Titel: |
Ravenspurg, Ravensburg |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
30 Sp. 1097 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 30 S. 558 |
Vorheriger Artikel: |
Ravensperg |
Folgender Artikel: |
Ravenspurg, ein Berg-Schloß |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Hauptartikel
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Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Ravenspurg, Ravensburg, Ravespurgum,
Ravenspurgum, Ravensburgum,
eine freye Reichsstadt in
Schwaben im Algöw an dem Flusse Schuß, nicht weit von dem
berühmten
Kloster
Weingarten und
Flecken Altorff gelegen. |
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Sie ist ziemlich fein, mittler Grösse, und mit Mauren wol verwahret. Zu
Carls des grossen Zeiten ist sie ein Sitz der
Grafen von
Altorff gewesen, wovon das Schloß auf dem St. Veitsberg an der
Stadt noch zu
sehen. Daher soll sie damals Grafenspurg oder der
Grafen Burg seyn genennet worden. Einige melden, daß unten am Fuß des
alten Gräflichen Schlosses ein
Dorff gelegen, so Gravenau oder
der Grafen Lustplatz genennet worden, wovon die Stadt hernach entstanden und
ihren
Namen bekommen, welches endlich mit vorigem fast auf eins hinaus läufft. |
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So viel ist indessen aus den Denckmahlen des Klosters Steingaden in Bayern
gewiß, daß Ravenspurg ehedessen eine
Municipal-Stadt der
Grafen
von Altorff gewesen; doch soll sie erst um das Jahr 1100 die Mauren bekommen
haben, und der Kayser Friedrich Barbarossa daselbst seyn gebohren worden. Ihre
Freyheit
aber hat sie erst zu Zeiten des Zwischen-Reiches bekommen. |
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Im Jahr 1311 hat die Schwäbische Ritterschafft ein Tournier allhier
gehalten. Wie denn in der
Stadt selbsten noch viele alte
adliche
Geschlechter
und
Patricii seyn. |
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In dem Städte-Krieg 1389 ist die |
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{Sp. 1098} |
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Stadt von denen
Hertzogen von Bayern und andern belagert worden. Im Jahr
1646 haben sie die Schweden zum theil ausgeplündert, hernach aber, als sie 1647
belagert wurde, geschützt. Jedoch musten die Schweden den Ort, nachdem sie das
vor der Stadt auf dem Berg liegende Österreichische Schloß verbrannt,
übergeben. |
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Worauf der
Westphälische Friede erfolgte, worin wegen Ravenspurg diese
Versehung gethan worden, daß die Catholischen und Augspurgischen
Confessions-Verwandten so wol in den Policey- als Kirchen-Sachen gleiches
Recht
mit einander haben, und die
Ämter beyderseits besetzen solten. Welches alles
durch den Executions-Receß der beyden
ausschreibenden Kreyß-Fürsten Constantz
und Würtemberg, als zu dieser
Sache von dem
Kayser ernennter Commissarien, zu
Lindau am Bodensee 1649 völlig ausgemacht und zu
Stande gerichtet worden. Allein
als nachmals die Catholischen dem Lindauischen Receß nicht völlig nachlebten,
brachten die Augspurgischen Confeßions-Verwandten von der
Kayserl. Commißion zu
Göppingen vom Jahr 1650 einen neuen
Befehl aus, krafft welchen der Streit
vollends beygelegt wurde. |
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Allhier wird noch ietzo ein
Kayserlich Landgerichte
gehalten. Das
Regiment der Stadt beruhet in dem kleinen Raths-Collegio, welches
aus 16 Personen,
als 2 Bürgermeistern, 4 geheimen, und 10 andern Personen bestehet. So denn ist
der Gemeinds-Rath, welcher aus 22 Personen bestehet. Endlich ist noch das
Stadtgericht, welches der Stadt Ammann nebst 12 Beysitzern versiehet. |
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Ihr Wappen ist im silbern Felde eine blaue Burg mit 2 Thürmen und offenem
Thor. Sie hat auch 2 Jahrmärckte, der erste auf Creutz Erhöhung, der andere auf
Martini. |
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Zuletzt ist noch zu wissen, daß die Stadt Ravenspurg die
Herrschafft
Smalneck besitzet, welche sie den ehemaligen
Grafen von Werdenberg und
Heiligenberg abgekaufft. Die Herrschafft ist nicht gar sonderlich und hat noch
darzu keine hohe Obrigkeit, sondern dependirt von der Landvogtey
Schwaben, in
deren Bezirck sie fast mitten inne gelegen. |
- Merian. topograph. ...
- Zeiler.
- Knippschild.
- Europ. Herold. ...
- Reusner. de
urb.
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