels-Personen, und zwar meistens Ritter, auch unterweilen Grafen dieses Amt bekleidet haben. Vorbesagter Berthold Pfintzing ware zugleich Reichs-Vogt; Peyer de Advocat. …
  Conrad von Kühedorff aber Butigler. Baarfüsser-Todten-Calender ad 21. Febr.
  Jedoch sind nicht alle Rathsfähige Familien Eingebohrne, sondern es haben sich zu diesen zu unterschiedenen Zeiten andere von dem benachbarten Land-Adel, als die von Stein, von Keßwasser, von Kühedorff, von Steinlingen, Schützen von Hagenbach, Kressen etc. gesellet, und sind von jenen in primarium civium ordinem angenommen worden, von welchen letztern nicht nur alle Nürnbergische Geschlechter-Bücher und Annales besagen, daß sie zuvor auf dem Voigtländischen Gebürg als Landsassen gehauset, sondern es weissen auch solches die alte eingehauene Wappen und Jahr-Zahl an dem Sommer-Hause zu Krafftshoff aus, daß ehe noch Heinrich Kreß 1307 ins Burger-Recht getreten, Friedrich Kreß bereits im Jahr 1291 zu Krafftshoff als ein Freyer von Adel gewohnet.  
  Und hiermit haben die neu angenommene Geschlechter nichts gehandelt, so etwan ihrem angebohrnen Stande nachtheilig gewesen wäre, weil vor diesem selbst mächtige Herren kein Bedencken getragen, daß Burger-Recht in Städten, als  
 
  • Würtenberg in Straßburg,
  • Luxenburg in Trier
siehe Ludewig im II Theil seiner Erläuterung über die A.B.
  von Matthäus Lib. IV, de Nobilitate
 
  • Graf Albrecht zu Gleichen siehe sich und dero Erben in Erfurt,
  • 1305 Graf Johann zu Sponheim in Trier,
  • 1336 die gesammten Grafen zu Solms in Wetzlar,
siehe
  • Lünigs Deutschen Reichs-Archivs Part. Spec. … Forts. des IV Abs. Forts. n. 23 …
  • Praun de Patric.
 
  • und 1386 Friedrich Herr zu Heideck in Nürnberg,
 
  anzunehmen.  
  Hertzog Wilhelm zu Sachsen ware 1482 Burger zu Erfurt, Chronicon terrae Misnensis beym Mencke
  Das Chronicon Montis Sereni bey demselben d. T. II, gedencket ad a. 1202 … eines nobilis civis Herbipolensis, wie auch col. 218adaß damahls Heinrich und Bodo von Ravensburg, beyde  
  {Sp. 1353|S. 690}  
  Schwester-Söhne Heinrichs von Calathin, welcher bey Kayser Philipp des Marschalls Stelle verwesete, ebenmäßig Bürger zu Würtzburg gewesen. Solches bezeuget auch Hund P. II seines Bayris. Stamm-Buchs … in folg. Worten: Hanns der Preisinger, Burger zu Regenspurg 1176, und sind der Zeit viel stattlicher vom Adel zu Regenspurg Burger gewesen; wie bey den Stainern, Nothofften u.a. zu finden S. Fam. Püchperg et a. 1366…
  Im Jahr 1306 wird der Burgermeister zu Regenspurg, Albrecht von Berchenfeld, zweyen von Aw, und noch andern von Adel vorgesetzet, beym Hund m. I.
  Hanns von Stainach, Bürgermeister allda, im Jahr 1386, Oheim Leopold Puchbergers zu Wintzer, starb gegen 1406.
  Wilhelm von Wolffstein, war 1425 Burgermeister zu Regenspurg, wie aus dem Brieff zu Münchdorff, beym Hund l.c. … erhellet.  
  Die von Vilenbach waren Burger zu Augspurg 1393. Ebend. l.c.
  Wie ingleichen von 1576-85 Marx Freyherr von Fugger, und von 1594-1600 Octavianus II, Graf Fugger Stadtpfleger daselbst.
  • Gassar. in Annal. Augspurg. …
  • Joh. Stritbecks Duumviri Augustani
  Ausser dem hat das Hochgräfl. Nassauische Haus eine eigene Bewohnung zu Nürnberg gehabt.
  • Hockers Heilsbronnis. Antiquitäten-Schatz …
  • Meisterlin Chronic. Norimb. …
  • Wagenseil de Norimb. …
  • Rupert Orator historic. …
  • Birckens Österreichis. Ehren-Spiegel …
  • Johann Orler Genealogie des Comtes de Naussau, à Leide 1615 …
  • Ejusdem Genealogia
  • Johann Textors Nassauische Chronick …
  Die von Yorckheim, waren des Raths zu Gemünd in Schwaben, und die v. Bürckholtz zu Stettin, Döderlein P. I, der Pappenheimischen Genealogie …
  Anjetzo deren  
 
  • von Allnbeck,
  • Berbisdorff,
  • Böcke,
  • Böcklin v. Böcklinsau,
  • von Canitz,
  • Damm,
  • Deuring,
  • Funck von Senfftenau,
  • von Gablkoven,
  • v. Gersdorff,
  • Hartitzsch,
  • Freyherr zum Zungen,
  • von Klempzen, Landsberg,
  • Freyherrn Langenmantel im Hertzogthum Crain, und in der Steyermarck,
  • Marschälle von Biberstein,
  • von Mergenthal,
  • Mildenitz,
  • Mitzlaff,
  • v. Molsberg,
  • Mühlheim,
  • Quasse,
  • Freyherrn v. Tehlingen,
  • Freyherrn Schaden v. Mittelbibrach,
  • Freyherrn von Schauenstein,
  • v. Schilling,
  • Senfft von Sulburg,
  • v. Schwetzkow,
  • Uchteritz,
  • Villani,
  • Freyherrn Vintler,
  • Freyherrn Vöhlin,
  • Freyherrn Wetzel,
  • von Marsilien,
  • Freyherrn Zech,
  • v. Deybach
  • u. Zorne
 
  nicht zu gedencken, welche Familien in Burgerrecht gestanden, und theils Bürgermeister- und Raths-Stellen bekleidet haben. Pfeffinger, Vol. I, Vitr. ill.
     

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Stand: 16. Dezember 2023 © Hans-Walter Pries