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Zedler: Gelatina HIS-Data
5028-10-686-10
Titel: Gelatina
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 10 Sp. 686
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 10 S. 356
Vorheriger Artikel: Gelassenheit
Folgender Artikel: Gelatina Amygdalarum
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text Anmerkungen
  Gelatina[1], eine Gallerte, ist eine Formel eines weichen Medicaments, welches aus denen harten Theilen derer Thiere, als C.C. alcis, dent. Elephant. Equi marini, Vngul. Alcis, dent. Apri etc. mit Kräutern vermischet, den Schweiß zu treiben, oder zu kühlen, durch Kochen bereitet wird.
[1] HIS-Data: korrigiert aus: Galatina
  Besagte Vngulae oder Zähne werden in aq. q. s. gekochet, hernach filtriret, und dann gerinnet die Suppe zur Gallerte: man kan auch im Kochen von dem Spirit. Nitri oder Vitrioli etc. die Gerinnung zu befordern, dazu thun; will man noch zum decocto vegetabilia nehmen, so dienen hierzu Flor. Bellid Tunic rosar. Borrag. Vio. und solche können fort mit gekochet werden.  
  Weil die Gallerten sehr nähren und stärcken, und auch gar angenehm schmecken, werden sie auf vornehmen Tafeln mit allerhand angemachten Farben unter die Confecturen mit aufgesetzet.  
  Man macht auch von Schweins-Füssen auf folgende Weise Gallerten: Nehmet vom Schweine die Füsse, Ohren und Maul, schneidet die ersten in der Mitte entzwey, senget die Haare davon ab, und laßt sie in Wasser blanchiren oder anlauffen. Wenn es nun geschehen, so putzt selbige fein sauber, setzt sie mit Wasser und Saltz zum Feuer, und last solche eine Weile kochen.  
  Darnach nehmet sie heraus, und kühlet sie in kalten Wasser aus, thut sie wieder in einen Topff, gießt die Brühe mit Eßig darauf, leget eine gantze Zwiebel und gantze Würtze dazu, und lasset es also vollends gar kochen. Nehmet selbige heraus; habt aber erst eine Schüssel fertig, darum ihr, wenn solche sehr flach, ein Cräntzgen von Teich machen sollet, und richtet sie darauf an. Die Brühe, so Gallerte werden soll, seiget durch einen Durchschlag in ein und ander Geschirr, fanget das Fett ein wenig herunter, leget Lösch-Papier oben drauf, so  
  {Sp. 687|S. 357}  
  wird sich das Fett alles vollends hinein ziehen. Alsdenn streuet geschnittene und abgezogene Mandeln, nebst etwas grossen Rosinen drüber her, machet die Brühe mit Saffran gelb, güsset sie drüber, und lasset es stehen. Wenn ihr es zu Tische geben wollet, und nun gestanden ist, so thut dem Teig-Rand von der Schüssel, reibet Zucker drauf, und gebet sie hin.  
  Gallerte von Kälber-Füssen werden eben wie die vorhergehende bereitet, nur, daß wenn solche gekochet sind, so putzt sie reinlich aus, seiget die Brühe davon in einen neuen Tiegel, oder der sonst sauber ist, nehmet alles Fett herunter, güsset Wein dazu, schüttet allerhand Gewürtz, als: Muscaten-Blüthen, Pfeffer, Ingwer, Nägelein, Citronen, wie auch etwas Eßig dran, und lasset es also durch einander kochen. Hernach seiget solches durch eine Serviette, richtet die Füsse in eine Schüssel an, güsset die Gallerte drüber, setzt sie an einen kühlen Ort, so wird selbe gestehen.  
  Will man eine Gallerte von Kälber-Füsse, Ohren, und Köpffen haben, so putzet genannte Stücke zurechte, leget solche hernach in das heisse Wasser, und laßt es aufwallen. Darauf nehmet sie heraus, setzet selbige mit reinen Wasser zum Feuer, saltzet es ein wenig, siedet es auch so lange, bis es ziemlich eingesotten und weich ist. Hernach seiget die Brühe herunter, lasset die gekochten Füsse, und was dabey ist, erkalten, daß sie hart werden. Sind selbige nun hart, so schneidet sie klein als Nudeln, hacket grüne Schnittlinge, Citronen-Schahlen und Muscaten-Blüthen, mischet es nebst etwas Ingwer darunter. Alsdenn nehmet die abgeseigte Brühe, güsset ein wenig Wein daran; thut das Geschnittene in einen zinnernen Napff oder neuen Tiegel, güsset die Brühe drüber, schüttet es so lange durch einander, bis sich alles fein gleichet, und also recht vermenget ist; denn es darff sich keines von dem andern absondern; setzet solches an einen kühlen Ort, und lasset es gestehen. Man kan es darnach heraus nehmen, und gantz geben. Oder man kan auch feine dünne Schnittgen schneiden, selbige ordentlich auf eine Schüssel legen, und öffter als einmahl gebrauchen.  
  Gallerte von Karffen wird also angegeben: Nehmet Karpffen, siedet sie, lasset aber solche nicht gar zu sehr einsieden. Hernach seiget die Brühe herunter, thut selbige in einen Topff, und güsset Eßig dazu, werfft auch ein wenig Hausen-Blätter und Gewürtz daran, wenn ihr viel Karpffen- Schupen habt, so leget des Fisches Köpffe auch darein, und kochet es also eine weile. Indessen siedet einen ziemlichen Karpffen fein blau, leget solchen, wenn er gesotten, in eine Schüssel, und noch etliche Stücke von obigen dazu, güsset die Brühe drüber, und lasset es gestehen.  
  Wollet ihr eine Gallerte von Meerrettich haben, so nehmet Meerrettich, so viel ihr nöthig habt, schabet und reibet ihn klar, thut selbigen in ein Nössel Milch, werffet Zucker und gestossene Mandeln darein, und lasset es also kochen. Hernach seiget ihn durch ein Haar-Tuch auf einen Teller, und lasset ihn kalt werden.  
  Wie eine Gallerte von Spanferckeln gemacht wird, ist unter Spanferckel-Gallerte nachzusehen.  
     

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Stand: 25. Februar 2013 © Hans-Walter Pries