Titel: |
Humaniora |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
13 Sp. 1155 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 13 S. 599 |
Vorheriger Artikel: |
Humanbar |
Folgender Artikel: |
Humanistae |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Humaniora oder Humanitatis
Studia, werden
die freyen Künste
geheissen, welche uns zu Erlernung höherer
Facultäten
geschickt
machen. |
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Man
verstehet aber gemeiniglich unter diesen
Humanioribus die |
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gleich als ob sie die
Menschen von denen
übrigen Thieren
unterscheideten. |
- Cicero pro Archia …
pro Mur. …
- Gellius …
- Nonius …
-
Walch de Litteris
Humanioribus.
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Es sind aber jetzt
genannte
Wissenschafften
jedem
nöthig, welcher mit
Nutzen die so genannte
höhere Facultäten
tractiren
will. Sie bereiten einen
zu denenselben zu, und machen, daß er nun
dieselben
vernünfftig und
gründlich erlernen kan.
Es verdienen also diejenigen, die sich diesen
Humanioribus wiedmen, alles
Lob, und sind desto
höher zu halten, je seltener es Leute giebet, die
sich eintzig und allein, und folglich mit desto
grösserer Einsicht, darauf legen. |
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Seit dem das Vorurtheil eingerissen, als ob
man solche
Dinge nur erlernen
müsse, die einen
gleich versorgten, hat man selbige vor brodlose
Künste gehalten, und sie deswegen verachtet.
Wie
irrig
aber dieses sey, bekräfftigen diejenigen durch ihr
eigen
Exempel, welche in denen
Humanioribus versäumet beklagen, daß sie in
ihren so genannten höhern Facultäten nirgends
recht fort |
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{Sp. 1156} |
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können. So viel gestehen wir gar gern zu, daß
das
gemeine Wesen nicht würde bestehen
können, wenn wir uns eintzig nur auf die
Humaniora legen, die übrigen Wissenschafften
aber dabey gäntzlich liegen lassen wollten;
indessen dürffen diejenigen, welche die höhern
Facultäten erlernen, sich keines
Vorzugs vor
denen, welche die Humaniora ihr Haupt-Werck
seyn lassen,
rühmen, sondern bedencken, daß
diese so
gut etwas zum Wohl des gemeinen
Wesens beytragen, als sie, und also durch
eintzelne Kräffte den Staats-Cörper zusammen
halten. |
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Aus diesen Betrachtungen werden aber auch
diejenigen, welche, weil sie etwa was in denen
Humanioribus
gethan, sich einbilden, ihnen
gebühre vor allen der Vorzug, etwas von ihrem
unerträglichen Hochmuth und daraus flüssenden
Zancksucht fahren lassen, und bedencken, daß,
so lobenswürdig ihr unabläßlicher
Fleiß, so einen
geringen
Theil dererjenigen sie ausmachen,
welche etwas zum
gemeinen Besten
beytragen. |
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