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Zedler: Zucker-Rohr HIS-Data
5028-63-1071-4
Titel: Zucker-Rohr
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 63 Sp. 1071
Jahr: 1750
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 63 S. 549
Vorheriger Artikel: Zucker-Ried
Folgender Artikel: Zucker-Rose
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Zucker-Rohr oder Zucker-Ried, Lat. Arundo saccharina, oder Canna saccharina, hat eine süsse, safftige knorrichte und überzwerch in der Erde kriechende Wurtzel, gleich der Wurtzel des gemeinen Rohres; nur, daß sie nicht so holtzigt, sondern nur mürbe und zärter ist: daraus wachsen dicke Röhren, die auf 4 Ellen hoch und dicker, als ein Manns-Daumen werden, und mit vielen dicken Knöpffen von unten an bis oben aus unterscheiden, auch mit einem weissen, luckern, safftigen und süssen Marck angefüllet, die Blätter aber, wie des Spanischen oder zahmen Rohrs rauhe und mit Streiffen die Länge hin gezeichnet sind.  
  Am obern Theile der Röhre gewinnet es ausgespreiste, äschrichte Blumen, gleich den Blumen des Sorgsamen Gewächses, welches doch selten in unsern Landen wegen der Kälte zur Blume kommen kan.  
  Aus den Wurtzeln und dem Marck dieses Rohres pfleget man hernach den Zucker in Indien, Arabien, Egypten, in den Canarien-Inseln, in der Insel Madera oder Medern, Maltha, Cypern, Sicilien und in der Insel St. Thomä zu sieden, und in lange Hüte zu giessen, welcher darnach in grosser Menge mit Schiffen in alle Handels-Städte geführet wird; da hingegen die Alten sich nur mit dem haben behelffen müssen, so aus dem überflüßigen Safft der Röhren von sich selbst geflossen, und wie Saltz oder Gummi von der Sonnen-Hitze zusammen getrocknet, gewachsen ist, sintemahl ihnen die Kunst, den Zucker also aus  
  {Sp. 1072}  
  den gemeldeten Röhren und denen Wurtzeln zu sieden und zubereiten, unbekannt gewesen ist; derowegen sie auch den Zucker zu ihrer Zeit nur allein zu der Artzney gebrauchet haben, weil man dessen nicht die Menge haben können, die Speisen damit lieblich zu machen, wie jetzo der gemeine Gebrauch in allen Europäischen Ländern ist.  
  Derowegen auch die Alten zu derselben Zeit alle ihre Syrupe, Säffte und andere Artzeneyen mit Honig, wie wir sie heutiges Tages mit Zucker, bereitet und gemachet haben. Der allererste aber, der die Weise, die Artzeney mit Zucker an statt des Honigs zu machen, unter den Griechischen Ärtzten angestellt hat, ist gewesen der Actuarius, und nach ihm Nicolaus Alexandrinus. Seit der Zeit aber, daß diese Weise, den Zucker aus den Röhren zu ziehen und zu sieden, aufgekommen ist, hat man nachgelassen, denjenigen zu uns zu führen, der selbst aus den Röhren geflossen, und von der Sonne getrocknet worden, an welches statt der Candis-Zucker zu den Artzneyen heutiges Tages gebrauchet wird.  
  Es giebet aber dieses Zucker-Rohrs und des daraus verfertigten Zuckers vielerley Geschlechte.  
  Das eine kommt aus Portugall aus der Insel Madera, der wird von den Simplicisten Saccharum Madriense oder Mederiense genennet, Flämisch und Brabandisch Madery-Suyker, und Hochdeutsch Madera-Zucker, welches der beste Zucker unter allen Sorten des Zuckers ist, und auch den Vorzug zu den Artzeneyen haben soll.  
  Ein anderer kommt aus den Canarien-Inseln, und wird von den Simplicisten Saccaharum Canarium oder Canariense genennet, Flämisch und Brabandisch Canarie-Suyker, und Hochdeutsch Canarien-Zucker, der ist der beste nach dem Madera-Zucker.  
  Drittens ist der Fein-Zucker, der wird durch die Kunst also zugerichtet, und von den Materialisten und Simplicisten Saccharum Finum, Saccharum Refinatum und Saccharum Valentinum genannt, Flämmisch und Brabandisch gheerefineert Suyker, und Hochdeutsch Fein-Zucker, Valenzin-Zucker oder Valenz-Zucker, weil derselbe zu Valentia in Spanien also refinirt und gemacht wird; und diesen nennen heutiges Tages die Practicanten und Apothecker Saccharum Tabarzeth, wiewohl dieser Nahme dem Madera-Zucker gebühret.  
  Nun aber ist unter allen Sorten des Zuckers kein besserer, als der Madera-Zucker, und nach ihm der Canarien-Zucker, aus welchem der refinirte Zucker durch die Kunst gemachet wird, daß er eine schöne weise Gestalt, wie Marmel, oder Alabaster-Stein bekommt, also, daß er auch durch seine Schöne und Weisse die obgemeldeten beyden Sorten des Zuckers übertrifft; aber weil er durch die Kunst mit Lauge also zugerichtet wird, soll er billig zum Gebrauch der Artzeney verworffen werden.  
  Denn durch die Lauge überkommt er eine Schärffe, verlieret etlichermassen seine Süßigkeit, und nimmt eine andere Natur und Eigenschafft an sich, machet Durst und trocknet sehr; sollen derowegen die Apothecker und andere sich hüten, daß sie diesen Zucker nicht zu den Manus Christi, oder andern Täflein gebrauchen, oder andere Artzneyen damit vermischen.  
  Man pfleget diesen Zucker in kleine Hütlein zu machen und mit blauem Pappier einzubinden. Weil nun der gemeine Mann dafür hält, wie er fälschlich überredet ist, daß der Zucker in den blauen Hüten  
  {Sp. 1073|S. 550}  
  der beste sey; so ist es durch den unersättlichen Geitz der Kauffleute doch dahin gerathen, daß sie nun auch den allerschlechtesten Thomas-Zucker mit der Lauge also zurichten und refiniren, welcher wohl weisser wird, aber er bleibet weich, und wird nimmermehr recht hart; und welcher der weisseste darunter ist, der hat desto mehr Amelmehls, damit sie diesen Zucker in Refiniren verfälschen, giessen ihn darnach in kleine pfündige Formen, binden sie folgends mit blauem Papier ein, daß darnach die Unverständigen dem blauen Papier und den kleinen Hütlein nachlauffen, und da sie vermeynen, sie haben es wohl getroffen und dem besten Zucker gekaufft, so sind sie betrogen und haben den allergeringsten, der doch mit Mehl verfälschet ist, müssen aber doch denselben vor den besten bezahlen. Solches haben wir nur allhier mit anzeigen wollen, daß man sich hinführo vor dergleichen Betrug und Falsch zu hüten wisse.  
  Wir wollen aber nun mehr die übrigen Arten des Zuckers vollends betrachten:  
  Die vierte Sorte des Zuckers wird aus der Insel Maltha zu uns gebracht und ist ein harter Zucker, wie der Canarien-Zucker, nur daß er grauer ist; dem gebühret vor dem refinirten Zucker der Vorzug nach dem Canarien-Zucker. Er wird gemeiniglich zur Speise gebraucht; deswegen er auch den Nahmen Speise-Zucker bekommen. Von den Materialisten und Simplicisten wird er Saccharum Maltanum, Melisium, oder Melitaeum oder Saccharum cibale genannt; Deutsch Melis-Zucker oder Speise- Zucker.  
  Die fünfte Gattung des Zuckers wird aus der Insul St. Thomä zu uns gebracht, und ist der allerliederlichste, weich und braun, doch süsser, als der refinirte Zucker, und auch gesünder. Er wird von den Materialisten und Simplicisten Saccharum Thomasinum oder Thomaeum, und von den Practicanten und Apotheckern Saccharum rubrum genannt. Die Practicanten der Araber nennen ihn Saccharum Sulimenum. Von den Flämmingern und Brabandern wird er Thomas Suyker und Potsuyker, Hochdeutsch aber Thomas-Zucker genannt.  
  Die sechste Sorte des Zuckers sind die gesammleten Bröcklein von allen Sorten des zerbrochenen Zuckers, so wohl von dem weissen, als braunen. Diese lieset man zusammen und bringt sie in Fässern und Kästen eingeschlagen auf die Messen; Diese Art des Zuckers wird gemeiniglich zu Syrupen und auch nunmehr in der Speise gebrauchet, Lat. Saccharum Miscellaneum genannt, die Materialisten und Kaufleute nennen ihn Form- und Cassaun-Zucker.  
  Die siebende Sorte des Zuckers ist weich, wie ein dünner Honig oder Syrup. Diesen bringt man aus den Insuln, wo man die Zucker siedet und in Formen giesset. Solcher wird nur von dem Schaume bereitet, den man in Zuckersieden sammlet, bleibet stets weich, wie ein dünnes Honig, wird in Tonnen zu uns gebracht und ziemlich wohlfeil verkauffet; er wäre auch in vielen Stücken an statt des Honigs nützlich zu gebrauchen, in dem er wohlfeiler ist, als das Honig, wenn nur nicht so viel Betrug damit vorgienge. Diese Sorte des Zuckers wird von den Mate-  
  {Sp. 1074}  
  rialisten und Simplicisten Remel, Mel Saccharinum oder Saccharaceum genannt, Frantz. Mellesse, Flämmisch und Brabändisch Schroep, Hochdeutsch Zucker-Honig und Syrup.  
  Der Zucker überhaupt hat eine temperirte Natur und Eigenschafft, ist warm und feucht im ersten Grad, sonderlich aber der Madera- Canarien- und Melis-Zucker. Der Thomas-Zucker aber weichet aus dem Temperamente, weil er nicht von dem Schaume genugsam gereiniget ist, daher er eine hitzige ausweichende Eigenschafft bekömmt, die den Honig fast gleich kommt.  
  Der Fein-Zucker thut desgleichen, als welcher von der Kalck-Lauge, damit er bereitet und refiniret wird, eine feurige Natur und Eigenschafft überkommt; Derowegen er auch in der Wärme und Schärffe den Thomas-Zucker übertrifft, zugleich aber auch grossen Durst machet, und zu den innerlichen Artzeneyen nicht gebrauchet werden solte; wiewohl unsere gemeinen Ärtzte dafür halten, daß dieser Zucker, weil er der schönste und weisseste unter allen Sorten der Zucker, auch der schönste und beste sey. Aber sie irren sich, indem er nicht so süsse, als ein anderer Zucker ist; zudem nimmt er von der Kalck-Lauge, wie schon gesagt, eine feurige Eigenschafft an sich; daher solte allerdings der Madera- oder der Canarien-Zucker den andern zur Artzney vorgezogen werden.  
  Es ist heut zu Tage kein Ding gemeiner und gebräuchlicher in den Küchen grosser Herren, als der Zucker, und das nicht allein bey uns Deutschen, sondern auch bey andern Nationen, und müssen damit fast alle Speisen und Trachten zubereitet werden; sintemahl die scharffen Speisen damit milder gemacht werden, die sauren dämpfet der Zucker, und macht sie lieblicher, die versaltzenen temperirt er, und macht sie anmuthig, die rauhen, herben und groben machet er gut, den unlieblichen unschmackhafften giebt er einen guten Geschmack, in Summa, er ist ein Dämmer und Meister aller Arten des Geschmacks, dieselben zu temperiren und zu mildern. Denn was übertrifft in der Küche mit seiner Schärffe und Säure den Eßig? dennoch wird in dieselbe durch den Zucker benommen.  
  In den Apothecken kan man des Zuckers auch nicht entbehren, und zwar noch viel weniger, als in der Küche. Denn daraus machet man vielerley  
 
  • Lattwergen,
  • Syrupe,
  • Juleps,
  • süsse Geträncke,
  • Clarets und Hippocras,
  • Conserven-Zucker,
  • Conditen- oder eingemachte Früchte,
  • Wurtzeln und Säffte,
  • desgleichen allerhand Confect, Täflein, Marzipan, Zeltlein, Bißquit oder Zucker-Brodt, u.d.g.
 
  Ja was für eine Menge Zucker gehet nicht auf, daraus allerhand Bilder der Thiere, Vögel, Früchte, Fische, und was man nur immermehr erdencken kan, gemachet werden? da es auch sogar dahin gekommen, daß man heutiges Tages Hämmels-Büge und Schlägel, Tauben, Gänse, Entvögel, Hüner und sonst allerhand Fleischwerck, als Kalbs-Füsse, Kalbs-Köpffe, und was man nur von Vögeln und Fleischwercke erdencken mag, von Zucker formiret und bereitet, dieselben künstlich mit ihren Farben zieret und mahlet als wenn es dieselben natürlich wären.  
  Ja wie vielerley Saamen und Früchte werden nicht mit Zucker überzogen, die fast alle dem Über-  
  {Sp. 1075|S. 551}  
  flusse, Schlaf-Träncken und Banqueten mehr, als der Artzeney dienen müssen? Wie gesund aber solche Dinge zum Überfluß gebrauchet sind, erfahren die grossen Herren täglich, was für grosse unheilbare Kranckheiten darauf erfolgen, die wir uns selbst machen, den Magen und die Leber verderben, daß wir fast zu keinem rechten Alter mehr kommen können, und müssen uns also die guten und besten Mittel, die uns GOtt gegeben und erschaffen hat, daß sie uns zur Erhaltung und Gesundheit dieses zeitlichen Lebens dienen sollen, durch den unnatürlichen und unbeschreiblichen Überfluß zu unserm Verderben, Untergange und Verkürtzung dieses Lebens gereichen; und ist wohl zu glauben und auch gewiß wahr, daß, seit dem die Welt gestanden, kein grösserer Überfluß gewesen, als eben jetzo, da keine Kosten denselben täglich zu häuffen und zu mehren gesparet werden.  
  Schöner weisser Madera- oder Canarien-Zucker, in Speise oder Tranck mäßig gebrauchet,  
 
  • machet rein und sauber Geblüte,
  • stärcket die Natur, die Lebens-Geister, und alle Glieder des gantzen Leibes vor sich selbst, oder aber in Speise und Tranck gebrauchet,
  • mildert die Brust und Lunge, und stärcket dieselben,
  • bekommt der rauhen scharffen Kehle wohl,
  • dienet wider die Seiten- und Brust-Geschwüre und innerliche Apostemen,
  • mildert den Husten,
  • erweichet dem Bauch, sonderlich aber bey den jungen Kindern,
  • und dienet wider die Schmertzen der Brust.
 
  Die hitzigen und Gallsüchtigen Menschen aber sollen nicht viel Zucker ausserhalb der Artzney gebrauchen; denn er wird bey ihnen in Galle verwandelt. Zudem schadet er allen Kranckheiten, die von der rothen Galle ihren Ursprung haben. So auch die jungen Kinder viel Zucker essen, so wachsen gerne Würmer bey ihnen; daher soll diesen allein der Zucker zur Nothdurfft eingegeben werden.  
  Es meynen auch etliche, der Zucker solle innerliche Verstopffungen in den Gliedern des Eingeweydes verursachen. Sintemahl er aber eine Natur und Eigenschafft hat, zu reinigen; so ist solchem kein Beyfall beyzumessen.  
  Der Zucker ist fast dienlich den Gebrechen der Nieren, Harngänge und der Blase, machet auch weniger Durst, als der Honig. Den Zähnen aber ist er fast schädlich; denn er macht sie nicht allein schwartz, sondern auch faulicht; sie wackeln davon und fallen gerne aus; daher thun diejenigen wohl und recht, die, wenn sie Zucker gegessen haben, den Mund und die Zähne wohl mit frischem Wasser abwaschen.  
  Canarien- und Madera-Zucker, aus frischem Wasser gegessen, vertreibet die heisere Stimme des Halses, so von hitziger Ursache herkommt.  
  Madera- oder Canarien-Zucker, mit frischer Milch gesotten und temperirt, wie ein Julep, ist denjenigen eine heilsame Artzney, die Vitriol oder Alaun gegessen oder eingenommen haben. Denn es benimmt solchen Dingen ihre Schädlichkeit, die sie hinter sich lassen, damit sie die innerlichen Glieder des Eingeweides verletzen, nach Nothdurfft und Durst getruncken. Diese Artzney dienet auch wider den Husten, und ist sonderlich den jungen Kindern dienlich, die sonst andere Artzeney nicht wohl gebrauchen mögen, so man sie nach Durst davon  
  {Sp. 1076}  
  trincken lässet.  
  Gepülverten Zucker mit 3 Untzen frischen ausgepreßten Mandel-Öls vermischt, und getruncken, vertreibet das Grimmen im Leibe und die Darm-Gicht.  
  Zucker zu Pulver gestossen, mit Rosen-Öle vermischt und verschlungen, heilet alle innerliche Verletzung, die von eingenommenen Alaun, Vitriol, Spanischen Mücken, und dergleichen scharffen und etzenden Dingen verursachet worden.  
  Wider die Gebrechen des Haupts, Gehirns, Magens und der Brust, von Kälte verursachet, nimm Madera- oder Canarien-Zucker acht Untzen, Veilwurtz 1 Loth, Ingber ein halb Loth, Galgan, Majoran, Ackerwurtz oder Calmuswurtzel, jedes 1 Quentlein, Muscaten-Nüsse, Cubeben, Cardomomlein, auserlesene Zimmet-Rinden, kraus Balsammüntze, Näglein, jedes ein halbes Quentlein, langen Pfeffer ein Drittheil eines Quentleins. Den Zucker soll man besonders subtil stossen, darnach die Stücke alle rein pülvern, und durch ein Sieblein schlagen, folgends wohl mit dem Zucker zu einer Treseney vermischen, und in einer saubern Büchse zum Gebrauche verwahren. Von dieser Treseney des Morgens nüchtern einen Löffel voll gegessen, mit einem Schnittlein weiß Brodts in guten Wein geweichet,  
 
  • stärcket das erkältete Haupt, und Hirn,
  • trocknet die Flüsse,
  • macht ein gut Gedächtniß,
  • mehret die Sinne,
  • erwärmet die erkältete Brust und Lunge,
  • vertreibet die Engbrüstigkeit und das Keichen,
  • benimmt den kalten Husten,
  • machet einen wohlriechenden Athem,
  • stärcket das Hertz, die Natur und alle der vornehmsten Glieder,
  • machet ein frölich Gemüthe,
  • erwärmet den kalten, undauigen Magen,
  • vertreibet den Unwillen und Maßleide,
  • stärcket die Dauung,
  • verzehret alle böse und überflüßige Feuchtigkeiten in dem Leibe,
  • zertheilet die Winde,
  • stärcket das Geäder,
  • eröffnet die Verstopffung der Leber und der Miltz,
  • stärcket die Nieren,
  • bringet Lust zu essen,
  • und giebet dem gantzen Leibe eine gute, gesunde, natürliche und schöne Farbe.
 
  Madera- oder Canarien-Zucker zu einem subtilen Pulver gestossen, und in die Augen gethan, vertreibet die Dunckelheit derselben, und erkläret das Gesicht.  
  Canarien- oder Madera-Zucker zu Stücklein gebrochen, und auf glüende Kohlen geleget, und den Rauch davon in die Nase gefangen, stillet die Hauptflüsse und vertreibet das Schnupffen.  
  Canarien- oder Madera-Zucker zu einem subtilen Pulver gestossen, heilet die Geschwüre, von dem Mittel oder Würmern verursachet, des Tages zweymahl darein gestreuet.  
  Will man einen trüben dicken Wein schön und lauter machen; so nehme man zu einem Fuder Weins ein halbes Pfund von acht Untzen Madera- oder Canarien-Zucker, und so viel Alaun. Stosse sie zu einem subtilen Pulver, zertreibe dieselbigen mit dem Weine aus demselben Fasse, und schütte sie wieder in das Faß, rühre es wohl mit einem löchrichten Scheite, daß sich der Wein wohl durch einander vermische, darnach schlage man das Faß geschwinde zu, lasse es also 14 Tage liegen; und alsdenn lasse man den Wein in ein ander Faß ab.  
  Abgestandenen und schwachen  
  {Sp. 1077|S. 552}  
  Wein wieder zurechte zu bringen: Nimm guten Madera oder Canarien-Zucker, ein halb Pfund zu Pulver gestossen, und gefeilt Hirschhorn, 4 Untzen, vermische diese Stücke, und thue sie in ein langes leinen Säcklein; nimm auch ein Maaß frisch gemolckene Milch, schütte sie in das Faß mit Wein, rühre ihn zuvor mit einem Scheite wohl durch einander; darnach hänge das vorgemeldete Säcklein in das Faß, verspünde es wohl, und lasse es eine Zeitlang darinne hängen; so wird der Wein wieder kräfftig. Man soll aber zu jedem Fuder Wein so viel Milch, als der andern Stücke, nehmen.  
  Siehe auch Zucker, und Ἃλς Ἲνδικος im I Bande, p. 1493 u.ff. wie auch Zucker-Mühle.  
     

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Stand: 15. Februar 2013 © Hans-Walter Pries