Titel: |
Ehrlichkeit |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
8 Sp. 448 |
Jahr: |
1734 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 8 S. 239 |
Vorheriger Artikel: |
Ehrlicher Name |
Folgender Artikel: |
Ehrlongus |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
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Ehrlichkeit, ist diejenige Beschaffenheit des menschlichen
Gemüths, wenn man
durch seine äusserliche
Thaten keine andre
Meynung blicken läßt, als
man innerlich im Hertzen heget. |
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Sie befindet sich, in Ansehen des
Verstandes, bey dreyerley
Leuten: einige sind ehrlich, und dabey stupide, das ist, es mangelt ihnen nicht nur am Iudicio, sondern auch
am
Ingenio; andre haben bey ihrer
Ehrlichkeit zwar kein ludicium, aber wohl ein Ingenium, diese sind wegen ihrer Einfälle ehrliche Narren;
die dritten haben bey ihrer Ehrlichkeit auch Verstand und Scharffsinnigkeit genug. |
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In Ansehung des
Willens entspringet diese
Gemüths-Beschaffenheit aus der menschlichen
Liebe: sie
meynen es mit allen Leuten so
gut, als wie mit sich selber, und da sie sich
vor sich selber nicht verstellen, so suchen sie sich auch vor andern Leuten nicht zu verstecken. |
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Die
Regel ist zwar wohl
gewiß: Ehrlich währet am längsten; doch
ist dieses nur in soweit zu
verstehen, in wieferne wir dadurch zu
unsern
Endzwecken gelangen können;
weil wir aber mit der Ehrlichkeit nicht allemahl durchdringen, so ist auch dieses eine Regel: Seyd klug wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die Tauben. |