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Zedler: Teutsche [3] HIS-Data
5028-42-1680-3-03
Titel: Teutsche [3]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 42 Sp. 1692
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 42 S. 859
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  Text  
  Verschiedene Arten der Teutschen.  
  Unter der grossen Anzahl derer Teutschen Völcker hat man besonders auf die Haupt-Nationes derselben Achtung zu geben. Es waren derselben fünffe, die wiederum viel andre Völcker unter sich begriffen.  
 
I) Die Wandalen, die sonst auch Vindeli, Vindili, und nach dem Tacito Vandalii, oder auch Vandali, Vindoli, Vinuli, Winuli, Winili heissen. Zu diesen gehörten
 
 
 
1) die Gothen, sonst Guttones, Gotones, Gothi genannt;
 
 
 
2) die Logobarder;
 
 
 
3) die Burgundier
 
 
 
4) die Fudoses;
 
 
 
5) die Suardones;
 
 
 
6) die Nuithones;
 
 
 
7) die Sidini.
 
 
 
  Diese vier letztern Völcker haben sich hernach zusammen gethan, und sind eigentlich die Wandaler genannt worden, haben ihren Alt-Väterlichen Sitz verlassen, Franckreich, Hispanien, Sicilien, Africam überfallen, und übel daselbst gehauset, da sich hingegen an ihrer statt die Wenden oder Slaven, in Pommern, Mechelburg und den benachbarten Orten niedergelassen, die man folgends nach den besagten ersten Einwohnern, aus Irrthum auch die Wandaler genennet hat.
 
 
 
8) die Angeln, die wie die obigen auch Schwaben gewesen, wiewohl man sie vor Sachsen gehalten, weil sie unter der Sachsen, als eines viel grössern Volckes Schutze gewesen, daher auch der Nahme der Angel-Sachsen entsprungen ist. Sie zogen mit einem Theile der der besagten Sachsen, als ihren Nachbarn und Bundesgenossen an den Rhein, wo er in das Meer fällt, und von dannen in Britannien, und brachten mit der Zeit demselben Lande einen neuen Nahmen, nämlich Engelland zu wege;
 
 
 
9) die Varini, sonst Werini, Vorni, oder Viruni genannt;
 
 
 
10) die Carini;
 
 
 
11) die Lemovii, oder Heruler, Lateinisch Heruli;
 
 
 
12) Rugi;
 
 
 
13) Reudingi, oder besser Deuringi, Toringi, Turingi, der Thüringer Vor-Eltern.
 
 
II) Die Ingväones, welche unter sich hatten
 
 
 
1) die Sachsen, welche auch Fosi hiessen;
 
 
 
2) die Cimbrer, welche die erstern waren, die fremde Länder bekriegten;
 
 
 
3) die Teutonen, oder Teutones;
 
 
 
4) die Sveonen oder Suiones, deren etliche ihre besondern Nahmen haten, als
 
 
 
 
  • die Scandii, oder Scanii, in Schonen,
  • Helleviones in Holland;
  • die Gutä oder Guti in Guthland Gylland, und
  • die Firäsi, Lappio-

    {Sp. 1693|S. 860}

    nes oder Lupiones in Lappland;
 
 
 
5) Die Sitones in Norwegen, Finnmarck und Skrikfinnland, die man hernach die Nordmannen, oder Normänner genannt, und die sich mit der Zeit in Franckreich und den beyden Sicilien gesetzet haben, und auch wie die vorigen Schwaben gewesen seyn sollen.
 
 
III) Die Istaevones, bey welchen anzutreffen:
 
 
 
1) die Friesen;
 
 
 
2) die Bruckterer, Bricteri oder Borthari;
 
 
 
3) die Angrivarii;
 
 
 
4) die Chamavi;
 
 
 
5) die Ansibarii, oder Ampsibarii;
 
 
 
6) die Dulgibini, Dulingi oder Dulgumnii;
 
 
 
7) Chastuarii oder Chattuarii;
 
 
 
8) Marsi;
 
 
 
9) Tubantes;
 
 
 
10) Sicambri, oder Sigambri, und endlich Gugerni genannt, welche etliche von den Trojanen herführen wollen;
 
 
 
11) die Ubii, der Cöllner Vor-Eltern, von welchen einige Ripuarii, Riparioli und Ribaroles genannt worden, nehmlich die zwischen dem Rhein, Maaß und Mosel gewohnet haben;
 
 
 
12) die Usipii oder Usipetes;
 
 
 
13) die Tencteri;
 
 
 
14) die Junones;
 
 
 
15) die Martiaci, welche in der Wetterau und einem Theile von Hessen wohnten.
 
 
IV) Die Hermiones oder Herminones, darzu man rechnet:
 
 
 
1) Die Hermundurer, die ehemahls in Ober-Sachsen, Meissen, Voigtland, und besser heraus wohnten, endlich aber der Alemannen, die ausgewichen waren, bis an den Ursprung der Donau und an den Boden-See nachzogen, und also dem heutigen Schwaben-Lande den Namen gegeben haben;
 
 
 
2) die Narisci, die auch Naristi, Naristä, Armolausi und Armolai heissen, die nächsten Nachbarn der Hermundurer waren, und ihre Wohnungen in der Ober-Pfaltz hatten;
 
 
 
3) die Chatti, Catti, oder Chaßi, oder die Vorfahren der heutigen Hessen, waren der Römer ärgste Feinde;
 
 
 
4) die Cherusci, dessen Obrister, Hertzog Hermann, oder Arminius gewesen, der den Q. Varus und die Römer geschlagen hat, und welche mit den Hessen beständig Krieg führten. Unter diese werden auch von einigen gerechnet:
 
 
 
 
  • Die Carthulci um Lüneburg und Ultzen;
  • die Compsoni, oder Ampsani, und
  • die Gambrivii;
 
 
 
5) die Cauci oder Cauchi;
 
 
 
6) die Semnones, ein grosses Volck in einem Theile von Groß-Pohlen, einem Theile von Schlesien in der Laußnitz, und dort herum, und an der Oder, so der alten Suevus ist, nicht aber die Spree, wie einige vorgeben wollen;
 
 
 
7) die Marcomanni, die vor Zeiten in der Gegend des Hertzogthums Würtenbergs gewohnet haben, aber unter der Regierung des Kaysers Augusti, in Böhmen, mit ihrem Könige gezogen sind: zu denen sich auch andre Schwaben; als
 
 
 
8) die Sedusii; und
 
 
 
9) die Harudes begeben haben, deren und viel andrer Völcker König, der Ariovistus oder Ehrenvest gewesen ist, welchen Julius Cäsar überwunden hat;
 
 
 
10) die Qvadi, welche auch Schwaben waren, und in Mähren, einem Theile von Österreich, Schlesien und Pohlen, auch in Ungarn wohnten, und deren Geschlechtes vermuthlich auch die Racatä in Östereich mögen gewesen seyn;
 
 
 
11) die Osii;
 
 
 
12) die Marsigni;
 
 
 
13) die Burii; und
 
 
 
14) die Lygii,
 
 
 
  welche vier letztern Völcker, theils in Pohlen, theils in
 
  {Sp. 1694}  
 
 
  Schlesien ihre Wohnung hatten.
 
 
 
  Die Lygii werden sonst auch Lugii, und Logiones genannt, und es werden zu denselben gerechnet,
 
 
 
 
  • die Arii,
  • Helveconä,
  • Manimi,
  • Elysii, die man vor der Schlesier Vor-Eltern hält, und worunter auch die Naharvali und Lugesdiduni mit begriffen sind.
 
 
V) Die Bastarnä, sind bey dem Plinio das fünffte und letzte Haupt-Volck, und werden auch sonst Peucini genannt. Sie wohnten am weitesten gegen Morgen zu, und waren der Pannonier und Mösier Nachbarn. Man theilte selbige wiederum in verschiedene andre Völcker, als da waren:
 
 
 
1) Die Burgiones, oder Visburgii;
 
 
 
2) Carpiani;
 
 
 
3) Armoni;
 
 
 
4) Sidonä;
 
 
 
5) Boranä u.a.m.
 
 
  Diese Teutsche Vöclker waren öffters mit den Gothen in Krieg verwickelt, und es hatten die Slaven oder Wenden allbereit zu des Kaysers Justiniani Zeiten derselben Land inne. Es schlugen also die Teutschen Bastarnä ihre Wohnungen nachmahls in der Gegend auf, wo die Donau ins Meer fällt, wie sie denn auch die Städte Reußisch Leuenburg, oder Lemburg in Klein-Reussen, und die Stadt Kaminietz in Podolien, welche die Daci, ehe die Bastarnä dahin kamen, erbauet haben, inne hatten.
 
  Zu diesen fünff Haupt-Geschlechtern der alten Teutschen werden noch folgende Völcker gezählt:  
 
1) Die Esthen oder Ästii, so in Liefland wohnten, und von welchem, theils die Scyri, die ihren Sitz in Preussen hatten, theils die Hirri in Liefland übrig geblieben sind;
 
 
2) Die Finnen oder Fenni, welche bey dem Tacito zu allerletzt unter denen Teutschen vorkommen, und deren Wohnungen in die Halb-Insul Finningia, woselbst noch heutiges Tages Finnen und Carellen der Cron Schweden Unterthanen sind, gesetzet werden.
 
  Ausser diesen bis anhero namhafftig gemachten Nationen der alten Teutschen, sind deren auch noch andere gewesen, die aber nicht allzuoffte vorkommen, und von welchen man nicht eigentlich sagen kann, zu welcher Classe sie am füglichsten könnten gebracht werden.  
     

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Stand: 26. April 2012 © Hans-Walter Pries