|
Text |
Quellenangaben |
|
Zucker,
Lat.
Saccharum,
Frantz.
Sucre, ist ein
süsser Safft, der aus den Zucker-Röhren gepresset,
und durch die Kunst zur gehörigen Festigkeit
gesotten und gesaubert worden. |
|
|
Es ist aber des |
|
|
{Sp. 1030} |
|
|
Zucker-Rohrs, das nunmehr in Ost- und West-
Indien, absonderlich auf Madera, in Brasilien und
denen Antillen-Insuln, wächset, und welches den
Zucker-Safft in sich enthält, nicht einerley Gattung,
sondern da hat man das grosse Mambu, oder
Bambus, das Rotang, oder Rotting mit der runden
Frucht, dessen Wurtzel knotigt ist, und insgesammt
wachsen diese Rohre, wie unser gemein Schilff-Rohr, nur daß sie weicher anzufühlen und inwendig
voller süssen Safftes sind. |
|
|
Die Rohr-Stangen wachsen aus den Wurtzeln
sechs oder sieben Fuß hoch, und zween Daumen
dicke, sind voller Gelencke, und inwendig mit einem
weißlichten schwammichten Marck, welches sehr
süsse und safftig ist. Es wächset gerne nahe bey
Morästen, um wenn es reiff ist, wird es
abgeschnitten, und in die Zucker-Mühlen zum
Auspressen geschicket. Der daraus kommende
Safft wird in steinerne Krüge gefasset und gesotten,
hernach in Kegelförmige Gefässe geschüttet, oben
Asche oder gestossene Kreide darauf gestreuet,
damit sich die Zucker-Kegel reinigen und weiß
werden. |
|
|
Wenn nun solchergestalt der Zucker bereitet
ist, und nach
Europa
soll verschicket werden; so
wird er aus den Formen herausgenommen, in kleine
Stücken zerschlagen, in Fässer oder Kästgen
gepacket und fest eingestampffet. Eine jede solcher
Kisten wieget 20 bis 30 Arrobas, jede Arrove zu 32
Holländische Pfund gerechnet. |
|
|
Es träget aber auch die Beschaffenheit des
Erdreichs in Indien viel zur Qualität des Zuckers
bey, daher er auch sehr
unterschieden ist. |
|
|
Den Zucker bringen aus Indien die Portugiesen,
Engelländer und Frantzosen. Jede haben ihre
eigenen Länder, wo der Zucker wächset; als
Portugall besitzet Bahus, Brasilien und St. Lucas;
Franckreich hat St. Domingo, Barbados und St.
Lupar; Engelland hat Jamaica, Kingthon und andere
mehr. |
|
|
Solcher aus West-Indien, theils in langen
Kisten, theils in Fässern gekommene Poudre-Zucker oder Moscovade wird nun in Europa, und
zwar vornehmlich in Portugall, Spanien, Engelland,
Franckreich und
Hamburg in den Zucker-Beckereyen aufs neue gereiniget, gelautert, von
aller Unreinigkeit gesaubert, und zu allerhand
Sorten von feinem Zucker bereitet, welche
sind: |
|
|
1) |
Candis oder Canarien,
ist weiß und braun; |
2) |
Fein fein, oder fein
fein Reffinad; |
3) |
Klein-Melis; |
4) |
Groß-Melis; |
5) |
Lumpen; |
6) |
Halbe Baffern, und |
7) |
Baffern, die allerschlechteste
Art,
welche man
ordentlich
wieder in die Pfanne wirfft. |
|
|
|
Mit dergleichen Zuckern versehen absonderlich
Holland und Hamburg
gantz
Deutschland, in dem
sie grosse Kisten von Zucker-Hüten oder Brodten in
blau Pappier eingefaßt, aller
Orten hin
versenden. |
|
|
Die Pudre werden ordentlich bey Pfunden
verkauffet, und zwar nach Banco-Geld, entweder
gleich contant, oder auf 3
Monate zu bezahlen; da
denn der Zucker theurer zu stehen kömmt. Man
geniesset allezeit 8 1/3 pro Cent Rabatt. |
|
|
Der gute Moscovad muß weder schmierig,
noch brandig seyn. |
|
|
Die Gattungen der Pudre oder Zucker, welche
nach Hamburg gebracht werden, sind
folgende: |
|
|
1) Über Engelland: Cernaan-Zucker in Führen-
Holtz eingepackt. Die Jamaickischen |
|
|
{Sp. 1031|S. 529} |
|
|
und Barbadischen Zucker kommen in Stück-Fässern, und zwar die, so über 1000 Pfund wiegen,
geben 15 pro Cent Thara, dito vor 500 Pfund geben
18 pro Cent, 2 bis 300 Pfund aber 20 pro Cent, und
¼ Pfund gut Gewicht. Es ereignet sich zwar bey
dieser Thara ein
Vortheil, der aber wiederum zu
Schanden wird, wenn der Zucker unten in den
Fässern sehr feuchte ist. |
|
|
2) Über Portugall, Pernambock, Pudre, kommt
in langen Kisten, welche nach geschehener
Ausleerung thariret werden, geben 12 Pfund Besen
schön, dito kurtze Kisten, Thara was sie wägen, und
10 Pfund Besen schön, gut Gewicht ¼ pro
Cent. |
|
|
3) Über Franckreich, Caribischen Zucker in
kleinen Fässern, von 4 bis 500 Pfund geben Thara
20 Pfund, jedoch ohne Gesetze. |
|
|
Nachdem nun solcher Pudre-Zucker
beschaffen ist, darnach lassen sich auch schöne
Brodte daraus backen, und je feiner und weisser die
Sorte des Zuckers alsdenn ist, je theurer wird sie
bezahlet. |
|
|
In Ober-Deutschland kaufft man den in Holland
und zu Hamburg raffinirten Zucker Centner
weise. |
|
|
Der
Gebrauch des Zuckers ist so vielerley und
bekannt, daß es nicht
nöthig ist, davon etwas zu
sagen. |
|
|
In den Apothecken hat man noch allerhand
andere Arten von Zucker, als Penid- oder Gersten-Zucker, Rosen- Citronen- Violen-Zucker, und
andere mehr, vor den Husten und die
Engbrüstigkeit. Man machet aus dem Zucker einen
Spiritum, ein Öl und ein Saltz. |
|
|
Was die Conditers vor allerhand
Confect von
Zucker-Brodt, u.a.m. daraus machen, ist gleichfalls
bekannt. |
|
|
Zu Amsterdam wird ein grosser
Handel mit
allerhand Zucker getrieben, sonderlich mit Ost-Indischen, Brasilischen, Barbadische, von St.
Domingo, Antigoa, Martiniqve und Surinam. Alle
diese Zucker kommen entweder in Kisten, oder in
Canastes, oder in Bariques, oder in Tonnen, oder
endlich in kleinen Fässern. Nach diesen
unterschiedenen Fässern, richtet man die Thara ein.
Aller Zucker wird allda nach dem Pfunde verkaufft, und in Deniers de Gros
bezahlet. |
|
|
Der Preiß des weissen Brasilischen Zuckers ist das Pfund 11 bis 13 Deniers
de Gros, und der braune Brasilische, sonst Moscovad genannt, 7 bis 9 Deniers de
Gros. Dieser letztere wird zu 18 Monat Rabat verkaufft. Ihre Thara ist gleich,
nehmlich 240 Pfund vor die langen, und 190 Pfund vor die kurtzen Kisten. |
|
|
Der Zucker aus Ost-Indien kommt in Kisten oder Canastes. Kisten sind
thariret, und die Thara ist darauf. Was die Canastes betrifft, so geben sie 20
Pfund Thara. Der Preiß dieses Zuckers ist gemeiniglich das Pfund zu 10 Deniers
de Gros. Der Zucker von Barbados wird das Pfund zu 6 ½ bis 7 ½ Deniers
verkaufft. Die Bariquen wiegen 899 Pfund, und geben 150 Pfund Thara von der
Bariqve, und die von 900 Pfund und drüber 16 pro Cent. Die Thara der halben
Bariquen ist 20 pro Cent. |
|
|
Der Zucker von St. Domingo wird zu 5 ¼ bis 6 ¼ Deniers de Gros verkaufft.
Der von Antigoa zu 5 bis 6 Deniers de Gros, und der Martinickische zu 5 ¼ bis 6
Deniers de Gros |
|
|
Diese drey Arten von Zucker kommen entweder
in Bariquen oder Barile. Die ersten wegen 500
Pfund und drüber, geben 18 |
|
|
{Sp. 1032} |
|
|
pro Cent. Thara, und die unter 500 Pfund, 90 Pfund nach den Bariquen. Die
Barils über 250 Pfund geben auch 18 pro Cent. Thara, und die drunter sind 45
Pfund nach dem Baril. |
|
|
Der Zucker von Surinam wird zu 5 bis 7 ½ Deniers de Gros das Pfund
verkaufft. Die Bariquen, die über 600 Pfund wiegen, geben 20 pro Cent. Thara,
und die drunter 120 Pfund nach den Bariquen. |
|
|
Der Zucker in Hüten
wird zu 11 bis 16 ½ Deniers de Gros das Pfund
verkaufft. Man tharirt die Tonnen. |
Savary Dict. Univ. de
Commerce. |
|
Besonders aber
verdienet hierbey diejenige
Abhandlung von den Zucker, dessen Pflantzung
und völliger Zubereitung nachgelesen zu werden,
welche der
berühmte Dominicaner-Münch und
Mißionar P. Labat im
Jahre 1722 in seiner
vortreflichen Erzehlung von den Antillen-Insuln der
Welt
öffentlich
mitgetheilet hat, und darinnen alles
hieher gehörige mit so vieler Aufmercksamkeit und
Sorgfalt beschrieben zu befinden, als noch kein
anderer
Schrifftsteller vor ihm gethan hat. |
|
|
Im übrigen besiehe auch den
Artickel:
Ἃλς Ἲνδικος im I
Bande,
p. 1493 u.ff. desgleichen
Zucker-Rohr. |
|
|
|
|