Titel: |
RATIO, Raison |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
30 Sp. 1005 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
30 S. 512 |
Vorheriger Artikel: |
RATIO |
Folgender Artikel: |
RATIO … Beweiß-Grund |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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RATIO, Raison,
Grund, heisset in der
Ontologie dasjenige, daher man
erkennet, warum
eine
Sache sey oder nicht sey, warum sie so und
nicht anders sey. |
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Da das
Seyn entweder ein
würckliches oder
mögliches ist, so ist auch der Grund entweder der
Möglichkeit oder der Würcklichkeit. |
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Der Grund der Möglichkeit (Ratio
possibilitatis) ist das, daher man erkennet, warum
etwas eher (potius) seyn könne als nicht seyn
könne; warum es so und nicht anders seyn
könne. |
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Der Grund der Würcklichkeit (Ratio
Actualitatis) wird
genennet, woraus man erkennet,
warum etwas eher (potius) würcklich sey, als nicht
würcklich sey, warum es auf diese und nicht auf
eine andere Art zur Würcklichkeit gelanget. |
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Beyde, so wohl den Grund der Möglichkeit als
den Grund der Würcklichkeit distinguiret man in den
zureichenden (rationem sufficientem) und
unzureichenden Grund (rationem insufficientem;
nicht aber
eingetheilet; indem der unzureichende
Grund nicht mit
Recht ein Grund genennet werden
kan. |
Carl Günther
Ludovici in
Diss. de ratione philosophandi in genere. |
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Siehe auch den
Artickel: Zureichender
Grund. |
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Es wird der Grund auch eingetheilet in den
innerlichen (rationem intrinsecam) und
äusserlichen (extrinsecam). Jener heisset der
Grund, der in der Sache selbst, deren Grund er ist,
anzutreffen; dieser aber, der nicht in der Sache,
sondern ausser ihr anzutreffen. |
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