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Quellenangaben |
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11) |
Matth. XXVI, 18. Meine Zeit ist |
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{Sp. 767|S. 397} |
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Christus
verstehet dadurch so wohl die Leidens-Zeit, als die Zeit, das Osterlamm zu
essen. Meine Zeit ist hie! Er will dadurch
sagen: Ich weiß wohl, daß die Pharisäer diesen
Abend ihr Osterlamm nicht essen werden, sondern auf den morgenden Abend verschieben:
Es ist aber meine Zeit, ich richte mich nach
GOttes
Gesetz, welches
befiehlet auf diesen
Abend das Osterlamm zu essen, zeige uns einen
Ort da wirs verrichten können.
Meine Zeit
ist hie! Als die Brüder Jesu zum Heyland sprachen: Mache dich auf von dannen und gehe in
Judäam, auf daß auch deine Jünger sehen die
Wercke, die du thust, Joh.
VII, 2. sprach
Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht hie, v. 6. Es griff
ihn niemand, denn seine Stunde war noch nicht kommen, |
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Joh. VIII, 20. |
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Im Anfang des XIII Cap. Joh. aber erkennete Jesus, daß seine Zeit kommen war,
meine
Zeit ist hie. Es war nicht die Zeit, die ihm etwa die Nativitätsteller zu
Augustini Zeiten Tract.
VIII und XXXI in Joh. schon aus dem Gestirn haben beylegen wollen, als wäre er den
Einflüssen und Zeichen des Himmels nach, dem Leiden und
Tode zu der Zeit unterworffen
gewesen; sondern weil die Zeit herbey gekommen, die im Rathe der Heil. Dreyeinigkeit
gesetzt war, wie Paulus Röm. V, 6. andeutet, wenn er von Christo sagt: Daß er nach der Zeit
für uns Gottlose gestorben, [ein Satz griechisch]. |
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Wir könnten nach Anleitung der alten Kirchen-Väter und unserer Ausleger bey diesen
Worten bemercken, wie willig der Heyland gelitten, indem er aufs genaueste vorher gewust,
was ihm begegnen würde: Allein wir betrachten jetzo nur, wie doch so wenig am
menschlichen
Wollen, Vornehmen, und Anstellen gelegen sey: alles aber auf diejenige Zeit
ankomme, die der weisse
GOtt von Ewigkeit her, ersehen und verordnet hat. Dem Heyland
ward so offt nach dem Leben getrachtet: |
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Bald wolte man ihn steinigen, |
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Joh. VIII, 59. |
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bald vom Berge herab stürtzen, |
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Lucä IV, 29; |
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aber seine Zeit war noch nicht da. |
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Dem Moses ward vom Pharao vergeblich nachgestellt, und sein eigenes
Volck
verfolgte ihm. Aber seine Zeit war noch nicht da. Wie offt ist der
grosse Apostel nicht in Todes-Nöthen gewesen, |
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1 Corinth. XI. |
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Aber das Unglück muste ihn doch so lange leben lassen, bis seine Zeit kam. Dieses
wuste David wohl, |
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Ps. XXXI, 16. |
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Er wieß es auch an dem Saul, 1 Samuel
XXVI, 8 u.ff. Wo der Herr ihn nicht schlägt, oder seine Zeit
komme, daß er sterbe etc. |
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Wie viele
Menschen unternehmen nicht vergebliche
Dinge, in der
Meynung, es sey jetzo Zeit. Ein jegliches hat seine Zeit
etc. |
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Pred. Sal. III. |
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Man arbeite, wie man will, heists v. 9. so kan man nicht mehr ausrichten, das ist, wie
Luthers Glossa lautet, wenn das Stündlein nicht da ist: So richtet man nichts aus, man thue,
wie man will, was nicht seyn soll, da wird nichts draus. Wenn sich doch die
Menschen stets
gefast hielten, daß wenn des Herrn Zeit käme, sie uns bereit antreffen möchte, damit wir mit
gehorsamen Hertzen sagen möchten: Hier ist die Zeit des Betens! Hier ist die Zeit des
Glaubens! Hier ist die Zeit des Leidens! Hier ist Ge- |
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{Sp. 768} |
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dult der Heiligen! Hier sind, die da halten die
Gebote und den Glauben an Jesum, |
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Offenbahr. XII, 12.¶ |
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12) |
Luc. XIX, 43. Es wird die Zeit über dich kommen, [vier Wörter Griechisch],
die Tage
werden über dich kommen, die Tage der Trauer,
Angst und Bekümmerniß. |
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Als er zuvor ihrer Zeit, die sie noch im Wohlleben damahls zubrachten, gedachte, da
redet er auch im
Singulari: [vier Wörter Griechisch] in diesem deinen Tage. Aber hier, da er
der
bösen Tage gedenckt, spricht ers aus in der mehrern Zahl: Die Tage werden kommen.
Denn momentaneum est, quod delectat; aeternum, quod cruciat. Die
Freuden-Jahre düncken uns eintzelne Tage zu seyn; die Trauer-Tage aber
kommen uns wie lange Jahre vor. Wie lange muß doch den Jüden die Zeit,
bey solcher harten Belagerung vorgekommen seyn? Wie mancher wird gerufen
haben: Hüter! ist die Nacht schier hin, |
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Jes. XXXI, 12. |
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aber es ward ihnen die betrübte Antwort gegeben: Wenn
es schon Tag ist, so wird es doch bey euch Nacht seyn. |
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Darum gebrauche der Freuden-Tage weislich, und
gedencke an die
bösen Tage, |
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Syrach XI, 27.¶ |
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13) |
Johann. IV, 23. Aber es kommt die Zeit, und ist schon jetzt, daß die wahrhafftigen
Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit. |
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Diese Zeit ist diejenige, daß im Neuen Testamente keiner mehr an das Ceremonial-
Gesetz des Alten Testaments gebunden seyn soll. Denn so ist bekannt, daß dem Neuen
Testamente das
Wort
Geist eigentlich beygelegt wird, wodurch angezeiget werden soll, daß
unser Gottesdienst im Neuen Testament vernünfftig und geistlich seyn müsse, in
Gegenhaltung des Alten Testaments, in welchem, neben dem Geistlichen aufs Äusserliche
und Cörperliche gesehen ward. Die Christen im Neuen Testament verrichten ihren
Gottesdienst mit Hertzens-Andacht ohne alle Heucheley. Denn es heist eigentlich wiederum
im Neuen Testament: Geist und
Wahrheit. Es wird also in diesen Worten Jesu deutlich
gezeigt, daß im Neuen Testament das Äusserliche aufhören solle: Z.E. dieser
Ort, diese Zeit,
sey heiliger, als eine andere; hingegen solte die innere Heiligkeit und Reinigkeit des
Hertzens beobachtet werden.¶ |
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14) |
Johann. XVI, 25. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprüchwort mit
euch reden werde. |
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Diese Zeit kan nicht vom ewigen Leben verstanden werden, weil Christus von einer
solchen Zeit redet, da sie noch Mangel haben, und aus dem Mangel ihr Gebet gen Himmel
schicken würden: Sondern es ist von der
angenehmen Oster- oder Pfingst-Zeit zu
verstehen.
Vornemlich wird diese letztere gemeynet, da der
Heilige
Geist sichtbarlich über die Apostel
kam, und sie alles das verstehen lernten, was Christus zuvor mit ihnen
geredet hatte. Am
Heil. Oster-Tage gieng gleichsam die Sonne erstlich auf zu solcher vollkommenen
Erkenntniß des Heyls; am Pfingst-Tage aber stand sie gerade über der Apo- |
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{Sp. 769|S. 398} |
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stel Häuptern, und beleuchtete sie in vollen
Glantze. |
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Schlemm Creutz Anfecht. und Trost-Schule, …¶ |
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15) |
Apostel-Gesch. XVII, 30. Und zwar hat GOtt die Zeit der Unwissenheit übersehen,
das ist,
GOtt hat die Abgötterey nicht mit
Gewalt unter den Heyden abgethan; sondern nach
seiner grossen Langmüthigkeit viele hundert Jahre
gedultet, ob er sie wohl nie recht
geheissen. Die Weimarische Bibel sagt: GOtt hat eine lange Zeit her mit der
Welt gleichsam
durch die Finger gesehen, und sie in ihrer eigensinnigen Blindheit und muthwilligen
Unwissenheit lassen aus gerechtem
Gericht dahin gehen, da er doch wohl
Ursache gehabt
hätte, sie ein anders sehen zu lassen.¶ |
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