Titel: |
Religions-Eiffer |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
31 Sp. 513 |
Jahr: |
1742 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 31 S. 270 |
Vorheriger Artikel: |
Religions-Edict … Restitutions-Edict |
Folgender Artikel: |
Religions-Einigkeit |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Religions-Eiffer, heisset der hefftige
Affect oder
die hefftige
Begierde die
Wahrheit und das
Wachsthum derjenigen Religion, so man
zugethan, zu vertheidigen und zu befördern. |
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Es wird aber selbiger in einen
vernünfftigen
und unvernünfftigen
eingetheilet,
nachdem man zur Erhaltung seiner Absicht sich entweder vernünfftiger und
erlaubter oder aber
unvernünfftiger und unerlaubter
Mittel, als Mord,
Verfolgung, Verunehrung der Tempel und Altäre etc. bedienet.
Gleichwie nun der erstere allerdings zu loben: also
ist im Gegentheil der letztere schlechterdings zu
verwerffen. |
Hr. Michael o Lynch hat im
Jahr 1739 ein Programma auf 2
Bogen in Folio zu Liegnitz drucken lassen, darinnen er
zwar kurtz, aber nachdrücklich gezeiget, wie
höchst unbillig und ungerecht ein blinder unbesonnener Religions-Eifer sey. |
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Es ist in der
That ein grosser
Irrthum, wenn
einen der Religions-Eiffer auf die
Gedancken
bringet, als ob man die Leute mit Feuer und
Schwerdt, oder durch andere Gewaltthätigkeiten
zum
Glauben zwingen
müsse. Ein solches
Unternehmen ist dem
Sinne Christi, und dem
Exempel der Apostel und ihrer Nachfolger
schnurstracks zuwider. So laufft auch ein solches
Verfahren der
Natur des
menschlichen Willens
schlechterdings entgegen. Man kan im
eigentlichen
Verstande den Willen nicht zwingen,
daß nemlich derselbe sich gern gefallen liesse,
was man von dem
Menschen verlanget. Man kan
zwar, wie man zu
reden pfleget, einen den Willen
in so ferne wohl machen, daß er sich
entschlüsset zu
thun, was er sonst nicht hat thun
wollen: allein nicht zu gedencken, daß solches
nicht allezeit angehet, indem man Exempel hat,
daß Leute ihren Willen so gesteiffet haben, daß man
sie auch mit der grössesten Marter zu nichts hat
bringen können; so ist
gewiß, daß alles, was
erzwungener Weise geschiehet, nur äusserlich
geschiehet, und daß es mit einem innerlichen
Unwillen verknüpfft ist. |
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Unserem
Gott aber, der Hertzen und Nieren
prüfet, ist mit bloß äusserlichen
Handlungen
nichts gedienet, sondern er will ein freywilliges
Opffer haben. Man möchte hier einwenden: es
wären doch offt Religions-Kriege geführet worden;
ein
Krieg aber lieffe auf einen äusserlichen Zwang
hinaus. Nun ist zwar
wahr, daß dergleichen Kriege
manchmahl geführet worden: allein die
rechtmäßigen Religions-Kriege haben eine
gantz
andere Absicht, als daß sie die Menschen zu
diesem oder jenem Glauben zwingen solten, siehe
den
Artickel:
Religions-Kriege. |
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