|
Text |
|
|
Verschiedene Arten der Teutschen. |
|
|
Unter der grossen Anzahl derer Teutschen
Völcker hat man besonders auf die
Haupt-Nationes derselben Achtung zu geben. Es waren derselben fünffe, die
wiederum viel andre Völcker unter sich begriffen.¶ |
|
|
I) |
Die Wandalen, die sonst auch
Vindeli, Vindili, und nach dem Tacito Vandalii, oder auch
Vandali, Vindoli, Vinuli, Winuli, Winili heissen. Zu diesen
gehörten |
|
|
|
|
1) |
die Gothen, sonst Guttones, Gotones, Gothi
genannt; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Diese vier letztern Völcker haben sich hernach
zusammen gethan, und sind eigentlich die Wandaler genannt worden, haben
ihren Alt-Väterlichen Sitz verlassen, Franckreich, Hispanien, Sicilien,
Africam überfallen, und übel daselbst gehauset, da sich hingegen an
ihrer statt die Wenden oder Slaven, in Pommern, Mechelburg und den
benachbarten
Orten niedergelassen, die man folgends nach den besagten
ersten Einwohnern, aus Irrthum auch die Wandaler genennet hat. |
|
|
|
|
|
8) |
die Angeln, die wie die obigen auch
Schwaben
gewesen, wiewohl man sie vor
Sachsen gehalten, weil sie unter der
Sachsen, als eines viel grössern
Volckes Schutze gewesen, daher auch der
Nahme der Angel-Sachsen entsprungen ist. Sie zogen mit einem Theile der
der besagten Sachsen, als ihren Nachbarn und Bundesgenossen an den
Rhein, wo er in das Meer fällt, und von dannen in Britannien, und
brachten mit der Zeit demselben
Lande einen neuen Nahmen, nämlich
Engelland zu wege; |
|
|
|
|
|
9) |
die Varini, sonst Werini, Vorni, oder Viruni
genannt; |
|
|
|
|
|
|
|
|
11) |
die Lemovii, oder Heruler, Lateinisch Heruli; |
|
|
|
|
|
|
|
|
13) |
Reudingi, oder besser Deuringi, Toringi, Turingi,
der Thüringer Vor-Eltern.¶ |
|
|
|
|
II) |
Die Ingväones, welche unter sich
hatten |
|
|
|
|
1) |
die
Sachsen, welche auch Fosi hiessen; |
|
|
|
|
|
2) |
die Cimbrer, welche die erstern waren, die fremde
Länder bekriegten; |
|
|
|
|
|
3) |
die Teutonen, oder Teutones; |
|
|
|
|
|
4) |
die Sveonen oder Suiones, deren etliche ihre
besondern
Nahmen haten, als |
|
|
|
|
|
|
- die Scandii, oder Scanii, in Schonen,
- Helleviones in Holland;
- die Gutä oder Guti in Guthland Gylland, und
- die Firäsi, Lappio-
{Sp. 1693|S. 860}
nes oder Lupiones in Lappland;
|
|
|
|
|
|
5) |
Die Sitones in Norwegen, Finnmarck und
Skrikfinnland, die man hernach die Nordmannen, oder Normänner genannt,
und die sich mit der Zeit in Franckreich und den beyden Sicilien
gesetzet haben, und auch wie die vorigen
Schwaben gewesen seyn sollen.¶ |
|
|
|
|
III) |
Die Istaevones, bey welchen anzutreffen: |
|
|
|
|
|
|
|
2) |
die Bruckterer, Bricteri oder Borthari; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
5) |
die Ansibarii, oder Ampsibarii; |
|
|
|
|
|
6) |
die Dulgibini, Dulingi oder Dulgumnii; |
|
|
|
|
|
7) |
Chastuarii oder Chattuarii; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
10) |
Sicambri, oder Sigambri, und endlich Gugerni
genannt, welche etliche von den Trojanen herführen wollen; |
|
|
|
|
|
11) |
die Ubii, der Cöllner Vor-Eltern, von welchen
einige Ripuarii, Riparioli und Ribaroles genannt worden, nehmlich die
zwischen dem
Rhein, Maaß und Mosel gewohnet haben; |
|
|
|
|
|
12) |
die Usipii oder Usipetes; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
15) |
die Martiaci, welche in der Wetterau und einem
Theile von Hessen wohnten.¶ |
|
|
|
|
IV) |
Die Hermiones oder Herminones,
darzu man rechnet: |
|
|
|
|
1) |
Die Hermundurer, die ehemahls in Ober-Sachsen,
Meissen, Voigtland, und besser heraus wohnten, endlich aber der
Alemannen, die ausgewichen waren, bis an den
Ursprung der
Donau und an
den Boden-See nachzogen, und also dem heutigen
Schwaben-Lande den
Namen
gegeben haben; |
|
|
|
|
|
2) |
die Narisci, die auch Naristi, Naristä, Armolausi
und Armolai heissen, die nächsten Nachbarn der Hermundurer waren, und
ihre Wohnungen in der Ober-Pfaltz hatten; |
|
|
|
|
|
3) |
die Chatti, Catti, oder Chaßi, oder die Vorfahren
der heutigen Hessen, waren der Römer ärgste Feinde; |
|
|
|
|
|
4) |
die Cherusci, dessen Obrister, Hertzog
Hermann, oder Arminius gewesen, der den
Q. Varus und die Römer geschlagen hat, und welche mit
den Hessen beständig Krieg führten. Unter diese werden auch von einigen
gerechnet: |
|
|
|
|
|
|
- Die Carthulci um Lüneburg und Ultzen;
- die Compsoni, oder Ampsani, und
- die Gambrivii;
|
|
|
|
|
|
5) |
die Cauci oder Cauchi; |
|
|
|
|
|
6) |
die Semnones, ein grosses
Volck in einem Theile
von Groß-Pohlen, einem Theile von Schlesien in der Laußnitz, und dort
herum, und an der Oder, so der alten Suevus ist, nicht aber die Spree,
wie einige vorgeben wollen; |
|
|
|
|
|
7) |
die Marcomanni, die vor Zeiten in der Gegend des
Hertzogthums Würtenbergs gewohnet haben, aber unter der
Regierung
des Kaysers Augusti, in Böhmen, mit ihrem
Könige gezogen
sind: zu denen sich auch andre
Schwaben; als |
|
|
|
|
|
|
|
|
9) |
die Harudes begeben haben, deren und viel andrer
Völcker König, der Ariovistus oder Ehrenvest
gewesen ist, welchen Julius Cäsar überwunden hat; |
|
|
|
|
|
10) |
die Qvadi, welche auch
Schwaben waren, und in
Mähren, einem Theile von Österreich, Schlesien und Pohlen, auch in
Ungarn wohnten, und deren
Geschlechtes vermuthlich auch die Racatä in
Östereich mögen gewesen seyn; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
welche vier letztern Völcker, theils in Pohlen,
theils in |
|
|
|
|
{Sp. 1694} |
|
|
|
|
Schlesien ihre Wohnung hatten. |
|
|
|
|
|
|
Die Lygii werden sonst auch Lugii, und Logiones
genannt, und es werden zu denselben gerechnet, |
|
|
|
|
|
|
- die Arii,
- Helveconä,
- Manimi,
- Elysii, die man vor der Schlesier Vor-Eltern
hält, und worunter auch die Naharvali und
Lugesdiduni mit begriffen sind.¶
|
|
|
|
|
V) |
Die Bastarnä, sind bey dem
Plinio das fünffte und letzte Haupt-Volck, und werden
auch sonst Peucini genannt. Sie wohnten am weitesten gegen Morgen zu,
und waren der Pannonier und Mösier Nachbarn. Man theilte selbige
wiederum in verschiedene andre
Völcker, als da waren: |
|
|
|
|
1) |
Die Burgiones, oder Visburgii; |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Diese Teutsche Vöclker waren öffters mit den
Gothen in Krieg verwickelt, und es hatten die Slaven oder Wenden
allbereit zu des
Kaysers Justiniani Zeiten derselben
Land inne. Es schlugen also die Teutschen Bastarnä ihre Wohnungen
nachmahls in der Gegend auf, wo die
Donau ins Meer fällt, wie sie denn
auch die
Städte Reußisch Leuenburg, oder Lemburg in Klein-Reussen, und
die Stadt Kaminietz in Podolien, welche die Daci, ehe die Bastarnä dahin
kamen, erbauet haben, inne hatten. |
|
|
|
Zu diesen fünff Haupt-Geschlechtern der alten Teutschen werden noch folgende
Völcker gezählt: |
|
|
1) |
Die Esthen oder Ästii, so in Liefland wohnten,
und von welchem, theils die Scyri, die ihren Sitz in Preussen hatten,
theils die Hirri in Liefland übrig geblieben sind; |
|
|
|
2) |
Die Finnen oder Fenni, welche bey dem
Tacito zu allerletzt unter denen Teutschen vorkommen, und deren
Wohnungen in die Halb-Insul Finningia, woselbst noch heutiges Tages
Finnen und Carellen der Cron Schweden
Unterthanen sind, gesetzet werden. |
|
|
|
Ausser diesen bis anhero namhafftig gemachten Nationen der alten Teutschen,
sind deren auch noch andere gewesen, die aber nicht allzuoffte vorkommen, und
von welchen man nicht eigentlich
sagen kann, zu welcher Classe sie am
füglichsten könnten gebracht werden. |
|
|
|
|