Titel: |
Morgen, heisset in der Astronomie |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
21 Sp. 1637 |
Jahr: |
1739 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 21 S. 843 |
Vorheriger Artikel: |
Morgen |
Folgender Artikel: |
Morgen, ein Morgen Landes |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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Morgen, heisset in der Astronomie auch die
Zeit, wenn der
Tag angebrochen und die Sonne
aufgegangen. |
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Seiner wird offt in
Heil. Schrifft erwehnet, so
wohl der Zeit als der Gegend nach. |
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So spricht
GOtt durch den Propheten
Jeremias, Cap. XXI, 12. haltet des Morgens
Gericht; welches zwar von Hieronymo im
verblümten
Verstande also erkläret wird, daß sie
das
Gerichte in dem Lichte der Gerechtigkeit, und
nicht in der Finsterniß der Ungerechtigkeit halten
solten. Andere meinen, sie sollten das Gerichte
halten, weil sie noch nüchtern wären, und nicht
etwan, wenn sie schon allzuviel mit Essen und
Trincken sich überladen hätten, damit sie nicht
etwan die
Urtheile ausköcken möchten, wie die
Schrifft redet, |
Es. XXVIII, 7. |
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Allein es will GOtt vielmehr anzeigen, daß sie
in der Haltung des Gerichts sich nicht säumen
sollten, und daher auch bald des Morgens bereit
seyn, die Partheyen zu hören, wie von Mose
stehet, daß er das
Volck gerichtet habe von
Morgen bis auf den
Abend, |
2 B. Mose XVIII, 14; |
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ingleichen, daß sie das Gerichte mit allem
Fleiß, und nicht unbedachtsaner Weise halten
sollten: denn wir finden in der Schrifft, daß auch
sonst von denen wenigen
Dingen, die mit allem
Fleiß geschehen, gesagt werde, daß sie frühe
geschehen, |
z.E. Ps. V, 4. Ps. CI, 8. Ittigs
Jer. Pred. Th. II, … |
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Wenn der Prophet Esaias Cap. XXI, 12 sagt:
wenn der Morgen schon kommt, so wird es doch
Nacht seyn; so hat man diese
Worte
unterschiedlich erkläret und ausgeleget; wie dann
Cornelius a Lapide fünfferley
Meynungen, ohne
solcher Worte geistliche Deutung anführet. Gewiß
ists, daß darinnen der Prophet denen Edomitern
verdeckter Weise verweiset ihr schlimmes und
und unordentliches Fragen und Ruffen[1], indem sie
nicht begehren zu
erkennen und zu wissen,
welches die Haupt-Ursache sey des schweren
langwierigen
Krieges, nehmlich ihr
atheistisches
gottloses Wesen, solches von sich zu thun, und
also der bösen Quelle und Wurtzel zu wehren;
sondern wünschen nur, daß sie der
Straffe halben
möchten befreyet seyn etc. dabey giebt er ihnen
klärlich zu verstehen, daß ihr Unglück alle Morgen
werde neu seyn; es werde ein Tag und ein
Morgen nach dem andern kommen, da sie, wenn
andern Völckern der Freuden- und der
Friedens-Morgen anbrechen werde, sie hingegen fort und
fort in der unglückseligen Nacht der Kriegs-Gefahr
ohne Rath, und mit Angst und Zittern sitzen
würden. |
[1] |
HIS-Data: korrigiert aus: Russen |
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Insonderheit aber will er ihnen andeuten, daß
sie ihnen bisweilen eine gute
Hoffnung des Lichts
und Friedens machen, und allerley Mittel,
denselbigen zu erwerben, an die Hand nehmen,
auch manchmahl meinen würden, das Licht gehe
auf, die Unglücks-Nacht sey vorüber; aber es
würden lauter eingebildete Morgen, oder
vergebene Hoffnungen seyn etc. |
Weihenmeiers Kriegs-Pos.
… |
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David spricht im CIII Psalm, v. 12, so fern der
Morgen ist vom Abend, lässet GOtt unsere
Übertretung von uns seyn; welches dann etliche
verstehen von der Distantz und Ferne des
Aufgangs von dem Untergang am Himmel,
welches nach |
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{Sp. 1638} |
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der Ausrechnung der Sternkundigen
unbeschreiblich weit ist; und so weit wolle GOtt
die Sünde durch seine unendliche Barmhertzigkeit
von dem Sünder scheiden. |
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Andere deutens so: So wenig man kan bald
aus den Morgenländern in die Abendländer
kommen; so wenig können die vergebene Sünden
wieder zu dem Sünder kommen, weil sie GOtt
hinter sich zurücke geworffen, |
Es. XXXVIII, 17, |
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ja gar in die Tieffe des Meers, |
Mich. VII, 19, |
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und also gar verwiesen, daß sie nicht mehr
vor Gottes Angesicht kommen, und also den
Sündern weiter bange machen, |
Jer. XXXI, 34, |
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daß nichts verdammliches seyn soll an allen
denen, die in Christo JEsu sind, |
Rom. VIII, 1. |
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