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Zedler: Zeit [7] HIS-Data
5028-61-725-2-07
Titel: Zeit [7]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 61 Sp. 766
Jahr: 1749
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 61 S. 396
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

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Übersicht
17. Erklärung einiger Sprüche Heiliger Schrifft, worinnen der Zeit gedacht wird. (Forts.)
  [11-15]

  Text   Quellenangaben
 
11) Matth. XXVI, 18. Meine Zeit ist
 
  {Sp. 767|S. 397}  
 
  hie.
 
 
  Christus verstehet dadurch so wohl die Leidens-Zeit, als die Zeit, das Osterlamm zu essen. Meine Zeit ist hie! Er will dadurch sagen: Ich weiß wohl, daß die Pharisäer diesen Abend ihr Osterlamm nicht essen werden, sondern auf den morgenden Abend verschieben: Es ist aber meine Zeit, ich richte mich nach GOttes Gesetz, welches befiehlet auf diesen Abend das Osterlamm zu essen, zeige uns einen Ort da wirs verrichten können. Meine Zeit ist hie! Als die Brüder Jesu zum Heyland sprachen: Mache dich auf von dannen und gehe in Judäam, auf daß auch deine Jünger sehen die Wercke, die du thust, Joh. VII, 2. sprach Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht hie, v. 6. Es griff ihn niemand, denn seine Stunde war noch nicht kommen,
Joh. VIII, 20.
 
  Im Anfang des XIII Cap. Joh. aber erkennete Jesus, daß seine Zeit kommen war, meine Zeit ist hie. Es war nicht die Zeit, die ihm etwa die Nativitätsteller zu Augustini Zeiten Tract. VIII und XXXI in Joh. schon aus dem Gestirn haben beylegen wollen, als wäre er den Einflüssen und Zeichen des Himmels nach, dem Leiden und Tode zu der Zeit unterworffen gewesen; sondern weil die Zeit herbey gekommen, die im Rathe der Heil. Dreyeinigkeit gesetzt war, wie Paulus Röm. V, 6. andeutet, wenn er von Christo sagt: Daß er nach der Zeit für uns Gottlose gestorben, [ein Satz griechisch].
 
 
  Wir könnten nach Anleitung der alten Kirchen-Väter und unserer Ausleger bey diesen Worten bemercken, wie willig der Heyland gelitten, indem er aufs genaueste vorher gewust, was ihm begegnen würde: Allein wir betrachten jetzo nur, wie doch so wenig am menschlichen Wollen, Vornehmen, und Anstellen gelegen sey: alles aber auf diejenige Zeit ankomme, die der weisse GOtt von Ewigkeit her, ersehen und verordnet hat. Dem Heyland ward so offt nach dem Leben getrachtet:
 
 
  Bald wolte man ihn steinigen,
Joh. VIII, 59.
 
  bald vom Berge herab stürtzen,
Lucä IV, 29;
 
  aber seine Zeit war noch nicht da.
 
 
  Dem Moses ward vom Pharao vergeblich nachgestellt, und sein eigenes Volck verfolgte ihm. Aber seine Zeit war noch nicht da. Wie offt ist der grosse Apostel nicht in Todes-Nöthen gewesen,
1 Corinth. XI.
 
  Aber das Unglück muste ihn doch so lange leben lassen, bis seine Zeit kam. Dieses wuste David wohl,
Ps. XXXI, 16.
 
  Er wieß es auch an dem Saul, 1 Samuel XXVI, 8 u.ff. Wo der Herr ihn nicht schlägt, oder seine Zeit komme, daß er sterbe etc.
 
 
  Wie viele Menschen unternehmen nicht vergebliche Dinge, in der Meynung, es sey jetzo Zeit. Ein jegliches hat seine Zeit etc.
Pred. Sal. III.
 
  Man arbeite, wie man will, heists v. 9. so kan man nicht mehr ausrichten, das ist, wie Luthers Glossa lautet, wenn das Stündlein nicht da ist: So richtet man nichts aus, man thue, wie man will, was nicht seyn soll, da wird nichts draus. Wenn sich doch die Menschen stets gefast hielten, daß wenn des Herrn Zeit käme, sie uns bereit antreffen möchte, damit wir mit gehorsamen Hertzen sagen möchten: Hier ist die Zeit des Betens! Hier ist die Zeit des Glaubens! Hier ist die Zeit des Leidens! Hier ist Ge-
 
  {Sp. 768}  
 
  dult der Heiligen! Hier sind, die da halten die Gebote und den Glauben an Jesum,
Offenbahr. XII, 12.
     
 
12) Luc. XIX, 43. Es wird die Zeit über dich kommen, [vier Wörter Griechisch], die Tage werden über dich kommen, die Tage der Trauer, Angst und Bekümmerniß.
 
 
  Als er zuvor ihrer Zeit, die sie noch im Wohlleben damahls zubrachten, gedachte, da redet er auch im Singulari: [vier Wörter Griechisch] in diesem deinen Tage. Aber hier, da er der bösen Tage gedenckt, spricht ers aus in der mehrern Zahl: Die Tage werden kommen. Denn momentaneum est, quod delectat; aeternum, quod cruciat. Die Freuden-Jahre düncken uns eintzelne Tage zu seyn; die Trauer-Tage aber kommen uns wie lange Jahre vor. Wie lange muß doch den Jüden die Zeit, bey solcher harten Belagerung vorgekommen seyn? Wie mancher wird gerufen haben: Hüter! ist die Nacht schier hin,
Jes. XXXI, 12.
 
  aber es ward ihnen die betrübte Antwort gegeben: Wenn es schon Tag ist, so wird es doch bey euch Nacht seyn.
 
 
  Darum gebrauche der Freuden-Tage weislich, und gedencke an die bösen Tage,
Syrach XI, 27.
     
 
13) Johann. IV, 23. Aber es kommt die Zeit, und ist schon jetzt, daß die wahrhafftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit.
 
 
  Diese Zeit ist diejenige, daß im Neuen Testamente keiner mehr an das Ceremonial- Gesetz des Alten Testaments gebunden seyn soll. Denn so ist bekannt, daß dem Neuen Testamente das Wort Geist eigentlich beygelegt wird, wodurch angezeiget werden soll, daß unser Gottesdienst im Neuen Testament vernünfftig und geistlich seyn müsse, in Gegenhaltung des Alten Testaments, in welchem, neben dem Geistlichen aufs Äusserliche und Cörperliche gesehen ward. Die Christen im Neuen Testament verrichten ihren Gottesdienst mit Hertzens-Andacht ohne alle Heucheley. Denn es heist eigentlich wiederum im Neuen Testament: Geist und Wahrheit. Es wird also in diesen Worten Jesu deutlich gezeigt, daß im Neuen Testament das Äusserliche aufhören solle: Z.E. dieser Ort, diese Zeit, sey heiliger, als eine andere; hingegen solte die innere Heiligkeit und Reinigkeit des Hertzens beobachtet werden.
 
     
 
14) Johann. XVI, 25. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprüchwort mit euch reden werde.
 
 
  Diese Zeit kan nicht vom ewigen Leben verstanden werden, weil Christus von einer solchen Zeit redet, da sie noch Mangel haben, und aus dem Mangel ihr Gebet gen Himmel schicken würden: Sondern es ist von der angenehmen Oster- oder Pfingst-Zeit zu verstehen. Vornemlich wird diese letztere gemeynet, da der Heilige Geist sichtbarlich über die Apostel kam, und sie alles das verstehen lernten, was Christus zuvor mit ihnen geredet hatte. Am Heil. Oster-Tage gieng gleichsam die Sonne erstlich auf zu solcher vollkommenen Erkenntniß des Heyls; am Pfingst-Tage aber stand sie gerade über der Apo-
 
  {Sp. 769|S. 398}  
 
  stel Häuptern, und beleuchtete sie in vollen Glantze.
Schlemm Creutz Anfecht. und Trost-Schule, …
     
 
15) Apostel-Gesch. XVII, 30. Und zwar hat GOtt die Zeit der Unwissenheit übersehen, das ist, GOtt hat die Abgötterey nicht mit Gewalt unter den Heyden abgethan; sondern nach seiner grossen Langmüthigkeit viele hundert Jahre gedultet, ob er sie wohl nie recht geheissen. Die Weimarische Bibel sagt: GOtt hat eine lange Zeit her mit der Welt gleichsam durch die Finger gesehen, und sie in ihrer eigensinnigen Blindheit und muthwilligen Unwissenheit lassen aus gerechtem Gericht dahin gehen, da er doch wohl Ursache gehabt hätte, sie ein anders sehen zu lassen.
 
     

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Stand: 25. März 2013 © Hans-Walter Pries