Titel: |
Licht, Kertze |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
17 Sp. 828 |
Jahr: |
1738 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.17 S. 433 |
Vorheriger Artikel: |
Licht, Lat. Lux |
Folgender Artikel: |
Licht … in heiliger Schrifft |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
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Licht, Kertze, heisset ein mit Unschlitt oder
mit Wachs dick oder dünne überzogener Tocht
von Garn, welcher, wenn er angezündet, einen
hellen Schein von sich giebet, und einen
verfinsterten
Ort erleuchtet. |
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Nach der
Materie, die dazu kommet, heissen
sie |
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- Unschlitt-Lichter,
- oder Wachs-Lichter,
Wachs-Kertzen.
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Die Unschlitt-Lichter werden am allerbesten
von Rindern-Unschlitt gemachet, weil die von
Schäffen-Unschlitt verfertigte allzu sehr rinnen;
doch nimmet man gemeiniglich beyderley Unschlitt
unter einander. |
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Nach dem
Gebrauche werden sie
eingetheilet
in |
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{Sp. 829|S. 434} |
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- Nacht-
- und Küchen- oder Gänckel-Lichter.
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Die ersten sind so wohl wegen ihrer Stärcke,
als auch wegen ihrer Güte, von denen anderen
unterschieden; die
Nacht-Lichter sind die allerdünnesten und dabey die längsten, denn, weil man
sie nur allein in der Absicht brennet, daß man die
gantze Nacht sogleich Licht im Noth-Falle bey
Händen habe, ein anders daran gleich anbrennen, oder in der Eil etwas finden zu können,
die Nacht aber zu weilen lang; also hat man
dergleichen Grösse und
Form dazu
erwählet;
die letzten sind die von der geringsten Art, denn
sie seyn nicht nur dünner als die
gewöhnlichen,
sondern, weil sie zu allerletzt gezogen worden, da
die Tunck-Forme nicht mehr voll Unschlitt, sondern
unten mit warmen Wasser angefüllet werden
müssen, und das Unschlitt selbst nicht mehr das
reineste, so sind dergleichen Lichter nicht allein
schwärtzer, sondern sie pflegen wegen des
darunter gekommenen Wassers auch gerne zu
spritzen. |
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Sie werden entweder gezogen oder
gegossen. Von einem jeden
soll weiter unten, bey
dem Licht-Ziehen, das
nöthige gemeldet
werden. |
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Die Wachs-Lichter oder Wachs-Kertzen werden von denen Wachs-Ziehern, deren
Profeßion eine
freye Kunst ist, und weder Meister-Stück noch meisterliche Zunfft hat, auf vielerley
Arten verfertiget und gezogen. |
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Ein Kunst-Stück, das sich ein Licht um eine
gewisse gefällige
Stunde in der Nacht entzünde,
lehren die Breßlauer-Sammlungen
An.
1725. ... |
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Man nimmt schwartz Bleyweiß oder Cerussae nigrae ein halbes
Loth, an dessen Stelle man auch das Alumen plumosum nehmen kan,
solviret solches in Aqua forti, so viel zur Solution nöthg ist; durch diese ziehet man einen weissen reinen
Bind-Faden, und trocknet ihn in der Lufft. Wenn
man diesen nun brauchen will, zündet man
erstlich ein Stückgen an, und experimentiret
damit, um zu sehen, wie viele in einer Stunde aufbrenne, welches man nach Verlangen
multipliciret. Hierauf wickelt man um den Tocht
des Lichts ein Stückgen Schwefel-Faden, an
welchem man den zugerichteten Bind-Faden fest
knüpfet; da denn, wenn der Faden verbrannt, sich
der Schwefel entzündet, und das Licht auf
verlangte Stunde brennend darstellet. |
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Dieser durch obige Solution gezogene Bind-Faden
kan auch in Ansteckung derer Minen, und zu Loßschiessung derer
Ertze in denen Berg-Wercken auf
gewisse Zeit
gebrauchet werden. Auf gleiche Weise kan man
auch eine Pistole und ander Schüß-Gewehr zurichten,
daß es sich von selbst loß zünde, und auf eine
verlangte Stunde Feuer gebe, wenn man
nehmlich den Faden in die Zünd-Pfanne hänget,
oder ins Zünd-Loch stecket. |
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