Titel: |
Gemüths-Kranckheiten |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
10 Sp. 829 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
10 S. 428 |
Vorheriger Artikel: |
Gemüths-Bewegung |
Folgender Artikel: |
Gemüths-Neigung |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Gemüths-Kranckheiten werden diejenigen
genennet, welche von
Gemüths-Bewegungen und
Unruhe der
Seelen entstehen. |
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Die Patienten, so mit Gemüths-Beschwerungen
behafftet sind, pflegen insgemein über Magen-Kranckheiten sich zu beklagen: also wird man unter
andern bey denen Traurigen finden, daß sie erstlich
über Blödigkeit des Magens sich beklagen; bald
aber, daß sie keinen Adpetit hätten, daß ihnen alles
bitter sey im Munde, daß sie frühe grossen Durst
hätten, wie auch über rohe, saurere, faultetzende
Feuchtigkeiten, über Blehungen und Drücken in
denen Seiten, und über andere
Zeichen einer
schlechten Chylification sich beschweren. |
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Wenn einen Patienten irgendeine Kranckheit
befällt, indem er gleich in einer Gemüths-Leidenschafft sich befindet, so pfleget solche
Kranckheit manchmahl nicht eher aufzuhö- |
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{Sp. 830} |
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ren, bis daß die Leidenschafft selbst ihr Ende
erreichet hat; ja sie wird sich eher in eine andere
Maladie
verändern, als daß sie den Patienten
gantz
und gar frey lassen
solte. |
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Die Kranckheiten, so von einer
gewissen
Gemüths-Bewegung ihren
Ursprung haben,
muß
man gelinde und säuberlich
tractiren, und im
Gegentheil vor allzu grosser Menge derer
Artzeneyen, und vor starck
würckenden Artzeneyen
sich fleißig hüten. Wenn eine Kranckheit nicht
weichen noch wancken will, ob man gleich die
gebührenden Mitteln nach
Vermögen verordnet,
sondern vielmehr auf ungewöhnliche Weise und
gantz wider ihre
Natur und
Eigenschafft immer
fortgehet, da mag man sich die
Gedancken
machen, es komme von heimlichen Gemüths-Adfecten her. |
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Unter allen Mitteln welche Leuten, so am
Gemüthe kranck sind, helffen können, ist die Music
der beste Trost vor sie, |
wie Bagliuius
angemercket. |
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