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Quellenangaben |
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Zucker-Mühle,
Frantz.
Moulin a Sucre, ist eine
Maschine auf welcher man das reiffe Zuckerrohr
schneidet, wie dergleichen in Tahormina ist;
darnach
thut man es in eine starcke
Presse, und
drücket den Safft aus, der denn aus der Presse in
die untergesetzten Geschirre lauft, und treibet die
Presse entweder ein Pferd-
Wasser, oder auch
Mohren-Sclaven. |
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Der Safft wird wohl viermahl in weiten Öfen
gekochet, und in der Glocken (sind die
Formen)
welche unten ein Löchlein haben, gegossen vier
Monat lang so behalten an einem verschlossenen
Orte, daß der
Zucker nach und nach erharte, und
die gröbere Feuchtigkeit, welche Melatza
genennet
wird, austropffe, und in ein untergesetztes Geschirre
lauffe, daraus man dann geringen Zucker machet,
der andere aber wird durch langwierige
Zeit
gereiniget. |
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Die
Holländer haben an manchem Orte zehn
bis zwölf Zucker-Mühlen aufgerichtet, welche aus
drey höltzernen und auswendig mit eisernen
Blechen umgebenen Rollen oder Waltzen bestehen,
davon die mittelste wohl noch einmahl so lang, als
die andere ist, wodurch eben zween lange Bäume
durch paßiren, welche von zwey Ochsen gezogen,
das
gantze
Werck treibet, |
wie aus der Figur bey dem
Valentini in seinem Mus. Mus. …am besten zu
ersehen ist. |
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Je nachdem nun diese Waltzen sich umdrehen,
so werden von den sich dabey befindenden Mohren
die offt bemeldten Zucker-Röhre zwischen
dieselbigen häuffig hineingestossen, da denn die
Rollen dieselben zerknirschen, und zugleich zur
andern Seite auswerffen. Der Safft indessen rinnet
in ein sehr grosses Gefäß, welches darunter stehet,
von dannen er durch Hülffe eines kleinen Canals
oder Rinne in den ersten und grossern Kessel
geleitet wird. Unter diesen Kessel ma- |
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{Sp. 1059|S. 543} |
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chet man ein gantz gelindes Feuer, nur damit
er ein wenig warm werde, und man ihn abgesotten
abschäumen könne, und geben nachmahlen die
Indianer den Schaum ihren Vieh zu fressen. |
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Nachdem man ihn also die meiste und gröbste
Unreinigkeit genommen, thut man ihn wieder in
einen etwas kleinern Kessel, in welchen er mit
Beyhülffe eines weit grössern Feuers gantz hefftig
sieden
muß, auf das er desto besser geläutert
werden könne. |
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Wenn dieses
verrichtet, so schüttet man etliche
grosse Löffel voll einer
gewissen Laugen, welche
aus Disteln gemachet, oder auch, wie andere
meynen, Kalck-Wasser, worinnen Eyerweiß
zerschlagen, darein, und thut noch über das etliche
Tropfen Öl dazu, welche die
Gewalt des Sudes oder
Walle auslöschen, und des Safftes Auslauf
verhindern. |
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Wenn man dann siehet, daß er anfängt dicke
zu werden, so lässet man ihn durch ein Tuch rinnen,
und
theilet ihn in noch kleinere Kessel aus, welche
gemeiniglich von Bronse oder Metall sind, in denen
man ihn wieder siedend machet und unaufhörlich
herumrühret, so lange bis er gantz und gar
ausgekochet, welches daraus abgenommen wird,
wenn er, indem man ihn in die Höhe ziehet, in
Herniederfallen fast an einander hangen
bleibet. |
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Nach diesem wird er wieder in frische Kessel
gethan, in welchen man ihn erkühlen lässet, jedoch
also, daß er noch allezeit so lange umgerühret
werde, bis daß man gantz eigentlich in seinem
Syrupe kleine Körnlein, gleich wie Sand, siehet,
welche ein unfehlbares Kennzeichen des
völlig
zubereiteten Zuckers abgeben. |
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Wenn nun der Zucker in so weit zur
Vollkommenheit gekommen, so schüttet man ihn,
weil er noch warm ist, in gewisse Formen, welche
unten ein zugestopfftes Loch haben, und wenn er
darinnen erhartet, (welches gemeiniglich in einer
Zeit von 24
Stunden zu geschehen pfleget) zu
tragen ihn die Schwartzen mit den Formen in ihre
Hütten und Wohnungen, u. nachdem sie das untere
Loch eröffnet, und den Zucker zuvor durchstochen
haben, so setzen sie die Formen über kleine
Töpfen, damit der Syrup herunter lauffe, und
darinnen aufgefangen werde. |
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Dieser Syrup wird in Tonnen heraus in
Europa
gebracht, und weil er stets weich wie ein dünner
Honig bleibet, so wird er von den
Materialisten und
Simplicisten Remel, Mel Saccharinum,
Deutsch
Zuckerhonig, und Frantzösisch Doucette und
Mellage genennet, er wird in Amsterdam,
Hamburg
und dergleichen
Handelsstädten gar wohlfeil
verkaufft, und weil er noch bessers
Kaufs als der
Honig ist, so wäre er in vielen
Dingen an statt
dessen
nützlich zu
gebrauchen, wenn nicht sonsten
viel Betrug mit unterlieffe. |
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Unterdessen brauchen ihn die Hausleute in der
Küche; wie ingleichen die Lebkuchen-Becker an
einigen
Orten sich dessen mit
Vortheil bedienen. Ja
es
sollen auch einige Materialisten und Apothecker
andere medicinische Syrupe und Lattwergen damit
anmachen, welches doch ein
schändlicher Betrug
ist, so durchaus nicht zu dulden. |
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Man feuchtet anders wo den Toback auch
damit an, und man soll auch einen Branntwein
daraus brennen können. |
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Wenn nun der Syrup alle abgeflossen, so
hauen sie die Zuckerhüte (welche anfänglich gar
groß sind, daß wohl einer 20 Pfund wieget, wie
Vielheuer in Beschreibung fremder Materialien …
bezeu- |
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{Sp. 1060} |
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get) in große Stücke, und wird dieser
Zucker
alsdenn grauer Moscovade, Frantzösisch
Moscouade grise ou Sure des Isles non atteré
genennet, und ist gleichsam das
Fundament und
diejenige
Materie, aus welcher alle andere Sorten
des Zuckers gemachet werden; er muß weisgrau,
trocken, nicht fett und schmiericht seyn, auch so viel
möglich nicht nach dem Brande und Feuer
schmecken, wenn er anders
gut seyn soll. Wird also
roh nicht viel gebrauchet, ob er wohl zu den
Syrupen und rothen Confituren nicht untauglich
ist. |
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Aus diesem Moscovade wird nachmahlen der
so genannte Cassonad-Zucker, sonst auch
Castonada und Cassaun-Zucker genennet,
zubereitet, welches
Wort einige daher ableiten, weil
dieser Zucker gemeiniglich in Kasten überbracht
wird; welches doch nicht allemahl geschiehet,
indem fast eben so viel in kleinen Tonnen
ankommt, |
wie Pomet in seiner Histoire
des Drogues … bezeuget. |
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Andere heissen ihn Farin-Zucker, weil er nicht
an Hüten, sondern grossen und kleinen Stücken
kommt. Die Frantzosen nennen ihn auch Sucre des
Isles atteré, zum
Unterschied des vorigen. Seine
Zubereitung bestehet darinne, daß sie den
Moscovade-Zucker abermahl zerlassen, wohl
läutern, durch ein Tuch
seigen, und wenn er wieder
zum Flug gekochet, in die Formen giessen, auch
wie mit dem vorigen wieder verfahren. |
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Wenn alsdenn der Syrup abgeflossen, so thun
sie eines Zolls dicke weisse
Erde, oder mit
Wasser
angefeuchtete Kreide darauf, damit das Wasser
sich durch den Zucker ziehe, und was noch
unsaubers darinnen ist, mit sich nehme. So bald
nun alles ab- und durch geflossen, thut man den
Zucker aus den Formen, und theilet ihn in drey
Theile, welche von den Americanern also geordnet
werden, daß sie den untersten Theil allein, den
mittelsten auch allein und das oberste auch
besonders legen, welcher letztere der schlechte ist.
Wenn auch dieses geschehen, so breiten sie alles
auf grosse Tücher, lassen es vollends an der Lufft
austrocknen und schlagen es nochmahlen in Kasten
und Tonnen, worinnen sie uns gebracht
worden. |
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Der allerbeste Cassonada aber kommt aus
Brasilien, welcher schön weiß, trocken, eines guten
Geschmacks ist, und gleich nach Violen riechen
muß, dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget.
Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr
gebrauchet, weil er sich nicht so bald candisiret, und
die Confituren schön weiß davon werden, auch sich
besser halten lassen. |
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Zu
wissen aber ist, daß auch ein gut Theil von
dem Moscovade clarificiret und zu Hüten gegossen
in blau Papier heraus gebracht werde, welchen die
Frantzosen Sucre de sept liures, oder den sieben
Pfund Zucker nennen, wiewohl ihm solcher
Nahme
nicht so gar wohl zukommet, in dem die Hüte
gemeiniglich 12 Pfund wiegen, |
wie Pomet am obgedachten
Orte selbst bekennet. |
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Gleichwie die
Holländer dergleichen grosse
Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern
verschicken, welche auch Sucre de Palme, oder
Palmzucker genennet werden. Unterdessen
werden auch von diesen verschiedene Sorten
gefunden, nachdem sie recht weiß, oder auch
Flecken oben haben. Dieses ist eine
Waare vor die
gemeinen Leute, indem er nicht so kostbar, und
doch viel süsser macht, als der kostbare, weil fast
Jedermann bekannt, daß |
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{Sp. 1061|S. 544} |
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jemehr der Zucker rafiniret werde, je mehr er an
Süßigkeit verliere. |
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Aus diesen abgesetzten Zuckern werden
nachmahlen durch wiederholtes Rafiniren die
kleinern Zucker-Hüte verfertiget, und in zwey- drey-
vier- bis sechs Pfündige
eingetheilet. Je kleiner die
Hüte sind, je besser der Zucker ist, und wird der
allerfeinste von den Frantzosen Sucre Royal
genennet, nach welchem der Demy Royal, welches
bey uns die besten Canarien-Zucker sind. Die
andern werden bey uns Refinat genennet, und
haben wieder verschiedene Sorten. |
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Es wird nunmehr in Holland, Hamburg und
dergleichen Orten auch viel Zucker refiniret, und
findet sich der Hamburger viel härter, als der
Amsterdamer; so ist er auch viel weisser, als der
Italienische, weswegen er auch mehr ästimiret wird.
Denn je härter und weisser der Zucker ist, je besser
er ist, absonderlich wenn er zugleich dichte,
gläntzet, und gleichsam wie ein Glas klinget, so
man mit den Fingern daran schläget. Siehe auch Ἃλς Ἲνδικος im
I
Bande, p. 1494. |
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Diesem fügen wir aber auch nicht
unbillig noch
eines und das andere von demjenigen bey, was
Savary seinem Dict. Univ. de Commerce bey denen
Worten: Moulins a Sucre und
Sucre, aus des P.
Labats vortrefflichen
Wercke, so er zu Paris im
Jahre 1722 unter dem
Titul: Nouveau Voyage aux
Isles de l'Amerique, oder Neue Reise nach den
Americanischen Insuln, an das
Licht gestellet hat,
so wohl von denen Zucker-Mühlen selbst, als auch
insbesondere von der Art und Weise, den Zucker zu
sieden und völlig zuzurichten, beybringt. |
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Nach dieses letztern Bericht nun kan man
viererley
Arten von Zucker-Mühlen machen, die
aber gleichwohl nur in Ansehung der
unterschiedlichen
Bewegungs-Kräffte, die sie
treiben, von einander
unterschieden, da hingegen
die Theile, welche dienen, die Röhren zu
zerstossen, und den Safft daraus zu pressen, einer
wie der andern gemein sind. |
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Diese vier Arten von Mühlen sind also Wasser-Mühlen, Wind-Mühlen, Hand-Mühlen, welche
Menschen treiben, und endlich solche denen Pferde
oder Ochsen die Bewegung geben. |
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Die Hand-Mühlen sind am ersten im Gebrauch
gewesen; man hat aber wegen der allzu grossen
Abmattung derer zu solcher
Arbeit bestimmten
unglücklichen Schwartzen aufgehört, sich derselben
zu bedienen; worzu noch kommt, daß sie wenig
bereiteten, und die Arbeit nicht so gar sonderlich
gefördert wurde, ob man gleich zur Bedienung
dieser Mühlen viermahl so viel Schwartze, als zu
den andern Mühlen, haben muste. |
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Die Wind-Mühlen sind die neuesten, und noch
sehr sparsam zu finden, absonderlich auf denen
Frantzösischen Antillen-Insuln. Die Engelländer
haben gleichwohl einige auf St. Christophle und auf
Barbados und auf Martinique hat man auch schon
eine angeleget. Diese Mühlen bereiten vieles,
insonderheit die nach Portugiesischer Art angeleget
sind. |
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Sie haben aber einen grossen Fehler, indem
sie nicht zu geschwinde zum Stillstehen gebracht
werden können, als manchmahl, wenn sich irgend
ein Zufall eräugnet, entweder in Ansehung der
schwartzen Sclavinen, welche der Mühle immer
frisches Rohr zulangen, oder auch in An- |
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{Sp. 1062} |
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sehung der Waltzen und anderer Stücke,
woraus diese Bewundernswürdige Maschiene
bestehet,
nöthig ist. |
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Die gebräuchlichsten sind also die Wasser-Mühlen, und die, welche von Thieren getrieben
werden. Unterdessen hat man doch diese hier nur
an solchen Orten, wo man nicht die
Bequemlichkeit
hat, sich irgend eines Flusses oder Baches zu
bedienen; immassen die Wasser-Mühlen nicht allein
weniger kosten, wenn sie einmahl aufgerichtet sind,
sondern auch besser in einem fort arbeiten und
mehr, als die, welchen Pferde und Ochsen die
Bewegung gegeben, bereiten können. |
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Alle und jede zu einer jeglichen dieser Mühlen
insbesondere gehörigen, oder auch nur einer wieder
andern gemeinen Theile
umständlich zu
beschreiben,
möchte wohl allhier etwas zu
weitläufftig seyn. Wer aber gleichwohl ein Belieben
haben solte, deshalber ausführlicher belehret zu
seyn, der kan disfals in dem obangezogenen
Wercke des P. Labats sein
vollkommenes Gnüge
finden. |
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Wir wenden uns also viel mehr zu der Art und
Weise, wie der aus den Zucker-Röhren ausgepreste
Safft, wenn er aus der Mühle kommt, ferner
zubereitet und endlich zu Zucker gesotten
wird. |
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Es ist aber hierbey zuförderst in Ansehung der
Röhren annoch zu mercken, daß die Röhren,
welche man in die Mühle schicket, nicht viel über 4
Fuß lang, noch aber weniger, als 2 ½ Fuß seyn
müssen; es müsten denn Rotins seyn, die in einem
magern und abgenutzten
Erdreiche hervorgebracht
worden, die gemeiniglich nur diese Länge haben.
So ist auch zu beobachten, daß man niemahls
Zucker-Röhren abhaue, wenn man sie nicht in 24
Stunden zu verbrauchen gedencket, weil sie sich
sonst erhitzen, gähren und sauer werden. |
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Der Safft, welcher aus dem gepresten und
zerstossenen Rohre zwischen den Waltzen der
Mühle heraus kommt, fliest durch einen Canal in die
Zucker-Stube, die nahe bey der Mühle ist, und fällt
in einen Trog, von dar er in den ersten Kessel
gethan wird, wo er seine erste Zubereitung
empfängt; er wird nur durch ein langsames
Feuer
erhitzet, bey welchem er nur quappert, darauf er
einen dicken Schaum auswirfft, der den Thieren zur
Nahrung dienet. Dieser erste Kessel heist der
grosse Kessel. |
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Dieser Safft wird hernach in einen andern
Kessel gereiniget, wo man ihn durch ein starckes
Feuer mit grossen Blasen kochen lässet, und wo
man ihm durch eine starcke Lauge, die aus
Kalckwasser und andern
Ingredientien
bestehet,
seinen Schaum treiben hilfft, wie man schon bey
dem ersten Kessel gethan hat. Dieser andere
Kessel heist la Propre, oder der eigene
Kessel. |
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Er wird auch noch in einem dritten Kessel, La
Lessive, oder der Laugen-Kessel genannt,
gereiniget und geschäumet, weil man anfängt in den
Vesou oder Safft eine andere Lauge zu giessen, die
ihn noch mehr reiniget, den Unflat sammlet, und in
die Höhe kommen lässet, da man ihn mit einem
Schaum-Löffel abnimmt. |
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Der vierte Kessel heist la Flambeau, oder der
Rauch- oder Brand-Kessel, weil der Safft sich
darinne mehr reiniget, und das starcke Feuer, daß
man darunter machet, die Blasen vermehret, so
scheinet der Syrup, der darinne gemachet wird zu
brennen. |
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Der fünffte Kessel ist der |
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{Sp. 1063|S. 545} |
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Syrup-Kessel, weil alsdenn der Vesou oder
Zucker-Safft dicke und zu Syrup wird. |
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Endlich heist der sechste und letzte Kessel la
Baterie, da der Syrup vollends zu Stande kommt,
und darinne man ihm, vermittelst der Lauge, des
Kalck-Wassers, so man darein schüttet, vollends
alles dasjenige benimmt, was etwan noch von
Unreinigkeit darinne zurücke geblieben seyn
könnte. Dieser letzte Kessel enthält nicht leicht
mehr, als etwan das Drittheil von den ersten, wegen
des Abgangs des Schaumes, welcher bereits davon
abgenommen worden. |
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In denen Zucker-Siedereyen, welche sieben
Kessel haben,
zählet man zwey Brand-Kessel, an
statt eines, nehmlich einen grossen und einen
kleinen. In denenjenigen aber, darinne ihrer nur
fünffe sind, hat man keinen besondern Laugen-Kessel, indem der so genannte Propre oder eigene
Kessel zugleich des letztern Stelle mit Vertritt. Und
wenn man endlich in einigen gar nur ihrer vier
findet; so dient der eigene Kessel zugleich an statt
des Laugen- und des Brand-Kessels. |
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Da nun der Safft aus den Zucker-Röhren nach
und nach durch eine so grosse Menge Kessel
gehet; so wird er eben dadurch gereiniget, gekocht,
in einen Syrup verwandelt, und endlich
geschickt, in
die so unterschiedlichen und in denen
vorherstehenden
Artickeln beschriebenen Arten von
Zucker verkehret zu werden. |
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Die Grösse der Kessel ist unterschiedlich, und
ihr Diameter vermindert sich nach einer gewissen
Proportion vom ersten bis zum letzten. In denen
Zucker-Siedereyen von fünf Kesseln, welche die
gemeinsten sind, haben, wenn der erste, welcher,
wie schon gesagt, der Grosse heist und es auch in
der That ist, vier Fuß im Diameter hat, der vierte
ihrer nur 2 ¼ und die, so sich zwischen beyden
befinden, eine denenselben proportionirte
Verminderung. Ebenso verhält es sich auch mit der
Tieffe, daß, wenn der erste drey Fuß tieff ist, der
vierdte ihrer nur zwey ist. |
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Diese Kessel werden in die Schwebende
aufgehangen, aber so, daß die Baterie, welche der
fünfte ist, ohngefehr sieben Zoll höher, als der
grosse, zu hängen kommt, aus Vorsorge, daß der
Syrup in den ersten Kesseln, wenn er aufwallt, nicht
den in den letztern, welcher schon besser gekocht
und vollkommener ist, wenn er darein ränne, nicht
verderben könne. |
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Jeglicher Kessel hat seinen Ofen, darinne man
ein dem zunehmenden Sude des Syrups gemässes
Feuer unterhält. Der erste Ofen aber wird nur mit
Stroh, oder Geröhricht, der zweyte mit kleinem, und
die andere mit grobem Holtze geheitzet. |
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Die Kessel sind von rothem Kupffer; ihre Dicke
wird nach ihrer Grösse und Schwere eingerichtet,
immassen ein Kessel von 300 Pfunden am
Gewichte am Rande
ordentlich eines Thalers, und
am Boden zweymahl so dicke ist. Die Baterien
anbelangend; so sind sie gegossen und
gantz aus
einem Stücke, an statt daß die andern aus
unterschiedlichen mit dem Hammer geschlagenen
und durch vernietete Nägel mit breiten Kuppen
zusammen gefügten Stücken bestehen. |
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Einige bedienen sich zwar auch eiserner
Kessel, weil sie weniger, als die kupffernen, kosten.
Man hat aber durch die
Erfahrung |
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{Sp. 1064} |
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erkannt, daß sie weit unbequemer, als die
letztern, zu Fabricirung des Zuckers sind. |
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Wenn der Syrup aus der Baterie kommt; so
bringt man ihn in die Reinigungs- oder Läuterungs-Stube, wo man ihm die unterschiedlichen
Zurichtungen und die Fasons giebt, welche sich
zum Zucker, dem man daraus machen
will,
schicken. |
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Ausser denen bisher erwehnten Kesseln hat
man in den grossen Zucker-Siedereyen auch noch
andere und gantz besondere Kessel, den Schaum
und den Syrup darinne abzukochen. |
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Das übrige Geräthe in denen Zucker-Siedereyen sind die |
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- Kühl-Kessel,
- Raben-Schnäbel,
- Löffel,
- Schaum,
- Kellen,
- Treibe-Kasten,
- Blanchets oder
Durchseige-Tücher,
- Laugen-Fässer,
- Griffel oder Stech-Eisen,
- Zucker-Messer,
- Töpffe,
- Formen,
- Ballen,
- Tröge,
- Pagallen, oder Spateln,
- und Beseme.
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Ausserdem aber hat man darinne auch noch
Schür-Eisen und Feuer-Hacken zum
Dienst der
Öfen, um vermittelst der einen das Holtz auf den
Boden zu stossen, und mit denen andern die
Kohlen heraus zu ziehen. |
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Endlich hat auch jeder Ofen sein Abavent,
welches eine Art von einem abhängenden Dache
ist. |
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Eine umständlichere Beschreibung aller
vorerwehnten Geräthschafften allhier beyzufügen,
erachten wir
vornehmlich deshalber
unnöthig und
überflüßig zu seyn, weil doch deren Beschaffenheit
und
Gebrauch denenjenigen, welche in denen
Zucker-Siedereyen zu arbeiten haben,
nothwendig
vorher schon besser bekannt seyn muß, als wir es
ihnen möchten sagen können, in Ansehung anderer
aber alle diese Dinge nicht den geringsten
Nutzen
haben. |
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Solte aber dennoch ein und anderer Liebhaber
dieser Dinge so curiös seyn, und von selbigen allen
etwas näher
unterrichtet zu seyn wünschen, den
verweisen wir nochmahls auf das schon
mehrerwehnte Werck des P. Labats, darinne so
wohl diese, als auch noch andere hieher gehörige
Dinge mit der grösten Sorgfalt und Aufmercksamkeit
und auf das umständlichste beschrieben zu
finden. |
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