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Zedler: Zucker-Mühle HIS-Data
5028-63-1058-6
Titel: Zucker-Mühle
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 63 Sp. 1058
Jahr: 1750
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 63 S. 542
Vorheriger Artikel: Zucker-Möhrlein
Folgender Artikel: Zucker-Öl, (Bley-) Popps und Agricolä
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Zucker-Mühle, Frantz. Moulin a Sucre, ist eine Maschine auf welcher man das reiffe Zuckerrohr schneidet, wie dergleichen in Tahormina ist; darnach thut man es in eine starcke Presse, und drücket den Safft aus, der denn aus der Presse in die untergesetzten Geschirre lauft, und treibet die Presse entweder ein Pferd- Wasser, oder auch Mohren-Sclaven.  
  Der Safft wird wohl viermahl in weiten Öfen gekochet, und in der Glocken (sind die Formen) welche unten ein Löchlein haben, gegossen vier Monat lang so behalten an einem verschlossenen Orte, daß der Zucker nach und nach erharte, und die gröbere Feuchtigkeit, welche Melatza genennet wird, austropffe, und in ein untergesetztes Geschirre lauffe, daraus man dann geringen Zucker machet, der andere aber wird durch langwierige Zeit gereiniget.  
  Die Holländer haben an manchem Orte zehn bis zwölf Zucker-Mühlen aufgerichtet, welche aus drey höltzernen und auswendig mit eisernen Blechen umgebenen Rollen oder Waltzen bestehen, davon die mittelste wohl noch einmahl so lang, als die andere ist, wodurch eben zween lange Bäume durch paßiren, welche von zwey Ochsen gezogen, das gantze Werck treibet, wie aus der Figur bey dem Valentini in seinem Mus. Mus. …am besten zu ersehen ist.
  Je nachdem nun diese Waltzen sich umdrehen, so werden von den sich dabey befindenden Mohren die offt bemeldten Zucker-Röhre zwischen dieselbigen häuffig hineingestossen, da denn die Rollen dieselben zerknirschen, und zugleich zur andern Seite auswerffen. Der Safft indessen rinnet in ein sehr grosses Gefäß, welches darunter stehet, von dannen er durch Hülffe eines kleinen Canals oder Rinne in den ersten und grossern Kessel geleitet wird. Unter diesen Kessel ma-  
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  chet man ein gantz gelindes Feuer, nur damit er ein wenig warm werde, und man ihn abgesotten abschäumen könne, und geben nachmahlen die Indianer den Schaum ihren Vieh zu fressen.  
  Nachdem man ihn also die meiste und gröbste Unreinigkeit genommen, thut man ihn wieder in einen etwas kleinern Kessel, in welchen er mit Beyhülffe eines weit grössern Feuers gantz hefftig sieden muß, auf das er desto besser geläutert werden könne.  
  Wenn dieses verrichtet, so schüttet man etliche grosse Löffel voll einer gewissen Laugen, welche aus Disteln gemachet, oder auch, wie andere meynen, Kalck-Wasser, worinnen Eyerweiß zerschlagen, darein, und thut noch über das etliche Tropfen Öl dazu, welche die Gewalt des Sudes oder Walle auslöschen, und des Safftes Auslauf verhindern.  
  Wenn man dann siehet, daß er anfängt dicke zu werden, so lässet man ihn durch ein Tuch rinnen, und theilet ihn in noch kleinere Kessel aus, welche gemeiniglich von Bronse oder Metall sind, in denen man ihn wieder siedend machet und unaufhörlich herumrühret, so lange bis er gantz und gar ausgekochet, welches daraus abgenommen wird, wenn er, indem man ihn in die Höhe ziehet, in Herniederfallen fast an einander hangen bleibet.  
  Nach diesem wird er wieder in frische Kessel gethan, in welchen man ihn erkühlen lässet, jedoch also, daß er noch allezeit so lange umgerühret werde, bis daß man gantz eigentlich in seinem Syrupe kleine Körnlein, gleich wie Sand, siehet, welche ein unfehlbares Kennzeichen des völlig zubereiteten Zuckers abgeben.  
  Wenn nun der Zucker in so weit zur Vollkommenheit gekommen, so schüttet man ihn, weil er noch warm ist, in gewisse Formen, welche unten ein zugestopfftes Loch haben, und wenn er darinnen erhartet, (welches gemeiniglich in einer Zeit von 24 Stunden zu geschehen pfleget) zu tragen ihn die Schwartzen mit den Formen in ihre Hütten und Wohnungen, u. nachdem sie das untere Loch eröffnet, und den Zucker zuvor durchstochen haben, so setzen sie die Formen über kleine Töpfen, damit der Syrup herunter lauffe, und darinnen aufgefangen werde.  
  Dieser Syrup wird in Tonnen heraus in Europa gebracht, und weil er stets weich wie ein dünner Honig bleibet, so wird er von den Materialisten und Simplicisten Remel, Mel Saccharinum, Deutsch Zuckerhonig, und Frantzösisch Doucette und Mellage genennet, er wird in Amsterdam, Hamburg und dergleichen Handelsstädten gar wohlfeil verkaufft, und weil er noch bessers Kaufs als der Honig ist, so wäre er in vielen Dingen an statt dessen nützlich zu gebrauchen, wenn nicht sonsten viel Betrug mit unterlieffe.  
  Unterdessen brauchen ihn die Hausleute in der Küche; wie ingleichen die Lebkuchen-Becker an einigen Orten sich dessen mit Vortheil bedienen. Ja es sollen auch einige Materialisten und Apothecker andere medicinische Syrupe und Lattwergen damit anmachen, welches doch ein schändlicher Betrug ist, so durchaus nicht zu dulden.  
  Man feuchtet anders wo den Toback auch damit an, und man soll auch einen Branntwein daraus brennen können.  
  Wenn nun der Syrup alle abgeflossen, so hauen sie die Zuckerhüte (welche anfänglich gar groß sind, daß wohl einer 20 Pfund wieget, wie Vielheuer in Beschreibung fremder Materialien … bezeu-  
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  get) in große Stücke, und wird dieser Zucker alsdenn grauer Moscovade, Frantzösisch Moscouade grise ou Sure des Isles non atteré genennet, und ist gleichsam das Fundament und diejenige Materie, aus welcher alle andere Sorten des Zuckers gemachet werden; er muß weisgrau, trocken, nicht fett und schmiericht seyn, auch so viel möglich nicht nach dem Brande und Feuer schmecken, wenn er anders gut seyn soll. Wird also roh nicht viel gebrauchet, ob er wohl zu den Syrupen und rothen Confituren nicht untauglich ist.  
  Aus diesem Moscovade wird nachmahlen der so genannte Cassonad-Zucker, sonst auch Castonada und Cassaun-Zucker genennet, zubereitet, welches Wort einige daher ableiten, weil dieser Zucker gemeiniglich in Kasten überbracht wird; welches doch nicht allemahl geschiehet, indem fast eben so viel in kleinen Tonnen ankommt, wie Pomet in seiner Histoire des Drogues … bezeuget.
  Andere heissen ihn Farin-Zucker, weil er nicht an Hüten, sondern grossen und kleinen Stücken kommt. Die Frantzosen nennen ihn auch Sucre des Isles atteré, zum Unterschied des vorigen. Seine Zubereitung bestehet darinne, daß sie den Moscovade-Zucker abermahl zerlassen, wohl läutern, durch ein Tuch seigen, und wenn er wieder zum Flug gekochet, in die Formen giessen, auch wie mit dem vorigen wieder verfahren.  
  Wenn alsdenn der Syrup abgeflossen, so thun sie eines Zolls dicke weisse Erde, oder mit Wasser angefeuchtete Kreide darauf, damit das Wasser sich durch den Zucker ziehe, und was noch unsaubers darinnen ist, mit sich nehme. So bald nun alles ab- und durch geflossen, thut man den Zucker aus den Formen, und theilet ihn in drey Theile, welche von den Americanern also geordnet werden, daß sie den untersten Theil allein, den mittelsten auch allein und das oberste auch besonders legen, welcher letztere der schlechte ist. Wenn auch dieses geschehen, so breiten sie alles auf grosse Tücher, lassen es vollends an der Lufft austrocknen und schlagen es nochmahlen in Kasten und Tonnen, worinnen sie uns gebracht worden.  
  Der allerbeste Cassonada aber kommt aus Brasilien, welcher schön weiß, trocken, eines guten Geschmacks ist, und gleich nach Violen riechen muß, dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget. Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr gebrauchet, weil er sich nicht so bald candisiret, und die Confituren schön weiß davon werden, auch sich besser halten lassen.  
  Zu wissen aber ist, daß auch ein gut Theil von dem Moscovade clarificiret und zu Hüten gegossen in blau Papier heraus gebracht werde, welchen die Frantzosen Sucre de sept liures, oder den sieben Pfund Zucker nennen, wiewohl ihm solcher Nahme nicht so gar wohl zukommet, in dem die Hüte gemeiniglich 12 Pfund wiegen, wie Pomet am obgedachten Orte selbst bekennet.
  Gleichwie die Holländer dergleichen grosse Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern verschicken, welche auch Sucre de Palme, oder Palmzucker genennet werden. Unterdessen werden auch von diesen verschiedene Sorten gefunden, nachdem sie recht weiß, oder auch Flecken oben haben. Dieses ist eine Waare vor die gemeinen Leute, indem er nicht so kostbar, und doch viel süsser macht, als der kostbare, weil fast Jedermann bekannt, daß  
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  jemehr der Zucker rafiniret werde, je mehr er an Süßigkeit verliere.  
  Aus diesen abgesetzten Zuckern werden nachmahlen durch wiederholtes Rafiniren die kleinern Zucker-Hüte verfertiget, und in zwey- drey- vier- bis sechs Pfündige eingetheilet. Je kleiner die Hüte sind, je besser der Zucker ist, und wird der allerfeinste von den Frantzosen Sucre Royal genennet, nach welchem der Demy Royal, welches bey uns die besten Canarien-Zucker sind. Die andern werden bey uns Refinat genennet, und haben wieder verschiedene Sorten.  
  Es wird nunmehr in Holland, Hamburg und dergleichen Orten auch viel Zucker refiniret, und findet sich der Hamburger viel härter, als der Amsterdamer; so ist er auch viel weisser, als der Italienische, weswegen er auch mehr ästimiret wird. Denn je härter und weisser der Zucker ist, je besser er ist, absonderlich wenn er zugleich dichte, gläntzet, und gleichsam wie ein Glas klinget, so man mit den Fingern daran schläget. Siehe auch Ἃλς Ἲνδικος im I Bande, p. 1494.  
  Diesem fügen wir aber auch nicht unbillig noch eines und das andere von demjenigen bey, was Savary seinem Dict. Univ. de Commerce bey denen Worten: Moulins a Sucre und Sucre, aus des P. Labats vortrefflichen Wercke, so er zu Paris im Jahre 1722 unter dem Titul: Nouveau Voyage aux Isles de l'Amerique, oder Neue Reise nach den Americanischen Insuln, an das Licht gestellet hat, so wohl von denen Zucker-Mühlen selbst, als auch insbesondere von der Art und Weise, den Zucker zu sieden und völlig zuzurichten, beybringt.  
  Nach dieses letztern Bericht nun kan man viererley Arten von Zucker-Mühlen machen, die aber gleichwohl nur in Ansehung der unterschiedlichen Bewegungs-Kräffte, die sie treiben, von einander unterschieden, da hingegen die Theile, welche dienen, die Röhren zu zerstossen, und den Safft daraus zu pressen, einer wie der andern gemein sind.  
  Diese vier Arten von Mühlen sind also Wasser-Mühlen, Wind-Mühlen, Hand-Mühlen, welche Menschen treiben, und endlich solche denen Pferde oder Ochsen die Bewegung geben.  
  Die Hand-Mühlen sind am ersten im Gebrauch gewesen; man hat aber wegen der allzu grossen Abmattung derer zu solcher Arbeit bestimmten unglücklichen Schwartzen aufgehört, sich derselben zu bedienen; worzu noch kommt, daß sie wenig bereiteten, und die Arbeit nicht so gar sonderlich gefördert wurde, ob man gleich zur Bedienung dieser Mühlen viermahl so viel Schwartze, als zu den andern Mühlen, haben muste.  
  Die Wind-Mühlen sind die neuesten, und noch sehr sparsam zu finden, absonderlich auf denen Frantzösischen Antillen-Insuln. Die Engelländer haben gleichwohl einige auf St. Christophle und auf Barbados und auf Martinique hat man auch schon eine angeleget. Diese Mühlen bereiten vieles, insonderheit die nach Portugiesischer Art angeleget sind.  
  Sie haben aber einen grossen Fehler, indem sie nicht zu geschwinde zum Stillstehen gebracht werden können, als manchmahl, wenn sich irgend ein Zufall eräugnet, entweder in Ansehung der schwartzen Sclavinen, welche der Mühle immer frisches Rohr zulangen, oder auch in An-  
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  sehung der Waltzen und anderer Stücke, woraus diese Bewundernswürdige Maschiene bestehet, nöthig ist.  
  Die gebräuchlichsten sind also die Wasser-Mühlen, und die, welche von Thieren getrieben werden. Unterdessen hat man doch diese hier nur an solchen Orten, wo man nicht die Bequemlichkeit hat, sich irgend eines Flusses oder Baches zu bedienen; immassen die Wasser-Mühlen nicht allein weniger kosten, wenn sie einmahl aufgerichtet sind, sondern auch besser in einem fort arbeiten und mehr, als die, welchen Pferde und Ochsen die Bewegung gegeben, bereiten können.  
  Alle und jede zu einer jeglichen dieser Mühlen insbesondere gehörigen, oder auch nur einer wieder andern gemeinen Theile umständlich zu beschreiben, möchte wohl allhier etwas zu weitläufftig seyn. Wer aber gleichwohl ein Belieben haben solte, deshalber ausführlicher belehret zu seyn, der kan disfals in dem obangezogenen Wercke des P. Labats sein vollkommenes Gnüge finden.  
  Wir wenden uns also viel mehr zu der Art und Weise, wie der aus den Zucker-Röhren ausgepreste Safft, wenn er aus der Mühle kommt, ferner zubereitet und endlich zu Zucker gesotten wird.  
  Es ist aber hierbey zuförderst in Ansehung der Röhren annoch zu mercken, daß die Röhren, welche man in die Mühle schicket, nicht viel über 4 Fuß lang, noch aber weniger, als 2 ½ Fuß seyn müssen; es müsten denn Rotins seyn, die in einem magern und abgenutzten Erdreiche hervorgebracht worden, die gemeiniglich nur diese Länge haben. So ist auch zu beobachten, daß man niemahls Zucker-Röhren abhaue, wenn man sie nicht in 24 Stunden zu verbrauchen gedencket, weil sie sich sonst erhitzen, gähren und sauer werden.  
  Der Safft, welcher aus dem gepresten und zerstossenen Rohre zwischen den Waltzen der Mühle heraus kommt, fliest durch einen Canal in die Zucker-Stube, die nahe bey der Mühle ist, und fällt in einen Trog, von dar er in den ersten Kessel gethan wird, wo er seine erste Zubereitung empfängt; er wird nur durch ein langsames Feuer erhitzet, bey welchem er nur quappert, darauf er einen dicken Schaum auswirfft, der den Thieren zur Nahrung dienet. Dieser erste Kessel heist der grosse Kessel.  
  Dieser Safft wird hernach in einen andern Kessel gereiniget, wo man ihn durch ein starckes Feuer mit grossen Blasen kochen lässet, und wo man ihm durch eine starcke Lauge, die aus Kalckwasser und andern Ingredientien bestehet, seinen Schaum treiben hilfft, wie man schon bey dem ersten Kessel gethan hat. Dieser andere Kessel heist la Propre, oder der eigene Kessel.  
  Er wird auch noch in einem dritten Kessel, La Lessive, oder der Laugen-Kessel genannt, gereiniget und geschäumet, weil man anfängt in den Vesou oder Safft eine andere Lauge zu giessen, die ihn noch mehr reiniget, den Unflat sammlet, und in die Höhe kommen lässet, da man ihn mit einem Schaum-Löffel abnimmt.  
  Der vierte Kessel heist la Flambeau, oder der Rauch- oder Brand-Kessel, weil der Safft sich darinne mehr reiniget, und das starcke Feuer, daß man darunter machet, die Blasen vermehret, so scheinet der Syrup, der darinne gemachet wird zu brennen.  
  Der fünffte Kessel ist der  
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  Syrup-Kessel, weil alsdenn der Vesou oder Zucker-Safft dicke und zu Syrup wird.  
  Endlich heist der sechste und letzte Kessel la Baterie, da der Syrup vollends zu Stande kommt, und darinne man ihm, vermittelst der Lauge, des Kalck-Wassers, so man darein schüttet, vollends alles dasjenige benimmt, was etwan noch von Unreinigkeit darinne zurücke geblieben seyn könnte. Dieser letzte Kessel enthält nicht leicht mehr, als etwan das Drittheil von den ersten, wegen des Abgangs des Schaumes, welcher bereits davon abgenommen worden.  
  In denen Zucker-Siedereyen, welche sieben Kessel haben, zählet man zwey Brand-Kessel, an statt eines, nehmlich einen grossen und einen kleinen. In denenjenigen aber, darinne ihrer nur fünffe sind, hat man keinen besondern Laugen-Kessel, indem der so genannte Propre oder eigene Kessel zugleich des letztern Stelle mit Vertritt. Und wenn man endlich in einigen gar nur ihrer vier findet; so dient der eigene Kessel zugleich an statt des Laugen- und des Brand-Kessels.  
  Da nun der Safft aus den Zucker-Röhren nach und nach durch eine so grosse Menge Kessel gehet; so wird er eben dadurch gereiniget, gekocht, in einen Syrup verwandelt, und endlich geschickt, in die so unterschiedlichen und in denen vorherstehenden Artickeln beschriebenen Arten von Zucker verkehret zu werden.  
  Die Grösse der Kessel ist unterschiedlich, und ihr Diameter vermindert sich nach einer gewissen Proportion vom ersten bis zum letzten. In denen Zucker-Siedereyen von fünf Kesseln, welche die gemeinsten sind, haben, wenn der erste, welcher, wie schon gesagt, der Grosse heist und es auch in der That ist, vier Fuß im Diameter hat, der vierte ihrer nur 2 ¼ und die, so sich zwischen beyden befinden, eine denenselben proportionirte Verminderung. Ebenso verhält es sich auch mit der Tieffe, daß, wenn der erste drey Fuß tieff ist, der vierdte ihrer nur zwey ist.  
  Diese Kessel werden in die Schwebende aufgehangen, aber so, daß die Baterie, welche der fünfte ist, ohngefehr sieben Zoll höher, als der grosse, zu hängen kommt, aus Vorsorge, daß der Syrup in den ersten Kesseln, wenn er aufwallt, nicht den in den letztern, welcher schon besser gekocht und vollkommener ist, wenn er darein ränne, nicht verderben könne.  
  Jeglicher Kessel hat seinen Ofen, darinne man ein dem zunehmenden Sude des Syrups gemässes Feuer unterhält. Der erste Ofen aber wird nur mit Stroh, oder Geröhricht, der zweyte mit kleinem, und die andere mit grobem Holtze geheitzet.  
  Die Kessel sind von rothem Kupffer; ihre Dicke wird nach ihrer Grösse und Schwere eingerichtet, immassen ein Kessel von 300 Pfunden am Gewichte am Rande ordentlich eines Thalers, und am Boden zweymahl so dicke ist. Die Baterien anbelangend; so sind sie gegossen und gantz aus einem Stücke, an statt daß die andern aus unterschiedlichen mit dem Hammer geschlagenen und durch vernietete Nägel mit breiten Kuppen zusammen gefügten Stücken bestehen.  
  Einige bedienen sich zwar auch eiserner Kessel, weil sie weniger, als die kupffernen, kosten. Man hat aber durch die Erfahrung  
  {Sp. 1064}  
  erkannt, daß sie weit unbequemer, als die letztern, zu Fabricirung des Zuckers sind.  
  Wenn der Syrup aus der Baterie kommt; so bringt man ihn in die Reinigungs- oder Läuterungs-Stube, wo man ihm die unterschiedlichen Zurichtungen und die Fasons giebt, welche sich zum Zucker, dem man daraus machen will, schicken.  
  Ausser denen bisher erwehnten Kesseln hat man in den grossen Zucker-Siedereyen auch noch andere und gantz besondere Kessel, den Schaum und den Syrup darinne abzukochen.  
  Das übrige Geräthe in denen Zucker-Siedereyen sind die  
 
  • Kühl-Kessel,
  • Raben-Schnäbel,
  • Löffel,
  • Schaum,
  • Kellen,
  • Treibe-Kasten,
  • Blanchets oder Durchseige-Tücher,
  • Laugen-Fässer,
  • Griffel oder Stech-Eisen,
  • Zucker-Messer,
  • Töpffe,
  • Formen,
  • Ballen,
  • Tröge,
  • Pagallen, oder Spateln,
  • und Beseme.
 
  Ausserdem aber hat man darinne auch noch Schür-Eisen und Feuer-Hacken zum Dienst der Öfen, um vermittelst der einen das Holtz auf den Boden zu stossen, und mit denen andern die Kohlen heraus zu ziehen.  
  Endlich hat auch jeder Ofen sein Abavent, welches eine Art von einem abhängenden Dache ist.  
  Eine umständlichere Beschreibung aller vorerwehnten Geräthschafften allhier beyzufügen, erachten wir vornehmlich deshalber unnöthig und überflüßig zu seyn, weil doch deren Beschaffenheit und Gebrauch denenjenigen, welche in denen Zucker-Siedereyen zu arbeiten haben, nothwendig vorher schon besser bekannt seyn muß, als wir es ihnen möchten sagen können, in Ansehung anderer aber alle diese Dinge nicht den geringsten Nutzen haben.  
  Solte aber dennoch ein und anderer Liebhaber dieser Dinge so curiös seyn, und von selbigen allen etwas näher unterrichtet zu seyn wünschen, den verweisen wir nochmahls auf das schon mehrerwehnte Werck des P. Labats, darinne so wohl diese, als auch noch andere hieher gehörige Dinge mit der grösten Sorgfalt und Aufmercksamkeit und auf das umständlichste beschrieben zu finden.  
     

HIS-Data 5028-63-1058-6: Zedler: Zucker-Mühle HIS-Data Home
Stand: 15. Februar 2013 © Hans-Walter Pries