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Zedler: Schrifft {Buchstaben] HIS-Data
5028-35-1184-2
Titel: Schrifft {Buchstaben]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 35 Sp. 1184
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd.35 S. 606
Vorheriger Artikel: Schrifft [Nachricht]
Folgender Artikel: Schrifft, siehe Schrifften
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel

  Text   Quellenangabe
  Schrifft, heissen auch die entweder mit der Feder oder durch den Druck auf das Papier entworffene Buchstaben.  
  Daher saget man: es ist grobe Schrift, es ist leserliche Schrift, es ist kleine Schrift, es ist alte Schrift etc.  
  Von der Schrift in dieser Bedeutung findet man hin und wieder verschiedene Kunststücke aufgezeichnet, als  
 
1) eine solche Schrift zu machen, so auf eine gewisse Zeit wiederum ausgehet und verschwindet.
 
 
  Nimm sauren reinen und weissen Eßig, 1 Pf. Scheidwasser, 8 Loth des Hartzes von Terpentin weich zerlassen, Pech und Ruß, so fast schwartz sey, so viel eines jeden darzu vonnöthen, thue es zusammen in ein Geschirr, der gilt das selbige wohl zu, laß einen gantzen Tag übereinander stehen, alsdenn auf einem Reibstein wohl untereinander rühren, und was willst du darmit schreiben, es löscht von sich selbsten allgemach wiederum aus;
 
 
2) eine Schrift zu machen, die auch sichtbar und unsichtbar ist.
 
 
  Nimm guten Gallas, zerknirsche oder käue solchen im Munde, duncke die Feder in denselbigen Speichel, schreibe auf ein zartes Papier, lasse die Buchstaben trocken werden, so siehet man es nicht. Willst Du aber, daß man es sehe, so nimm gepulverten Vitriol, netze die Finger, bestreiche die Buchstaben damit, so siehet man es alsobald;
 
 
3) eine Schrift zu schreiben, die nicht leichtlich kan ausradiret werden.
 
 
  Hierzu nehme man etwas feuchtes, dünnes und nicht zu starck planirtes, oder geleimtes Papier, und neue mit Eßig, Alaun und scharfen Vitriol wohl zubereitete Dinte;
 
 
4) eine Schrift zu schreiben, so die Mäuse nicht fressen.
 
 
  Man weiche und siede Wermuth in Wasser, und giesse solches Wasser in die Dinten;
 
 
5) eine Schrift, die nicht verbrennet.
 
 
  Nimm scharffen Wein-Eßig, das Weisse von Eyern, mische beydes wohl untereinander mit Silberglett, bestreiche das Papier dreymal damit, lasse es allezeit wieder trocken werden, alsdenn schreibe darauf, wenn man es gleich ins Feuer hält, wird es nicht verbrennen;
 
 
6) alte verblichene Schrift wieder leslich zu machen.
 
 
  Nimm Galläpffel, stosse sie fast grob, lege sie einen Tag über in Brantewein, danach destillire das Wasser davon, netze eine Baumwollen darein, und befeuchte die Schrift darmit;
 
 
7) eine weisse Schrift auf weiß Papier zu machen.
 
 
  Nimm Eyerklar, vermische solches mit gelber Farbe, und schreibe darmit, was du willst, laß es nachmals gantz trocken werden; überstreich alsdenn das Papier über und über mit schwartzer Farbe, und wenn du dieses bey Tage, oder zur nächtlichen Zeit lesen willst, so reibe und
 
  {Sp. 1185|S. 607}  
 
  schabe die Buchstaben eben fein sanfft, und mit allem Fleiß so lange, bis das Schwartze bedecket wird, so scheinen die Buchstaben fein weiß herfür, daß man es wohl lesen kan.
Mehrere solche Kunst-Stückgen findet man in dem II Theile der Kunst- und Werck-Schule (Nürnberg 1732 in 8.) p. 458 u.ff.
     

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Stand: 24. April 2012 © Hans-Walter Pries