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Quellenangaben |
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Zucker-Rohr oder Zucker-Ried,
Lat.
Arundo
saccharina, oder Canna saccharina, hat eine süsse,
safftige knorrichte und überzwerch in der
Erde
kriechende Wurtzel, gleich der Wurtzel des
gemeinen Rohres; nur, daß sie nicht so holtzigt,
sondern nur mürbe und zärter ist: daraus wachsen
dicke Röhren, die auf 4 Ellen hoch und dicker, als
ein Manns-Daumen werden, und mit vielen dicken
Knöpffen von unten an bis oben aus
unterscheiden,
auch mit einem weissen, luckern, safftigen und
süssen Marck angefüllet, die Blätter aber, wie des
Spanischen oder zahmen Rohrs rauhe und mit
Streiffen die Länge hin gezeichnet sind. |
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Am obern
Theile der Röhre gewinnet es
ausgespreiste, äschrichte Blumen, gleich den
Blumen des Sorgsamen Gewächses, welches doch
selten in unsern Landen wegen der Kälte zur Blume
kommen kan. |
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Aus den Wurtzeln und dem Marck dieses
Rohres pfleget man hernach den
Zucker in Indien,
Arabien, Egypten, in den Canarien-Inseln, in der
Insel Madera oder Medern, Maltha, Cypern, Sicilien
und in der Insel St. Thomä zu sieden, und in lange
Hüte zu giessen, welcher darnach in grosser Menge
mit
Schiffen in alle
Handels-Städte geführet wird; da
hingegen die
Alten sich nur mit dem haben
behelffen
müssen, so aus dem überflüßigen Safft
der Röhren von sich selbst geflossen, und wie Saltz
oder Gummi von der Sonnen-Hitze zusammen
getrocknet, gewachsen ist, sintemahl ihnen die
Kunst, den Zucker also aus |
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{Sp. 1072} |
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den gemeldeten Röhren und denen Wurtzeln
zu sieden und zubereiten, unbekannt gewesen ist;
derowegen sie auch den Zucker zu ihrer
Zeit nur
allein zu der Artzney
gebrauchet haben, weil man
dessen nicht die Menge haben können, die Speisen
damit lieblich zu machen, wie jetzo der gemeine
Gebrauch in allen
Europäischen Ländern ist. |
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Derowegen auch die Alten zu derselben Zeit
alle ihre Syrupe, Säffte und andere Artzeneyen mit
Honig, wie wir sie heutiges
Tages mit
Zucker,
bereitet und gemachet haben. Der allererste aber,
der die Weise, die Artzeney mit Zucker an statt des
Honigs zu machen, unter den Griechischen
Ärtzten
angestellt hat, ist gewesen der Actuarius, und nach
ihm Nicolaus Alexandrinus. Seit der Zeit aber, daß
diese Weise, den Zucker aus den Röhren zu ziehen
und zu sieden, aufgekommen ist, hat man
nachgelassen, denjenigen zu uns zu führen, der
selbst aus den Röhren geflossen, und von der
Sonne getrocknet worden, an welches statt der
Candis-Zucker zu den Artzneyen heutiges Tages
gebrauchet wird. |
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Es giebet aber dieses Zucker-Rohrs und des
daraus verfertigten Zuckers vielerley
Geschlechte. |
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Das eine kommt aus Portugall aus der Insel
Madera, der wird von den Simplicisten Saccharum
Madriense oder Mederiense
genennet, Flämisch
und Brabandisch Madery-Suyker, und
Hochdeutsch Madera-Zucker, welches der beste
Zucker unter allen Sorten des Zuckers ist, und auch
den
Vorzug zu den Artzeneyen haben
soll. |
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Ein anderer kommt aus den Canarien-Inseln,
und wird von den Simplicisten Saccaharum
Canarium oder Canariense genennet, Flämisch und
Brabandisch Canarie-Suyker, und Hochdeutsch
Canarien-Zucker, der ist der beste nach dem
Madera-Zucker. |
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Drittens ist der Fein-Zucker, der wird durch die
Kunst also zugerichtet, und von den
Materialisten
und Simplicisten Saccharum Finum, Saccharum
Refinatum und Saccharum Valentinum genannt,
Flämmisch und Brabandisch gheerefineert Suyker,
und Hochdeutsch Fein-Zucker, Valenzin-Zucker
oder Valenz-Zucker, weil derselbe zu Valentia in
Spanien also refinirt und gemacht wird; und diesen
nennen heutiges Tages die Practicanten und
Apothecker Saccharum Tabarzeth, wiewohl dieser
Nahme dem Madera-Zucker gebühret. |
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Nun aber ist unter allen Sorten des Zuckers
kein besserer, als der Madera-Zucker, und nach ihm
der Canarien-Zucker, aus welchem der refinirte
Zucker durch die Kunst gemachet wird, daß er eine
schöne weise
Gestalt, wie Marmel, oder Alabaster-Stein bekommt, also, daß er auch durch seine
Schöne und Weisse die obgemeldeten beyden
Sorten des Zuckers übertrifft; aber weil er durch die
Kunst mit Lauge also zugerichtet wird, soll er
billig
zum Gebrauch der Artzeney verworffen
werden. |
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Denn durch die Lauge überkommt er eine
Schärffe, verlieret etlichermassen seine Süßigkeit,
und nimmt eine andere
Natur und
Eigenschafft an
sich, machet Durst und trocknet sehr; sollen
derowegen die Apothecker und andere sich hüten,
daß sie diesen Zucker nicht zu den Manus Christi,
oder andern Täflein gebrauchen, oder andere
Artzneyen damit vermischen. |
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Man pfleget diesen Zucker in kleine Hütlein zu
machen und mit blauem Pappier einzubinden. Weil
nun der gemeine Mann dafür hält, wie er fälschlich
überredet ist, daß der Zucker in den blauen
Hüten |
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{Sp. 1073|S. 550} |
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der beste sey; so ist es durch den
unersättlichen
Geitz der
Kauffleute doch dahin
gerathen, daß sie nun auch den allerschlechtesten
Thomas-Zucker mit der Lauge also zurichten und
refiniren, welcher wohl weisser wird, aber er bleibet
weich, und wird nimmermehr recht hart; und
welcher der weisseste darunter ist, der hat desto
mehr Amelmehls, damit sie diesen Zucker in
Refiniren verfälschen, giessen ihn darnach in kleine
pfündige Formen, binden sie folgends mit blauem
Papier ein, daß darnach die Unverständigen dem
blauen Papier und den kleinen Hütlein nachlauffen,
und da sie vermeynen, sie haben es wohl getroffen
und dem besten Zucker
gekaufft, so sind sie
betrogen und haben den allergeringsten, der doch
mit Mehl verfälschet ist, müssen aber doch
denselben vor den besten bezahlen. Solches haben
wir nur allhier mit anzeigen
wollen, daß man sich
hinführo vor dergleichen Betrug und Falsch zu
hüten
wisse. |
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Wir wollen aber nun mehr die übrigen
Arten des
Zuckers vollends betrachten: |
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Die vierte Sorte des Zuckers wird aus der Insel
Maltha zu uns gebracht und ist ein harter Zucker,
wie der Canarien-Zucker, nur daß er grauer ist; dem
gebühret vor dem refinirten Zucker der Vorzug nach
dem Canarien-Zucker. Er wird gemeiniglich zur
Speise gebraucht; deswegen er auch den Nahmen
Speise-Zucker bekommen. Von den Materialisten
und Simplicisten wird er Saccharum Maltanum,
Melisium, oder Melitaeum oder
Saccharum cibale
genannt; Deutsch Melis-Zucker oder Speise-
Zucker. |
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Die fünfte Gattung des Zuckers wird aus der
Insul St. Thomä zu uns gebracht, und ist der
allerliederlichste, weich und braun, doch süsser, als der
refinirte Zucker, und auch gesünder. Er wird von
den Materialisten und Simplicisten Saccharum
Thomasinum oder Thomaeum, und von den
Practicanten und Apotheckern Saccharum rubrum
genannt. Die Practicanten der Araber nennen ihn
Saccharum Sulimenum. Von den Flämmingern und
Brabandern wird er Thomas Suyker und
Potsuyker, Hochdeutsch aber Thomas-Zucker
genannt. |
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Die sechste Sorte des Zuckers sind die
gesammleten Bröcklein von allen Sorten des
zerbrochenen Zuckers, so wohl von dem weissen,
als braunen. Diese lieset man zusammen und bringt
sie in Fässern und Kästen eingeschlagen auf die
Messen; Diese Art des Zuckers wird gemeiniglich zu
Syrupen und auch nunmehr in der Speise
gebrauchet, Lat. Saccharum Miscellaneum genannt,
die Materialisten und Kaufleute nennen ihn Form-
und Cassaun-Zucker. |
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Die siebende Sorte des Zuckers ist weich, wie
ein dünner Honig oder Syrup. Diesen bringt man
aus den Insuln, wo man die Zucker siedet und in
Formen giesset. Solcher wird nur von dem
Schaume bereitet, den man in Zuckersieden
sammlet, bleibet stets weich, wie ein dünnes Honig,
wird in Tonnen zu uns gebracht und ziemlich
wohlfeil
verkauffet; er wäre auch in vielen Stücken
an statt des Honigs
nützlich zu gebrauchen, in dem
er wohlfeiler ist, als das Honig, wenn nur nicht so
viel Betrug damit vorgienge. Diese Sorte des
Zuckers wird von den Mate- |
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{Sp. 1074} |
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rialisten und Simplicisten Remel, Mel
Saccharinum oder Saccharaceum genannt,
Frantz.
Mellesse, Flämmisch und Brabändisch Schroep,
Hochdeutsch Zucker-Honig und Syrup. |
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Der Zucker überhaupt hat eine temperirte Natur
und Eigenschafft, ist warm und feucht im ersten
Grad, sonderlich aber der Madera- Canarien- und
Melis-Zucker. Der Thomas-Zucker aber weichet aus
dem Temperamente, weil er nicht von dem
Schaume genugsam gereiniget ist, daher er eine
hitzige ausweichende Eigenschafft bekömmt, die
den Honig fast gleich kommt. |
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Der Fein-Zucker thut desgleichen, als welcher
von der Kalck-Lauge, damit er bereitet und refiniret
wird, eine feurige Natur und Eigenschafft
überkommt; Derowegen er auch in der Wärme
und Schärffe den Thomas-Zucker übertrifft, zugleich
aber auch grossen Durst machet, und zu den
innerlichen Artzeneyen nicht gebrauchet werden
solte; wiewohl unsere gemeinen
Ärtzte dafür halten,
daß dieser Zucker, weil er der schönste und
weisseste unter allen Sorten der Zucker, auch der
schönste und beste sey. Aber sie
irren sich, indem
er nicht so süsse, als ein anderer Zucker ist; zudem
nimmt er von der Kalck-Lauge, wie schon gesagt,
eine feurige Eigenschafft an sich; daher solte
allerdings der Madera- oder der Canarien-Zucker
den andern zur Artzney vorgezogen werden. |
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Es ist heut zu Tage kein Ding gemeiner und
gebräuchlicher in den Küchen grosser
Herren, als
der
Zucker, und das nicht allein bey uns
Deutschen,
sondern auch bey andern Nationen, und
müssen
damit fast alle Speisen und Trachten zubereitet
werden; sintemahl die scharffen Speisen damit
milder gemacht werden, die sauren dämpfet der
Zucker, und macht sie lieblicher, die versaltzenen
temperirt er, und macht sie anmuthig, die rauhen,
herben und groben machet er gut, den unlieblichen
unschmackhafften giebt er einen guten Geschmack,
in Summa, er ist ein Dämmer und
Meister aller
Arten des Geschmacks, dieselben zu temperiren
und zu mildern. Denn was übertrifft in der Küche mit
seiner Schärffe und Säure den Eßig? dennoch wird
in dieselbe durch den Zucker benommen. |
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In den Apothecken kan man des Zuckers auch nicht entbehren, und zwar noch
viel weniger, als in der Küche. Denn daraus machet man vielerley |
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- Lattwergen,
- Syrupe,
- Juleps,
- süsse Geträncke,
- Clarets und Hippocras,
- Conserven-Zucker,
- Conditen- oder eingemachte Früchte,
- Wurtzeln und Säffte,
- desgleichen allerhand
Confect,
Täflein, Marzipan, Zeltlein, Bißquit oder Zucker-Brodt, u.d.g.
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Ja was für eine Menge Zucker gehet nicht auf,
daraus allerhand Bilder der Thiere, Vögel, Früchte,
Fische, und was man nur immermehr erdencken
kan, gemachet werden? da es auch sogar dahin
gekommen, daß man heutiges Tages Hämmels-Büge und Schlägel, Tauben, Gänse, Entvögel,
Hüner und sonst allerhand Fleischwerck, als Kalbs-Füsse, Kalbs-Köpffe, und was man nur von Vögeln
und Fleischwercke erdencken mag, von Zucker
formiret und bereitet, dieselben künstlich mit ihren
Farben zieret und mahlet als wenn es dieselben
natürlich wären. |
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Ja wie vielerley Saamen und Früchte werden
nicht mit Zucker überzogen, die fast alle dem Über-
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{Sp. 1075|S. 551} |
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flusse, Schlaf-Träncken und Banqueten mehr,
als der Artzeney dienen müssen? Wie gesund aber
solche Dinge zum Überfluß gebrauchet sind,
erfahren die grossen
Herren
täglich, was für grosse
unheilbare Kranckheiten darauf erfolgen, die wir uns
selbst machen, den Magen und die Leber
verderben, daß wir fast zu keinem rechten Alter
mehr kommen können, und müssen uns also die
guten und besten Mittel, die uns
GOtt gegeben und
erschaffen hat, daß sie uns zur Erhaltung und
Gesundheit dieses zeitlichen
Lebens dienen sollen,
durch den unnatürlichen und unbeschreiblichen
Überfluß zu unserm Verderben, Untergange und
Verkürtzung dieses Lebens gereichen; und ist wohl
zu
glauben und auch
gewiß
wahr, daß, seit dem die
Welt gestanden, kein grösserer Überfluß gewesen,
als eben jetzo, da keine Kosten denselben täglich
zu häuffen und zu mehren gesparet werden. |
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Schöner weisser Madera- oder Canarien-Zucker, in Speise oder Tranck mäßig
gebrauchet, |
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- machet rein und sauber Geblüte,
- stärcket die Natur, die Lebens-Geister, und alle Glieder des gantzen
Leibes vor sich selbst, oder aber in Speise und Tranck gebrauchet,
- mildert die Brust und Lunge, und stärcket dieselben,
- bekommt der rauhen scharffen Kehle wohl,
- dienet wider die Seiten- und Brust-Geschwüre und innerliche Apostemen,
- mildert den Husten,
- erweichet dem Bauch, sonderlich aber bey den jungen Kindern,
- und dienet wider die Schmertzen der Brust.
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Die hitzigen und Gallsüchtigen Menschen aber
sollen nicht viel Zucker ausserhalb der Artzney
gebrauchen; denn er wird bey ihnen in Galle
verwandelt. Zudem schadet er allen Kranckheiten,
die von der rothen Galle ihren
Ursprung haben. So
auch die jungen
Kinder viel Zucker essen, so
wachsen gerne Würmer bey ihnen; daher soll
diesen allein der Zucker zur
Nothdurfft eingegeben
werden. |
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Es
meynen auch etliche, der Zucker solle
innerliche Verstopffungen in den Gliedern des
Eingeweydes verursachen. Sintemahl er aber eine
Natur und Eigenschafft hat, zu reinigen; so ist
solchem kein Beyfall beyzumessen. |
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Der Zucker ist fast dienlich den Gebrechen der
Nieren, Harngänge und der Blase, machet auch
weniger Durst, als der Honig. Den Zähnen aber ist
er fast schädlich; denn er macht sie nicht allein
schwartz, sondern auch faulicht; sie wackeln davon
und fallen gerne aus; daher
thun diejenigen wohl
und recht, die, wenn sie Zucker gegessen haben,
den Mund und die Zähne wohl mit frischem
Wasser
abwaschen. |
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Canarien- und Madera-Zucker, aus frischem
Wasser gegessen, vertreibet die heisere Stimme
des Halses, so von hitziger
Ursache herkommt.
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Madera- oder Canarien-Zucker, mit frischer
Milch gesotten und temperirt, wie ein Julep, ist
denjenigen eine heilsame Artzney, die Vitriol oder
Alaun gegessen oder eingenommen haben. Denn
es benimmt solchen Dingen ihre Schädlichkeit, die
sie hinter sich lassen, damit sie die innerlichen
Glieder des Eingeweides verletzen, nach Nothdurfft
und Durst getruncken. Diese Artzney dienet auch
wider den Husten, und ist sonderlich den jungen
Kindern dienlich, die sonst andere Artzeney nicht
wohl gebrauchen mögen, so man sie nach Durst
davon |
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{Sp. 1076} |
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trincken lässet. |
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Gepülverten Zucker mit 3 Untzen frischen ausgepreßten Mandel-Öls vermischt,
und getruncken, vertreibet das Grimmen im Leibe und die Darm-Gicht. |
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Zucker zu Pulver gestossen, mit Rosen-Öle vermischt und verschlungen, heilet
alle innerliche Verletzung, die von eingenommenen Alaun, Vitriol, Spanischen
Mücken, und dergleichen scharffen und etzenden Dingen verursachet worden. |
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Wider die Gebrechen des Haupts, Gehirns,
Magens und der Brust, von Kälte verursachet, nimm
Madera- oder Canarien-Zucker acht Untzen,
Veilwurtz 1 Loth, Ingber ein halb Loth, Galgan,
Majoran, Ackerwurtz oder Calmuswurtzel, jedes 1
Quentlein, Muscaten-Nüsse, Cubeben,
Cardomomlein, auserlesene Zimmet-Rinden, kraus
Balsammüntze, Näglein, jedes ein halbes Quentlein,
langen Pfeffer ein Drittheil eines Quentleins. Den
Zucker soll man besonders subtil stossen, darnach
die Stücke alle rein pülvern, und durch ein Sieblein
schlagen, folgends wohl mit dem Zucker zu einer
Treseney vermischen, und in einer saubern Büchse
zum Gebrauche
verwahren. Von dieser Treseney
des Morgens nüchtern einen Löffel voll gegessen,
mit einem Schnittlein weiß Brodts in guten Wein
geweichet, |
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- stärcket das erkältete Haupt, und Hirn,
- trocknet
die Flüsse,
- macht ein gut
Gedächtniß,
- mehret die
Sinne,
- erwärmet die erkältete Brust und Lunge,
- vertreibet die Engbrüstigkeit und das Keichen,
- benimmt den kalten Husten,
- machet einen
wohlriechenden Athem,
- stärcket das Hertz, die
Natur und alle der
vornehmsten Glieder,
- machet ein
frölich
Gemüthe,
- erwärmet den kalten, undauigen
Magen,
- vertreibet den Unwillen und Maßleide,
- stärcket die Dauung,
- verzehret alle
böse und
überflüßige Feuchtigkeiten in dem Leibe,
- zertheilet
die Winde,
- stärcket das Geäder,
- eröffnet die
Verstopffung der Leber und der Miltz,
- stärcket die
Nieren,
- bringet
Lust zu essen,
- und giebet dem
gantzen Leibe eine gute, gesunde, natürliche und
schöne Farbe.
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Madera- oder Canarien-Zucker zu einem
subtilen Pulver gestossen, und in die Augen gethan,
vertreibet die Dunckelheit derselben, und erkläret
das Gesicht. |
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Canarien- oder Madera-Zucker zu Stücklein
gebrochen, und auf glüende Kohlen geleget, und
den Rauch davon in die Nase gefangen, stillet die
Hauptflüsse und vertreibet das Schnupffen. |
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Canarien- oder Madera-Zucker zu einem
subtilen Pulver gestossen, heilet die Geschwüre,
von dem Mittel oder Würmern verursachet, des
Tages zweymahl darein gestreuet. |
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Will man einen trüben dicken Wein schön und
lauter machen; so nehme man zu einem Fuder
Weins ein halbes Pfund von acht Untzen Madera-
oder Canarien-Zucker, und so viel Alaun. Stosse sie
zu einem subtilen Pulver, zertreibe dieselbigen mit
dem Weine aus demselben Fasse, und schütte sie
wieder in das Faß, rühre es wohl mit einem
löchrichten Scheite, daß sich der Wein wohl durch
einander vermische, darnach schlage man das Faß
geschwinde zu, lasse es also 14 Tage liegen; und
alsdenn lasse man den Wein in ein ander Faß
ab. |
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Abgestandenen und schwachen |
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{Sp. 1077|S. 552} |
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Wein wieder zurechte zu bringen: Nimm guten
Madera oder Canarien-Zucker, ein halb Pfund zu
Pulver gestossen, und gefeilt Hirschhorn, 4 Untzen,
vermische diese Stücke, und thue sie in ein langes
leinen Säcklein; nimm auch ein Maaß frisch
gemolckene Milch, schütte sie in das Faß mit Wein,
rühre ihn zuvor mit einem Scheite wohl durch
einander; darnach hänge das vorgemeldete
Säcklein in das Faß, verspünde es wohl, und lasse
es eine Zeitlang darinne hängen; so wird der Wein
wieder kräfftig. Man soll aber zu jedem Fuder Wein
so viel Milch, als der andern Stücke, nehmen. |
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Siehe auch
Zucker,
und
Ἃλς Ἲνδικος im
I
Bande, p. 1493 u.ff.
wie auch
Zucker-Mühle. |
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