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Quellenangaben |
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17) |
Röm. XIII, 11: Und weil wir solches wissen, nehmlich die Zeit, daß die Sünde
etc. |
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Die Zeit wissen ist eine edle und nothwendige, auch nutzbare Sache. Ein kluger
Mensch
bekümmert sich um die Zeit, er richtet alle seine Verrichtungen darnach ein, damit er nichts
versäumen möge. Die Zeit laufft schnelle, wie denn kein schneller Lauff unter der Sonne ist,
als Zeit-Lauff. Wenn der gelehrte Hottinger die
Studenten zum
Studiren aufmuntern wollen,
so hat er gerufen: ad
Studia, ad Studia, hora ruit! Auf, auf, über die Bücher, die Stunde, die
Zeit gehet weg. |
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Die Zeit ist wie ein schneller Fluß, der rennet davon, und ist von demselben nichts mehr
unser, als das Wasser, das wir daraus schöpffen; schöpffen wir viel, so haben wir auch viel
zu gebrauchen, schöpffen wir wenig oder nichts, so ist der
Schaden unser. |
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Sonsten wird das
Wort
genommen für eine rechte eigentliche gelegene Zeit, |
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Apost. Gesch. XXIV, 25. |
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und Marcus nennets die gelegene Zeit, oder den gelegenen Tag, da
Herodes ein groß Banquet machte, |
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Marc. VI, 21. |
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Matth. XXIV, 45. |
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wenn man zu rechter Zeit Mahlzeit hält oder Speise
giebt; also soll nun auch die Buß- Zeit von den Christen recht in Acht
genommen werden, damit ja nichts versäumet werde, |
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- Es. XLIX, 8
- 2 Cor. VI, 2.
- Eph. V, 16. etc.¶
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18) |
1 Petri IV, 17: Denn es ist Zeit, daß anfahe das Gericht am Hause GOttes. |
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Hier müssen wir theils auf die klaren
Worte, theils auf die merckwürdigen Umstände
sehen. |
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Kairos bedeutet
eine bequeme, mit Fleiß bestimmte Zeit, |
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- Apostelg. I, 7.
- Pred. III. 1.
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GOtt behält demnach das vor sich, daß er bestimmt, ja auch
Zeit und Stunden ändert, |
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Daniel II, 11. |
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Wie es nun nach Verfliessen der Zeit 120 Jahre
Zeit war, daß die Sündfluth kam, |
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- 1 B. Mos. VII, 7.
- Matth. XXIV, 38.
- 1 B. Mos. XIX, 24:
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also war es Zeit, daß nach Verfliessung der 70
Jahrwochen der Greuel der Verwüstung gesehen wurde an heiliger Stäte, |
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Daniel. IX, 25. |
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Und obgleich
GOtt nicht mehr so, wie vormahls, durch unmittelbare
Erleuchtung mit seinen Dienern handelt, und ihnen die Zeiten genau
offenbahret, |
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Amos II, 7 |
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so können doch die Boten GOttes aus anhaltender,
Unbußfertigkeit, und zunehmender Verstockung bis diese Stunde leicht
mercken, wenn es Zeit sey, daß GOttes
Gerichte
anfahen an dem Hause GOttes. |
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Diese Gerichte sind die Göttlichen Straf-Ruthen, sonderlich
Schwerdt, Hunger,
böse Thiere und Pestilentz, welche GOtt über Jerusalem schicken, und
durch dieselben
Menschen und Vieh ausrotten wolte, |
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Ezech. XIV, 21. |
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Diese fangen an an dem Hause GOttes, das ist, an seiner Kirche. |
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Vormahls ist bey den Juden der Ort der heiligen Zusammenkunfft, oder das Haus
GOttes, der Tempel zu Jerusalem gewesen, wo |
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{Sp. 774} |
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GOtt sein Feuer und Heerd hatte, |
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Jes. XXXI, 9. |
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Daselbst giengen freylich die
Gerichte an, als der Greuel der Verwüstung an der heiligen
Stätte geschehen ward; und weil wir heutiges Tages an keinen gewissen
Ort
gebunden und gewiesen sind, |
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Joh. IV, 23. |
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so ist GOttes Haus daselbst, wo zwey oder drey
versammlet sind, |
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- Matth. XVIII, 2.
- 1 Timoth. III, 15.
- Ebr. III, 5.
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So fängt nun das
Gericht an am Hause GOttes, wenn GOtt in seinem
Zorne ruffen
lässet: Erwürget beyde Alte, Jünglinge, Jungfrauen etc. etc. Wie kan aber dieses der
Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit GOttes gemäß seyn, daß in den Straf-Gerichten der
Anfang gemacht wird an dem Hause GOttes, da doch diejenigen, die zu seinem Hause
gehören, billig bey ihm in
Gnaden seyn solten? Hieran ärgerte sich freylich auch
Hiob |
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XXXI,
2. 3. |
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Allein von allen Menschen heist es, in
Vergleichung mit
GOtt: Siehe unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, |
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Joh. XV, 15; |
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vor GOtt ist niemand unschuldig, |
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2 B. Mos. XXXIV, 7. |
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und das ists, was GOtt selbst sagt:
Züchtigen will
ich dich mit Maasse, daß du dich nicht unschuldig haltest, |
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Jerem. XXX, 11. |
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So hat auch Augustin wohl geurtheilet: |
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„Daß unser Creutz und Trübsal, ehe die Sünden erlassen werden, derselben
wohlverdiente Strafen sind: Aber nach schon erlangter Vergebung gehöreten sie zum Kampf
und Übung der Gerechten.„ |
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. |
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Ja GOtt thut es seinen Hausgenossen zum Besten,
daß er an ihnen den Anfang macht, damit sie das Elend und den grossen
Jammer, der darauf folgen soll, nicht sehen mögen, |
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1 Kön. XIV, 13; |
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Daß aber dabey stehet: So aber zuerst an uns, was wills vor ein Ende werden mit
denen, die dem Evangelio GOttes nicht glauben, damit deutet Petrus
an, wie es zugehe, wenn es heist: Die frommen Leute sind weg aus dem
Lande, |
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Mich. VII, 2. |
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Augustinus
sagt sehr wohl: |
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„Auch die gehorsamen Söhne werden gezüchtiget, was werden erst die Schalcksknechte
zu gewarten haben?„ |
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Und Salomo sagt: So der Gerechte
auf Erden leiden muß, wie vielmehr der Gottlose und Sünder, |
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Sprichw. XI, 31. |
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Wenn auch die Frommen und Gläubigen durch viel
Trübsal ins Reich GOttes eingehen müssen, |
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Apostelg. XIV, 22; |
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wenn es ihnen sauer wird auf dem schmahlen Wege zu
wandeln, |
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Matth. VII, 13; |
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wenn Sie kaum vor ihre
Person
GOtt das Unglück abbitten können: So ist es ja kein
Wunder, wenn niemand mehr vor den Riß stehet, die Gottlosen zeitliche und ewige
Strafe
treffen muß. |
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Strauchs starcke und Milch-Speise …¶ |
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19) |
Offenbahr. Joh. XII, 12: Und weiß
(nehmlich der Teuffel), daß er wenig Zeit hat. |
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Obwohl der Satan den Tag oder die Stunde des Endes der Welt nicht weiß; So weiß er
doch aus etlichen Muthmassungen, und aus den
Zeichen des jüngsten Tages, welche in der
Schrifft zuvor verkündiget, und je länger je mehr erfüllet sind, daß es mit der
Welt, und seiner
Herrschafft
auf
Erden zu Ende gehe, und daß er also wenig Zeit mehr übrig habe. |
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Kairos bedeutet eigentlich, wie schon mehrmahls gesagt, nicht die Zeit insgemein,
sondern eine
bequeme Zeit, oder |
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{Sp. 775|S. 401} |
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gute Gelegenheit, die man hat, etwas zu thun. Es weiß der Teufel, daß er nicht mehr
solche Gelegenheit oder bequeme Zeit habe, wie bisher zu wüten, und zu toben. Eine grosse
Gelegenheit war ihm über 300 Jahre her nach und nach genommen worden: Erstlich durch
die Zukunfft des Sohnes GOttes ins Fleisch, da der Teuffel in Orakeln, in seinen Antworten,
und vermeynten Weissagungen bey den Heyden hat verstummen müssen: Hernach war ihm
durch die Predigt der Apostel in der gantzen
Welt, und jetzund durch die Bekehrung der
Römischen Kayser und des
Reichs zum Christlichen Glauben grosser Abbruch geschehen.
Darum braucht der Teuffel die Zeit und Gelegenheit vor sich, lässet keine Stunde und
Augenblick vorüber gehen, weil er weiß, daß es ihm hernach an gelegener Zeit mangeln
werde. |
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Es bedeutet aber auch das
Wort
kairos bisweilen die Zeit an sich selbst,
als |
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- 2 Timoth. III,
- 1. Ephes. VI, 18.
- Lucä XXI, 36.
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Deßwegen ist auch hier durch eine kurtze und
wenige Zeit wohl ausgedruckt wird. Es
heisset aber wenige Zeit, welche nun schon über tausend Jahre gewähret hat. Dieses
geschiehet nicht nach unserer Rechnung, sondern
GOttes wegen, vor welchem tausend Jahre sind, wie ein Tag, |
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2 Petri III, 8. |
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Es heisset wenige Zeit, wenn dieselbe gegen die noch übrige Zeit gehalten wird. Zur
Zeit Constantins des Großen hatte der Teuffel in die 4300 Jahre gewütet. In Ansehung
dieser Zeit war noch wenige Zeit übrig, noch weniger aber heutiges Tages. Daher heisset
auch die gantze Zeit des Neuen Testaments |
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1 Joh. II, 18 |
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Ebr. X, 37; |
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- es ist nahe kommen das Ende aller Dinge,
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1 Petri IV, 7. |
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Solches alles weiß der Teuffel; darum braucht er alle seine List,
Macht,
und Bosheit. Kurtz: Was ihm an der Zeit abgehet, das will er durch
Bosheit ersetzen. |
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Lucii Erklär. Apoc. Conc. …¶ |
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