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Zedler: Unehre ... Verachtung HIS-Data
5028-49-1211-16
Titel: Unehre ... Verachtung
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 49 Sp. 1211
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 49 S. 621
Vorheriger Artikel: Unehre ... Spott
Folgender Artikel: Unehre, oder Ehrlosigkeit
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel

  Text Quellenangaben
  Unehre, heisset auch so viel als Verachtung.  
  In diesem Verstande bedienet sich Paulus dieses Wortes an unterschiedlichen Orten seiner Briefe an die Corinther. Als: 1 Corinth. XV, 43: Es wird gesäet in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es mangelt zwar dem Menschen in diesem Leben nicht an Ehre, auch dem Leibe nach, da neiget und beuget man sich für ihm, man soll auch dem Leibe seine Ehre mit Pflegen und Warten anthun, Coloss. lI, 23.
  Allein das geschieht, und soll dem Leibe geschehen, nicht um sein selbst willen. Man soll ihn wohl ehren, mit nöthiger Pflege, aber in keinem andern Absehen, als daß er ein tüchtiges Werckzeug der Seelen sey, das auszurichten, was GOtt gefällig ist. Gleichwie auch die Ehre, die man grossen Leuten erweiset, nicht um des Leibes, sondern vielmehr der fürtreflichen in ihnen wohnenden Seele willen, erwiesen wird: Denn auch wohl die fürnehmsten Leute, die man am meisten ehren muß, dem Leibe nach so ungestalt und häßlich,
  {Sp. 1212}
  ja auch wohl so unflätig und säuisch sind, daß man sie nicht gerne ansiehet.  
  Am allermeisten aber ist der Leib voll natürlicher Unehre, wenn die Seele ausfähret. Man bringt ihn wohl etwa mit Pracht und Ehren zu Grabe, aber an ihm selbsten stinckt er doch jedermann an, und würde sich wohl niemand darzu verstehen, dem Leichnam des allergrössesten Monarchen die Ehre anzuthun, und denselben nur einen Monat lang mit zu Tische und zu Bette zu nehmen, wenn man ihm gleich die süssesten Worte, und viel Geld dazu geben wolte. Darum thut man dem Leibe gerne bald die letzte Ehre an, damit man sein mit Ehren loß werde. So voller Unehren ist der menschliche Leib.  
  2 Corinth XI. 21. gedencket der Apostel noch einmahl dieses Wortes, wenn er schreibet: Das sag ich nach der Unehre, als wären wir schwach worden Dieses wird unterschiedlich ausgeleget. Zwey Auslegungen schicken sich unserm Bedüncken nach hier am besten. Entweder der Apostel will zu verstehen geben, daß er gezwungen sey, dieses von den falschen Aposteln zu sagen, und mit Worten, die zu der Unehre derselben gereicheten, auszudrücken, welches sie ihm aber übel deuten würden. Oder der Apostel will hiemit andeuten, daß er bekenne, daß, wo ein Apostel so mit der Gemeine es ihm eine Unehre sey, daß er es nicht thun könnte, als der in dem Stücke schwach war. Dieses ist nun keine ernstliche Rede, sondern Spottweise redet er also. Bibl. Real-Lex. Th. I. p. 2332. Th. II. p. 2448 u.f.

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Stand: 17. September 2016 © Hans-Walter Pries